Mit der Unterstützung der letzten beiden wirklich großen Entwickler im Rücken, die Nintendo nun nicht mehr exklusiv belieferten, war SEGA Anfang 1993 mit seinem Mega Drive, dem in Europa immer noch gut positionierten Master System, einem ganz gut laufenden Game Gear und dem im CD-Sektor (fast) alleine dastehenden Mega-CD in einer hervorragenden Position, die Marktführerschaft für längere Zeit beanspruchen zu können. Zudem begann die Entwicklung des Nachfolgesystems unter dem Decknamen GigaDrive.In Deutschland konnte man in Kooperation mit der Deutschen Bahn die ChampionTrain93 Wettbewerbe an ungewöhnlichem Ort im Zug während der Fahrt austragen. Desweiteren konnte SEGA auch Michael Jackson (der mit Moonwalker bereits 1990 sein eigenes Spiel erhielt) oder die Formel1-Schmiede Williams-Renault inklusive deren Fahrern Alain Prost und Damon Hill als Zugpferde benutzen. Geschickt platzierte Werbung als Trikotsponsor des japanischen Fußballteams JEF United, beim englischen Formel 1 Rennen von Donington, die Sonic TV-Serie, ein riesiger Sonic-Ballon bei der Macy´s Thanksgiving-Parade oder das TeamUp mit Cherry Coke sind dabei nur einige wenige Beispiele...Ende des Jahres 1993 war dann Prügel angesagt. Neben dem heiß erwarteten Street Fighter 2: Special Champion Edition konnte auch Mortal Kombat ähnliche Begeisterungsstürme auslösen. Und sowohl das erweiterte SF2 als auch das im Gegensatz zur SNESVersion ungeschnittene Mortal Kombat brachte dem Mega Drive weltweit nochmals einen Schwung in den Verkaufszahlen. Extra zum Release von Street Fighter 2 veröffentlichte SEGA sogar ein 6-Button Pad, damit man auch vollends in den Genuss des Spiels kommen konnte. Zugleich eines der besten Pads aller Zeiten.Aber auch Mortal Kombat sorgte für Veränderungen, diesmal aber nicht nur im SEGA-Sektor. Aufgrund seiner exzessiven Gewaltdarstellungen wurde Mortal Kombat neben Night Trap für das Mega-CD zum Synonym der amerikanischen Sittenwächter für eine verrohende Gesellschaft. In Folge der mannigfaltigen Prozesse und einer Kongressanhörung unter Leitung des US-Senators Joseph Lieberman sowie des allgemein immer größer werdenden Drucks der amerikanischen Öffentlichkeit, entwickelte SEGA ein Rating-System für seine Software, welches den Grundstein für alle heutigen Alterseinstufungssysteme legte. Am 1. August 1993 erschien mit Jurassic Park das weltweit erste Videospiel mit einem Rating mittels des von SEGA gegründeten VideoGame Rating Council.In Folge dieser Hetzjagd der Konservativen auf die ungeliebten Neuen Medien, der sich auch große Zeitungen wie die New York Times mit Headlines wie Die neue, digitale Pornographie anschlossen, verlor SEGA, die bis dahin mit dem SEGA-CD respektable Verkaufszahlen in den USA erzielen konnten, dermaßen an Reputation, dass Nintendo, welche sich während dieser Auseinandersetzungen als die heiligen Hüter der Rechtschaffenen präsentierten, merklich an Fahrt zulegten, derweil sich bei SEGA eine gewisse Stagnation einnistete. Die Darstellung des Nintendo-Chefs, seine Firma sei die einzige, die darauf achte, dass gewisse Standards eingehalten würden und Gewalt keinen Platz in Kinderzimmern habe, sollte spätestens mit Erscheinen des zweiten Teils von Mortal Kombat auf dem SNES zu einem denkwürdigen und zugleich peinlichen Moment der Geschichte werden. Denn aufgrund der schlechteren Verkaufszahlen des geschnittenen ersten Teils, verzichtete man bei Nintendo aufgrund der wieder gelegten Stimmung auf seine angeblich so hohen Standards und veröffentlichte MK2 ebenfalls ungeschnitten.Doch das Jahr 1993 hatte noch mehr Neues zu bieten. Zum Start des Mega-CD in Europa hatte SEGA den Rotstift angesetzt, um das Gerät kostengünstiger produzieren und anbieten zu können. Als Folge dessen kam das Mega-CD, mit Ausnahme einiger weniger Releases des Ur-Systems in England und Italien, in seiner neuen, formschönen Ausgestaltung zusammen mit dem ebenfalls neu designten MD2 im Herbst 1993 in die europäischen Geschäfte.Dem Ende des Jahres sich nähernd, erreichte die nächste Generation die Spielewelt. EA´s Trip Hawkins präsentierte das unglaublich teure 3DO und Philips kramte seinen seit 1991 erhältlichen Multimedia-Player CD-i wieder aus dem Keller. Desweiteren wollten zwei alte Hasen wieder an alte Erfolge anknüpfen: Commodore (zu Zeiten des C64 alleiniger Herrscher über die Video-/Computerspielewelt) veröffentlichte sein Amiga CD32 und Atari (ebenfalls einmal der unbestrittene Marktführer zu Zeiten des VCS) ließ seine Raubkatze Jaguar mit seinen 64Bit auf die Käufer los.Schaut man auf das SEGA Software-Jahr 1993, so entdeckt man etliche sehr gute Spiele. Für das Mega Drive u.a. Aladdin, Flashback, Dune 2, Eternal Champions, FIFA Soccer, Gunstar Heroes, Jungle Strike, LandStalker, Rocket Knight, Shining Force, Shinobi 3 oder Street Fighter 2. Und auch das Mega-CD bekam endlich die verdienten Spiele wie Batman Returns, Dune, Ecco, Joe Montana Football, Juraßic Park, Keio Flying Squadron, Lunar: The Silver Star, NHL 94, Silpheed, Sonic CD, Star Wars oder Thunderhawk. Allerdings vernachlässigte SEGA zu dieser Zeit die Rollenspieler. Konnten sie anfangs noch mit Phantasy Star in diesem Genre neue Maßstäbe setzen, konterte Nintendo nach und nach mit RPG-Perlen wie Final Fantasy, Chrono Trigger, Terranigma, Dragon Warrior, Breath of Fire oder Secret of Evermore, während es in den USA einzig dem Publisher Working Designs zu verdanken war, dass einige Top-Rollenspiele wie Lunar oder Vay wenigstens für das dortige SEGA-CD lokalisiert wurden. |