Der Fall Shah Bano stammt aus dem Jahr 1985. Damals sprach der Oberste Gerichtshof Indiens (Supreme Court) einer geschiedenen muslimischen Frau, Shah Bano, Unterhalt zu. Shah Bano war zum Zeitpunkt der Scheidung bereits 70 Jahre alt und hatte keine Einkommensquelle, da es in Indien kein soziales Absicherungssystem gibt. Nach der Scheidung verklagte Shah Bano ihren Ex-Ehemann, einen Rechtsanwalt, auf Zahlung von Unterhalt, solange sie nicht selbst in der Lage sei alleine dafür zu sorgen und sich nicht wieder verheiratete. Die Klage berief sich dabei auf den Criminal Procedure Code, das indische Strafgesetzbuch aus dem Jahr 1973, in dem in Section 125 ein solches Verfahren festgelegt ist. Jedoch erklärte sich der Beklagte damit nicht einverstanden und war nur bereit, Unterhalt für die Zeit der (nach islamischem Recht, die etwa 4 Monate umfassende Zeit, in der eine Frau nach Auflösung ihrer Ehe, durch Tod oder Scheidung des Ehemanns nicht wieder heiraten darf) zu zahlen. Der Madhya Pradesh High Court und später im Berufungsverfahren auch der Supreme Court entschieden im Sinne der Klägerin. Beide urteilten, dass das muslimische Personenrecht in diesem Fall nicht Anwendung finden könne. Der Supreme Court zitierte in der Urteilsbegründung den Koran 2:241: „Den entlassenen Frauen steht eine Ausstattung zu (wobei) in rechtlicher Weise (zu verfahren ist). (Dies gilt) als eine Verpflichtung für die Gottesfürchtigen.“ Das Urteil wurde durch islamische Rechtsgelehrte, die ʿUlamā' kritisiert, die dem Supreme Court auch das Recht absprachen, den Koran zu interpretieren. Die Rechtsgelehrten argumentierten, die islamische Ehe erkenne keine Unterhaltsansprüche seitens der Frauen an. Die indische Kongresspartei-Regierung unter Rajiv Gandhi, die fürchtete die Unterstützung der muslimischen Wähler zu verlieren, gab dieser strengen Auslegung nach und kippte das Gerichtsurteil 1986 durch die Verabschiedung des Muslim Women (Protection of Rights on Divorce) Act 1986. Dieses Gesetz schränkte das Recht von geschiedenen muslimischen Frauen auf Unterhaltsansprüche stark ein und revidierte die vorherige Entscheidung des Supreme Court. Spätere Entscheidungen indischer Gerichte sprachen wiederholt geschiedenen muslimischen Frauen jedoch sehr wohl das Recht auf Unterhalt durch den Ehemann über die Zeit der Iddah hinaus zu, so dass diese Frage weiterhin nicht abschließend geklärt scheint. Der Fall wird oft als Wendepunkt in der modernen indischen Politik betrachtet, da er zur Stärkung der Hindutva-Bewegung beigetragen hat. Viele Hindus begannen zu befürchten, dass lautstark protestierende Minderheitsgruppierungen zu unangemessenen Vorteilen gelangen könnten. Zu einem zentralen Punkt der Hindu-Nationalisten wurde daher die Abschaffung der muslimischen Sonderrechte im Bereich des Familien, Ehe- und Erbschaftsrechts und die Einführung eines uniform civil code, eines für alle Inder unabhängig von ihrer Religion gleichermaßen gültigen Zivilrechts. (de)
Mohd. Ahmad Khan v. Shah Bano Begum [1985 (1) SCALE 767 = 1985 (3) SCR 844 = 1985 (2) SCC 556 = AIR 1985 SC 945], commonly referred to as the Shah Bano case, was a controversial maintenance lawsuit in India, in which the Supreme Court delivered a judgment favouring maintenance given to an aggrieved divorced Muslim woman. Then the Congress government enacted a law with its most controversial aspect being the right to maintenance for the period of iddat after the divorce, and shifting the onus of maintaining her to her relatives or the Waqf Board. It was seen as discriminatory as it denied right to basic maintenance available to Muslim women under secular law. Shah Bano Begum who belonged to Indore, Madhya Pradesh, was divorced by her husband in 1978. She filed a criminal suit in the Supreme Court of India, in which she won the right to alimony from her husband. However, some Muslim politicians mounted a campaign for the verdict's nullification. The judgement in favour of the woman in this case evoked criticisms among Muslims, some of whom cited the Qur'an to show that the judgement was in conflict with Islamic law. It triggered controversy about the extent of having different civil codes for different religions in India. The case caused the Congress government, with its absolute majority, to pass the Muslim Women (Protection of Rights on Divorce) Act, 1986, which diluted the judgment of the Supreme Court and restricted the right of Muslim divorcées to alimony from their former husbands for only 90 days after the divorce (the period of iddah in Islamic law). However, in later judgements including the Danial Latifi v. Union of India case and Shamima Farooqui v. Shahid Khan, the Supreme Court of India interpreted the act in a manner reassuring the validity of the case and consequently upheld the Shah Bano judgement, and The Muslim Women (Protection of Rights on Divorce) Act 1986 was nullified. Some Muslims, including the All India Shia Personal Law Board, supported the Supreme Court's order to make the right to maintenance of a divorced Muslim wife absolute. (en)
L'affaire Shah Bano désigne un procès indien et les suites politico-judiciaires qui en découlent. Cette affaire joue un rôle important en Inde, à la fois dans la lutte pour les droits des femmes musulmanes et sur la place de la charia dans le corpus législatif. (fr)
L'affaire Shah Bano désigne un procès indien et les suites politico-judiciaires qui en découlent. Cette affaire joue un rôle important en Inde, à la fois dans la lutte pour les droits des femmes musulmanes et sur la place de la charia dans le corpus législatif. (fr)
Der Fall Shah Bano stammt aus dem Jahr 1985. Damals sprach der Oberste Gerichtshof Indiens (Supreme Court) einer geschiedenen muslimischen Frau, Shah Bano, Unterhalt zu. Shah Bano war zum Zeitpunkt der Scheidung bereits 70 Jahre alt und hatte keine Einkommensquelle, da es in Indien kein soziales Absicherungssystem gibt. Spätere Entscheidungen indischer Gerichte sprachen wiederholt geschiedenen muslimischen Frauen jedoch sehr wohl das Recht auf Unterhalt durch den Ehemann über die Zeit der Iddah hinaus zu, so dass diese Frage weiterhin nicht abschließend geklärt scheint. (de)
Mohd. Ahmad Khan v. Shah Bano Begum [1985 (1) SCALE 767 = 1985 (3) SCR 844 = 1985 (2) SCC 556 = AIR 1985 SC 945], commonly referred to as the Shah Bano case, was a controversial maintenance lawsuit in India, in which the Supreme Court delivered a judgment favouring maintenance given to an aggrieved divorced Muslim woman. Then the Congress government enacted a law with its most controversial aspect being the right to maintenance for the period of iddat after the divorce, and shifting the onus of maintaining her to her relatives or the Waqf Board. It was seen as discriminatory as it denied right to basic maintenance available to Muslim women under secular law. (en)