Lichtblick für Petroplus-Gläubiger | NZZ (original) (raw)

Der Kollokationsplan für die sich in Liquidation befindliche Raffineriegruppe Petroplus soll im ersten Semester 2016 vorgelegt werden und die erste Teilzahlung an die Gläubiger erfolgen.

Für die Petroplus-Gläubiger gibt es noch ein paar Lichtblicke (Bild: Raffinerie in Cressier). (Bild: Keystone/epa)

Für die Petroplus-Gläubiger gibt es noch ein paar Lichtblicke (Bild: Raffinerie in Cressier). (Bild: Keystone/epa)

Die Liquidation von komplexen Unternehmensgebilden nimmt erfahrungsgemäss Jahre in Anspruch. Auch die Anfang 2012 unter einer hohen Schuldenlast zusammengebrochene Petroplus wird die Liquidatoren noch einige Zeit beschäftigen. Dank einer Mitte Oktober mit den Banken unterzeichneten Vereinbarung ist nun jedoch der Weg frei, den Kollokationsplan für die seit Februar 2013 in Nachlassliquidation befindliche Petroplus Marketing AG (PMAG) im ersten Semester 2016 vorzulegen und noch gut vier Jahren die erste Abschlagszahlung zu leisten. Dies geht aus einem Zirkular hervor, das die Liquidatoren von Wenger Plattner am Donnerstag publizierten.

Wichtiger Etappensieg

Eine Mitte Oktober mit den 13 kreditgebenden Banken (u. a. UBS, Credit Suisse und Banque Cantonale Vaudoise) unter der Federführung der ING Bank unterzeichnete Vereinbarung (Global Settlement Agreement) ermöglicht es, einen beträchtlicher Teil des von den Banken gehaltenen Überschusses in die Nachlassmasse einfliessen zu lassen. Durch die rasche Verwertung von Vermögenswerten und den von Petroplus-Gruppengesellschaften gewährten Garantien haben sich die Banken schadlos halten können. Ihren Kredit über 1,113 Mrd. $ ist mehr als getilgt. Nach Abzug der Kosten für die Verwertung der Forderungen, den den Garantiegebern geleisteten Rückzahlungen und einem Rückbehalt von 80 Mio. Fr. für allfällige künftige Forderungen (unwahrscheinlich) fliessen vom Verwertungsüberschuss von 600 Mio. $ noch 205 Mio. $ an die PMAG.

Mit dieser Vereinbarung, dem der Gläubigerausschuss bereits zugestimmt hat, wird ein grosses Hindernis aus dem Weg geräumt, das bisher die Vorlegung eines Kollokationsplans verhindert hatte. Zustimmung gab der Ausschuss auch für die mit der Petroplus Raffinerie Ingolstadt und der deutschen Vertriebsgesellschaft eingegangenen Vergleiche, die die gegenseitigen Ansprüche zwischen der PMAG und den beiden Gesellschaften konsolidieren. Im Nachlassverfahren verbleiben knapp 230 Mio. € als Restforderung der PMAG gegenüber der Vertriebsgesellschaft. Beim Vergleich mit der deutschen Raffinerie beträgt der Saldo knapp 13 Mio. Fr. zugunsten der Raffinerie.

850 Millionen Franken gesucht

Formell sind jedoch alle drei Vereinbarungen noch nicht rechtskräftig, denn die Banken bestanden darauf, dass den Gläubigern ein Abtretungsangebot unterbreitet wird. Den Liquidatoren ist das bisher Erreichte es wert, weshalb sie gute Mine zu dieser Farce machen und auf die Forderung der Banken eintreten. Weil bei einer Nachlassliquidation durch eine Abtretung den restlichen Gläubigern kein Nachteil entstehen darf, müsste eine Person, die die Abtretung begehrt, das gesamte Vergleichsinteresse von derzeit gut 850 Mio. Fr. vorschiessen. Dazu bleibt ihr bis am 8. Januar Zeit, danach ist dieses Recht verwirkt und die Vergleichsvereinbarungen rechtskräftig.

Parallel zu diesen drei Vergleichen gelang es den Liquidatoren weitere Anfechtungsklagen auf diese Weise zu regeln; nur noch neun Klagen im Streitwert von 100 Mio. Fr. sind hängig (u. a. mit der Eidgenossenschaft und der Stiftung Klimarappen). Auf Basis des Ende Oktober verfassten Liquidationsstatus können die Drittklassgläubiger mit einer Nachlassdividende zwischen 3,97% und 26,29% auf dem von der PMAG in dieser Kategorie anerkannten knapp 3 Mrd. Fr. rechnen. Die grosse Bandbreite hängt mit dem noch ungeklärten Forderungen aus Nachrangvereinbarungen in Höhe von 1,5 Mrd. Fr. zusammen. Seit Monaten finden mit den Vertretern dieser Anleihensgläubigern Gespräche statt. Die Liquidatoren sind zuversichtlich, dass bis zur (wiederholt verschobenen) Vorlage des Kollokationsplans, die in der ersten Jahreshälfte 2016 stattfinden soll, eine Einigung gefunden wird und es zu einer massgeblichen Abschlagszahlung kommen wird.

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