Das Panzerdetail - Lenkwaffenanlage 9K112 KOBRA f�r T-80B und T-64B (original) (raw)

Die Lenkwaffenanlage 9K112 KOBRA der Kampfpanzer T-80B und T-64B

Die Lenkwaffenanlage 9K112 KOBRA gew�hrleistet in Verbindung mit der Waffenstabilisierung und dem elektronischen ballistischen Rechner die Feuerf�hrung mit dem Lenkflugk�rper 9M112 aus dem Rohr der Kanone 2A46M1 mit hoher Pr�zision aus dem Stand und aus der Bewegung mit bis zu 30 km/h auf stehende und bewegliche Ziele sowie auf tieffliegende Hubschrauber.
Die Anlage ist funktionell mit der Feuerleitanlage 1A33 verbunden. Gemeinsam genutzte Komponenten sind dabei insbesondere derZielfernrohr-Entfernungsmesser 1G42 und die Waffenstabilisierungsanlage. Das Schie�en mit der Lenkrakete 9M112 ist m�glich im Bestand bis zu einer Panzerkompanie, dabei k�nnen zwei Kampfpanzer ein Ziel gemeinsam bek�mpfen, wobei der Zwischenraum zwischen den schie�enden Panzern mindestens 30 m betragen soll, um St�rstrahlungen zu vermeiden.

Aufbau und Funktionsweise

Die Anlage arbeitet nach dem Prinzip der Funkkommandolenkung. Die Signalverbindung vom Lenkflugk�rper (LFK) zum Kampfpanzer (KPz) erfolgt automatisch durch eine modulierte Lichtquelle im Heck des LFK. Die Lichtmodulierung verhindert dabei den st�renden Einfluss anderer Lichtquellen auf dem Gefechtsfeld. Der LFK besitzt vier ausklappbare Auftriebsfl�gel und vier Steuerruder.
Der LFK besteht aus zwei Sektionen, dem Kopfteil und dem Heckteil. Die Verbindung zwischen beiden wird erst beim Ladevorgang durch die Schubkraft der Zuf�hrerkette w�hrend des Ansetzens hergestellt. Das Kopfteil enth�lt das Hohlladungsgefechtsteil 9N124 und das Feststoffmarschtriebwerk. Drei Zentriernasen au�en am Kopfteil gew�hrleisten die F�hrung im Rohr. Au�erdem ist das Kopfteil so konstruiert, dass es in allen Geschosshalterungen im Kampfraum gelagert werden kann. Konstruktiv wurde verhindert, dass das Kopfteil irrt�mlich mit einer Treibladung oder das Heckteil mit einer Granate gemeinsam in einer Kassette der Ladeeinrichtung untergebracht werden kann. Die rote Vorrichtung ist eine Transportsicherung und wird beim Aufmunitionieren abgenommen bzw. beim Abmunitionieren wieder aufgesteckt.

1K112-1_02.jpg9M112 1K112-1_03.jpg9M112 Aufbau

Das Heckteil enth�lt den Elektronikblock, vier unter Federkraft ausklappbare Fl�gel und Ruder, die mit zwei Pyroladungen ausgeklappt werden, eine F�hrungsh�lse am Heck und die H�lse der Aussto�ladung. Die F�hrungsh�lse sch�tzt den Boden des LFK vor den Treibladungsgasen, f�hrt das Heck des LFK im Rohr und wird nach Verlassen des Rohres abgeworfen. Die H�lse der Aussto�ladung enth�lt ein einpolige elektrische Signal�bertragungsverbindung zum LFK, der andere elektrische Pol wird vom LFK �ber die F�hrungsnasen an Masse angelegt. Der Elektronikblock empf�ngt die Lenksignale, dechiffriert sie und formt sie in Steuersignale um, die an die Stellmotore der Ruder weitergegeben werden. Der Elektronikblock kann beim Aufmunitionieren manuell auf eine von vier m�glichen Signalfrequenzen eingestellt werden. Zus�tzlich wird nach dem Laden und kurz vor dem Startimpuls eine von zwei m�glichen Signalkodierungen automatisch �bertragen. Die Stromversorgung des LFK erfolgt �ber eine eingebaute Batterie, die mit dem Startimpuls aktiviert wird. Die Aussto�ladung beschleunigt den LFK auf die Anfangsgeschwindigkeit und �bertr�gt zus�tzlich vor dem Start Kommandos von der Steueranlage an den Elektronikblock im Kopfteil des LFK.

Bestandteile der Lenkwaffenanlage 9K112-1

Die Funktionsweise beim Schie�en

Zum Laden und Verschie�en des LFK ist die automatische Ladeeinrichtung bei eingeschalteter Feuerleitanlage 1A33 erst nach dem zus�tzlichen Einschalten des Schalters "GTN" am Richtsch�tzenbedienpult und dem Ausw�hlen der Munitionsart Lenkflugk�rper "y" am Zielfernrohr-Entfernungsmesser freigeschaltet. Zum korrekten Hochlaufen der Anlage wird dazu der Taster f�r die automatische Ladeeinrichtung erst nach 3- 4 Minuten entblockiert. Am Block GTN-11 leuchtet das gr�ne Leuchtfeld �BEREIT� auf. 1,5 Sekunden nach dem Bet�tigen des Tasters der automatischen Ladeeinrichtung beginnt das Anheben der Kassette auf die Zuf�hrerlinie, die Zuf�hrerkette schiebt die beiden Teile des LFK in den Ladungsraum. Dabei rasten die Verbindungsstellen ineinander ein und verbinden beide Teile zu einer festen Einheit. 1,7 Sekunden nach dem Dr�cken des Abfeuerungsknopfes liegt die Z�ndspannung an der Aussto�ladung an und der LFK wird gestartet. Nach dem Verlassen des Rohres und dem Abklingen der Nachbeschleunigung durch die Pulvergase klappen die Fl�gel und Ruder aus. Der Z�nder wird nach etwa 4 � 100 m Flug scharf. Interessant ist, dass f�r das Laden der LFK die Betriebsart SERIE der automatischen Ladeeinrichtung nicht vorgesehen ist. Notfalls kann nach dem Laden die H�lse der Aussto�ladung manuell gewechselt werden, falls Z�ndversager eintreten.
Bei Ausfall der Feuerleitanlage 1A33 oder des Systems 9K112 nach dem der LFK geladen wurde, kann ein Notabschuss �ber den Abfeuerungsknopf am H�henrichthandrad erfolgen. Eine Steuerung des LFK ist dann jedoch nicht mehr m�glich. Das Laden der LFK von Hand oder im halbautomatischen Betrieb der Ladeeinrichtung ist nach den Nutzungsbestimmungen nicht erlaubt.

Arbeitsprinzip

Es handelt sich um ein halbautomatisches Lenksystem mit Positionsbestimmung �ber ein moduliertes Lichtsignal und Funkkommandolenkung. Die Steueranlage 9S461 bestimmt die Winkelkoordinaten des LFK w�hrend des Fluges, formiert Lenksignale und �bermittelt sie �ber Funk an den LFK. Der Block der Steuersignalkette 9V387 koordiniert alle ablaufenden Schaltvorg�nge in Reihenfolge und Zeitablauf. Der Spannungsumformer PO-900 stellt die erforderlichen Spannungen mit entsprechenden Frequenzen bereit.
Das Lichtsignal des LFK wird im optischen Kanal des 1G42 �ber den Dissektor auf eine Fotokathode im Block GTN-25 umgeleitet. Dabei wird ein Lichtpunkt auf die Fotokathode projeziert. Die Fotokathode formt das Lichtsignal in eine lageproportionale elektrische Spannung um. Mit Hilfe dieser Spannung wird dann in der Unterbaugruppe GTN-26 ein Signal zur Erkennung und Erfassung/Begleitung des LFK und ein weiteres Signal zur Bestimmung der Koordinaten in H�he und Seite erzeugt. Beide Signale werden in den Block GTN-14 �bergeben. Dort wird das Signal der Koordinate in die Signalkan�le H�he und Seite geteilt. In der Phase BEGLEITUNG werden die Signale f�r H�he und Seite entsprechend der Gr��e der Abweichung des LFK von der Visierline des Zielfernrohrs erzeugt. Die Signale f�r die H�he und Seite werden an den Block GTN-11 weitergegeben. Dort dienen sie zum einen der Steuerung der Empfangscharakteristik der Fotokathode w�hrend der Phase ERFASSUNG und der Phase BEGLEITUNG.

Gleichzeitig gehen die Signale f�r H�he und Seite an die Entfernungsprogrammmechanik im Block GTN-11. Die Entfernungsprogrammmechanik besteht aus programmgeregelten Potentiometern f�r die Signalkan�le H�he und Seite, die die Signalst�rken zur Spannungskompensation des Signals der Empfangskathode w�hrend der Phase des Starts und der Heranf�hrung des LFK an die Visierlinie verringern. Bedingt durch den Abstand der Rohrm�ndung der Kanone zur Visierlinie wird der LFK von der Empfangskathode zun�chst im Randbereich erfasst, was zu erh�hter Ausgangsspannung f�hrt. Die in die Unterbaugruppe GTN-22 weitergeleiteten Signale werden hier verst�rkt und ein Signal zur Ber�cksichtigung des dynamischen Fehlers beim Schie�en auf bewegliche Ziele addiert. Die Signale werden an den Block GTN-14 weitergegeben, dort kodiert und in fest getaktete Lenkimpulse f�r H�he und Seite umgeformt. Diese Signale werden im nachfolgenden Modulatorblock GTN-2 in leistungsstarke hochfrequente Impulse umgeformt und �ber die Wellenleiterbaugruppe im Antennenblock GTN-12 an die Sendeantenne weitergegeben. Im LFK werden die empfangenen Funksignale dekodiert, in Steuerimpulse umgeformt und an die Ruderanlage weitergegeben. Ein Kreiselkoordinator spricht entsprechenden der Lage des sich um seine L�ngsachse drehenden LFK die Ruder so an, dass die Signale f�r H�he und Seite korrekte Ruderausschl�ge erzeugen.
Zur Erh�hung der Genauigkeit werden zus�tzliche Signale erzeugt. Das ist zum einen ein Signal zur Kompensation des LFK-Gewichts im H�henkanal und ein Signal proportional zur horizontalen Richtgeschwindigkeit im Seitenkanal zur Verhinderung des Auswanderns des LFK aus dem Lenkbereich. Einen wichtigen Aspekt f�r eine maximale Genauigkeit stellt die Gew�hrleistung der Parallelit�t von Visierlinie und optischer Achse der Empfangsfotokathode dar. Dazu wird vom Unterblock GTN-37 vor dem Abschuss eine elektronische Nullung der Koordinate zur Visierlinie durchgef�hrt. Die Nullung beginnt kurz vor dem Startimpuls beim Bet�tigen des Tasters der automatischen Ladeeinrichtung und endet mit dem Schlie�en des Verschlusskeils. Dabei wird die Position des Lenkfeldleuchtflecks auf der Empfangsfotokathode des Koordinators als Koordinatenursprung bestimmt, um �bereinstimmung von Richtmarke, optischer Achse der Fotokathoe und Nullpunkt herzustellen.
Beim Schie�en auf weit entfernte Ziele wird die maximal erreichbare horizontale Richtgeschwindigkeit am Richtsteuerpult des Richtsch�tzen zur Verminderung von Richtfehlern 5 - 10 Sekunden nach dem Abschuss um das 2fache verringert.

GTN-11 BeschreibungGTN-11 Beschreibung 1K112-1_09.jpgRichtsch�tzenpult Richtsch�tzenpult  BeschreibungRichtsch�tzenpult Beschreibung

Die Schie�verfahren

1.Schie�en im Hauptverfahren. Es wird im Entfernungsbereich von 1000 m bis 4000 m verwendet. Dabei wird mit einer Rohrerh�hung von 3 Grad in Bezug zur Visierlinie geschossen. Vor dem Abschuss wird die optische Achse der Empfangsfotokathode elektrisch angehoben, um die Erfassung des abfliegenden LFK zu erm�glichen. Die Leuchtquelle im Heck des LFK wird aufgefasst und die Begleitung beginnt. Innerhalb etwa 2,2 Sekunden, also nach 800 � 900 m, wird die optische Achse der Empfangsfotokathode soweit abgesenkt, dass sie wieder mit der Visierlinie �bereinstimmt. 2,5 Sekunden nach dem Abschuss wird der Erfassungsma�stab der Steuerkontur der Empfangsfotokathode elektronisch um das 1,6 fache verkleinert, um die Lenkgenauigkeit zu erh�hen. Die Abtastungszone wird etwa um das 2fache enger. Der LFK wird auf den Punkt hingef�hrt, der mit der zentralen Richtmarke abgedeckt wird.
Wird beim Messen der Entfernung ein Wert von 1920 m bis 4155 m ermittelt, schaltet die Elektronik automatisch in das Verfahren �BERH�HUNG um. Dazu erzeugt der Block GTN-11 ein zus�tzliches Signal, das die Flugbahn des LFK um etwa 3 � 5 m �ber die Visierlinie anhebt. Erst 1,5 bis 2 Sekunden, also 600 m � 800 m, vor dem Ziel wird der LFK automatisch und gleichm��ig auf die Visierlinie abgesenkt.

2.Schie�en im Verfahren �BERH�HUNG. Das Verfahren wird durch Bet�tigen des Schalters �BERH�HUNG am Richtsch�tzenbedienpult eingeschaltet. Der LFK wird schon nach dem Abschuss mit �berh�hung �ber der Visierlinie gef�hrt. Dazu erzeugt der Block GTN-11 ein zus�tzliches Signal, das die Flugbahn des LFK um etwa 3 � 5 m �ber die Visierlinie anhebt. Erst 1,5 bis 2 Sekunden, also 600 m � 800 m, vor dem Ziel wird der LFK automatisch und gleichm��ig auf die Visierlinie abgesenkt. Im weiteren entspricht dieses Verfahren dem Hauptverfahren. Das Verfahren wird bei h�herem Bodenbewuchs in der Flugbahn eingesetzt, um einen st�rungsfreien Flug zu gew�hrleisten.

3.Schie�en bei Entfernungen kleiner 1000 m. Das Schie�en erfolgt prinzipiell wie beim Hauptverfahren. Allerdings betr�gt beim Abschuss die Rohrerh�hung in Bezug zur Visierlinie nur 0� 40''. Die optische Achse der Empfangsfotokathode wird nicht angehoben. Das Programm zur Heranf�hrung des LFK an die Visierlinie wird nicht gestartet. Der LFK wird sofort nach dem Erfassen auf der Visierlinie zum Ziel gef�hrt.

Allgemein. Kurz vor dem Abschuss eines LFK wird eine sch�tzende Diaphragmablende vor der Empfangsfotokathode aktiviert Sie soll eine �berblendung der Fotokathode verhindern und schw�cht das einfallende Licht gleitend um das 12- bis 4-fache ab. Etwa 17 Sekunden nach dem Abschuss wird das Lenksignal durch das automatisch ausgel�ste Signal "L�SCHEN" abgeschaltet, die Lenkeinrichtung wird in die Ausgangslage heruntergefahren und ist erneut Feuerbereit. Notfalls kann die Lenkeinrichtung durch das Bet�tigen des Tasters "L�SCHEN" am Richtsch�tzenpult zu einem beliebigen Zeitpunkt in die Ausgangslage heruntergefahren werden. Um zu verhindern, dass falsche Entfernungsangaben durch die Steuerungsanlage verwendet werden, wird automatisch die letzte im Rechner gespeicherte Entfernung beim Einschalten der Munitionsart LFK sowie beim Systemsignal L�SCHEN nach Beendigung des Lenkprogramms gel�scht.

Wichtige technische Daten 9K112

Einsatzschussweite Bodenziele 100 ... 4000 m
Hubschrauber bis. 4000 m (bei Zielzuweisung 5000 m)
Zielparameter Geschwindigkeit Bodenziele bis 75 km/h
Geschwindigkeit Hubschrauber 300 km/h
Flugh�he Hubschrauber 500 m
Kurswinkel Hubschrauber 700 m
Zeit bis Betriebsbereitschaft 3 ... 4 Minuten
Betriebsdauer ohne Pause - 3 Betriebszyklen zu 4 Stunden mit je eine Pause von mind. 1 Std - ein Schusszyklus mit Antennenabstrahlung max 8 Minuten
Z�ndersch�rfung nach 4 ... 100 m
maximale gelenkte Flugdauer 17 Sekunden
m�gliche Lenkkodes 2
m�gliche Lenkfrequenzen 4
mittlere Fluggeschwindigkeit 400 m/sek
L�nge des kompletten LFK 9M112 1000 mm
Gewicht des LFK 9M112 37,2 kg
Durchschlagsleistung des LKF 9M112 600 - 900 mm
Treffwahrscheinlichkeit bei einem Ziel vom Typ Kampfpanzer P=mind. 0,8

Die Weiterentwicklung der Lenkwaffenanlage 9K112 ist das System 9K119 REFLEKS mit dem LFK 9M119M INVAR, das in den Kampfpanzern T-80UM und T-90 eingesetzt wird. Dieses System arbeitet nach dem Prinzip der Laserleitstrahllenkung. Die Laserleitstrahleinrichtung ist fester Bestandteil des neuen Zielfernrohr-Entfernungsmessers 1G46. Die Arbeit des Systems REFLEKS �hnelt in vielen Punkten, insbesondere in den Lenkverfahren, der beschriebenen Anlage 9K112. Allerdings wird die Lagebestimmung, Lenkkorrekturermittlung und Steuerung autonom im LFK ausgef�hrt.

Quelle:
Panzer T-80B, Technische Beschreibung und Bedienungsanleitung, 1984