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Waldhof-Quiz keine Lösung

Eintracht Frankfurt — SV Waldhof 2:1 (1:0)

Horst Kichhefels Bericht vom Riederwald

Die Waldhöfer stellten die Zuschauer vor eine erst nach etlichen Minuten zu lösende Quizfrage: wer spielt wo? Die Numerierungen stimmten nicht mit der Aufstellung überein. So spielte Rößling (2) Stopper, deckte Höfig (5) Kreß, stand Kleber (3) als rechter Verteidiger, deckte Heusermann (6) Mittelstürmer Feigenspan, bewachte Cornelius (4) Sztani und betätigte sich Pilz (10) in Wirklichkeit als Läufer. Na, wenigstens bei Kirchhoff und den restlichen vier Stürmern stimmte die Numerierung. Die Eintracht hatte also einen defensiv eingestellten Gegner vor sich und damit ist eigentlich alles gesagt.

Es liegt der Mannschaft nicht, gegen solche Gegner zu spielen, und mancher Zuschauer, der geglaubt hatte, der unbeschwerte Pokalzauber werde sich angesichts des nüchternen Punktealltags fortsetzen, wurde enttäuscht. Doch, wer einem derartigen Defensivspiel mit felsenfester Gewißheit entgegengesehen hatte, der blieb zufrieden (und genügsam). Lief doch das Eintrachtspiel zu Anfang zauberhaft schön durch die tiefgestaffelte Waldhof-Abwehr. Erlebte man einen echten Pfaff-Freistoß und ein tolles Feigenspan-Tor. Da nahm man das Mißgeschick beim Gegentreffer gerne in Kauf.

Vielleicht hätte man die Flügel mehr einsetzen sollen. Kreß mußte mehr den Zuschauer spielen als ihm lieb war. Aber wichen doch Sztani und Feigenspan gerne auf die Flügel aus, dafür wechselten Kreß und Lindner nach innen. Vielleicht bevorzugte man eine Idee zu stark das Mittelfeld, aber stießen nicht Schymik und Höfer (!) an der Außenlinie entlang nach vorne? Die Zusammenballung in der Waldhofhälfte war arg, doch wer mochte es den Gästen verdenken. Steht ihnen doch das Wasser bis zum Hals.

Nur ein Wunder könnte die Waldhöfer retten, ein Wunder oder ein völlig anderer Sturm. Denn was dieser sogenannte Sturm hinlegte war reine, konfuse Hilflosigkeit. Da mochte die Abwehr noch so rackern, da mochte Kirchhoff die tollsten Paraden zeigen, was nutzte das alles, der Sturm brachte nichts zu Wege. Gegen Ende merkte man dann, daß es mit der Kondition der Waldhöfer nicht weit her war. Man ersetzte dieses Manko ungerührt durch Härte und verdarb sich dadurch alle Sympathien.

Kirchhoff war Waldhofs bester Mann, er wollte es seinen Landsleuten zeigen. Die beiden Tore, die er hinnehmen mußte, waren unhaltbar. Zuerst drehte sich Pfaffs Freistoß in einer Parabel in die obere Torecke, so einen Ball hätte nicht einmal ein Zamorra gehalten! Feigenspans Bombenschuß bekam Kirchhoff zwar zu fassen, aber das regennasse Leder hatte soviel Fahrt, daß es nach oben sprang, die Lattenkante traf und von dort aus ins Tornetz sauste.

Waldhofs Sturm war der schwache Punkt bei den Gästen — und trotzdem ein Tor? Ein Tor, man muß sagen ein Geschenk. Horvat rutschte etwas, Lebefromm konnte sich die Torecke aussuchen, aber Loy hechtete in die bedrohte Gegend. Leider bekam er den Ball nicht, der lag in der anderen Torecke. Lebefromms Schuß war nämlich von Höfer abgeprallt. Es sagt doch alles, daß Waldhof erst in der 65. Minute zum ersten Eckball kam. Und doch hätte es ein 2:2 werden können, wenn nicht Höfer für den geschlagenen Loy neben dem Pfosten gerettet hätte. (aus 'Der neue Sport' vom 20.04.1959)

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