Spreewald - Geschichten aus Sachsen (original) (raw)
Und da� dem Netze dieser Spreekan�le Nichts von dem Zauber von Venedig fehle, Durchfurcht das endlos wirre Flu�revier In seinem Boot der Spreewalds-Gondolier.
Im Sommer 1859 war er von seinem Wohnort Berlin mit dem Nachtzug nach L�bben gereist, um, unter anderem bei einer Kahnfahrt, die Reize des Spreewaldes zu erfahren. Und nat�rlich verarbeitete der Schriftsteller das Erlebte sofort literarisch: Seine Reisebeschreibung erschien zun�chst in der �Preu�ischen Zeitung�. 1882 arbeitete er den Text in den vierten Band der �Wanderungen durch die Mark Brandenburg� ein, der den Titel �Spreeland� tr�gt.
Bis heute sind die �Wanderungen� popul�r und inspirieren zum Reisen auf Fontanes Spuren.
Diesen Vers stellte Theodor Fontane (1819 - 1898) seinem Reisebericht voran, der den Titel
�In den Spreewald�
tr�gt
Aber auch ein heute weniger bekannter Autor war zu seinen Lebzeiten und in seiner Region ein sehr produktiver und beliebter Reiseschriftsteller. Der Sachse Otto Eduard Schmidt (1855 - 1945) durchwanderte seine Heimat und verfasste Berichte �ber seine Erlebnisse, �hnlich wie Fontane Jahrzehnte vor ihm.
Allerdings bediente er sich eines kleinen Tricks. Das K�nigreich Sachsen war, Dank wiederholter Allianzen mit den �falschen�, n�mlich den verlierenden Verb�ndeten, immer wieder gezwungen gewesen, Land abzutreten und war nach und nach immer kleiner geworden. Als der erste Band seiner Wanderungen 1902 erschien, trug er den Titel �Kurs�chsische Streifz�ge� - damit hatte Schmidt �seinen� geografischen Raum geschickt ausgeweitet!
1904 erschien der zweite Band mit dem Titel �Wanderungen in der Ober- und Unterlausitz�. So wollen wir uns, unbesehen, ob dieser nun s�chsisch oder preu�isch war und heute brandenburgisch ist, mit Otto Eduard Schmidt von Sachsen aus auf in den Spreewald machen!
Theodor Fontane
Spreewaldlandschaft
Statt die Bahnverbindung zu nutzen, will Schmidt sich dem Spreewald �ganz allm�hlich� n�hern. Von Altd�bern geht es Richtung Vetschau / Weto�ow. Einen ersten Zwischenstop legt er in Ogrosen / Hogroznaein, weil ihn das Ensemble des �altert�mlichen Kirchleins� und der davor stehenden �Linde von ungew�hnlicher Gr��e und Sch�nheit� so fasziniert, dass er und sein Begleiter spontan �von den R�dern sprangen�.
Also war Herr Schmidt vor �ber hundert Jahren mit einem Fortbewegungsmittel unterwegs, das heute bei sportlichen und umweltbewussten Ferieng�sten wieder voll im Trend liegt - dem Fahrrad! Und der Spreewald bietet sich f�r einen Fahrradurlaub geradezu an: Der eigens angelegte �Gurkenradweg� f�hrt �ber eine Gesamtl�nge von 250 Kilometern einmal rund um und durch den ganzen Spreewald, er ber�hrt viele Orte und ist - da es kaum Steigungen gibt - relativ leicht zu bew�ltigen. Folgen Sie einfach dem Logo der Rad fahrenden Gurke!
Buchtitel und Illustration
Auf dem Weg fallen Schmidt �die aufgeschlitzten B�ume� auf, gemeint d�rften haupts�chlich Weiden sein. Diese in der Mitte gespaltenen B�ume sind zwar typisch f�r den Spreewald, aber keineswegs eine regionale Laune der Natur, denn sie wurden mutwillig durchl�chert! Allerdings nicht, um dem Baum zu schaden, sondern um einem kleinen Kind zu helfen.
Wenn Eltern feststellen mussten, dass eines ihrer Kinder schwach und kr�nklich war, suchten sie einen jungen Weidenbaum, dessen Stamm sie mit einer Axt l�ngs spalteten. Durch diesen Spalt steckte die Mutter ihr Kind, w�hrend der Vater den Baum auseinander zog, wobei er sorgf�ltig darauf achtete, dass die Krone unversehrt blieb. Schmidt schreibt als Erkl�rung: �Man denkt sich den Baum beseelt und meint nun, da� er seine gesunde Lebenskraft bei der Zeremonie mit der kranken des Kindes vertausche.� Doch damit nicht genug, es gilt nun das B�umchen weiterhin zu beobachten, denn: �der aufgeschlitzte Baum dient auch als Orakel. Geht er ein, so ist das ein schlimmes Zeichen f�r die Lebensdauer des durchgesteckten Kindes. W�chst er trotz der schweren Verwundung weiter, so hat auch das Kind ein langes Leben.�
Zum Abschluss soll, nachdem s�chsische und preu�ische Schriftsteller zitiert worden sind, ein norddeutscher Dichter zu Wort kommen. 1875 ver�ffentlicht der in Husum geborene Theodor Storm (1817 - 1888) seine Novelle �Psyche�.
Der Hauptdarsteller, ein in Berlin lebender jungen Bildhauer, wei� nicht, wie er mit seiner unerkl�rten Liebe zu einer jungen Frau umgehen soll, und denkt irgendwann an den R�ckzug in eine vergangene Idylle - in den Spreewald:
�Soviel stand fest, er wollte fort; er hatte das Bed�rfnis, ganz mit sich allein zu sein; kein Sohn einer Mutter, kein Freund eines Freundes. Er dachte an den Spreewald mit seinem Netz von hundert stillen Wasserarmen, in dessen Schatten er sich einmal mit seinem Freunde, dem Maler, einen sch�nen Sommermonat lang verloren hatte. Auf einsamem Nachen unter �berh�ngenden Erlen hinzufahren, zwischen fl�sterndem Schilfrohr oder durch die breiten schwimmenden Bl�tter der Wasserlilie - wie erquickende K�hle wehte es ihn an. Er ging rascher unter den bestaubten Linden der Hauptstadt dahin; er konnte morgen, ja schon heute abreisen.�
![Weidenbl�tter](http://www.geschichten-aus-sachsen.de/images/weide.jpg "biologische Kategorie "Salweide"")
Gleich im n�chsten Dorf legt Schmidt wieder Halt ein, denn hier in Gahlen / Golyn gibt es eine Kirche, die sein Interesse weckt: �Auch die Kirche des benachbarten Dorfes Gahlen soll eine Erinnerung aus heidnischer Zeit bewahren. Es ist n�mlich an der Au�enwand ein aus schwarzem Stein gehauener Kopf eingemauert. M�glicherweise ist er der Rest eines slawischen G�tzenbildes.�
Ob es sich wirklich um ein derartiges G�tzenbild handelt, wird sich schlussendlich nicht mehr genau feststellen lassen. Es ist nicht einmal sicher, ob es aus der Entstehungszeit der Kirche - die auf die Mitte des 13. Jahrhunderts gesch�tzt wird - stammt. Denn der reliefartige Stein ist in einem erst Jahrhunderte sp�ter zugemauerten schmalen romanischen Fenster einfach zwischen die Feldsteine gesetzt worden, die zum Verf�llen dienten. Zu sehen ist der Stein noch heute - m�ge sich jeder selbst seine Meinung bilden!
In Vetschau angekommen findet Schmidt in der ganzen Stadt ein buntes Treiben vor, gerade wird �einer der ber�hmten Viehm�rkte abgehalten [�], auf denen die Bedeutung der Stadt teilweise beruht.� Als echter Tourist erfreut er sich an dem �Get�mmel der Spreewaldbauern und der in ihrer bunten Tracht erschienenen B�uerinnen, die mit kundigem Griffe die Wampe einer Kuh oder eines �chsleins erf�hlten. Herrlich anzusehen war besonders eine stattliche Vierzigerin in rotem Rock, schwarzem Sammetmieder und blauseidenem, bis auf die Achseln reichenden, weit vom Haar abstehenden Kopfschmuck, der in schweren goldenen Fransen endete.�
Ein derart buntes Marktbild wird sich dem heutigen Besucher nicht mehr in der gleichen Form bieten, doch auch jetzt laden allj�hrlich verschiedene �Outdoor-Events�, vom Fr�hlingsfest �ber das sommerliche Stadtfest bis zum Weihnachtsmarkt, zum Schauen und Feiern ein.
Und nach dem Spaziergang durch die historische Altstadt mit ihren Besonderheiten, wie zum Beispiel dem urspr�nglich im Stil der Renaissance erbauten Wasserschloss, oder der wendisch-deutschen Doppelkirche - ein Unikat! -gibt es heute Dinge zu sehen, die zu Zeiten Otto Eduard Schmidts noch gar nicht existierten!
Doppelkirche in Vetschau
Naturliebhaber k�nnen sich im vom NABU betriebenen Storchenzentrum �ber das Leben der hier allj�hrlich zahlreich aus Afrika eintreffenden Wei�st�rche informieren - im Freigel�nde gibt es neben praktischen Informationen nat�rlich ein Storchennest zu sehen.
Der aus einem m�rkischen Adelsgeschlecht stammende Landschaftsmaler und Volkskundler Wilibald von Schulenburg (1847 - 1934) lebte in der zweiten H�lfte des 19. Jahrhunderts f�r einige Jahre in Burg und sammelte in dieser Zeit alles, was ihm an Sagen, Br�uchen und Sitten erz�hlt wurde. In seinem 1880 erschienenen Buch �Wendische Volkssagen und Gebr�uche aus dem Spreewald�geht er auch auf den Storch ein, der eine besondere prophetische Bedeutung f�r die Bewohner des Spreewaldes hat:
�Wenn der Storch auf dem Dache sitzt, schl�gt das Gewitter nicht ein. Wenn aber der Blitz einschl�gt, wirft er seine Jungen zuvor herunter und schleppt Wasser mit dem Schnabel in das Nest.
Wenn er sein Nest verl��t, oder Eier oder Junge herunterwirft, kommt Feuer aus und das Haus verbrennt oder es kommen gro�e Schlo�en oder geschieht sonst ein Ungl�ck.
Wo er auf dem Neste bleibt, brennt auch das Haus nicht ab, und wenn Feuer an einem Ende des Dorfes auskommen soll, bauen die St�rche am anderen Ende ihre Nester, denn sie wissen ihr Ungl�ck vorher und bleiben weg wo es kommt.
Der Storch ist der kl�gste von allem Federvieh, wenn er seine Zunge l�nger h�tte, w�rde er sprechen k�nnen, er soll aber eine ganz kurze Zunge haben.
Wenn er wegzieht, tr�gt er die Vesper mit sich fort.
Wenn man im Fr�hjahre das erste mal den Storch fliegen sieht, soll man sich w�lzen, dann bekommt man keine Kreuzschmerzen, ist flink und gesund das ganze Jahr; wenn man ihn stehen sieht, steht man auch, ist steif auf den Beinen, faul oder krank.�
Federzeichnung von A. D�rer
Wilibald von Schulenburg 1837 - 1934
Ein Abstecher von knapp 20 Kilometern in Richtung Nordost bringt uns zu dem Dorf Raddusch, und dort, wo die Landschaft nur wenig bewaldet ist, sehen wir schon aus der Ferne etwas, was sich auf den ersten Blick nicht einordnen l�sst:
Die riesig scheinende kreisrunde Anlage, wirkt stark und m�chtig in der ebenen Landschaft, ein Eindruck, der gewollt war, um Feinde zu beeindrucken. Denn es handelt sich hier um die Rekonstruktion einer Burg, wie die im 9. und 10. Jahrhundert hier lebenden Lusizi, ein slawischer Stamm, sie errichteten, um sich gegen die ostw�rts dr�ngenden Germanen zu sch�tzen. Bei drohender Gefahr suchten die in der N�he lebenden Lusizi Schutz in dieser aus Baumst�mmen, Steinen und Sand errichteten Burg, die zus�tzlich durch einen Wassergraben gesichert war. An die 40 solcher Burganlagen gab es damals.
Leben im Burggraben
Detailansicht der Burg
Dennoch konnten die Lusizi den germanischen Eroberern nicht standhalten, sie wurden besiegt, und ihre Burgen verfielen in den folgenden Jahrhunderten. Otto Eduard Schmidt konnte diesen Abstecher also nicht machen, denn die jetzige Rekonstruktion, die im Inneren ein Museum zur Geschichte der Niederlausitz beherbergt, wurde erst 2003 er�ffnet.
Stattdessen reist Herr Schmidt auf der Landstra�e nach Burg, �dem Hauptort des oberen Spreewaldes�. Doch er wandert gleich etwas weiter, denn:
�Die gr��te Sehensw�rdigkeit von Burg ist der eine Viertelstunde nordw�rts liegende Burgwall, von den Einwohnern meist das Schlo� oder der Schlo�wall genannt, die uralte Befestigung, die auch dem Dorfe den Namen gegeben hat.�
Arch�ologische Funde belegen, dass es hier schon in der Steinzeit eine besiedelte Erdburg gab. Sp�ter nutzten die Lusizi diesen Ort und errichteten eine solide Burg, �hnlich der, die heute in Raddusch zu sehen ist. Hier soll ein sagenumwobene Wendenk�nig gelebt haben.
Wilibald von Schulenburg schreibt:
�Der wendische K�nig (Serski kral) hat auf dem Schlo�berge zu Burg gewohnt und war ein R�uber. Er schlug die Hufeisen verkehrt auf, da� niemand wissen sollte, ob er heraus- oder hereingeritten war, und hatte eine lederne Br�cke, die sich von selbst aufrollte. Dar�ber ist er geritten; so konnten sie ihn nicht abfassen, denn damals war alles Sumpf und Wasser. Sein Weg ging immer nach Guhrow (Richtung von Nordwest nach S�dost). Er hatte viel Geld, darum ist der Schlo�berg verw�nscht worden. Zuletzt kam ein Gewitter und erschlug den K�nig, und das Schlo� versank. Das kann man noch sehen, denn in der Mitte ist der Schlo�berg tief, und st��t man mit einer Stange auf, so klingt es hohl.�
Auf einer Bank sitzend beobachtet Schmidt die Landschaft und erfreut sich an deren �eigent�mlichen Reiz�. W�hrend er seinen Blick �ber die idyllische Natur streifen l�sst, f�llt ihm Bewegung auf: �Auf den Feldern sind flei�ige Spreew�lder besch�ftigt, das Korn noch in altv�terischer Weise mit der Sichel zu schneiden und in �Mandeln� aufzurichten. [�] ein herrliches Bild von homerischer Einfalt und Anmut.�
Eine zwiesp�ltige Sache! Sicherlich kann es dem Touristen niemand verwehren, auch am Anblick der Feldarbeit seine Freude zu haben, sie als Teil seiner Urlaubskulisse zu sehen. Andererseits darf man nicht vergessen, dass es sich hier um eine sehr anstrengende k�rperliche Arbeit handelt - vor einhundert Jahren noch viel mehr als heute!
Der s�chsische Literaturhistoriker und Sagenforscher Johann Georg Theodor Gr�sse (1814 - 1885) berichtet im zweiten Band seines �Sagenschatz des K�nigreichs Sachsen�:�Das Mittagsgespenst (Pschipolnitza) ist ein weibliches, gro�gewachsenes wei�gekleidetes Wesen, welches zur Mittagszeit von 12 bis 2 Uhr auf den Feldern zu erscheinen pflegt. Es schweift mit der Sichel bewaffnet �ber die Felder und steht unerwartet vor denjenigen, welche es vers�umt hatten, Mittags die Feldarbeit zu unterlassen und nach Hause zu gehen. Die Ueberraschten mu�ten ein scharfes Examen �ber den Anbau des Flachses und das Leinwandweben bestehen und die ganze Procedur dieses Kulturzweiges ununterbrochen und in einer solchen Ausf�hrlichkeit vortragen, da� damit die Zeit bis zwei Uhr ausgef�llt wurde. Hatte diese Stunde geschlagen, so war es mit der Macht desselben aus und es ging von dannen. Wu�ten aber die Ge�ngstigten auf ihre Fragen nicht zu antworten und das Gespr�ch bis zu dieser Stunde nicht im Gange zu erhalten, so schnitt sie ihnen den Kopf ab oder erw�rgte sie oder verursachte ihnen wenigstens eine mit Kopfschmerzen verbundene Krankheit. Bei tr�bem Himmel oder zur Zeit eines herannahenden Gewitters war man vor ihr sicher. Noch jetzt spricht man im Scherz zu demjenigen, welcher w�hrend der Mittagszeit ohne Noth auf dem Felde arbeitet: �f�rchtest Du nicht, da� die Mittagsfrau auf Dich kommen wird?� und die sprichw�rtliche Redensart: �sie fragt wie die Mittagsfrau�, ist im allt�glichen Gebrauch.� Diese Sage mag auf der �beranstrengung durch Feldarbeit w�hrend der gl�hendsten Mittagshitze basieren, wenn M�gde und Knechte entweder von ihren Herren zum Arbeiten ohne Pause gezwungen wurden, oder ihr eigenes kleines Eckchen Land bearbeiteten, weil ihnen nur dann die Zeit daf�r blieb. Da kam es sicherlich h�ufig zu Kopfschmerzen oder anderen Ersch�pfungssymptomen, im schlimmsten Fall zu Todesf�llen durch Sonnenstich, die dann der Mittagsfrau zugeschrieben wurden!
Popul�r ist diese Sagengestalt bis in unsere Tage, 1991 schaffte sie es sogar auf eine Briefmarke!
Den Rest des Nachmittages verbringt Herr Schmidt gem�tlich, denkt �ber die Spree und ihren sonderbaren Verlauf nach, und besucht einen �jener wendischen Einzelh�fe, die f�r diese Gegend so bezeichnend sind.�
Zu seiner Zeit hatte der Tourismus im Spreewald bereits eingesetzt. W�hrend Schmidt dar�ber sinniert, dass er Willibald von Schulenburg zustimmt: �wo noch ein Rest der alten Spinnstuben oder des gemeinsamen Strohflechtens das Zeitalter polizeilicher oder pastoraler Verfolgung �berdauert hat, erweist er sich als ein Hort feinerer Gesinnung.�, erz�hlt ihm der Bauer, dass jedes Jahr etliche �Photographisten� k�men, um sein malerisch gelegenes Geh�ft abzulichten. Viele St�dter haben den Spreewald schon als das entdeckt, was wir heute Naherholungsgebiet nennen. Dies zeigt sich auch am Abend, den Schmidt im Gasthof �zur Bleiche� verbringt. Der Name stammt von der Leinwandbleiche, die den im 18. Jahrhundert hier angesiedelten Webern zur Verf�gung stand. Zu Schmidts Zeit geht es dort so zu:
�So sa� denn die alte Gaststube der Bleiche voll von schmalsch�dligen, wendisch aussehenden F�hrleuten, drau�en aber im Garten und in der Veranda dr�ngten sich elegante Damen und Herren aus Berlin und Dresden und anderen Gro�st�dten.�
Nachdem Schmidt am Sonntagmorgen in Burg den Kirchgang der Spreew�lderinnen beobachtet und wieder einmal die farbenfreudigen Trachten bewundert hat, geht es endlich auf zum eigentlichen Highlight der Reise: Einer Kahnfahrt nach L�bbenau.
Die mehrst�ndige Fahrt f�hrt vorbei an Kaupen, den nat�rlichen inselartigen Sandablagerungen, auf denen Geh�fte gebaut sind, und die man nur auf dem Wasserwege erreichen kann. Hier sieht man deutlich die besondere, an die Natur angepasste Lebensweise im Spreewald: Nicht Wege und Stra�en, sondern die Wasserarme der Spree dienten damals als Verkehrswege, folglich liegen hier die Haust�ren - und oft auch die Briefk�sten! - zum Wasser hin!
Es geht vorbei am Forsthaus Eiche - dem Gasthof, in dem Fontane seinerzeit einkehrte, um ein �echtes Spreewaldmahl� einzunehmen, den damals noch reichlich in den hiesigen Flie�en vorhandenen Hecht - , und weiter, vor�ber an der Kanom�hle und der Kaupe Wotschofska.
Dieser Name stammt aus dem Sorbischen �w�t�ow� und hei�t �bersetzt �Insel�. Tief im Innersten des Spreewaldes gelegen und ausschlie�lich auf dem Wasserweg zu erreichen, diente die Wotschofska fr�her in Kriegszeiten als Zufluchtsort vor Feinden, die sich nicht in das urwald�hnliche Gewirr aus Wasser, Wald und Morast getrauten.
Als Schmidt an dieser Insel vorbeif�hrt, steht hier jedoch schon seit einigen Jahren ein Gasthof, und der Spreewaldtourismus ist in vollem Gange:
�Hier erreicht das Getreibe der ankommenden und abfahrenden Boote den H�hepunkt. Sie sind meist von Berlinern besetzt, die der sonnt�gliche Fr�hzug nach L�bbenau gebracht hat. Ihre wohlberechtigte Freude dar�ber, da� sie dem dumpfen H�usermeer einmal entschl�pft sind, paart sich mit dem Bed�rfnis, ihre spezifische Intelligenz vor den Nichtberlinern leuchten zu lassen, und so gleicht denn die schmale Wasserstra�e zur Wotschofska einer gro�en L�sterallee, in der man alle Spielarten des Berliner Witzes von einer liebensw�rdigen Anzapfung im Vorbeifahren herab bis zur derbsten Schnoddrigkeit ebenso gut studieren kann wie in der Hasenheide.�
Diesen Seitenhieb konnte sich der Sachse offensichtlich nicht verkneifen! Erst 1911 wurde �brigens ein Weg errichtet, auf dem die Insel nun von L�bbenau aus zu Fu� oder per Fahrrad erreicht werden kann - autofrei ist sie noch immer!
Anschlie�end erreicht Schmidt den �Glanzpunkt der Fahrt, das Dorf Lehde, ein Klein-Venedig ins Urwaldliche �bersetzt, wo jedes Haus auf einer Insel liegt, und sogar der Schulweg im Kahn zur�ckgelegt wird.�
Schon Fontane hatte geschrieben:
�Es ist die Lagunenstadt in Taschenformat, ein Venedig, wie es vor 1500 Jahren gewesen sein mag, als die ersten Fischerfamilien auf seinen Sumpfeilanden Schutz suchten. Man kann nichts Lieblicheres sehn als dieses Lehde, das aus ebenso vielen Inseln besteht, als es H�user hat.�
Man sieht: Es ist durchaus legitim, die gleiche Ansicht oder Empfindung zu haben, wie andere vor einem, wenn man sie aber etwas unterschiedlich formuliert, kann einem niemand einen Plagiatsvorwurf machen!
Schlie�lich erreicht der Kahn sein Ziel: �Endlich gleitet das Boot am Parke des Grafen Lynar vor�ber in den reich belebten Gondelhafen des St�dtchens L�bbenau.� Hier findet Schmidt sogar noch eine steinerne Erinnerung an die Zeit, als dieses Gebiet kurs�chsisch war, eine Posts�ule aus dem Jahr 1740, auf der unter anderem die Entfernung nach Dippoldiswalde mit 28 Stunden angegeben ist. F�r Interessierte: Diese Posts�ule steht noch immer. Und im Hafen von L�bbenau kann man auch heute gem�tlich sitzend das bunte Treiben beobachten.
Hier endet das Kapitel �ber den Spreewald. Nat�rlich gibt es noch etliche weitere sehenswerte Ortschaften, historische Bauwerke und vor allem jede Menge Natur zu entdecken, aber wir beenden hier die Tour mit Otto Eduard Schmidt.
Weitere ausf�hrliche Geschichten aus der Geschichte des Spreewaldes finden Sie in diesem Buch.
Theodor Storm
Schleuse im Spreewald mit Anleitung zur Handhabung
Blick in den Park am Schloss Lynar
Das Schloss der Grafen zu Lynar
Schlosspark in L�bbenau
Schloss Lynar in L�bbenau
Salweide
Auf in den
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