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Hugo Graf von Tours
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um 780-20.10.837

Begraben: Kirche zu Monza

Eventuell Sohn des Grafen Haicho und damit Ur-Ur-Enkel des Herzogs Eticho vom Elsaß
Er könnte auch der Neffe des Abtes Thetibalds von Ebersheim sein.

Lexikon des Mittelalters: Band 162 Seite 162
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Hugo, Graf von Tours, 1. Hälfte 9. Jh.
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Karolingischer Amtsträger,ETICHONE

811 zusammen mit Bischof Heito von Basel und Aito von Friaul GesandterKARLS DES GROSSEN in Byzanz, trat Hugomit dem karolingischen Herrscherhaus in engste Verbindung, als 821 LOTHAR, Sohn LUDWIGS DES FROMMEN,Hugos Tochter **Irmingard**zur Frau nahm; durch die Heirat der anderen Tochter Adelheidwar Hugo mit den WELFEN verschwägert.Hugos bedeutende Stellung im Reich zeigt sich daran, dass er unter den um 824 im Reichenauer Verbrüderungsbuch eingetragenen 'nomina amicorum viventium' die Reihe der Grafen eröffnete und bei der Taufe des Dänenkönigs Harald Klak in Ingelheim 826 mit Matfrid von Orleans Kaiserin Judith geleitete. 824 und 827 an Feldzügen gegen die Bretonen und die Sarazenen beteiligt, wurde Hugo828 seiner Ämter enthoben, da wegen seiner Säumigkeit das fränkische Ersatzheer zu spät an der spanischen Grenze eingetroffen war. Nach Thegan galt Hugo von Tours als besonders ängstlich; überdies soll er Kaiser LOTHARzur Untreue gegen seinen Vater angestachelt haben.
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Hugo, seit 821 Schwiegervater des
Kaisers LOTHAR I.
, und Graf Matfrid wurden 828 auf einem Hoftag in Aachen abgesetzt, da ihnen Versagen in Spanien vorgeworfen wurde. Durch das zögerliche Vorrücken des fränkischen Hauptheeres waren die plündernden Feinde schon vom Schlachtfeld verschwunden, als dieses erst eintraf.

Heinrich Büttner:
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"Geschichte des Elsaß I" 1991

Auf der Reichsversammlung des September 820 in Quierzy war bereits Graf Hugo von Tours, der im Elsaß reich begütert war, wie sein Tausch mit Weißenburg in Quierzy bezeugt, mit dem Bischof Adaloch von Straßburg erschienen. Ob damals bereits die Heirat LOTHARSmit der Tochter Graf Hugos in Aussicht war, steht dahin. Im Oktober 821 wurde auf der Reichsversammlung in Diedenhofen die Vermählung LOTHARS I., der seit 817 Mitregent des Kaisers war, und der Grafentochter**Irmingard**, die durch ihre Herkunft dem ETICHONEN-Geschlecht verwandt war, vollzogen. Als Morgengabe erhielt Irmingardden Herrenhof in Erstein an der Ill mit 60 abhängigen Hufen überwiesen. In Worms wurde im Jahre 829 an KARLdas Elsaß, Alamannien und ein Teil des burgundischen Gebietes übertragen. LOTHARS Teil war durch das Herausbrechen dieses wichtigen Gebietes bedeutend geschmälert; seine Verärgerung wurde durch die Grafen Hugo, der große Interessen im Elsaß hatte, und Matfrid, der über eine angesehene Stellung im Moselgebiet verfügte, noch geschürt. Denn beide waren in ihrem Einfluß bei LUDWIG DEM FROMMEN gestürzt worden; LOTHARwurde nach Italien gesandt, um der widerstrebenden Partei die Spitze zu nehmen. Nach der Absetzung Kaiser LUDWIGSauf dem Lügenfeld zu Colmar erhielt Ludwig der Deutsche das Elsaß. Nach der FreilassungLUDWIGS DES FROMMEN 834 begleitete Graf Hugo mit anderen Großen LOTHAR I. nach Italien. Nach der 839 erfolgten Aussöhnung zwischenLUDWIG und LOTHARkam das Elsaß wieder an Kaiser LOTHAR; seine Anhänger erhielten ihren Besitz und teilweise ihre Lehen wieder zurück.

Gerd Tellenbach: Seite 57
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"Der großfränkische Adel"

Die Anhänger LOTHARS I., die ihre Lehen und Eigengüter jenseits der Alpen verloren hatten, mußten in Italien versorgt werden. Hugo von Tours und seine Gattin **Ava **erhielten unter anderem den alten Königshof Leocate am Lambro. Aber Hugokonnte in Italien keine Rolle mehr spielen, da er, wie viele seiner Genossen, bereits 836 von einer katastrophalen Seuche dahingerafft wurde. Wenige Jahre später starb auch Ava.

Franz Vollmer: Seite 139, 163
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"Die Etichonen"

Möglicherweise sind einzelne ETICHONENvon KARL DEM GROSSEN zu besonderen Königsdiensten herangezogen worden; auch der Aufstieg Hugos von Tours beginnt ja bereits unter KARL DEM GROSSEN selbst. Es ist aber sicher kein Zufall, dass dieserETICHONE nach des Kaisers Tod so einflußreich wird und machtvoll in der allgemeinen Politik agieren kann.Hugos Familie rechnet jetzt zu den vornehmsten des Reiches und den ältesten, die in sich die Reichseinheitstradition verkörpern und vertreten, aber andererseits die Schwäche der Zentralgewalt benutzen, sich selbst in den Vordergrund zu schieben. Hugowird Schwiegervater des Kaisers, und LOTHARSGunst und Vertrauen bringen ihn nach Oberitalien, wo eine Nachkommenslinie noch im 10. Jahrhundert zu verfolgen ist. Die vornehme Stellung Hugosspiegelt sich auch in den Ehen seiner beiden Töchter Adelais/Aelisund Bertha.Adelais heiratet in 1. Ehe den WELFEN Konrad, den Bruder der Kaiserin Judith, Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN, des WELFEN Rudolf und Ludwigs des DeutschenGemahlin Emma. Bertha wird die Gemahlin Girards "von Roussillon", der zuerst Graf von Paris, dann Verwalter von Burgund (Vienne) ist. Verkörperte Hugonoch einmal in seiner Person die die Grenzen der Teilreiche negierende alte Reichseinheit, so zeigt sich bereits in der nächsten Generation eine bemerkenswerte Beschränkung auf einzelne Landschaften. Sein Sohn**Liutfrid** ist nur noch im Elsaß und in Oberitalien interessiert, seine Töchter Bertha und Aelisscheinen dagegen den burgundischen Besitz Hugosgeerbt zu haben.
Während sich so Ende des 8. Jahrhunderts langsam fast über alle Nachkommen Etichosein bisher nicht erhelltes Dunkel legt, tritt zu Beginn des 9. Jahrhunderts mit "Hugo von Tours" eine politisch höchst aktive Persönlichkeit auf, die unmißverständlich als Nachkomme Etichosgekennzeichnet ist.
Hugo "timidus" wird 811 von KARL DEM GROSSEN als Gesandter nach Konstantinopel geschickt. Bereits 807 trat unter KARL DEM GROSSEN ein
Hugo comes
auf, der möglicherweise mit dem ETICHONEN zu identifizieren ist. Vor allem aber unter LUDWIG DEM FROMMENsehen wir ihn unter den Mächtigen des Reiches. Jetzt ist Hugo Graf von Tours; er ist es wahrscheinlich auch von Sens und hat damit 2 der wichtigsten westfränkischen Positionen in seiner Hand. Ältere ETICHONEN-Rechte an diesen Positionen sind nicht bekannt; die Verleihung ist also wohl der besonderen persönlichen Gunst LUDWIGS DES FROMMENzu verdanken. Von Kaiser LUDWIG hatHugo vor allem auch das Nonnenkloster S. Julian d'Auxerre zu Lehen. 821 erreicht die enge VerbindungHugos mit dem Herrscherhause ihren Höhepunkt: LUDWIGS DES FROMMEN Sohn LOTHAR I. heiratet
Hugos
Tochter Irmgard.Hugo bleibt auch in diesen Jahren der größten Hofnähe im Elsaß begütert und interessiert, wie sein Weißenburger Gütergeschäft von 820 ausweist. Er muß aber wichtige Kampfaufgaben des Reiches übernehmen: 824 ist er Führer im Feldzug gegen die Bretonen, 827 gegen die Sarazenen. Dass hiermit die Grenze seiner Einsatzbereitschaft für das Reichsinteresse erreicht ist, stellt sich nur zu deutlich heraus: 828 muß er von
LUDWIG DEM FROMMEN
wegen Hilfeverweigerung für den Grafen Bernhard von Barcelona gegen die Sarazenen abgesetzt werden; er verliert damit die vom Kaiser empfangenen Lehen wie die Grafschaft Tours und das Kloster S. Julien d'Auxerre und damit wohl auch die Grafenrechte in Sens. Bei seinem Schwiegersohn LOTHAR I.bleibt aber Hugo auch in den Jahren 830 bis 836 führend und von bestimmenden Einfluß . Um 834/35 taucht Hugo in Oberitalien auf. Er ist hierin wohl LOTHAR gefolgt und wird von diesem für seine Verluste nördlich der Alpen entschädigt worden sein. In Italien hat er - sicher über seinen kaiserlichen SchwiegersohnLOTHAR - eine beachtliche Stellung und rechnet zu den "primores" des Landes. Seine Besitzbasis liegt im Gebiet von Mailand; nach dem Königsgut Leocate am Lambro, das er nun innehat, wird er "dux de Locate" genannt. Hier im Süden überraschte ihn auch der Tod; in der Kirche von Monza, die von Hugoreich mit Schenkungen bedacht worden war, findet er sein Grab.
Hugo war nach Herzog Eticho/Adalricus der bedeutendste Angehörige dieses Hauses, der sich am nachhaltigsten in der großen, alle landschaftlichen Rahmen sprengenden Politik betätigt hat. Sein hoher Adel wie auch seine außergewöhnlich einflußreiche Stellung unter LUDWIGund LOTHAR werden von den zeitgenössischen Schriftstellern gebührend hervorgehoben.
Dass Hugo wirklich ETICHONEist, wissen wir durch Thegans ausdrückliches Zeugnis. Bestätigt wird dies durch die Übereinstimmung der Namen der unmittelbaren NachkommenschaftEtichos und der Nachkommen Hugos: die Namen Liutfrid, Eberhard und Hugo finden sich hier wie dort. Überdies sprechen die vielfältigen Beziehungen Hugoszum Elsaß für seine **ETICHONEN**-Stämmigkeit.
820 tauscht Hugo mit der Abtei Weißenburg seine nordgauische Eigengüter in Niederbronn, Preuschdorf, Walf, Barr und Fröschweiler gegen Güter in Dettweiler. Auf HugosSchenkung soll auch ein Kreuz des Odilienberg-Klosters Niedermünster zurückgehen. Auch Hugos Kinder stehen in engen Beziehungen zum Oberrheingebiet.
So erhält Hugos Tochter **Ermengard**von ihrem kaiserlichen Gemahl **LOTHAR I.**ihre Morgengabe im elsässischen Erstein, worauf sie 849 ein Kloster stiftet. Der Sohn **Liutfrid**und dessen Söhne Hugo und **Liutfridsind Laienäbte von Münster-Granfelden. Auch der Urenkel Hugo, Lothars II. Sohn, wird nochmals Herzog des Elsaß. Bei besitzgeschichtlichen Vergleichen ergibt es sich rasch, dass Hugos und seiner Nachkommenschaft Besitz durchwegs im gleichen elsässischen Gebiet liegt, in dem auchHerzog Eticho**und seine unmittelbaren Nachkommen begütert waren.

Kinder:

Irmingard
-20.3.851

821
oo LOTHAR I.
795-29.9.855

Adelheid
-

oo Konrad I. Graf im Argen- und Linzgau
-16.2.863

Liutfrid
um 800/05- um 864

Bertha
-

819
oo Gerhard Graf von Vienne
800- 878/79