Ein Koloss der Geschichte (original) (raw)

Abbé Pierre, der Gründer der französischen Obdachlosenhilfe "Emmaus", über sein Verhältnis zu Papst Johannes Paul II.

6. April 2005 Quelle: (c) ZEIT.de

Er lebt im grauen Pariser Vorort Alfortville in einem winzigen Reihenhaus. Sein Zimmer ist eine Mönchszelle, in der Schreibtisch und Bett nur durch einen Vorhang getrennt sind. Dieser Woche wurde der ehemalige Kapuziner-Mönch Abbé Pierre zu einem der drei bedeutendsten Franzosen aller Zeiten gewählt. 1954 schreckte er in einem Radio-Appell sein Land auf: „Zu Hilfe, meine Freunde. Heute Nacht um drei Uhr ist eine Frau auf dem Boulevard Sébastopol erfroren, weil sie aus ihrer Wohnung hinausgeworfen wurde.“ Seitdem hat der 1912 in Lyon geborene Pater die Obdachlosenorganisation „Emmaus“ aufgebaut, die in Frankreich und international zu einem der bedeutendsten Hilfswerke für Menschen in Not geworden ist. Mit Papst Johannes Paul II. verbindet ihn eine lange, nicht immer konflitktfreie Geschichte. Mit dem 93 Jahre alten Abbé Pierre sprach Michael Mönninger.