Bismarcksäule (Hannover) (original) (raw)
Die Bismarcksäule um 1905
Ansichtskarte Nummer 4 von Ludwig Hemmer
Die Säule zwischen Papageienbrücke und Bismarckschule
Ansichtskarte Nummer 558 von Ernst Walther, aus der Sammlung von Rainer Hoffschildt
„Schneller Graben mit Bismarcksäule“,
Ansichtskarte Nr. 127, Norddeutsche Papier-Industrie, um 1905
Informationstafeln zur Bismarcksäule und zur Bücherverbrennung in Hannover am Ufer des Maschsees
Die Bismarcksäule in Hannover war anfangs ein Turm zum Zwecke erst patriotisch-nationaler, später auch nationalsozialistischer Großveranstaltungen: Die Säule auf dem Gebiet des später ausgeschachteten Maschsees[1] nahe dem Schnellen Graben[2] war am 10. Mai 1933 Schauplatz der Bücherverbrennung in Hannover.[1]
Nach dem Tod des Reichskanzlers Otto von Bismarck setzte deutschlandweit eine vor allem von Studenten getragene patriotische Kampagne ein, in deren Folge auch in Hannover ein besonderes Denkmal zu Ehren des verstorbenen Reichskanzlers initiiert wurde. So beschloss eine Versammlung aus dem Magistrat der Stadt und aus dem Bürgervorsteher-Kollegium gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Welfischen Partei am 27. August 1899 die Aufstellung eines Denkmals.[1]
Sieger des ausgeschriebenen Architektenwettbewerbes wurde 1901 der Hannoveraner Alfred Sasse. Nach seinen Plänen entstand von 1903 bis 1904[1] innerhalb der Aegidienmasch in Höhe der Geibelstraße[3] ein 20 Meter hoher Turm, auf dessen Spitze eine von vier Drachenköpfen umgebene Feuerschale errichtet war. Die begehbare Säule konnte bis zu einer Aussichtsplattform in 16 Metern Höhe bestiegen werden.[1] Gestiftet wurde der Bau durch die hannoversche Studentenschaft.[4]
Nach dem Bau wurden zahlreiche national-patriotische Veranstaltungen an der Säule ausgetragen, insbesondere mehrfach am 18. Oktober, dem Jahrestag des Sieges über die Besatzungstruppen des französischen Kaisers Napoléon Bonaparte in der Völkerschlacht bei Leipzig.[1]
Kurze Zeit nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde die Bismarck-Säule am 10. Mai 1933 zum Schauplatz der insbesondere von Studenten getragenen Bücherverbrennung in Hannover.[5]
Die letzte Großveranstaltung an der Bismarck-Säule fand am 24. September 1933 statt mit dem Aufmarsch des Stahlhelm-Bundes der Frontsoldaten. Anlass war dessen Anschluss an die SA.[1]
Nach zuvor mehr als ein Vierteljahrhundert währender Diskussionen über den Bau des Maschsees und dem Beschluss des Bürgervorsteher-Kollegiums im Oktober 1932, den See unter Zuhilfenahme von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen anzulegen, wurden unter Leitung des Stadtbaurates Karl Elkart die Bauarbeiten für den Maschsee im März 1934 begonnen[6] und hierzu die im Grabungsgebiet stehende Bismarcksäule im Sommer 1935 restlos abgebrochen.[1]
- Bismarckdenkmal
- Bismarckturm
- Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Der Maschsee in Hannover. Seine Entstehung und Geschichte, mit Beiträgen von Ernst August von der Haar u. a., Schlütersche, Hannover 1986, ISBN 3-87706-046-3, S. 17–20
- Günter Kloss, Sieglinde Seele: Bismarck-Türme und Bismarck-Säulen. Eine Bestandsaufnahme, Petersberg: Imhof, 1997, ISBN 3-932526-10-4
- Hugo Thielen: Bismarck-Säule. In: Stadtlexikon Hannover, S. 68; auch abgedruckt Serie / Auszüge aus dem „Stadtlexikon Hannover“, Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 30. September 2009
- Rainer Hoffschildt: Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. In: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover. Verein zur Erforschung der Geschichte der Homosexuellen in Niedersachsen, Hannover 1992, Selbstverlag, ISBN 3-9802909-0-5
- Anke Dietzler: Bücherverbrennung in Hannover am 10. Mai 1933. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 37 (1983), S. 100–121
- Carola Schelle: Die Bücherverbrennung in Hannover. In: Stichtag der Barbarei, hrsg. von Niels Schiffbauer und Carola Schelle, Hannover 1983, S. 55–63
- Klaus Mlynek: Bücherverbrennung. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 92.
- Bismarckturm Hannover beim Infoportal Bismarcktürme
- Corinna Luedtke: Hannover im Wort, ein Projekt in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover und der Region Hannover
- Felix Schürmann: Bismarck-Säule, in: Spuren des Kolonialismus in Hannover, einer Webseite des gleichnamigen Projektes am Historischen Seminar der Universität Hannover
- Andreas-Andrew Bornemann: Hannoversche Brunnen | Denkmale und Skulpturen / Bismarcksäule (Bismarckdenkmal), mit verschiedenen Ansichtskarten und Fotos
- Kolorierte Ansichtskarte Bismarck-Säule der Studentenschaft Hannover von G. Latwesen auf dem Bildarchiv prometheus, Pictura Paedagogica Online, Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung, Berlin
- Gedenkort Bücherverbrennung an der Geibelbastion beim Netzwerk Erinnerung und Zukunft e.V.
- ↑ a b c d e f g h Hugo Thielen: Bismarck-Säule (siehe Literatur)
- ↑ Vergleiche die Dokumentation bei Commons (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
- ↑ Lageskizze in: Der Maschsee, PDF-Dokument (5,96 MB) des FB Bildung und Erziehung
- ↑ Klaus Mlynek: Bücherverbrennung. In: Stadtlexikon Hannover, S. 92
- ↑ Rainer Hoffschildt: Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. In: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover. Verein zur Erforschung der Geschichte der Homosexuellen in Niedersachsen, Hannover 1992, Selbstverlag, ISBN 3-9802909-0-5, S. 87ff.
- ↑ Waldemar R. Röhrbein: Maschsee. In: Stadtlexikon Hannover, S. 430ff.
52.3568379.73953Koordinaten: 52° 21′ 24,6″ N, 9° 44′ 22,3″ O