Ein Porsche, der (nicht) fährt (original) (raw)

Seine Familie verdient ihr Geld seit Generationen mit teuren Autos. Daniell Porsche schreibt stattdessen Gedichte und investiert sein Vermögen in soziale Projekt. Wieso macht er das?

Zugegeben, ein wenig seltsam klingt das schon. Wenn der Spross einer Luxuswagen-Dynastie nicht den ausgetretenen Berufs-Pfad seiner Vorfahren einschlägt und sein Erbe stattdessen lieber an andere weitergibt.

Daniell Porsche hat genau das gemacht. Und seltsam klingt das für ihn nicht. Auch weil er dem Familienunternehmen Porsche nicht gänzlich den Rücken gekehrt hat: „Ich bin in der Firma schon noch als Gesellschafter und auch finanziell Beteiligter involviert“, sagt er. Nur seine tägliche Arbeit sind die Autos eben nicht.

Der 34-jährige Urenkel von Ferdinand Porsche I., der einst den VW-Käfer erfand, und Sohn von Hans-Peter Porsche, früherer Manager der in Stuttgart ansässigen Porsche AG, hilft stattdessen lieber „seelenpflegebedürftigen“ Kindern, wie er es nennt. Der ausgebildete Musiktherapeut und überzeugte Anthroposoph lebt mit seiner Frau Aglaia Porsche nahe Salzburg. Schon seit seiner Kindheit, sagt er, sei es ihm wichtig gewesen, „die Brücke zwischen Geld, Macht, Reichtum und sozialer Hilfe zu schlagen.“

Den Grundstein für sein soziales Interesse hätten schon seine Eltern gelegt. Sie waren mit dem zwei Jahre alten Daniell von Stuttgart nach Salzburg gezogen und hatten ihn dort in den Waldorfkindergarten und danach in die Waldorfschule geschickt. Zurück in Deutschland maturierte er an der Rudolf-Steiner-Schule in Stuttgart und studierte anschließend in Berlin anthroposophische Musiktherapie.

Der Vater zweier Kinder (eine Tochter, ein Sohn) begann im Jahr 2003 als Musiktherapeut für die Paracelsus-Schule Salzburg zu arbeiten, eine Bildungsstätte für rund 35 seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche. Für großes Aufsehen sorgte sein Engagement an der Schule spätestens im Jahr 2005, als die Schule nach St. Jakob am Thurn siedelte und dort in ein eigens gebautes Gebäude zog – das sieben Millionen Euro kostete, die gänzlich von Daniell Porsche bezahlt wurden. Viel Geld für einen guten Zweck. Selbst für einen Porsche-Erben. Weil er aber nicht unendlich viel Geld besitzt, um die Schule zu finanzieren (die Jahreskosten betragen 900.000 Euro, der Bund steuert 400.000 Euro bei), begann Porsche nach neuen Einnahmequellen zu suchen. Eine davon: „Der Zitronenfalter“. Nach dem ersten Buch „Das Vorhangschloß“ handelt es sich dabei um den zweiten Gedichtband von Porsche (mit Zeichnungen von Manfred Kliwek), von dessen Verkaufspreis je zehn Euro an die Schule gehen. Anfang November stellte Porsche das Buch in Salzburg vor – mit Unterstützung von Schauspieler Karl Merkatz und der Fürstin Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn, die versprach, einige der Paracelsus-Schüler im kommenden Sommer in ihrem Sommerhaus in Fuschl zu empfangen.

Das Doppel-„ll“ in seinem Vornamen hat Porsche übrigens dem früheren Hund seines Onkels Ferdinand Alexander zu verdanken, der den Porsche 911 erfand. Dessen Dogge hieß nämlich Daniel. Und um Verwechslungen vorzubeugen, bekam der menschliche Daniel eben ein zweites „l“ dazu.

Apropos Familie: Daniell Porsche bekommt durchaus Unterstützung von seiner Großfamilie. In moralischen, wie in finanziellen Dingen. Da drückt er bei Spendenaktionen für die Paracelsus-Schule auch schon mal den Verwandten die Zahlscheine in die Hand. Umgekehrt lässt ihn das Familienprodukt Auto auch nicht so leicht los: Seine Abschlussarbeit an der Waldorfschule war ein selbst gebautes Gefährt. Allerdings eines mit Solarbetrieb. Und ja, er selbst fährt auch einen Porsche, einen Cayenne. Und kann damit sehr gut leben: „Denn ohne diese Autos, hätte ich nicht das Geld, um helfen zu können.“

ZUR PERSON

Daniell Porsche, geb. 1973 in Stuttgart, als Urenkel von Autokonstrukteur Ferdinand I. Porsche und Sohn von Hans-Peter Porsche. Kindheit und Schulzeit in Salzburg, danach Ausbildung zum Musiktherapeuten. Porsche ist seit 2003 an der Paracelsus-Schule in Salzburg tätig und schreibt Gedichte. Sein jüngstes Buch heißt: „Der Zitronenfalter“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2007)

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