TRIGEMA: Deutsches Familienunternehmen produziert trotz hoher Lohnkosten Kleidung in Deutschland (original) (raw)
Der schwäbische Familienbetrieb wurde im Jahr 1919 von Eugen Mayer im Alter von 23 Jahren unter dem Namen Mechanische Trikotwarenfabrik Gebr. Mayer KG gegründet. Schon damals lag der Hauptsitz in Burladingen im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Bereits Mitte der 20er Jahre beschäftigte das Unternehmen 200 ArbeiterInnen und fertigte Unterwäsche für Großkunden, wie Kaufhausketten und Versandhäuser. Von Anfang an wurde großen Wert auf Investitionen in moderne Produktionstechniken zur Erhaltung des hohen Qualitätsstandards und der rationellen und stark automatisierten Arbeitsweise gelegt. 1939 stieg Schwiegersohn Franz Grupp mit in die Geschäftsleitung ein. Das Unternehmen beschäftigte damals 800 ArbeiterInnen und verfügte über 9 Filialbetriebe. Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Belegschaft bis 1952 rasch wieder auf rund 1.000 Beschäftigte an. Im Jahr 1959 verstarb Senior Chef Eugen Mayer und Franz Grupp wurde zum alleinigen Geschäftsführer.
Mit den Jahren stagnierte das Unterwäschegeschäft und das Sortiment wurde ausgeweitet. Es wurde nun auch Tennis-Bekleidung angeboten. 1967 wurde der deutsche Tennisstar Wilhelm Bungert für die erste Tennis-Kollektion verpflichtet und damit ein neues Marktsegment erschlossen. Franz Grupp diversifizierte jedoch auch außerhalb der Textilbranche, u.a. gründete er eine Fabrik für Kunststoffspritzguss. Die Diversifikations-Strategie stürzte die Unternehmensgruppe bis 1969 in 5,1 Mio. EUR Bankschulden, bei 8,7 Mio. EUR Umsatz. Das Traditionsunternehmen hatte sein 50jähriges Firmenjubiläum und stand kurz vor der Pleite.
Der Sohn von Franz Grupp, Wolfgang Grupp, schrieb zu dieser Zeit in Köln gerade an seiner Doktorarbeit und erkannte schon während seines Studiums zum Betriebswirt, den T-Shirt Trend, der auf Grund der Flower-Power Bewegung aus Amerika über den großen Teich herüber schwappte. Damals war das T-Shirt für die meisten Europäer nicht mehr als ein Unterhemd, nur eben in Farbe. Viele schenkten dem Trend keine Beachtung und dachten, diese Modeerscheinung sei so schnell wieder vorbei, wie sie gekommen ist. Nicht so Wolfgang Grupp. Er brach sein Doktorats-Studium ab und eilte dem elterlichen Betrieb zu Hilfe. Er konzentrierte sich fortan auf T-Shirts und Sportbekleidung. Der sperrige Traditionsnamen wurde kurzerhand zu TRIGEMA (Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer) umbenannt. Nicht zuletzt auch wegen der Walt Disney Lizenz für ganz Deutschland konnte mit Hilfe der T-Shirts der Umsatz auf 28,1 Mio. EUR gesteigert werden und das Unternehmen wurde im Jahr 1975 komplett schuldenfrei. „Seither habe ich nie mehr mit einer Bank über einen Kredit gesprochen.“ Erklärt Wolfgang Grupp, der seither eine stolze Eigenkapital-Quote von 100 % aufweisen kann. Die Beteiligungen anderer Familienmitglieder zahlte Wolfgang Grupp über die Jahre aus. Sein Bruder erhielt den Kunststoffspritzguss mit eigenem Formenbau, den er heute noch erfolgreich mit 130 MitarbeiterInnen führt. Seit 1983 ist Wolfgang Grupp Alleininhaber von TRIGEMA.
Über die Jahre kamen ständig neue Erweiterungen, wie 1977 das Konfektionswerk in Alzhausen, das TRIGEMA Sport- und Freizeitzentrum (u.a. Indoor Tennis), 1982 das Konfektionswerk in Bahlingen sowie 1985 die Erweiterung Alzhausen um 2000 m2 hinzu. Auch einige Burladinger Textilbetriebe wurden zwischen 1985 und 1993 übernommen und integriert.
Mit 1.200 Mitarbeitenden in insgesamt 7 Werken erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2008 einen Umsatz von 83,3 Mio. Euro. Die Hälfte des Umsatzes wird dabei durch Verkauf an Firmenkunden generiert, die andere Hälfte durch den Verkauf an Privatkunden.
Als 2008 die Krise über die Medien transportiert wurde, bestimmte Wolfgang Grupp vorübergehend einen Überstunden- und Einstellungs-Stopp. Das Ganze wurde vorsichtig beobachtet. Nach ein paar Monaten war immer noch kein Einbruch der Nachfrage nach TRIGEMA Produkten zu spüren und notwendige Überstunden sowie das Einstellen von „guten“ Leuten (heutzutage ist es für Textiler in Westeuropa inzwischen schwierig geworden passendes Personal zu finden) wurde wieder freigegeben.
Schlussendlich war das Jahr 2009 (85,1 Mio. EUR Umsatz) sogar besser als das Jahr 2008. TRIGEMA war selbst überrascht, dass das Unternehmenskonzept „Made in Germany“ sich ausgerechnet in der Finanzkrise als Vorteil erwies. „Die Finanzkrise hat vielen Leuten vor Augen geführt, dass wenn sie ausländische Billigware bevorzugen, dass sie sich dann nicht mehr beschweren dürfen, wenn das eigene Kind keinen Arbeitsplatz mehr hat. Unser „Made in Germany“ ist darum auch viel mehr beachtet worden. Die Leute sind durch die Krise viel sensibilisierter. Da kamen plötzlich Leute in unsere Testgeschäfte, die längere Wegstrecken auf sich nahmen, um TRIGEMA, „Made in Germany“ zu kaufen.“, äußert sich Wolfgang Grupp zum Thema Wirtschaftskrise. Zu Gute kam TRIGEMA in dieser Zeit die hohe Flexibilität. „Die Kunden waren erst stark zurückhaltend und warteten Anschaffungen ab. Plötzlich aber brauchten sie die Ware dann ganz schnell. Unsere Qualität, unsere Flexibilität und der Standort Deutschland haben uns durch die Krise geholfen.“, stellt Wolfgang Grupp fest, der davon überzeugt ist, dass kleinere Einheiten von Unternehmen besser sind. „Je größer ein Unternehmen, desto komplexer, desto schwieriger und behäbiger zu steuern. Ich genieße es, den Überblick über mein Unternehmen zu haben.“