Kämpfelbach (original) (raw)

Wappen Deutschlandkarte
KämpfelbachDeutschlandkarte, Position der Gemeinde Kämpfelbach hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 56′ N, 8° 37′ O48.9344444444448.6244444444444284Koordinaten: 48° 56′ N, 8° 37′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Enzkreis
Höhe: 284 m ü. NHN
Fläche: 13,62 km2
Einwohner: 6468 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 475 Einwohner je km2
Postleitzahl: 75236
Vorwahlen: 07231 (Ersingen), 07232 (Bilfingen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: PF
Gemeindeschlüssel: 08 2 36 074
Adresse der Gemeindeverwaltung: Kelterstraße 1 75236 Kämpfelbach
Website: www.kaempfelbach.de
Bürgermeister: Thomas Maag
Lage der Gemeinde Kämpfelbach im Enzkreis
KarteKarte

Kämpfelbach ist eine Gemeinde im Enzkreis in Baden-Württemberg etwa sieben Kilometer von der Stadt Pforzheim entfernt.

Ersingen, altes Haus, denkmalgeschützt, in der Nähe der alten Kelter

Die Gemeinde Kämpfelbach liegt im Übergangsgelände zwischen Kraichgauer Hügelland und Nordschwarzwald. Dieses Gelände bildet auch den Übergang zwischen Buntsandstein und Kalkstein.

Das Gewässer Kämpfelbach gab der Gemeinde ihren Namen. Er entspringt in Ispringen und mündet nach einer Gesamtlänge von zwölf Kilometern bei Remchingen-Singen in die Pfinz.

Kämpfelbach grenzt an die Gemeinden Ispringen, Eisingen, Königsbach-Stein, Remchingen (Gemarkung Wilferdingen), Keltern (Dietlingen) und Pforzheim (Brötzingen).

Die Gemeinde Kämpfelbach besteht aus den beiden ehemaligen Gemeinden Bilfingen und Ersingen. Der ehemalige Ersinger Ort „Sperlingshof, Kinderheim“ gehört heute zu Remchingen. Außerdem liegen im Gebiet von Ersingen die Wüstungen Bohningen, Weilerle und Kloster.[2]

Ersingen Ansicht Zentrum vom Ameisenberg mit Kirche davor ehem. Zehntscheuer (1598). Ab 1829 Schule bis 1965.

Grabhügel der Hallstattperiode finden sich im Gewann Rainwald, Ernstenfeld, Kühlloch und Bernel. Diese werden auf 900–500 v. Chr. datiert.

Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde Bilfingen im Jahr 1193 und Ersingen im Jahr 1197. Dies geschah in päpstlichen Bullen, in denen Coelestin III. dem Kloster Frauenalb seine Freiheiten und Besitzungen in Ersingen und Bilfingen bestätigt. Die Namen der Dörfer Ersingen und Bilfingen sind alemannischen Ursprungs. Um 260 n. Chr. besiedelten die Alemannen dieses Gebiet. Den Ansiedlungen gaben sie die Namen ihres Sippenältesten, unter Hinzufügen der Silbe -ingen. Bilfingen ist dabei wohl nach einem Binolf und Ersingen nach einem Ergeso benannt.

Bilfingen 1900

Die beiden Dörfer haben mehr gemeinsam als auf den ersten Blick zu ahnen ist. Die Dörfer Ersingen und Bilfingen bildeten schon im Mittelalter eine Marktgenossenschaft und ein Doppeldorf mit einer gemeinsamen Verwaltung. Beide Gemeinden besaßen ein gemeinsames Stadt- und Marktrecht. Von den Nachbardörfern unterschieden sie sich nicht nur in der Religionszugehörigkeit, sondern auch die Landesherren unterschieden sich.

1357 starben durch die Pest in den Dörfern Ersingen und Bilfingen 232 Menschen. Die Überlebenden legten ein Gelübde ab und begehen seit damals jedes Jahr am 7. September den Gelübdetag. Im Jahre 2007 feierte die Pfarrgemeinde den 650. Gelübdetag.

Die Geschichte der Dörfer ist eng mit der des Klosters Frauenalb verbunden. 1248 wird die Ersinger Kirche dem Kloster Frauenalb einverleibt. Durch weitere Zukäufe ist das Kloster ab dem Jahr 1517 fast im Besitz der ganzen Gemarkung Ersingen und Bilfingen. Als Eigentum des Klosters wurde den Gemeinden der katholische Glaube aufgezwungen. Dies änderte sich 1598, als die Landes- und Schirmherrschaft über die Besitztümer des Klosters vom Hause Baden-Baden auf Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach überging. Nach dem Grundsatz cuius regio, eius religio mussten die Bewohner(innen) zum Calvinismus konvertieren. In diesem Zuge wurde auch das Kloster Frauenalb aufgehoben. Als der Markgraf Wilhelm von Baden-Baden im Jahr 1625 wieder in den Besitz der beiden Dörfer kam, wurden sie wieder katholisch. Im Jahre 1631 wurde das Kloster Frauenalb wiedererrichtet. Ab diesem Jahr bis zur Säkularisation 1803 waren die beiden Dörfer wieder im Besitz des Klosters Frauenalb.

Ersingen ehemalige Johannes Baptistae Kirchenburg heute katholische Pfarrkirche Christkönig mit quadratischem Turmschaft vor 1258

Mit der Säkularisation 1803 wurden die Dörfer Teil des Kurfürstentums und seit 1806 des Großherzogtums Baden und waren seit 1821 Bestandteil des Oberamts Pforzheim, seit 1864 des Bezirksamts Pforzheim und seit dem 25. Juni 1939 des Landkreises Pforzheim.

1945 wurden die Ortschaften Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der die Gemeinden zum Enzkreis kamen.

Im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg erinnerte man sich an die gemeinsame Vergangenheit. Am 1. Juli 1974 haben sich die beiden bis dahin selbständigen Gemeinden Bilfingen und Ersingen zur neuen Gemeinde Kämpfelbach zusammengeschlossen.[3]

Der Gemeinderat in Kämpfelbach umfasst 18 Personen. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis.[4]

Parteien und Wählergemeinschaften %2024 Sitze2024 %2019 Sitze2019 Kommunalwahl 2024 %403020100 35,81 %33,85 %17,63 %12,71 % FWCDUSPDMuU Gewinne und Verluste im Vergleich zu 2019 %p 4 2 0 −2 −4 −6 +0,65 %p+1,57 %p+3,31 %p−5,54 %p FWCDUSPDMuU
FW Freie Wähler Kämpfelbach 35,81 7 35,16 6
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 33,85 6 32,28 6
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 17,63 3 14,32 3
MuU Mensch und Umwelt 12,71 2 18,25 3
gesamt 100,0 18 100,0 18
Wahlbeteiligung 68,41 % 67,64 %

Bürgermeister der Gemeinde ist seit dem 24. Oktober 2022 Thomas Maag.[5] Er wurde am 24. Juli 2022 mit 59,9 Prozent der Stimmen gewählt. Er folgte Udo Kleiner nach, der von 2006 bis 2022 amtierte. Kleiner wurde 2014 mit 86 % der Stimmen wiedergewählt.[6] Bei der Bürgermeisterwahl 2022 trat Kleiner nicht erneut an.

Kämpfelbach gehört dem Gemeindeverwaltungsverband Kämpfelbachtal an. Dieser hat seinen Sitz im Rathaus in Königsbach-Stein (Ortsteil Stein).

Das Wappen der Gemeinde Kämpfelbach wird seit 1976 in seiner heutigen Form benutzt. Es ist die vom Generallandesarchiv überarbeitete Form eines Entwurfs, der im Rahmen eines Wettbewerbs vorgestellt worden war. Es zeigt in Gold (Gelb) einen roten Schräglinksbalken, belegt mit zwei goldenen Lilien.

Der Schild geht zurück auf das Wappen des Hauses Baden-Baden. Die zwei Lilien weisen auf die beiden Ortsteile Ersingen und Bilfingen hin. Die Lilien waren schon auf dem Wappen des Frauenalbischen Doppeldorfes Ersingen-Bilfingen zu sehen. Wahrscheinlich gehen die Lilien zurück auf Katharina von Remchingen, eine Äbtissin des Klosters Frauenalb (Amtszeit 1537 bis 1550).

Wappen der früheren Gemeinden:

Kämpfelbach hat eine Gemeindepartnerschaft mit Civitella in Val di Chiana in der Toskana.[7]

Der Verein Mäddich-Bühne führt regelmäßig im Frühjahr Theateraufführungen in Mundart durch. Die Stücke werden von Wolfgang Haberstroh, Mitglied der Laienspielgruppe und 1. Vorsitzender, selbst geschrieben und in einer Gaststätte in Bilfingen aufgeführt.

Der Verein Heimatpflege und Kultur Kämpfelbach renovierte den Speicher der Zehntscheuer (Bürgerhaus), um dort Exponate auszustellen, die die Geschichte des Ortes und der Region repräsentieren. Im Oktober 2005 öffnete das Heimatmuseum Kämpfelbach seine Pforten.

Ersingen Ölberggruppe

Kind beim Scheibenschlagen am Scheibenplatz

Das Scheibenschlagen ist ein alter heidnischer Brauch, welcher in Ersingen am Fastnachtssonntag und Rosenmontag durchgeführt wird. Dabei werden kleine Holzscheiben auf Haselnussstecken im Feuer zum Glühen gebracht und dann über den Scheibenbock (Abschussrampe) ins Tal geschleudert. Ersingen ist das nördlichste Dorf, das diesen – vor allem im alemannischen Sprachraum verbreiteten – Brauch durchführt. Von der langen Tradition des Scheibenschlagens in Ersingen zeugt der Flurname Scheibenplatz, welcher das erste Mal 1532 als „schyblechten bletz“ urkundlich erwähnt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Scheibenschlagen zeitweise verboten. Das Naziregime, welches auf die Bewahrung der alten germanischen Traditionen aus war, führte diesen Brauch wieder ein, welcher von der Hitlerjugend organisiert und durchgeführt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das Scheibenschlagen eine Zeit lang in Vergessenheit, bis es von der 1956 gegründeten Karnevalsgesellschaft Fledermaus wieder zum Leben erweckt wurde.

Durch Kämpfelbach führt die Landesstraße 570. Südlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 10, die Anschluss an die Bundesautobahn 8 ermöglicht.

Kämpfelbach liegt an der Bahnstrecke Karlsruhe–Mühlacker(–Stuttgart). Im Gemeindegebiet gibt es die drei Haltepunkte Bilfingen, Ersingen und Ersingen West, die von Stadtbahnzügen der Linie S 5 im 20/40-Minuten-Takt angefahren werden.

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 547–548
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 490 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  4. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
  5. Der Neue legt direkt los. In: kaempfelbach.de. 3. Januar 2022, abgerufen am 3. November 2022.
  6. https://www.kaempfelbach.de/de/rathaus/archiv/udo-kleiner-erneut-zum-buergermeister-von-kaempfelbach-gewaehlt-id_694/
  7. Besuch aus Civitella vom 2. – 4. September 2011
  8. Ulrike Kalbaum: Romanische Türstürze und Tympana in Südwestdeutschland: Studien zu ihrer Form, Funktion und Ikonographie. Waxmann Verlag, 2011, abgerufen am 3. Februar 2019.