»Mein Reichsführer, lieber Heini Himmler!« (original) (raw)

Er wollte Thomas Mann ins KZ bringen und im Auftrag der SS Heldensagas schreiben. Unter den faschistischen deutschen Autoren von Ernst Jünger bis Heinrich Lersch war Hanns Johst der Gläubigste

11. März 2004 Quelle: (c) DIE ZEIT 11.03.2004 Nr.12

Am 10. September 1933, ein Dreivierteljahr nach der Machtübernahme Hitlers, übermittelte der Dichter Hanns Johst dem Reichsführer-SS einen "kulturpolitischen Vorschlag". Da man Klaus Mann, den Herausgeber des "unflätigsten Emigrantenblattes"Die Sammlung, nicht zu fassen bekomme, wolle er in dieser wichtigen Angelegenheit ein "Geiselverfahren" empfehlen: "Könnte man nicht vielleicht Herrn Thomas Mann, München, für seinen Sohn ein wenig inhaftieren? Seine geistige Produktion würde ja durch eine Herbstfrische in Dachau nicht leiden." Neun Tage später bedankte sich Heinrich Himmler "für Ihren netten Brief […] mit der ausgezeichneten Anregung, der ich selbstverständlich nachkomme" – allerdings mit unbefriedigendem Erfolg, denn Thomas Mann hatte Deutschland bereits im Februar 1933 verlassen.