Biographie (original) (raw)

G�nter Wallraff wurde am 1. Oktober 1942 in Burscheid bei K�ln geboren.

Sein Vater arbeitete bei Ford/K�ln, seine Mutter stammte aus b�rgerlichen Verh�ltnissen, ihre Eltern besa�en ein Klaviergesch�ft.

Nach dem Besuch des Gymnasiums bis zur Mittleren Reife machte er eine Buchh�ndlerlehre und wurde Buchh�ndler.

Noch in den 50er Jahren begann er zu schreiben - zun�chst als Verfasser lyrischer Gedichte, deren Vorbilder Wolfgang Borchert und expressionistische Dichter waren. Einige ver�ffentlichte er 1960/61 in der "Flugschrift f�r Lyrik".

1963 wurde G�nter Wallraff gemustert und zur Bundeswehr eingezogen. Sein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung wurde abgelehnt. Da er sich trotzdem beharrlich weigerte, eine Waffe in die Hand zu nehmen, wurde er zur Beobachtung in die psychiatrische Abteilung des Bundeswehrlazaretts Koblenz eingewiesen. Um in einer Umgebung, die ihn f�r verr�ckt hielt, �berleben zu k�nnen, schrieb er ein Tagebuch - auch in der Hoffnung, seine Erfahrungen der �ffentlichkeit zug�nglich zu machen. Seine erste, allerdings noch unfreiwillige Rolle, die des Wehrdienstverweigerers und Psychiatrie-Patienten, war f�r ihn ein Schl�sselerlebnis und bildete den Ausgangspunkt seiner sp�teren Arbeiten.

Als "abnorme Pers�nlichkeit" eingestuft, "f�r Krieg und Frieden untauglich", wurde er entlassen. Dieses �rztliche Urteil ist von politischen Gegnern immer wieder aufgegriffen worden, um G�nter Wallraff abzuqualifizieren.

Heinrich B�ll ermutigte den Verfasser des "Bundeswehr-Tagebuches", weiterzumachen und seine Erfahrungen niederzuschreiben. Das best�rkte G�nter Wallraff in seinem Entschlu�, nach seiner Entlassung nicht mehr in den Buchhandel zur�ckzukehren, sondern die bundesdeutsche Wirklichkeit von innen und von unten kennenzulernen.

Von 1963 bis 1965 arbeitete er in verschiedenen westdeutschen Gro�betrieben. Seine Reportagen dar�ber erschienen zuerst in der Gewerkschaftszeitung "Metall", 1966 als Buch unter dem Titel 'Wir brauchen Dich. Als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben". (Taschenbuchausgabe 1970: "Industriereportagen").

Heinrich B�ll charakterisierte G�nter Wallraffs Arbeitsmethode sehr treffend in einem Vorwort zur schwedischen �bersetzung der "13 unerw�nschten Reportagen" (1970):

"Er ist kein Reporter im Uberkommenden Sinn, der recherchiert, interviewt und dann seinen Bericht schreibt. Er ist kein Essayist, der sich informiert und dann abstrakt analysiert. Er geh�rt auch nicht zu den Autoren, die das, was man herablassend die Arbeitswelt zu nennen beliebt, zum Gegenstand von Romanen und Erz�hlungen macht. (...) Wallraff hat eine andere Methode gew�hlt, er dringt in die Situation, �ber die er schreiben m�chte, ein, unterwirft sich ihr und teilt seine Erfahrungen und Ermittlungen in einer Sprache mit, die jede '�berh�hung' vermeidet, sich nicht einmal des Jargons bedient, der ja als poetisch empfunden werden k�nnte."

(Heinrich B�ll, G�nter Wallraffs unerw�nschte Reportagen. - In: Christian Linder (Hrsg.), In Sachen Wallraff, K�ln 1975, S.9)

Die "Industriereportagen" machten G�nter Wallraff bekannt. Sie brachten ihn mit Schriftstellern der Dortmunder Gruppe 61 zusammen, vor denen er 1965 seine erste Lesung hatte.

1966 war er Mitarbeiter bei der "Hamburger Abendecho", ab Herbst bei der satirischen Zeitschrift "Pardon". Seit 1968 arbeitet er f�r die Hamburger Zeitschrift "Konkret".

Im selben Jahr wurde seine "szenische Dokumentation" zum Grundgesetzartikel 1 unter dem Titel "Nachspiele" vom westf�lischen Landestheater im "jungen forum" der

Ruhrfestspiele aufgef�hrt; das St�ck vergleicht das Verfassungsgebot - "Die W�rde des Menschen ist unantastbar" - mit der bundesdeutschen Rechtswirklichkeit.

Im November 1968 wurde G�nter Wallraff der F�rderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen f�r seine "Industriereportagen" zugesprochen. Nachdem es zu Protesten gegen diese Verleihung gekommen war, erkl�rte der damalige Ministerpr�sident des Bundeslandes �ffentlich, da� man neben der fachlichen Bewertung der Preistr�ger in Zukunft "auch deren Verwurzelung in der freiheitlich-demokratischen Ordnung" beachten solle. Gegen diese Einmischung einer staatlichen Instanz in die Belange von Literatur und Kunst protestierten daraufhin zahlreiche bekannte Schriftsteller, darunter auch Heinrich B�ll. G�nter Wallraff spendete die Preissumme je zur H�lfte an den Rechtshilfefonds der APO und an die Vietnam-Hilfe. Sp�ter entschuldigte sich der Ministerpr�sident bei ihm.

Da die ''Industriereportagen'' auf so gro�es �ffentliches Interesse stie�en, wurden in den Chefetagen der betroffenen Unternehmen schon fr�hzeitig sogenannte "Wallraff-Steckbriefe" verfa�t, zur Vorwarnung f�r die Personalb�ros anderer Firmen, in die sich G�nter Wallraff "einschleichen" k�nnte.

Trotz solcher Pr�ventivma�nahmen gelang es ihm immer wieder, in die "Intimsph�re" von Wirtschaft und Staat einzudringen, um �ber skandal�se Arbeits- und Herrschaftsverh�ltnisse, �ber undemokratische und unmenschliche Ansichten und Verhaltensweisen von Unternehmern, Managern und Amtstr�gern berichten zu k�nnen. Dazu schl�pfte er jedesmal in eine fremde Rolle. F�r die 1969 erschienenen "13 unerw�nschten Reportagen", zuerst in "Pardon" und "Konkret" abgedruckt, war er Alkoholiker in einem Irrenhaus; Obdachloser; ein Student, der ein Zimmer sucht; ein katholischer Fabrikant, der katholische Geistliche befragt, ob es mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren sei, Napalm zu produzieren; usw.

Nach Ver�ffentlichung des Buches wurde ihm der Proze� wegen Amtsanma�ung gemacht. Um an Informationen �ber den Aufbau halbmilit�rischer Werkschutzeinheiten zu kommen, hatte er sich bei verschiedenen Gro�betrieben telefonisch als "Ministerialrat Kr�ver" von einem frei erfundenen "Zivilausschu�" des Bundesinnenministeriums ausgegeben.

In seiner Verteidigungsrede vor dem Frankfurter Sch�ffengericht am 9.12.1969 berief sich G�nter Wallraff auf das Recht der �ffentlichkeit auf Information. Seine Arbeitsmethode habe zum Ziel, "in einer fremden Rolle Sachverhalte aufzudecken, die anders nicht zu erfahren sind" (zit. nach: Christian Linder (Hrsg.), In Sachen Wallraff, S.28). Zu dem Anklagepunkt der Amtsanma�ung erkl�rte er:

"Ich w�hlte das Amt des Mitwissers, um ein St�ck weit hinter die Tarnwand von Verschleierung, Dementis und L�gen Einblick nehmen zu k�nnen. Die Methode, die ich w�hlte, war geringf�gig im Verh�ltnis zu den rechtsbeugenden Ma�nahmen und illegalen Erprobungen, die ich damit aufdeckte." (a.a.O., S.28/29)

Das Gericht sprach G�nter Wallraff frei.

1970 erschien die Reportagensammlung "Von einem, der auszog und das F�rchten lernte" ; sie enthielt auch das "Bundeswehr-Tagebuch", das zuerst in einer Jugendzeitschrift ver�ffentlicht worden war.

Im Juni 1970 wurde der "Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" gegr�ndet, als organisatorische und inhaltliche Alternative zur Gruppe 61. Repr�sentanten der Dortmunder Gruppe hatten sich immer mehr auf die Produktion von Literatur im engeren Sinne und auf die Geltung herk�mmlicher literarischer Qualit�tsma�st�be verlegt, so da� sich schreibende Arbeiter mehr und mehr ausgeschlossen f�hlten. Diese bildeten bald eine eigene Arbeitsgemeinschaft, die sich an der Tradition der Arbeiterkorrespondenten in der Weimarer Republik orientierten. G�nter Wallraff unterst�tzte die Neugruppierung von Anfang an und war auch Gr�ndungsmitglied des "Werkkreises", der aus der Arbeitsgemeinschaft hervorging. Auf der ersten Tagung in Gelsenkirchen forderte er in einem Grundsatzreferat die entschiedene Hinwendung der Literatur zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.

1971 sendete das ZDF einen Fernsehfilm G�nter Wallraffs �ber die F�rsorgeerziehung unter dem Titel "Flucht vor den Heimen" . Im selben Jahr wurde Wallraff Mitglied im P.E.N.-Club.

1972 ver�ffentlichte er "Neue Reportagen, Untersuchungen und Lehrbeispiele", darunter Recherchen �ber den Wahrheitsgehalt einer"BILD" -Story und �ber Praktiken der Managerausbildung sowie den "Melitta-Report" .

Zunehmend arbeitete G�nter Wallraff mit anderen Autoren zusammen. Mit Jens Hagen schrieb er die "Chronik einer Industrieansiedlung": "Was wollt ihr denn, ihr lebt ja noch" (1973); zusammen mit Bernt Engelmann seinen ersten Bestseller "Ihr da oben - wir da unten" (erschienen im selben Jahr). Das letzte Buch entstand aus einer besonderen 'Arbeitsteilung': Engelmann, schon vorher Kenner der "Oberen Zehntausend", nahm sich "die da oben" vor und berichtete �ber deren Ansichten und Lebensgewohnheiten, w�hrend Wallraff wieder in verschiedene Rollen "der da unten" schl�pfte, um herauszufinden, wie die Oberen ihren aufwendigen Lebensstil finanzieren.

1974 entstand das Fernsehspiel "Ermittlungen gegen Unbekannt" (mit J�rgen Alberts) f�r das ZDF.

Im Mai des Jahres reiste G�nter Wallraff als Mitglied des Solidarit�tskomitees f�r politische Gefangene nach Griechenland. Am 10.5. kettete er sich an einen Laternenmast auf dem Athener Syntagmaplatz an und verteilte Flugbl�tter, in denen er gegen die Mi�achtung der Menschenrechte durch das griechische Milit�rregime protestierte, speziell die Praktiken willk�rlicher Verhaftungen politischer Gegner und deren Folterung anprangerte. Daraufhin wurde er von Geheimpolizisten zusammengeschlagen, verhaftet und im Hauptquartier der Sicherheitspolizei gefoltert. Seine Identit�t als Deutscher stand zu diesem Zeitpunkt nicht fest: G�nter Wallraff hatte vorher alle Hinweise darauf entfernt und auch keine Ausweispapiere dabei, so da� man ihn f�r einen gew�hnlichen griechischen Oppositionellen hielt.

Erst als man erfuhr, wen man vor sich hatte, lie�en die Folterspezialisten von ihm ab. Er wurde zu 14 Monaten Gef�ngnis verurteilt, im August, nach dem Sturz der Milit�rjunta, wieder freigelassen.

In Griechenland wurde die Solidarit�tsdemonstration f�r die politisch Inhaftierten als Zeichen der Hoffnung verstanden. In der Bundesrepublik, nachdem ein Film �ber die Ereignisse auf dem Syntagmaplatz vom Fernsehmagazin "Panorama" ausgestrahlt worden war, entwickelte sich eine kontroverse Diskussion. So warf man G�nter Wallraff vor, er habe mit seiner Aktion vor allem f�r sich Reklame machen wollen und von der Situation der politischen Gefangenen in Griechenland letztlich abgelenkt. Gleichwohl erreichte er mit seiner Demonstration, da� beim bundesdeutschen Publikum die griechischen Verh�ltnisse unter einer faschistischen Milit�rdiktatur schlaglichtartig bewu�t wurden.

F�r ihn selbst war es eine M�glichkeit, "wieder von ganz unten, in einer Rolle durch und durch etwas zu erleben, was aufgrund der privilegierten Rolle als Autor, als Journalist nicht mehr m�glich w�re." (a.a.O., S. 58)

1975 ver�ffentlichte G�nter Wallraff seine Erfahrungen, zusammen mit Eckart Spoo, unter dem Titel "Unser Faschismus nebenan. Griechenland gestern - ein Lehrst�ck f�r morgen" (erweiterte Neuauflage 1982).

Ebenfalls 1974 unternahm er einen ersten Rollentest als Gastarbeiter. Ein Film des Westdeutschen Fernsehens dokumentiert, wie er zusammen mit einem t�rkischen Freund verschiedene Vermieter aufsucht, um ein Zimmer zu bekommen.

1975/76 fand der zweite Versuch statt, G�nter Wallraffs Recherchiermethode zu kriminalisieren. Der K�lner Gerling-Konzern, wo Wallraff zwei Monate als Bote gearbeitet hatte (1973; ver�ffentlicht in "Ihr da oben - wir da unten" ), warf ihm den Gebrauch falscher Ausweispapiere vor. Auch dieser Proze� endete mit Freispruch.

Im M�rz 1976 traf G�nter Wallraff in D�sseldorf den portugiesischen General Spinola, mit dessen Kreisen er w�hrend seines dreimonatigen Portugal-Aufenthaltes (er arbeitete

dort auf einer Landarbeiter-Kooperative mit) zuf�llig in Kontakt gekommen war, in der Rolle eines Waffen- und Strau�-Unterh�ndlers. Ihm gelang es so, Spinolas Putschpl�ne durch Ver�ffentlichung (im "Stern" und in "Konkret" ) zu vereiteln.

(Buchver�ffentlichung im selben Jahr, mit Hella Schlumberger, unter dem Titel

"Aufdeckung einer Verschw�rung. Die Spinola-Aktion"; Neuver�ffentlichung 1982 in:

"Unser Faschismus nebenan. Erfahrungen mit Nato-Partnern" )

1977 arbeitete G�nter Wallraff vier Monate unter dem Decknamen Hans Esser als Reporter in der Hannoveraner BILD-Redaktion und deckte in dem anschlie�enden Buch "Der Aufmacher. Der Mann, der bei BILD Hans Esser war" ( 1977) die unverantwortlichen Recherchiermethoden, Verf�lschungen und politischen Manipulationen der Boulevardzeitung auf

Die Ver�ffentlichung dieses Berichts setzte ihn einer beispiellosen Hetz-Kampagne durch BILD und andere Springer-Zeitungen aus. Er wurde �ffentlich verleumdet und heimlich bespitzelt, Wanzen wurden in seiner Wohnung gelegt und Telefone abgeh�rt.

Der Springer-Konzern strengte einen Proze� gegen Wallraff an, zun�chst mit dem Ziel, das Buch verbieten zu lassen. Das gelang jedoch nicht; stattdessen erschien "Der Aufmacher" in ver�nderten Neuauflagen.

1981 endete die Proze�kette vor dem Bundesgerichtshof mit einem Erfolg f�r G�nter Wallraff. Das Gericht bescheinigte ihm das Recht, seine Erfahrungen in der BILD-Redaktion zu ver�ffentlichen, da sich sein Buch mit "gewichtigen Mi�st�nden" befasse und "Fehlentwicklungen eines Journalismus aufzeige", an deren Er�rterung die Allgemeinheit "in hohem Ma�e" interessiert sein m�sse. Gegen dieses Urteil legte der Springer-Konzern eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Dessen Grundsatzurteil, das 1983 erging, best�tigte jedoch den Spruch des Bundesgerichtshofs.

Auf den "Aufmacher" folgte 1979 der Band "Zeugen der Anklage. Die BILDbeschreibung wird fortgesetzt", in dem Opfer von BILD zu Wort kommen und Zeugen, die �ber jahrzehntelange Erfahrungen in dem Blatt verf�gen. Die Anti-Bild Trilogie schlo� 1981 mit dem "BILD-Handbuch. Das BlLD-Handbuch bis zum BILDausfall". In einem Interview verglich G�nter Wallraff seinen Kampf gegen den Pressegiganten mit dem Vorgehen eines Arztes, der sich stufenweise einer Krankheit n�hert und Mittel zu ihrer Heilung sucht:

"Der Aufmacher", das war vergleichbar einer Anamnese, einer Erforschung der Vorgeschichte... "Zeugen der Anklage", das war die Diagnose. Hier wurde sichtbar, wie weit in das Leben der Menschen in unserem Land BILD hineinwirkt. Das "BILDHandbuch" geht zur Therapie �ber.

Neben weiteren Dokumenten, Analysen und Selbsterfahrungsberichten enth�lt der dritte 'BILD-Band' als Hilfe zur Selbsthilfe eine Reihe von Beispielen, in denen sich Betroffene mit Hilfe des Presserechts erfolgreich gegen den Springer-Konzern wehren konnten.

Bevor G�nter Wallraff seine gesammelten BILD-Zeitungen von 15 Jahren endg�ltig dem Altpapier-Container und damit einem sinnvolleren Zweck �berlie�, stellte er eine Auswahl von BILD-Schlagzeilen zusammen, die er 1985 als "G�nter Wallraffs BILDerbuch" ver�ffentlichte.

Zu den Recherchen bei BILD-Hannover 1977 entstand auch die erste l�ngere Filmarbeit, die J�rg Gfr�rer besorgte. Der WDR, der den Dokumentarfilm urspr�nglich produziert hatte, setzte jedoch eine geplante Ausstrahlung ab, nachdem Gefolgsleute des Springer-Konzerns au�erhalb des Pressehauses dagegen Einspruch erhoben hatten. Der BILD-Film - "Informationen aus dem Hinterland" - kam dann in die Kinos.

1981 entstand f�r das ZDF der Fernsehfilm "Knoblauch, K�lsch und Edelwei�", in dem G�nter Wallraff sein Wohnviertel, K�ln-Ehrenfeld, vorstellte.

In "Nicaragua von innen" berichtete er 1983 von einem Aufenthalt in diesem Land nach dem Sturz des Somoza-Regimes. �ber seine journalistischen, literarischen und politischen Vorbilder legte er 1984 in "Mein Lesebuch" Rechenschaft ab.

Schon nach Abschlu� der Anti-BlLD-Trilogie begann G�nter Wallraff, sich auf seine bisher letzte Rolle, die des T�rken Ali Levent, vorzubereiten. Genau 11 Jahre nach seinem ersten Anlauf in der Ausl�nderrolle erlebte er dann bundesdeutsche Wirklichkeit aus einer Perspektive, die Deutschen sonst nicht zug�nglich ist, und machte Erfahrungen, die eher an das s�dafrikanische Apartheitsregime erinnern als an den vielger�hmten demokratischen Rechtsstaat.

In seiner Rolle war er unter anderem Hilfskraft in einer Filiale von McDonald's, Leiharbeiter auf einer Gro�baustelle sowie bei einem Arbeiterverleiher bei Thyssen /Duisburg und Versuchskaninchen bei einem Medikamentenversuch. Er erlebte, wie T�rken buchst�blich als "der letzte Dreck" angesehen und behandelt werden, gebraucht nicht nur als "L�ckenb��er" der wirtschaftlichen Konjunktur, sondern vor allem als Billigarbeitskr�fte f�r jeden Zweck, f�r dreckigste und gef�hrlichste Arbeiten.

Trotz gesundheitlicher Sch�digungen, trotz aller Menschenverachtung und Dem�tigungen, die er zu sp�ren bekam, erfuhr G�nter Wallraff in seiner Ali Levent-Rolle auch Positives, ihn Aufbauendes: die Solidarit�t und Freundschaft seiner Kollegen. Anders als w�hrend seiner Arbeit in er BIL D-Redaktion wo er sich vollst�ndig verleugnen mu�te, war er immer auch ein St�ck er selbst, auch wenn er seine Identit�t nicht preisgeben durfte.

Das Echo auf die Ver�ffentlichung seiner Erfahrungen in dem Buch "Ganz unten" (Oktober 1985) war unvergleichlich gro�. Fernsehen und Presse nahmen sich des Themas Leiharbeit engagiert an und �bten dadurch Druck auf Politiker und Unternehmer aus. In Nordrhein-Westfalen haben zahlreiche illegale Leiharbeitsfirmen Besuch vom Staatsanwalt bekommen, entsprechend sind auch gerichtliche Verfahren eingeleitet worden.

Um Ausl�ndern wirksam helfen zu k�nnen, richtete G�nter Wallraff den Hilfsfonds "Ausl�ndersolidarit�t" ein. F�r ein in Duisburg geplantes Wohnmodell, in dem Ausl�nder und Deutsche zusammen leben werden, stiftete er den Gro�teil seiner Honorare.

Weitere Preise und Auszeichnungen:

1979 Gerrit-Engelke-Literaturpreis der Stadt Hannover

1983 Monismanienpreis / G�teborgs Nation und Universit�t Uppsala (S)

1984 Carl von Ossietzky-Medaille

1985 Literaturpreis der Menschenrechte (Frankreich) zusammen mit James Baldwin

1987 British Academy Award / of Film and Television Art

1987 Franz�sicher Medienpreis Prix Jean d'Arcy f�r den Film "Ganz unten"

2010 Martinipreis der SPD S�dpfalz

2010 Gerty-Spies-Literaturpreis

2010 Siebenpfeiffer-Preis der Siebenpfeiffer-Stiftung

2011 Gold World Medal beim New York Festival in der Kategorie Investigativer Report f�r den Film �Schwarz auf Weiss�

2011 Anti-Mobbing-Award

2013 August-Bebel-Preis der (von G�nter Grass gegr�ndeten) August-Bebel-Stiftung, f�r sein Lebenswerk

2014 Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Beste Reportage �Team Wallraff - Reporter undercover�

2015 Silver Rose Award von Solidar

2016 Ehrenpreis des Deutscher Fernsehpreises f�r sein Lebenswerk, Verleihung am 13. Januar 2016

Weitere Biographien, 2007 in gebundener Form erschienen:

Gottschlich, J�rgen:Der Mann, der G�nter Wallraff ist. Kiepenheuer & Witsch, K�ln 2007

Braun, Ina: G�nter Wallraff - Leben, Werk, Wirken, Methode. (ISBN 978-3-8260-3542-5) K�nigshausen + Neumann, W�rzburg 2007

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