WebSitePortal (original) (raw)
Louise Labé - Sonett IX
Tout aussi tot que je commence à prendre ...
Gleich wenn ich endlich abends so weit bin ...
(Quelle: www2.ac-lyon.fr/enseigne/lettres/louise/)
Tout aussi tot que je commence à prendre
Dens le mol lit le repos desiré,
Mon triste esprit hors de moy retiré
S'en va vers toy incontinent se rendre.
Lors m'est avis que dedens mon sein tendre
Je tiens le bien, où j'ay tant aspiré,
Et pour lequel j'ay si haut souspiré,
Que de sanglots ay souvent cuidé fendre.
O dous sommeil, o nuit à moy heureuse !
Plaisant repos, plein de tranquilité,
Continuez toutes les nuiz mon songe :
Et si jamais ma povre ame amoureuse
Ne doit avoir de bien en verité,
Faites au moins qu'elle en ait en mensonge.
[Original]
Dès que je commence à prendre
le repos désiré dans mon lit doux,
mon triste esprit s'échappe de moi
et s'en va aussitôt vers toi.
Alors il me semble que dans mon tendre sein
je tiens le bonheur auquel j'ai aspiré,
et pour lequel j'ai soupiré si fort
que j'ai souvent cru me briser en sanglots.
Ô doux sommeil, ô nuit heureuse pour moi !
Plaisant repos, plein de tranquillité,
Continuez toutes les nuits mon songe ;
Et si jamais ma pauvre âme amoureuse
Ne doit connaître le bonheur dans la vraie vie,
Faites au moins qu'elle en ait l'illusion.
[moderne französische Übertragung]
Gleich wenn ich endlich abends so weit bin,
daß ich im weichen Bett des Ruhns beginne,
zieht sich der arme Antrieb meiner Sinne
aus mir zurück und mündet zu dir hin.
Dann glaub ich an die Zartheit meiner Brüste
das, was ich ganz begehre, anzuhalten,
und s o begehre, daß mir ist, als müßte
mein Schrein danach, wo es entsteht, mich spalten.
O Schlaf, der nachgibt, Nacht für mich gemeinte,
innige Stillung, glückliche Genüge,
halt vor für aller meiner Nächte Traum.
Ist für das immer wieder mir Verneinte
in dieser vollen Wirklichkeit nicht Raum,
so laß es mir gehören in der Lüge.
[deutsche Übertragung von Rainer Maria Rilke]
Kaum winkt des Nachts mir der ersehnte Schlummer,
Wenn ich auf meinem weichen Bette ruh',
Strebt unaufhaltsam gleich mein Geist dir zu,
Verlässt den Leib, erst noch beschwert von Kummer.
Dann dünckt es mich, in meine zarten Brüste
Sei eingekehrt das Glück, um das ich bangte,
Nach dem ich schluchzend also sehr verlangte,
Dass oft mir war, als ob's mich sprengen müsste.
O süsser Schlaf, o Nacht, die mich beglückt,
O wohlgefäll'ger Schlummer, sanfter Frieden,
Gebt, dass der Traum mich Nacht für Nacht entrückt.
Und ist mir gleich kein wahres Glück beschieden,
Wächst meiner Seel' aus Liebe nur das Leid, -
Lasst ihr den Schimmer, statt der Wirklichkeit.
[deutsche Übertragung von Anton Pariser]
Wenn mich der Tag so müde hat gemacht,
daß mir das Bett nicht aus den Augen will:
beginnt für mich noch immer nicht die Nacht,
denn jetzt ist es das Herz (so lang war's still),
das aufbegehrt. Es drängt sich zu dir hin
und offenbart dir, was an Kostbarkeit
mein Leib bereithällt und die Zeit
ihm viel zu langsam läuft. Es meint, daß ich es bin,
die zögert und zurückhält. Welch ein Wahn!
Ich habe tief im Schlaf noch mich weit aufgetan
für dich. Und eines Traumes holde Lüge
hielt ich für Wirklichkeit. Es waren deine Züge,
der Mund, die Hand. Was sich das Traumbild nahm,
daran bin ich erwacht und wurde rot vor Scham.
[deutsche Übertragung von Paul Zech]
Fast augenblicklich, wenn mir möchte blühen
im weichen Bette die ersehnte Rast,
fühlt mein Gemüht den Sog, gewaltsam fast;
der will es unaufhaltsam zu dir ziehen.
Alsbald fühl ich in zarter Brust es glühen:
Ich klammere mich an den hohen Gast,
um den ich kämpfte unter Seufzerlast;
oft blieb ich unzerschellt nur unter Mühen.
Oh süßer Nachtschlaf, Glück, das ich erwähle!
Wohliges Nichtstun, Ausruhn von der Zeit;
sei alle Nächte meiner Hoffnung Wiege;
und soll denn niemals meine arme Seele
genießen je ihr Heil in Wirklichkeit,
so gönn es ihr doch nur als fromme Lüge!
[deutsche Übertragung von Ingeborg Vetter]
So wie ich anschick', mich zu strecken,
Im weichen Bette Ruh zu suchen,
Wendet zu dir sich, der die Einsamkeit versuchen
Wollt', der traur'ge Sinn, will unruhig dich wecken.
Dann ist mir klar, daß in dem schwachen Busen mein
Das köstliche ich halte, das ich so begehre,
Für das in heißem Schmerz ich mich verzehre;
Tränen zermürben mich wie Tropfen einen Stein.
O süßer Schlaf, ersehnte Nacht,
o sanftes Ruhen in der Stille,
Versagt mir nicht die Gunst zu träumen:
Und wenn in meiner Seele Sehnsucht ist entfacht,
Und Labung ihr verwehrt, so mag dein weicher Wille
Spenden ihr Lug und Trug zum Überschäumen.
[deutsche Übertragung von Marcel B. Schmitt]
Kaum habe ich zu schlummern angefangen,
mich kaum ins weich gewünschte Bett gelegt,
erhofft, was meinen armen Geist bewegt,
nichts, als in deine Nähe zu gelangen.
Seit ich begreif, was meine Brust umspannen,
umseufzen kann und mich so sehr durchwebt,
belebt das Schluchzen, das ins Atmen strebt,
Gebilde, welche früher oft zerrannen.
Oh, süßer Schlaf, oh, glücklich meine Nächte!
Begehrte Sinnenruhe voller Stille,
behüte alle Abende mein Träumen.
Wenn nun, was meiner Liebe Ruhe brächte,
dir nicht genehm ist, soll dein stolzer Wille
sie so berührn, als würd sie nichts versäumen.
[deutsche Übertragung von Manfred Drewitz]
Sogleich, wenn ich im weichen Bett mich wende,
Der Antwort, der ersehnten, nachzuspinnen,
Zieht fort mein trauriges Gemüt von hinnen,
Versammelt sich in dir, unkeusch mich sende.
Seitdem ich Innres, Zartestes verschwende,
Find ich das Glück, so sehr erhofft beim Sinnen,
Um welches ich so sehr musst schreiend minnen,
Dass mir die Seufzer teilten innre Wände.
Oh süßer Dämmer, glücklich machst du, Nacht,
So freundlich deine Antwort, voll Entspannen,
Treibst mir mein Blut die ganze Nacht voran.
Auch wenn’s mir armen Seele nie gebracht,
Mich in der echten Liebe zu verrennen,
Dann hat der Lügentraum es doch getan.
[deutsche Übertragung von Frank Walter]
From the moment I welcome to my bed
long pursued, long desired sleep,
my creature thought starts its creep,
crawls, no, runs, flies to you instead.
Then I'm gripped, or pinned, or fed
by everything I've hoped for, held deep.
Agonised sighs seem trite, pat, cheap.
I soon forget what idle anguish said.
Sweet sleep. A night, perhaps, of happiness.
Sultry slumber, the tease of tranquility -
lavish, please, all my nights with slow slow dreams.
And if it's No to love, to tenderness,
No to the sweetest in all humanity
let me at least enjoy the feast - of all that seems.
[englische Übertragung von Richard Price]
However soon that I begin to take
A long awaited rest in my soft bed,
Distressing thoughts go running through my head
In fitful circles. Please, give me a break!
Then at these times I look into my heart,
And want to do those things I most admire,
And yet I throw away what I desire.
To think on this has split my mind apart.
Come, gentle sleep. Make happy times for me.
Deliver to me peace, tranquillity.
And bring me dreams. Then when I close my eyes,
Indulge my battered soul throughout the night.
And if sometimes the truth has taken flight,
Tell me, at least, a few compelling lies!
[englische Übertragung von Alice Park]
As soon as I get the chance, at end of day,
to lay my head down on my pillow and sleep,
out of my body my sad spirit creeps
and hurries off to meet you straight away.
Then I fancy that here, close to my heart,
I hold the prize to which I’ve long aspired,
the man whom I’ve so urgently desired
that sobs have nearly shaken me apart.
Oh gentle sleep, oh night bearer of pleasure,
oh sweet repose, balm of tranquillity,
bring me this dream at every day’s conclusion.
And if my poor enamoured spirit never
gets to possess its hope in reality,
grant at least that it does so by illusion.
[englische Übertragung von Peter Low]
The very moment I begin to take
In my soft bed the rest I'm longing for
My saddened self, abandoning heart-ache,
Makes its unhampered way to you once more.
It seems than I hold safe within my breast
The joy to which my hopes have vainly sped -
For, judging you forever unpossessed,
I thought I'd split apart from tears unshed.
Sweet sleep, sweet darkness pleasuring my mind,
Lovely repose, dear calm, all fears away -
Continue my enchantment every night;
If my poor heart in love must never find
True satisfaction in the light of day,
At least allow a lie to give delight.
[englische Übertragung von Harry Guest]