Fortunas Wiedergeburt versinkt im Chaos (original) (raw)

Düsseldorf ist nach 15 Jahren mit einem 2:2 gegen Hertha zurück im Oberhaus! In einer spannenden und am Ende chaotischen Partie steckte das zunächst spielerisch überlegene Berlin den Rückschlag nach Fortunas Blitzstart gut weg und egalisierte Mitte des ersten Durchgangs. Nach Wiederanpfiff schaffte die Rehhagel-Elf nach Platzverweis und Rückstand den späten Ausgleich, ehe Fans in der Nachspielzeit den Platz stürmten, das Spiel so um 20 Minuten verlängerten und im Aufstiegsjubel einen faden Beigeschmack hinterließen.

Kollektiver Düsseldorfer Jubel - die Fortuna ist wieder oben!

Kollektiver Düsseldorfer Jubel - die Fortuna ist wieder oben!Getty Images

Fortuna-Coach Norbert Meier vertraute exakt der Startelf, die mit dem 2:1 im Hinspiel in Berlin eine tolle Ausgangssituation geschaffen hatte.

Herthas Trainer Otto Rehhagel veränderte seine Anfangsformation auf drei Positionen: Für Holland, Perdedaj und Ebert rückten Kapitän Mijatovic, Ronny und Rukavytsya ins Team.

Spieler des Spiels
Spielnote

Spannend, aber mit spielerischen Mängeln.

3

Tore und Karten

1:0 Beister (1')

1:1 Ben-Hatira (22')

Ratajczak3 - Levels4, Langeneke3, Lukimya2, van den Bergh3,5 - Bodzek4, O. Fink4, Bröker2,5, Ilsö4,5 , Lambertz3,5 - Beister3

Kraft2,5 - Janker4 , Hubnik4, Mijatovic4 , Kobiashvili3,5 - Niemeyer3, Ronny3 , Rukavytsya4,5 , Raffael2,5 , Ben-Hatira4,5 - Ramos4

Schiedsrichter-Team
Spielinfo
Stadion Esprit-Arena
Zuschauer 51.000 (ausverkauft)

Mit einem Paukenschlag begann die Partie vor ausverkauftem Haus, gleichzeitig ein Tiefschlag für Hertha: Islö steckte an der Mittellinie durch auf Beister, der zum Sololauf ansetzte, Hubnik abschüttelte und dann aus 25 Metern abzog. Das Leder schlug genau im linken Eck ein, Kraft streckte sich vergebens, nach 25 Sekunden stand es 1:0!

Die Gäste steckten den Schock schnell weg und reagierten mit wütenden Attacken. Düsseldorf staffelte sich tief, griff frühestens an der Mittelline an und lauerte auf Konter. Es wurde eng um den Fortuna-Strafraum, dennoch fand Raffael erstmals eine Lücke, Rukavytsya aber traf nur das Außennetz (7.). Und nach einer Ecke kam Niemeyer im Getümmel nicht in Schussposition (13.)

Die Rehhagel-Elf hatte ein deutliches spielerisches Übergewicht, Entlastung war für die im Aufbau nervös agierenden Platzherren, denen die Führung keine Sicherheit verlieh, meist ein Fremdwort. Und der ansonsten meist gut organisierte Abwehrverbund der Hausherren präsentierte sich schlafmützig, mit Folgen: Nach Ronnys Freistoß gewährte Levels Ben-Hatira am Fünfer zu viel Freiraum und der Offensivspieler nickte nahezu unbehelligt ein - 1:1 (22.).

Die "Alte Dame" wollte nach dem Ausgleich mehr, doch nun beschränkten sich die Rheinländer nicht mehr nur auf die Defensive, sondern setzten durch Ilsös Freistoß (25.) und Brökers Sololauf (32.) Offensivakzente. Raffael und Ramos sorgten auf der Gegenseite für helle Aufregung (37.), bei Ronnys Hammer reagierte Ratajczak famos (43.). Zwischendrin jedoch auch Glück für die Berliner, dass Beister und Ilsö eine Doppelchance nicht nutzen konnten (38.).

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Mit Jovanovic, der für Beister in die Spitze rückte, für Ilsö begann der Zweitligist den zweiten Durchgang. Und mit mehr Struktur und Initiative. Die Fortuna griff früher an, stand bei einem gut vorgetragenen Konter erneut durch Beister wieder dicht vor einem Frühstart (48.).

Von Herthas Spielkultur aus dem ersten Abschnitt war zunächst wenig zu sehen, die Gastgeber ließen nichts anbrennen. Und die Rehhagel-Schützlinge schwächten sich selbst: Der bereits verwarnte Ben-Hatira legte sich den Ball beim Sololauf zu weit vor und ging gegen Bodzek mit gestrecktem Bein zu Werke - Gelb-Rot, Hertha nur noch zu zehnt (54.)!

Dass es in Unterzahl nun schwer werden würde für die Hauptstädter, war klar. Jovanovic setzte noch eine Schippe oben drauf: Fink ermöglichte mit einem guten Zuspiel Brökers Flankenlauf. Janker konnte die Flanke nicht verhindern, und in der Mitte nickte der Joker aus fünf Metern an den linken Innenpfosten, von wo das Leder über die Linie prallte (59.).

Fans werfen Feuerwerkskörper auf den Rasen Fans werfen Feuerwerkskörper auf den Rasen.

Nach der folgenden Spielpause - Referee Wolfgang Stark unterbrach die Partie wegen des Abfeuerns von Knallkörpern - versuchte die Hertha nochmals ein Comeback. Gegen die massiv verteidigenden Düsseldorfer sollte sich dies zunächst als aussichtloses Unterfangen erweisen. Die "Alte Dame" konnte nicht, die Fortuna wollte nur selten und war dabei gefährlicher: Jovanovic, der viel bewegte, scheiterte an Kraft (73.), und nach Vorlage des Serben vergab der ebenfalls eingewechselte Matuschyk die Großchance zur endgültigen Entscheidung (81.).

Dieses Versäumnis rächte sich, denn mit der ersten echten Chance im zweiten Durchgang war der Erstligist zurück: Raffael und Ramos kombinierten sich durch die Abwehr der Hausherren, und der Brasilianer schloss mit trockenem Rechtsschuss aus 13 Metern ab - 2:2 (85.)!

Für Hochspannung in der Schlussphase war also gesorgt! Sieben (!) Minuten gab es oben drauf - es sollten viel mehr werden. Denn kurz vor Ablauf der Nachspielzeit stürmten die Anhänger, wohl im Glauben, dass die Partie zu Ende sei, den Platz. Chaos und Tumult beherrschten die nächsten Minuten, Referee Stark und wenig später alle Akteure verschwanden in den Katakomben.

Ordner und Polizei räumten das Spielfeld, der Stadionsprecher verkündete zwei weitere Minuten Nachspielzeit. Die fanden nahezu 20 Minuten später statt, ehe Stark tatsächlich abpfiff. Fortuna steigt auf, Hertha tritt den bitteren Weg in die 2. Liga an.

Für beide Teams ist die Saison damit beendet. Der erste Spieltag der Saison 2012/13 der 1. Bundesliga findet vom 24. bis 26. August statt. Die 2. Bundesliga startet bereits vom 3. bis 6. August.