Die Synagoge in Walld�rn (Neckar-Odenwald-Kreis) (original) (raw)

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Walld�rn (Neckar-Odenwald-Kreis) J�dische Geschichte / Betsaal/Synagoge

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Zur Geschichte der j�dischen Gemeinde

In

dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Kurf�rstentum Mainz geh�renden Walld�rn bestand eine j�dische Gemeinde bereits im Mittelalter. Die Gemeinde wurde von den Judenverfolgungen 1298, 1335/37 und 1348/49 betroffen und vernichtet. Seit 1378 lebten wiederum einzelne Juden in der Stadt, die zu den neun "oberen St�dten" des Erzbistums Mainz geh�rte.

In der zweiten H�lfte des 15. Jahrhunderts lassen sich gleichfalls Juden in Walld�rn nachweisen. 1470 wurden sie mit den anderen Juden des Erzstiftes Mainz ausgewiesen.

Die Entstehung der kleinen neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zur�ck. Seit der Zeit um 1700 erf�hrt man wieder von j�dischen Einwohnern. 1713 wird in einer Rechnung des Klosters Amorbach ein Walld�rner Schutzjude genannt. Bis um 1720 waren es jedoch nicht mehr als drei Familien in der Stadt. Weitere zogen im Laufe des 18. Jahrhunderts zu, sodass es 1783 immerhin sieben j�dische Haushaltungen waren.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der j�dischen Einwohnerwie folgt: 1825 23 j�dische Einwohner (0,8 % von insgesamt 2.798 Einwohnern), 1858 37 und die h�chste Zahl im 19. Jahrhundert 1864 mit 38 Personen, 1875 25 (0,8 % von 3.174), 1888 23, 1895 20 (in vier Familien), 1898 15 (in vier Haushaltungen), 1900 14 j�dische Einwohner, 1903 15 (in vier Haushaltungen, von insgesamt 3204 Einwohnern). Die j�dischen Einwohner waren noch um 1830 fast alle Hausierer mit Ellenwaren, nur Isak Nezes Sinsheimer betrieb ein Ladengesch�ft. In der 2. H�lfte des 19. Jahrhunderts wurden einige weitere Gesch�fte und Handlungen er�ffnet.

Im Revolutionsjahr 1848 kam es zu Ausschreibungen gegen j�dische Einwohner. Dabei wurde der Laden von Aron Sender demoliert, die Ware auf die Stra�e geworfen, B�cher und Handschriften verbrannt, Lebensmittel geraubt und der Wein an Ort und Stelle ausgetrunken.

An Einrichtungen hatte die j�dische Gemeinde eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad (letzteres am Marsbach im Haus Untergasse 31 mit einem ausgemauerten quadratischen Schacht, der bis unter den Spiegel des Marsbaches reichte, aber auch Wasserzuleitung hatte; das Bad wurde schon vor 1900 nicht mehr benutzt, 1969 zugesch�ttet). Um 1887/89 lebte noch der emeritierte Lehrer M. Hammer in der Gemeinde und erteilte den wenigen j�dischen Kinder noch den Religionsunterricht. Um 1892/1897 war E. Riselsheimer Kantor und Schochet der Gemeinde.

Die Toten der Gemeinde wurden im j�dischenFriedhof in B�digheimbeigesetzt. 1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Merchingenzugeteilt, der sp�ter vom Bezirksrabbiner in Mosbachbetreut wurde.

Als Gemeindevorsteher werden genannt: um 1892/1894 S. Oppenheimer und W. Strau�, um 1895 W. Strau� und E. Riselsheimer, um 1897 H. Zimmern, E. Risselsheimer, um 1903 J. Zimmern.

Um 1924, als 23 j�dische Einwohner in Walld�rn (0,6 % von insgesamt etwa 4.000 Einwohnern) gez�hlt wurden, war Gemeindevorsteher Isak Riselsheimer. Auch 1932 war er als Gemeindevorsteher im Amt.

Bis nach 1933 waren im Besitz der (damals nur noch 19) j�dischen Gemeindeglieder noch folgende Gewerbebetriebe: das Trikotagen- und Wollwarengesch�ft von Sophie Riselsheimer (Hauptstra�e 13), das Eisenwarengesch�ft Isak Riselsheimer (Hauptstra�e 21) und das Gasthaus zur "Sonne", Inhaber Eduard Neuberger (Am Plan 3).

In den Jahren nach 1933 ist ein Teil der j�dischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Auch der letzte Gemeindevorsteher Isak Riselsheimer verlie� mit seiner f�nfk�pfigen Familie die Stadt. Zwei der j�dischen Einwohner verstarben vor 1938 in der Stadt. Am 8. November 1937 wurde die Gemeinde aufgel�st. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 10 anwesenden j�dischen Einwohner nach Gurs deportiert. Das Eigentum der letzten drei j�dischen Familien wurde konfisziert und sp�ter versteigert.

Von den in Walld�rn geborenen und/oder l�ngere Zeit am Ort wohnhaften j�dischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Elise Kahn geb. Riselsheimer (1890), Hubert Kahn (1922), Irene Kahn (1924), Leopold Kahn (1885), Regine Kahn geb. Zimmern (1867), Sitta Kahn (1925), Eduard Neuberger (1869), Emil Strau� (1860), David Zimmern (1896), Hugo Zimmern (1898), Leopold Zimmern (1901), Lydia Zimmern geb. Bloch (1898)

. Aus der Geschichte der j�dischen Gemeinde

Allgemeine Gemeindebeschreibung (1931)

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 2. Juli 1931: "Walld�rn. 4000 Einwohner, ca. 15 j�dische Seelen. Eine der �ltesten j�dischen Gemeinden Badens, erlebt 1298 die Rindfleischverfolgung, 1349 eine schlimmere, besitzt 1710 schon oder wieder eine Synagoge, wird 1848 von den erw�hnten demokratischen Judenverfolgungen in Mitleidenschaft gezogen. Um 1900 hat die Gemeinde 20 Seelen und geh�rt zu Hainstadt, geht 1913 auf zw�lf Seelen zur�ck, hat aber um 1924 wieder 23 Seelen mit eigene Gemeinde und Synagoge, aber keinen Beamten. Walld�rn ist ein altert�mliches St�dtchen mit sehenswertem Heimatmuseum. Wegen ritueller Verpflegung wende man sich an Vorsteher Riselsheimer. "

Aus der Geschichte der j�dischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers in Hainstadt mit der Filialgemeinde Walld�rn (1909/1910)

Aus dem j�dischen Gemeindeleben

Juden in Walld�rn schon im 12. Jahrhundert ? (aus einem Beitrag von Berthold Rosenthal 1935)

Mitteilung in "Monatsschrift f�r die Geschichte und Wissenschaft des Judentums" 1935 S. 51: "Zur Germania Judaica.
Unter ... (S. 481, Z. 5) ist weder Trani noch (Szilwas: Juden in W�rzburg, 12) Tyrnau zu verstehen, sondern das etwa 50 km vonW�rzburg entfernte badische Walld�rn, f�r das durch Urkunden des 12. Jahrhunderts die Namen Turna oder Durna bezeugt sind und das mit ... (Mart. 66) identisch w�re. Demnach h�tten im 12. Jahrhundert schon Juden in Walld�rn gelebt. Berthold Rosenthal. "

Aus dem 18. Jahrhundert

Aus einem Artikel im "Magazin f�r die Wissenschaft des Judentums" 1889 S. 259: "Geschichtliche und Bibliografische Notizen. Von Dr. Leopold L�wenstein in Mosbach. Die Durchsicht von Prof. Kaufmanns Monographie 'Letzte Vertreibung der Juden aus Wien' (Programmbeilage zum Jahresbericht der Pester Rabbinerschule, Pest 1889), eines wertvollen Beitrags zur Geschichte �sterreichs und Deutschlands und ihn so herrlichem Stil geschrieben, wie wir ihn an den gediegenen Arbeiten des Verfassers gewohnt sind, gibt mir zu folgenden Bemerkungen Anlass. ... Daselbst S. 179 Anm. 5 ist Herzfeld-Heizfeld s.v.a.Heidingsfeld, fr�her Sitz des W�rzburgischen Rabbinats. Der Herausgeber der Hagada... ist Schlomoh (nicht Meschullam) Salman. Derselbe war Rabbinats-
ebd. S. 260: "assessor des Kurmainzischen Kreises und wohnte in Walld�rn (im badischen Odenwald), welches damals zu Kurmainz geh�rte. Aus diesem Grunde nennt sich der Herausgeber ..., was Kaufmann irrt�mlich als 'Rabbinatsassessor von Mainz' auffasst. Ebensowenig war sein Schwiegervater Mainzer Vorsteher, sondern wohnte in Walld�rn. Letzteres ist die richtige Lesung f�r ..., welches Kaufmann Waltern liest, w�hrend Wolf bibl. hebr. III S. 1037 und Steinschneider Cat. Bodl. S. 2397 No. 6983 Voltiran daraus machen. Walld�rn hie� urspr�nglich D�ren und wird als solches unter den Pl�tzen, wo Judenverfolgungen stattfanden, mehrmals im Mainz-N�rnberger, sowie im Deutzer Memorbuch erw�hnt. Obengenannter R. Salomon wurde sp�ter Rabbiner inB�digheim (unweit Walld�rn), wo er in besonderer Achtung stand und weit �ber die Grenze seines Rabbinates sich eines gro�en Rufs erfreute. In dem im Gro�herzoglichen Generallandesarchiv in Karlsruhe befindlichen Archivalien zur Geschichte der Juden inHeinsheim (am Neckar) wird mitgeteilt, dass anno 1744 bei einer dort ausgebrochenen Streitsache zwischen herrschaftlichen Schutzjuden und solchen, die zum Deutschorden geh�rten, der 'renommierte 40-j�hrige (d.h. 40 Jahre amtierende) Rabbiner Salomon Wolf inB�digheim' als Schiedsrichter berufen wurde. Das B�digheimer Memorbuch ist von ihm anno 1745 angelegt. Er erw�hnt darin unter den �blichen Jiskor verschiedene seiner Verwandten, unter anderem als ber�hmte Gelehrte seinen Gro�vater R. Jehuda bin Eliahu, sowie seinen Vater R. Seeb und zwar diesen als Verfasser der B�cher... Am Schluss des Memorbuchs verzeichnet er in flie�endem hebr�ischen Stil s�mtliche gottesdienstliche Gebr�uche, welche das Jahr hindurch einzuhalten sind, damit dieselben f�r alle Zeiten festgehalten und nicht von jedem beliebigen 'geringen Gelehrten' nach Willk�r ge�ndert werden�"

Aufruf zur Unterst�tzung des erblindeten Alexander Sender in Walld�rn (1887)

Anzeige in "Der Israelit" vom 19. Mai 1887: "Bitte an edle Menschenfreunde!
Bereits im Fr�hjahr 1870 erlaubte ich mir, den verehrlichen Lesern dieser Bl�tter die traurige Lage der Familie des erblindeten, im besten Mannesalter stehenden Alexander Sender aus Walld�rn zu schildern und die �ffentliche Mildt�tigkeit zur Linderung der traurigen Lage anzurufen.
Seit April 1870, also seit 5 1/2 Jahren lebt diese Familie, da weder der erblindete Mann, noch dessen bl�dsinnige Frau etwas erwerben k�nnen, von den seinerzeit gesammelten milden Gaben.
�ber die Verwendung der sich ergebenen Summe habe ich unterm 7. Januar dieses Jahres notariell beglaubigte Rechnung abgelegt und spreche hiermit namens der Notleidenden f�r jene Liebesgaben den edlen Gebern den besten Dank aus.
Die Lage dieser Ungl�cklichen hat sich seitdem nicht gebessert, aber die Mittel sind in diesem langen Zeitraume aufgebraucht. Die Not hat jetzt ihren Gipfelpunkt erreicht. Entbl��t von allen Mitteln, ohne jeglichen Erwerb, hungernd und ohne Begleitung, jede Hoffnung auf Besserung dieser schrecklichen Lage aufgebend, sieht diese schwer heimgesuchte Familie in die Zukunft. Der Anblick dieser Jammergestalten ermutigt mich, heute wieder die mildt�tigen Herzen edler Menschen, zur Linderung dieses Elendes anzurufen und innigst zu bitten, Scherflein beizutragen, um Tr�nen zu trocknen und Hunger zu stillen.
Die rasche die Not dieser D�rftigen gelindert wird, desto gottgef�lliger und seliger ist die Handlung.
Dass die Unterst�tzung keinen Unw�rdigen zugewendet wird, daf�r b�rge ich und wollen gef�lligst etwaige Spinden an den Unterzeichneten eingesendet werden.
Leopold Oppenheimer, Bezirks�ltester.
Buchen, im September 1875.
Vorstehende Angaben, bez�glich der Verh�ltnisse der Alexander Senders Eheleute hier, werden als vollkommen wahr mit dem Bemerken best�tigt, dass genannte Familie der Unterst�tzung sehr bed�rftig ist.
Walld�rn, den 29. September 1875.
B�rgermeisteramt: H. Kieser."

Ergebnis einer Spendensammlung inHainstadt und Walld�rn (1887)

Mitteilung in "Der Israelit" vom 19. Mai 1887: "Hainstadt. Durch den Gemeindevorstand Herrn Neuberger: Challogeld von den Frauen: Mina Kaufmann 1.30, Klara Kaufmann 1.20, Adelheid Oppenheimer 1. Sara Neuberger 1.50, Karoline Kaufmann 1.50, Babette Neuberger 1, Sophie Neuberger 1.64. Rika Neuberger 1, Sara Neuberger Witwe 1, Witwe Gundersheimer 1.45, durch Lehrer Biberles, Challogeld von den Frauen: Hanna Reis 2.30, Sophie Reis 1.50, Fanny Lissberger 1.50, Fanny Israel 1.45, Mina Gundersheimer 1.29, Ricka Kaufmann 0.50, Sara Klein 1. Fanny Alexander 0.50. Emma Kaufmann 1.20, Rifka Kaufmann 0.50, Hannchen Israel 1, von demselben aus Walld�rn: Karolina Zimmern 0.50, Justine R�del 0.40. Jette Riselsheimer 0.20, Bertha Hammer 0.20 Mark. "

Vortragsabend mit dem Synodalabgeordneten Otto Simon in Hainstadt (1934)
Anmerkung: zu Misrachi-Gruppe vgl.https://de.wikipedia.org/wiki/Misrachi.

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 19. April 1934: "Hainstadt (Baden). Hier hielt Synodalabgeordneter Dr. Otto Simon (Mannheim) Leiter des Pal�stinanebenamtes f�r Baden-W�rttemberg in Mannheim, einen Vortrag �ber 'Vor verschlossenen Toren!' Die Veranstaltung, von Lehrer WilliWertheimer (Buchen) veranlasst und geleitet, erfreute sich reichen Besuches aus den umliegenden Gemeinden. Anschlie�end konnte eine 'Misrachi-Gruppe' f�r den BezirkBuchen ins Leben gerufen werden. "

Feierstunde zum Chanukkafest (1934)

Artikel in "J�dische Rundschau" vom 16. Januar 1934: "Hardheim.
Am 25. Dezember lud die Gemeinde Lehrer Wertheimer -Buchen zu einer Feierstunde ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Lichtbildervortrag des Vortragenden: 'Tel Aviv und die Orangenk�ste'. Die Kleinen aus den ReligionsschulenBuchen, Walld�rn undHardheim f�hrten ein kleines Chanukkaspiel auf, das ebenso wie das von jugendlichen Kr�ften aufgef�hrte St�ck 'Drei treffen sich vor dem Jugendheim' mit gro�em Beifall aufgenommen wurde. Im Namen der Gemeinde sprach Synagogenrat Urspringer Begr��ungs- und Schlussworte."

Treffen der Religionssch�ler aus Hardheim, Hainstadt und Buchen in Walld�rn (1935)
Anmerkung: zur Feier des 15. Schwat vgl.https://de.wikipedia.org/wiki/Tu_biSchevat.

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. Februar 1935: "Walld�rn (Baden). Die Religionssch�ler des Bezirks aus den KleingemeindenHardheim,Hainstadt undBuchen veranstalteten hier erstmalig ein Treffen und feierten den 15. Schwat. Auch wurde der Filmstreifen 'Neue W�lder in Erez' vorgef�hrt."

Verkauf der Synagoge und Aufl�sung der Gemeinde (1937)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937: "Mannheim. Die Gemeinde Eberstadt in Baden wurde aufgel�st, die Synagoge wurde verkauft. In Walld�rn in Baden wurde die Synagoge verkauft, die Aufl�sung der Gemeinde steht bevor."

�ber einzelne Personen aus der j�dischen Gemeinde

Gemeindevorsteher J. Riselsheimer emigriert nach Amerika (1934)
Anmerkung: Isaac Riselsheimer (1873-1962) ist beigesetzt im Cedar Park Cemetery in Paramus, Bergen County, New Jersey USA https://de.findagrave.com/memorial/209021443/isaac-riselsheimer(Fotos und weitere Informationen zur Familie)

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. Oktober 1934: "Walld�rn (Baden). Der langj�hrige Vorstand der vor der Aufl�sung stehenden Gemeinde, J. Riselsheimer, wandert nach Amerika aus."

�ber den aus Walld�rn stammenden Oberlehrer i.R. Hermann Zimmern zu seinem 80. Geburtstag (1936)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: "Mannheim 4. Juni (1936). Am 30. dieses Monats begeht Hermann Zimmern, Oberlehrer i.R. in Mannheim, B 7,12 in k�rperlicher und geistiger Frische seien 80. Geburtstag. Der Jubilar, geboren 1856 in Walld�rn, war 45 Jahre im badischen Volksschuldienst, davon 40 Jahre in Kippenheim bei Lahr, zuletzt als Schulleiter. 1922 wurde er in den wohlverdienten Ruhestand versetzt und wohnt seit 1926 bei seiner Tochter in Mannheim. Wir w�nschen dem Jubilar, der sich ob seines heiteren, g�tigen Wesens allgemeiner Beliebtheit und Wertsch�tzung erfreut, einen sch�nen gesegneten Lebensabend! (Alles Gute) bis 120 Jahre."

Anzeigen j�discher Gewerbebetriebe und Privatpersonen Werbung f�r Gr�nkern aus Walld�rn (1927)

Wallduern Israelit 28071927.jpg (33836 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1927: "Ia Gr�nkern
neueste Ernste versendet zu billigen Preisen jedes Quantum
Leopold Kahn, Walld�rn".

Todesanzeige f�r Dora Riselsheimer geb. Sondheimer (1930)

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 27. Februar 1930: "Todesanzeige.
Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse verschied nach langem Leiden, doch pl�tzlich und unerwartet, am Samstag, 22. Februar, meine liebe Frau, unsere �ber alles geliebte Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schw�gerin, Tante, Gro�mutter
Frau Dora Riselsheimer geb. Sondheimer
im fast vollendeten 59. Lebensjahre. Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
I.d.N. (in deren Namen) J. Riselsheimer und Kinder
Walld�rn i.B., den 22. Februar 1930
Schl�chtern, Aschaffenburg, Worms am Rhein, Denver (Colorado)."

Verlobungsanzeige f�r Rosel Gutmann und Alfred Riselsheimer (1931)

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 30. Juli 1931:
"Rosel Gutmann - Alfred Riselsheimer
Verlobte
Heidenheim a.H. Walld�rn i.B. Juli 1931"

Verlobungsanzeige f�r Else Traubel und Alfred Riselsheimer (1937)
Anmerkung: Schewuos = Schawuot (Wochenfest)

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 2. Mai 1937: "Wir haben uns verlobt
Else Traubel - Alfred Riselsheimer
Oberaltertheim Walld�rn (Schewuos)."

Fotos aus j�dischen Familien in Walld�rn
(Die Fotos stammen aus dem Bildarchiv des ersten Buchener Fotografen Karl Wei� (1876-1956); Quelle:https://nat.museum-digital.de/index.php?t=serie&serges=1246#objects; Erl�uterungen zu den Fotos nach den Recherchen von Dr. Axel Burkhardt, Landesstelle f�r Museumsbetreuung, Stuttgart)

Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge

Nachdem

um 1770vermutlich die Zehnzahl religionsm�ndiger j�discher M�nner erreicht war, richtete sich die Gemeinde in dem (1755 erbauten) Geb�ude Zunftgasse 3 einen Betsaal ein (auch "Synagoge" genannt). Er befand sich im zweiten (oberen) Stockwerk des Geb�udes.

Nicht zu allen Seiten konnten Gottesdienste in der Synagoge abgehalten werden. So konnten zwischen 1890 und 1921 kaum Gottesdienste abgehalten werden, da in Walld�rn kein Minjan (Zehnzahl j�discher M�nner) vorhanden war. So war die Bar Mizwa-Feier in der Synagoge 1912 ein besonderes Ereignis. Als nach 1920 die Zahl der Gemeindeglieder vor�bergend wieder anstieg, konnten auch wieder regelm��ige Gottesdienste stattfinden

. Bar-Mizwa-Feier in der Synagoge (1912)

Wallduern FrfIsrFambl 30081912.jpg (44293 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30.August 1912: "Walld�rn. In unserer Synagoge fand letzten Samstag zum ersten Male seit Jahrzehnten wieder einmal an einem Samstag Gottesdienst statt und zwar aus Anlass der Barmizwoh des Sohnes des Herrn Isaak Riselsheimer. Da hier nur drei j�dische Familien wohnen, ist sonst an ein Minjan nicht zu denken. Lehrer Schereschewsky -. Hainstadt leitete in feierlicher Weise den Gottesdienst."

Neujahrsfest in der Synagoge (1921)

Wallduern Israelit 13101921.jpg (57171 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1921: "Walld�rn (Baden), 5. Oktober (1921). Ein Roschhaschono-Fest von seltener Bedeutung wurde unserer israelitischen Gemeinde nach langer Pause zuteil. Nachdem unsere Kehilla (Gemeinde) seit fast 30 Jahren ohne Minjan war, k�nnen wir seit kurzer Zeit wieder �ffentlichen Gottesdienst abhalten, da die Gemeinde in letzter Zeit Zuzug erhalten hat. F�r die Alteingesessenen ist es wirklich eine hohe Freude, erleben zu d�rfen, wie sich unsere Gemeinde wieder erholt hat. M�ge es manch anderer Gemeinde, die auch ohne Minjan ist, ebenfalls verg�nnt sein, ihre Kehilla zu vergr��ern."

Die Synagoge in Walld�rn war noch bis 1937 Mittelpunkt der immer kleiner werdenden j�dischen Gemeinde. 1935/36 war sie f�r die jungen Leute eines damals in Walld�rn einige Zeit bestehenden landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum Treffpunkt. Dar�ber schreibt Willi Wertheimer: "Mit Genehmigung des Kreisleiters gr�ndeten wir in Walld�rn ein Hachaluz-Zentrum. Dort konnten junge Menschen sich bei j�dischen und nichtj�dischen Bauern auf den Beruf des Landwirts vorbereiten, um dann als junge Pioniere ins Land der V�ter zu gehen und dort das Land zu bebauen. Die Landwirte A. Neuburger in Walld�rn, Max Hofmann in Hainstadt, G�nther B�ttigheimer in Kleineicholzheim, Steinhard und Stern in Eberstadt und Fieger, ein Nichtjude aus Hardheim, besch�ftigen solche jungen M�nner. Ihre Bleibe hatten diese Jungen bei Levi in Sennfeld, am Wochenende trafen sie sich in der Synagoge inWalld�rn. Bald aber wurde diese Genehmigung widerrufen und die Chaluzim mussten verschwinden...". Verkauf der Synagoge (1937)

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 2. September 1937: "Walld�rn (Baden). Die Synagoge wurde verkauft, die Aufl�sung der Gemeinde steht bevor."

1937 wurde das Geb�ude mit dem Betsaal verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut. In R�umen des Erd- und Obergeschosses sind noch barocke Stuckdecken erhalten. In einem Zimmer des Erdgeschosses wurden B�cher und andere Gegenst�nde der Gemeinde aufbewahrt. Aus diesem Zimmer f�hrte eine Treppe zum Betsaal, von dem heute nichts mehr erkennbar ist. Bauliche Ma�nahmen im Haus sind nach einer Anweisung des Landesdenkmalamtes vom August 1990 mit der Denkmalschutzbeh�rde abzusprechen.

Mit Beschluss des Gemeinderates von Walld�rn vom 16. Oktober 1989 wurde am Haus des ehemaligen Betsaales eine Gedenktafel angebracht.

Fotos Historische Fotos:

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite

Fotos nach 1945/Gegenwart:

Foto um 1985: (Foto links: Hahn; Foto rechts in: Aufsatz von W. Gramlich s. Lit. s. 55) Wallduern Synagoge 100.jpg (44089 Byte) Wallduern Synagoge 140.jpg (55171 Byte)
Haus des Betsaals in der Zunftgasse 3 Zeugnis der j�dischen Geschichte: die Stuckdecke in der Zunftgasse 3 (unterer Vorraum zum Betsaal, 18. Jh.)
Fotos 2005: (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 19.3.2005; die Gedenktafel wurde am 5.9.2003 aufgenommen)
Wallduern Synagoge 220.jpg (40867 Byte) Wallduern Synagoge 222.jpg (37152 Byte) Wallduern Synagoge 150.jpg (66466 Byte)
Haus des Betsaals in der Zunftgasse 3 Ansicht von S�dwesten Gedenktafel

Presseartikel

| Januar 2014: Zum Tod von Daniel Mahr, dem Begr�nder des "Kultur- und Kunstmuseums" | | | | | --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- | -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- | ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ | | | Artikel in den "Fr�nkischen Nachrichten" vom 16. Januar 2014: "Daniel Mahr ist gestorben: Der Maler und Poet wurde 69 Jahre alt / 1988 in den Odenwald �bergesiedelt. Ein Verlust f�r die Kunstszene der Region, Rippberg. Daniel Mahr ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 69 Jahren. Mahr, der sich selbst als Maler und Poet bezeichnete, war eine feste Gr��e in der Kunstszene des Neckar-Odenwald-Kreises. Mahr hatte ein bewegtes Leben. Am 9. Oktober 1944 wurde er als Sohn j�discher Eltern in Tschkowitz im Sudetenland geboren. Sein Vater wurde ermordet, seine Mutter und er �berlebten den Krieg und das Naziregime. 1945 kamen beide zun�chst nach Mannheim, dann nach Heidelberg, wo sie im Stadtteil Kirchheim sesshaft wurden. Hier ist Daniel Mahr aufgewachsen. Dort hat er einen katholischen Kindergarten besucht. Zu Hause wurde er freilich j�disch erzogen. Zwei Lehren hat Daniel Mahr absolviert. Eine als Schlosser, eine als Maschinenbauer. Schon fr�h hat sich Daniel Mahr Gedanken �ber sich und das Judentum gemacht. 'Jude zu sein, das wurde lange versteckt, das wurde nicht�ffentlich gemacht', sagte er einmal im Gespr�ch mit den FN. Bei Daniel Mahr war das anders: Er machte kein Geheimnis daraus, dass er Jude war. In Heidelberg hat Daniel Mahr seine ersten k�nstlerischen Schritte gemacht. Zuerst hat er Gedichte geschrieben, dann mit dem Malen angefangen. Schon fr�h, mit 26 Jahren, hat er sich ganz der Kunst verschrieben. Das Malen, mehr noch die Gedichte, das war f�r Mahr auch immer eine M�glichkeit, mit sich selbst ins Reine zu kommen, sein Leben zu verarbeiten. In Heidelberg hat er k�nstlerisch fruchtbare Phasen erlebt, aber auch eine schwere Schaffenskrise. Das war in den 80er Jahren. Letztlich f�hrte diese Krise dazu, dass Mahr in den Odenwald �bersiedelte. 1988 zog er nach Laudenberg. K�lsheim, Hornbach, Reinhardsachsen und Rippberg waren weitere Stationen. Die Gegend hat ihn befl�gelt. Beim Malen hat er neue Stile entwickelt, neue Formen gefunden, seine Gedichte gingen ihm leichter von der Hand. Neben der Malerei und dem Dichten ist vor allem das "Kultur- und Kunstmuseum" untrennbar mit dem Namen Daniel Mahr verbunden. Mit der Einrichtung wollte er eine Br�cke zwischen Kunst und Religion schlagen und den Dialog zwischen Juden und Nichtjuden f�rdern. Und er hat damit durchaus Erfolg gehabt. "Sein" Museum genoss europaweit Anerkennung. 2007 schloss die Einrichtung ihre Pforten. Und Daniel Mahr litt darunter, dass sich kein Ort mehr fand, wo er sein Projekt h�tte fortsetzen k�nnen. Die mangelnde Unterst�tzung machte ihm zu schaffen. Und auch wenn er das Gegenteil sagte: Wer ihn kannte, der sp�rte seinen Verdruss. Seine Ziele verfolgte Mahr immer mit Konstanz und Zielstrebigkeit. "Juden sind stur und dickk�pfig", sagte er einmal. Da hat er sich nicht ausgenommen. Das machte den Umgang mit ihm nicht immer einfach. Daf�r gab es mit ihm aber auch keine halben Sachen, sondern immer eine klare Ansage. Mit dem Maler und Poeten ist die Kunstszene der Region ein gro�es St�ck �rmer geworden. mar." Link zum Artikel | | | | | | | | | | Das von 2002 (Er�ffnung am 30. Juni 2002) bis 2007 bestehende "Kultur- und Kunstmuseum" schlug eine Br�cke zwischen Kunst und Religion. Das von Daniel Mahr aufgebaute Museum war im Walld�rner Ortsteil Rippberg in der Amorbacher Strasse 30 untergebracht. Es sollte den Dialog zwischen Juden und Nichtjuden f�rdern. | | Wallduern Museum 004.jpg (16245 Byte) | | | | Link oben zum Internetarchiv der wayback-machine mit Fragmenten der Website des Kultur- und Kunstmuseums (von 2006) | | | |

Links und Literatur

Links:

Quellen:

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der j�dischen Gemeinde Walld�rn
In der Website des Landesarchivs Baden-W�rttemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind einige Familienregister aus badischen j�dischen Gemeinden einsehbar: Link zur �bersicht (nach Amtsgerichtsbezirken) https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390 Zu Walld�rn ist vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter �ber "Digitalisate anzeigen"): 390 Nr. 831: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1810-1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119722 390 Nr. 832: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1816-1823 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119723 390 Nr. 833: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1824-1829 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119724 390 Nr. 834: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1830-1835 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119725 390 Nr. 835: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1836-1841 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119726 390 Nr. 836: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1842-1847 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119727 390 Nr. 837: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1848-1855 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119728 390 Nr. 838: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1856-1861 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119729 390 Nr. 839: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1862-1866 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119730 390 Nr. 840: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1867 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119734 390 Nr. 841: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1868 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119735 390 Nr. 842: Walld�rn, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1869-1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1119736 .

Literatur:


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