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Lateinamerika
Argentinien führt Homo-Ehe ein – die Kirche tobt
Veröffentlicht am 15.07.2010Lesedauer: 2 Minuten
Die bunten Fahnen hoch: Befürworter der Homoehe bei einer Kundgebung vor Argentiniens SenatQuelle: dpa
Argentinien ist das erste Land in Lateinamerika, in dem Schwule und Lesben heiraten dürfen. Unterstützung kommt von höchster Stelle.
Gegen den Widerstand der katholischen Kirche hat Argentinien als erstes Land Lateinamerikas die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe beschlossen. Der Senat billigte nach einer 14-stündigen Marathondebatte ein entsprechendes Gesetz mit einer Mehrheit von 33 Stimmen bei 27 Gegenstimmen. Das Abgeordnetenhaus hatte schon im Mai zugestimmt. Demonstranten für das Gesetz, die trotz winterlicher Kälte stundenlang vor dem Parlamentsgebäude ausgehalten hatten, reagierten mit Jubel.
Präsidentin Cristina Kirchner hatte sich für das Gesetz stark gemacht und bereits angekündigt, dass sie kein Veto einlegen werde. Bisher hatte nur das lokale Parlament von Mexiko-Stadt im Dezember die Homo-Ehe in der mexikanischen Hauptstadt gebilligt. Buenos Aires gilt als eine der tolerantesten Metropolen Lateinamerikas gegenüber Homosexuellen. „Das Parlament hat eine sehr wichtige Entscheidung getroffen“, zitierte die Zeitung „La Nación“ den Vorsitzenden der Regierungsfraktion Miguel Ángel Pichetto. Der Sozialist Rubén Giustiniani sprach von einem „historischen Tag“.
Die Debatte um die Ehe zwischen Partner gleichen Geschlechts hatte eine bittere Debatte zwischen Gegnern und Befürwortern ausgelöst. Teile der Opposition und der Medien sowie vor allem die in Argentinien besonders konservative katholische Kirche liefen Sturm gegen die Novelle. Etwa 50.000 Menschen hatten sich an einer Protestkundgebung vor dem Parlament in der Hauptstadt Buenos Aires beteiligt. Unter dem Slogan „Die Kinder haben ein Recht auf eine Mutter und einen Vater“ demonstrierten sie gegen das Gesetzesprojekt, das der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, als „Schachzug des Teufels“ gebrandmarkt hatte.
Befürworter äußerten sich entsetzt über die „Rückständigkeit“ der katholischen Kirche. Statt den Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie zu leben hätten, sollten diese Katholiken lieber gegen Kindesmissbrauch in ihren eigene Reihen und gegen familiäre Gewalt demonstrieren, meinte eine Teilnehmerin.
dpa/jw