Arthur Schopenhauer zwischen Bewunderung und Unverst�ndnis (original) (raw)

“ Die �ber Schopenhauer�s Philosophie theils f�r, theils wider dieselbe erschienenen Schriften und Journalartikel bilden beinahe eine kleine Literatur. Auch in das Ausland ist Schopenhauer�s Ruf gedrungen, namentlich brachte die Westminster Review einen langen Artikel �ber ihn, den Frauenst�dt in deutscher �bersetzung seinen Briefen �ber die Schopenhauer�sche Philosophie vorangesetzt hat.

Schon lange jedoch, ehe Schopenhauer ber�hmt geworden, gaben Goethe und Jean Paul ihr Urteil �ber ihn ab. Goethe tat dies in den Tag- und Jahresheften von 1819, wo er von Schopenhauer als einen �meist verkannten` jungen Mann redet.

Jean Paul z�hlt in der _Kleinen Nachschule zur �sthetischen Vorschul_e Schopenhauer�s Welt als Wille und Vorstellung unter den Schriften auf, die ihm nicht genug Lob erhalten zu haben scheinen. Er nennt diese Schrift ein �genialphilosophisches, k�hnes, vielseitiges Werk voll Scharfsinn und Tiefsinn`, das er aber nur loben, nicht unterschreiben kann, wegen seiner oft �trost- und bodenlosen Tiefe, vergleichbar dem melancholischen See in Norwegen, auf dem man in seinen Ringmauern von steilen Felsen nie die Sonne, sondern in der Tiefe nur den gestirnten Taghimmel erblickt, und �ber welchen kein Vogel und keine Woge zieht`. (1)

Wie es Jean Paul ging, so ging es auch den begeisterten Anh�ngern und Verehrern Schopenhauer`s in der Gegenwart, selbst Frauenst�dt: sie konnten seine Philosophie nur loben, aber nicht unterschreiben. Namentlich ist es das pessimistische Resultat der Schopenhauer�schen Philosophie, in dem sie mit dem Buddhaismus zusammentrifft, was Ansto� erregt, der Gedanke n�mlich, da� die Welt vom �bel ist und die Erl�sung daher nur zu erwarten steht von der Verneinung des Willens zum Leben, der das Wesen und den Kern der Welt bildet. (2)

Anmerkungen

(1) Wie bereits in Anm. 1 zu Arthur Schopenhauer (4) erw�hnt, beschreibt Schopenhauers Philosophie nicht blo� das Leid dieser Welt, sondern enth�lt, was oft verkannt wird, den Ausblick auf Erl�sung. Sie ist in ihrem Kern eine philosophisch untermauerte Erl�sungslehre und durchaus vergleichbar mit der Erl�sungsmystik der altindischen Religionen, vor allem der Upanishaden und des Mahayana-Buddhismus.

> Arthur Schopenhauer und die Mystik

> Arthur Schopenhauer und die indischen Religionen

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