Der kaschmirische Shivaismus ist eine monistische Schule und eine Weiterentwicklung des hinduistischen Shivaismus in Kaschmir, in der die religiösen Texte (Agamas) als unmittelbarer Ausdruck des höchsten Gottes Shiva betrachtet werden. Diese Form des Shivaismus wird auch Trika-Schule (Triade) genannt, während andere Formen des Shivaismus in Kaschmir sich auch auf Schulen wie Shaiva-Siddhanta, Shrividya (Heiliges Wissen) oder bestimmte Formen von Shiva wie Svaccandabhairava beziehen können. Der Kaschmir-Shivaismus entstand während des 8. oder 9. Jahrhunderts n. Chr. in Kaschmir und machte bis zum Ende des 12. Jahrhunderts große Fortschritte, sowohl philosophisch als auch theologisch.Er ähnelt dem Hindu-Tantra, da er seit Abhinavagupta eine Synthese verschiedener Tantraschulen und Einflüssen aus der Bhagavad-Gita ist. Beide haben das Shri-Yantra als Symbol. In der kaschmirischen Schule des Shivaismus gilt Shiva als das unerschaffene Absolute, das höchste Selbst, Prinzip des unendlichen Lichtes. Das Universum wird in dieser Theologie gedacht als Projektion Shivas, so dass es erfüllt ist von göttlichem Bewusstsein. Shivas Reflexion in Shakti enthält das Universum als Reflexion dieser Reflexion. Die Schöpfung findet durch 36 Hypostasen oder Kategorien (Tattvas) statt, vom reinen Geist (Shivatattva) bis zum Erdelement. Spanda wird als Shivas pulsierende Energie angesehen, die bewirkt, dass das Universum ewigwährend periodisch sich ausbreitet und wieder zusammenzieht. Cit (Sanskrit:Bewusstsein) gilt in dieser Schule als göttliches und allgegenwärtiges Bewusstsein und als die einzige Wirklichkeit. Materie ist danach nicht vom Bewusstsein getrennt. Im kaschmirischen Shivaismus wird angenommen, dass es in Wahrheit keine Kluft zwischen Gott und der Welt gibt. Die Welt stellt sich hier nicht als eine Illusion (Maya) wie im Advaita-Vedanta dar, sondern die Wahrnehmung der Dualität wird als die Illusion angesehen. Die Überwindung der irdischen Welt ist das Ziel der spirituellen Anstrengungen. Es liegt zwar eine Identität aller Wesen mit Shiva vor, doch sind diese unrein und von Maya beeinflusst, so dass die wahre Identität mit Shiva nicht realisiert wird. Aus diesem Grunde gibt es im kaschmirischen Shivaismus spirituelle Praktiken zur Wahrnehmung dieser Einheit mit Shiva. Die Wahrnehmung der Identität mit Shiva findet dann in einem Akt der direkten Intuition in bezug auf die wahre Realität statt. Sowohl im hinduistischen Shivaismus als auch im kaschmirischen Shivaismus hat Shiva einen schrecklichen oder dynamischen (Shivasutra) Aspekt in Form von Bhairava. Im Hinduismus ist über den Trimurti das Parabrahman bzw. das Satyalola . Abhinavagupta detaillierte dieses in vier weitere Ebenen oder Tattwas bis zum Paramshiva. "Der kashmirische Shivaismus hat sich zu einer Tiefe lebendigen Gedankenguts entwickelt wo sich verschiedene Ströme der menschlichen Weisheit in einer leuchtenden Synthese vereinigen." - Rabindranath Tagore (9 May 1861 - 7 August 1941) Nobelpreis in Literatur (1913). Diksha, Initiation durch den Guru, ist im kashmirischen Shivaismus von zentraler Bedeutung, denn diese führt zu Sadhana, spiritueller Praxis und Anugraha, göttlicher Gnade. Das Ziel des Sadhana ist die Befreiung im Leben, Jivanmukti. (de)
Der kaschmirische Shivaismus ist eine monistische Schule und eine Weiterentwicklung des hinduistischen Shivaismus in Kaschmir, in der die religiösen Texte (Agamas) als unmittelbarer Ausdruck des höchsten Gottes Shiva betrachtet werden. Diese Form des Shivaismus wird auch Trika-Schule (Triade) genannt, während andere Formen des Shivaismus in Kaschmir sich auch auf Schulen wie Shaiva-Siddhanta, Shrividya (Heiliges Wissen) oder bestimmte Formen von Shiva wie Svaccandabhairava beziehen können. (de)