Heinrich Rickert war Sohn des Redakteurs und Politikers Heinrich Rickert. Er erhielt zunächst Privatunterricht in Danzig und Berlin und besuchte anschließend das Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ in Berlin. Er verließ die Schule bereits vor dem Abitur und hörte in den Jahren 1884 bis 1885 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Vorlesungen unter anderem bei Herman Grimm (Kunstgeschichte), Heinrich von Treitschke (Geschichte), Emil Du Bois-Reymond (Physiologie), bei Wilhelm Scherer (Poetik) sowie bei Friedrich Paulsen (Philosophie). Paulsens Vorlesungen gaben den Anstoß dafür, dass sich Rickert für die Philosophie entschied. Ab 1885 studierte er, nachdem er sein Abitur nachgeholt hatte, an der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg Philosophie besonders bei Wilhelm Windelband, zudem die Nebenfächer Nationalökonomie (bei Georg Friedrich Knapp und Lujo Brentano) sowie Physiologie (bei Friedrich Goltz). 1886 lernte er in Zürich privat den Philosophen Richard Avenarius kennen. 1888 wurde Rickert bei Wilhelm Windelband mit dem Thema „Zur Lehre von der Definition“ zum Dr. phil. promoviert. Nachdem er 1888 zunächst wieder nach Berlin zurückgekehrt war, übersiedelte er 1889 aus gesundheitlichen Gründen nach Freiburg im Breisgau. Dort habilitierte er sich 1891 bei Alois Riehl mit der Schrift „Der Gegenstand der Erkenntnis“ und wirkte danach an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zunächst als Privatdozent und ab 1894 als a.o. Professor für Philosophie. 1896 wurde er in Freiburg Ordinarius. 1915 habilitierte sich Martin Heidegger bei ihm mit einer Arbeit über Duns Scotus, die er angeblich nicht selbst gelesen hat. 1915 erhielt Rickert einen Ruf an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg als Nachfolger von Wilhelm Windelband. Sein Nachfolger in Freiburg wurde Edmund Husserl. Seine Kollegen in Heidelberg waren seinerzeit Hans Driesch, Karl Jaspers, Heinrich Maier, Hermann Glockner, Ernst Hoffmann und Erich Rothacker. Rickert gehörte zu den Gegnern der Phänomenologie (Rickerts Freiburger Nachfolger Edmund Husserl, Heidegger), der Lebensphilosophie (Henri Bergson) und der Existenzphilosophie (Karl Jaspers). 1932 wurde er emeritiert, vertrat seinen Lehrstuhl aber noch bis zum Sommersemester 1934. Sein Nachfolger wurde Ernst Krieck. Rickerts Mutter begleitete ihn zu seinen Vorlesungen, sein Schüler und Privatsekretär August Faust musste dem beleibten Professor aufs Katheder helfen. Für sein Faust-Buch, das er 1932 nach lebenslanger Beschäftigung mit dem Thema (auch in Vorlesungen) und mehreren Vorstudien veröffentlichte, wurde ihm im Jahr darauf die Goethe-Medaille verliehen. Weitere Schüler Rickerts sind Broder Christiansen (1869–1958), Bruno Bauch (1877–1942), Richard Kroner (1884–1974), Lenore Kühn (1878-1955), Günter Ralfs (1899–1960), Rudolf Zocher (1887–1976), Ioannis N. Theodorakopoulos (1900-1981), Panagiotis Kanellopoulos (1902-1986) und vor allem Emil Lask (1875–1915), mit dem er befreundet war und in dem er wohl auch seinen eigentlichen philosophischen Erben gesehen hatte.. Die beiden bildenden Künstler Franz Rickert (Goldschmied, 1904–1991) und Arnold Rickert (Bildhauer, 1889–1976) sind seine Söhne. Sein Nachlass befindet sich in der UB Heidelberg. (de)