J�discher Friedhof in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) (original) (raw)

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Wertheim (Main-Tauber-Kreis) J�discher Friedhof

Zur Geschichte der j�dischen Gemeinde Siehe Seite zur Synagoge in Wertheim (interner Link) Zur Geschichte dieses Friedhofes Der Friedhof der Wertheimer j�dischen Gemeinde wurde bereits im Mittelalter angelegt (1406). Es handelt sich hierbei um den �ltesten erhaltenen und bis ins 20. Jahrhundert genutzten j�dischen Friedhof in Baden-W�rttemberg (Fl�che 73,44 a). Heute sind noch 498 Grabsteine vorhanden. Die letzte Beisetzung fand 1938 statt.

Aus der Geschichte des Friedhofes Die Historiker Otto Langguth und Berthold Rosenthal korrespondieren 1934 zum Alter des Friedhofes (mit der Abschrift von Urkunden von 1406 und 1628) (Quelle: Guide to the papers of Berthold Rosenthal in the Leo Baeck Institute New York)

Wertheim Friedhof Do 312.jpg (278932 Byte) Wertheim Friedhof Do 310.jpg (317634 Byte) Wertheim Friedhof Do 311.jpg (182639 Byte) Wertheim Friedhof Do 313.jpg (334465 Byte) Wertheim Friedhof Do 314.jpg (190293 Byte)
Brief von Otto Langguth an Berthold Rosenthal vom 10.7.1934 Abschrift des Kaufbriefes �ber einen Acker zur Anlage des j�dischen Friedhofes "vor dem Aicheltor" (damaliger Quellennachweise: Judenakten des F�rstl. Gemeinschaftlichen Archivs auf Burg Wertheim) Eingabe der Wertheimer Judenschaft vom 7. Mai 1628, die Befreiung des Judenackers vor der Stadt betr.; darin auch Angaben zu den schlimmen Verw�stungen auf dem Friedhof im Drei�igj�hrigen Krieg

Besuch auf dem Friedhof 1947

Wertheim 1947.jpg (356229 Byte)Artikel im "J�dischen Gemeindeblatt f�r die Britische Zone" vom 8. Oktober 1947: " A. Steilberger: Ein vergessener j�discher Waldfriedhof. Eine dr�ckende Gluthitze lastet �ber dem ganzen Land. Kurorte und Sommerfrischen sind �berf�llt mit erholungsbed�rftigen St�dtern. Fast 200 km von der ehemaligen Landeshauptstadt Karlsruhe, am Zusammenfluss von Main und Tauber, hart an der bayerischen Grenze, liegt das wehrhafte St�dtchen Wertheim. Jahrhunderte sind scheinbar spurlos �ber diese fr�nkische Landschaft hinweggezogen. Der 30j�hrige Krieg und auch die beiden Weltkriege haben Wertheim unversehrt aus den R�ckf�llen in die Barbarei hervorgehen lassen. Spitzgiebelige Fachwerkh�user mit Erkern und B�gen, enge winkelige G�sschen m�nden auf einen k�stlich verwunschenen Marktplatz. Spitzweg und Richter sind lebendig, das Zeitalter der Romantik lebt noch. Dar�ber wacht auf einer das Main-Taubereck beherrschenden H�he die machtvolle, gut erhaltene Burgruine des ausgestorbenen Raubrittergeschlechts der Grafen von Wertheim. Eine merkw�rdige Unrast bewegt das Leben und Treiben der Bewohner. Man erwartet Ruhe und Beh�bigkeit und findet schon morgens in aller Fr�he viele Menschen unterwegs. Des R�tsels L�sung ist die R�ckwanderung des deutschen Osten und die frei- und unfreiwilligen Evakuierungen. 4500 Einwohner wurden in Friedenszeiten gez�hlt, jetzt sind daraus rund 10.000 Menschen geworden. Das braucht Zeit bis es in einem kleineren Gemeinwesen verdaut ist. Die vielen hervorragenden offiziellen Sehensw�rdigkeiten liegen hinter einem; die Zeit der eigenen planlosen Entdeckungsfahrten beginnt. Dabei kann es vorkommen, dass man auf Dinge st��t, die nciht f�r Ortsfremde bestimmt sind. Eine Mauerbresche unterhalb der Burg, auf einem abseits gelegenen Pfad, f�hrt unverhofft zu einem alten j�dischen Waldfriedhof. Der Friedhof ist in guter Ordnung, der �ltere Teil ist wieder Wald geworden, hundertj�hrige Buchen streben empor. die Grabsteine sind versunken, von Gestr�pp und Efeu umwuchert. Wohl die wenigsten Juden wissen, dass wir eine der �ltesten St�tten unserer Anwesenheit auf deutschem Boden vor uns haben. "Die Heimatgeschichte der badischen Juden" von Berthold Rosenthal weist nach, dass in einer Eingabe der Wertheimer Juden an die Grafen von Wertheim 1529 bemerkt wird, dass der Israelitische Friedhof daselbst der �lteste im Reiche sei, da Steine darauf st�nden, die schon vor 600 Jahren gesetzt worden seien. In einer anderen Eingabe aus der gleichen Zeit hei�t es: 'Es ist, wie wird von unseren in Gott ruhenden Vorfahren berichtet, auch wohl mit brieflichen Dokumenten beizubringen, in dem r�mischen Reich keine �ltere Synagoge und Begr�bnis nicht zu finden'. Haben von 100 Wertheimer Juden die Ausrottung �berlebt, ist vielleicht der eine oder andere aus den KZ-Lagern wieder herausgekommen? Die Landespolizei vermag keine Auskunft zu geben, sie ist erst neu aufgestellt und befasst sich nicht mit derartigen Angelegenheiten. Von der Stadtpolizei erh�lt man die aufschlussreiche Mitteilung, dass s�mtliche Juden entweder rechtzeitig ausgewandert oder an 1940 nach Gurs und sp�ter nach Polen gekommen seien; zur�ckgekommen w�re noch keiner der Verschleppten, somit g�be es am Platz keinen einzigen Juden. Der Beamte verbessert sich, es w�re seit der Besetzung noch ein polnischer Jude da, der am Marktplatz wohne. Da ist ein Fingerzeig, der nicht unbeachtet bleibt. Ich melde mich bei meinem Glaubensgenossen an, der mir sicherlich �ber die derzeitigen Verh�ltnisse Auskunft zu geben vermag. Die Begr��ung ist nicht vielversprechend. Ein �berreizter Mann mit flackernden Blicken und unstetem Wesen tritt einem entgegen. Die Verst�ndigung ist nicht einfach, er spricht jiddisch-deutsch, an das sich das Ohr gew�hnen muss. Langsam fasst er Zutrauen und gibt Einzelheiten aus seinem leben bekannt. Er stammt aus Radom, ist 47 Jahre alt, macht aber den Eindruck eines Sechzigj�hrigen. Er wurde mit 20 Jahren verheiratet und war Vater eine vierk�pfigen Familie. Polen wurde bekanntlich besetzt, die j�dischen Familien verschleppt, die Mitglieder in verschiedene KZ-Lagern getrennt verbracht. F�nf Jahre musste er durch die H�lle, von Frau und Kindern h�rte er nichts mehr. Die Amerikaner befreiten ihn, seit 1 1/2 Jahren h�lt er sich in Wertheim auf. Er zeigt mir zwei Affidavits von seinen Br�dern aus New York, seine �brigen Papiere sind in Ordnung, die �berfahrt gebucht. Seine Ansicht ist ein tiefgr�ndiger Pessimismus, die
Wertheim 1947a.jpg (85851 Byte)Lebensfreude mangelt; nochmals dr�ben von vorne anzufangen, l�sst ihn schwarz sehen. Um wieder Mensch zu werden, braucht er Ruhe - Scholaum (= Schalom). Ich bemerke, dass ich den j�dischen Friedhof in gutem Zustande gefunden habe, worauf er kurz auflacht. Wie er eintraf, meinte er, h�tte er die Grabsteine umgest�rzt vorgefunden und die Einfassungen w�ren herausgerissen gewesen. Auf seine Veranlassung habe der B�rgermeister alles wieder in Ordnung bringen lassen, wahrscheinlich hat die Anwesenheit der Amerikaner etwas nachgeholfen. Auf eine andere Frage, wieso es kommt, dass ein frisches Grab mit einem Holzkreuz, einer russischen Inschrift vom Juni 1947 vorhanden sei, stellt er die v�llig �berraschende Gegenfrage: warum sollen auf einem j�dischen Friedhof nicht auch Menschen anderer Rasse und Religion ruhen d�rfen? Wann werden die V�lker begreifen lernen, dass auf unserer kleinen Erde sie nur dann bestehen k�nnen, wenn sie gegenseitig Toleranz �ben?"

Die Lage des Friedhofes

Am Schlossberg gegen�ber der Mainbr�cke

Link zu den Google-Maps
(der Pfeil zeigt die Lage des Friedhofes an)
Direkter Link zu den Google-Maps Fotos Neuere Fotos

Der Friedhof im Sommer 2013 (Fotos: Michael Schick, Aufnahmen vom Juni 2013) Wertheim Friedhof 130601.jpg (257237 Byte) Wertheim Friedhof 130602.jpg (285573 Byte)
Teilansichten des Friedhofes
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Foto oben in h�her Aufl�sung Teilansichten des Friedhofes
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Grabstein f�r Hans Cahn (1899-1908) Grabstein mit "segnenden H�nden" der Cohanim Steine an der seitlichen Mauer
Der Friedhof im Sommer 2003 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003)
Wertheim Friedhof 150.jpg (92001 Byte) Wertheim Friedhof 152.jpg (72870 Byte) Wertheim Friedhof 151.jpg (64012 Byte)
Blick auf den Friedhof am Schlossberg, links ist die Gedenktafel angebracht Gedenktafel mit den Namen der aus Wertheim und Dertingen in der NS-Zeit ermordeten Juden Gedenkinschrift �ber den Namen
Wertheim Friedhof 153.jpg (95648 Byte) Wertheim Friedhof 155.jpg (83776 Byte) Wertheim Friedhof 157.jpg (72477 Byte)
Eingangstor zum Friedhof Teilansicht des alten Friedhofsteiles
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Teilansichten
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�ltere Fotos (Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)

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Eingangstor Grabstein in der Mitte von 1620 Grabstein von 1612
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Grabstein von 1755
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Grabstein von 1640

Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte

August 2024: Eine Delegation aus der Landesregierung, der Israelitischen Religionsgemeinschaft und der Stadtverwaltung besucht den Friedhof
Pressemitteilung der Stadt Wertheim vom 22. August 2024: "Der J�dische Friedhof ist eine 'Herzensangelegenheit'. Delegation besichtigte Kulturdenkmal Vertreter des Innenministeriums, des Regierungspr�sidiums, der IRG Baden und der Stadtverwaltung besichtigten den J�dischen Friedhof in Wertheim. Der J�dische Friedhof in Wertheim gilt als der �lteste in Baden-W�rttemberg und z�hlt zu den �ltesten Deutschlands. Vertreter des Innenministeriums, des Regierungspr�sidiums Stuttgart � darunter auch vom darin angesiedelten Landesamt f�r Denkmalpflege � und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG Baden) besichtigten gemeinsam mit Oberb�rgermeister Markus Herrera Torrez das Kulturdenkmal. Der Erhalt des Friedhofs sei ein Kraftakt, den man gemeinsam bew�ltigen wolle. Um zu sehen, 'wo der Schuh dr�ckt', begeht die Delegation aus Stuttgart unter der Leitung von Ministerialdirigentin Karin Scheiffele regelm��ig die J�dischen Friedh�fe im Land. 'Der Erhalt der J�dischen Friedh�fe in Baden-W�rttemberg ist eine Herzensangelegenheit. F�r die Pflege von verwaisten J�dischen Friedh�fen ist ein enger Austausch mit den verschiedenen Akteuren wichtig', betonte die Ministerialdirigentin bei der Begr��ung im Wertheimer Sitzungssaal. Zwei Jahre nach der umfassenden Sanierung des Hauptwegs ist der J�dische Friedhof seit April aus Gr�nden der Verkehrssicherheit erneut gesperrt. Urs�chlich ist ein umgest�rzter Baum, der auch mehrere der denkmalgesch�tzten Gr�ber und Teile des Mauerwerks besch�digt hat. 'Die Instandsetzung ist ein Kraftakt, in baulicher und finanzieller Hinsicht', erkl�rte OB Herrera Torrez. Der Friedhof als Kultur- und Begegnungsst�tte spielt nicht nur f�r die B�rgerinnen und B�rger der Stadt eine wichtige Rolle. 'Anverwandte aus der ganzen Welt reisen nach Wertheim, um die Gr�ber zu besuchen', informierte Fachbereichsleiter Volker Mohr. Auch gef�hrte Besuchergruppen und Schulklassen z�hlten zu den regelm��igen Besuchern des Friedhofs. Vor Ort machte sich die Delegation ein Bild von den dringend notwendigen Sanierungsma�nahmen. Neben dem Baumbruch, der durch Extremwetter und die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre ein immer gr��eres Problem darstellt, ist vor allem der Sanierungsbedarf des Mauerwerks sehr hoch. Der J�dische Friedhof wird von rund 300 Metern Mauerwerk umschlossen, das aus verschiedenen Zeiten stammt. Insbesondere die obere Mauer sei dringend sanierungsbed�rftig, da diese 'auf Grund des anhaltenden Erddrucks statische Probleme aufweist', so Stadtbaumeister Armin Dattler. 'Die Hanglage und die f�r Bauarbeiter und -maschinen schwere Zug�nglichkeit sind ein zus�tzlicher Kostenfaktor, der nicht zu vernachl�ssigen ist'. Die gesch�tzten Kosten l�gen allein im kommenden Jahr im sechsstelligen Bereich. 'Ein j�discher Friedhof darf nicht dauerhaft geschlossen bleiben', betonte Gabriel Albilia, Friedhofsbeauftragter der IRG Baden. Die Gro�e Kreisstadt Wertheim kann die entstehenden Kosten jedoch nicht allein stemmen. Unterst�tzung kommt aus einem gemeinsamen Topf von Bund und Land zur Erhaltung der verwaisten j�dischen Friedh�fe, allerdings ist dieser Topf nicht �ppig gef�llt. 'Das Landesamt f�r Denkmalpflege begleitet seit Jahren die Erhaltung j�discher Friedh�fe fachlich und finanziell � auch hier in Wertheim zeigt sich, wie wichtig diese Arbeit ist' erkl�rte Dr. Anne-Christin Sch�ne, Fachreferentin f�r j�dische Friedh�fe am Landesamt f�r Denkmalpflege im Regierungspr�sidium Stuttgart. Oberb�rgermeister Herrera Torrez sowie die Fachbereichsleiter Armin Dattler und Volker Mohr zeigten sich dankbar �ber den Besuch aus Stuttgart. Nur gemeinsam k�nne man erreichen, dass der J�dische Friedhof in Wertheim auch in Zukunft als wichtiges Zeugnis der Vergangenheit und fortw�hrenden j�dischen Lebens bewahrt wird. " Link zur Pressemitteilung in der Website der Stadt Wertheim

Links und Literatur

Links:

Quellen:

Literatur:

bullet u.a. Hugo Eckert (Leitung) / Magdalena Kurtz, Sven Gl�ser, Jochen H�rner, Martin K�chler, Sebastian Neukirchen, ThomasPfeiffer, Nils Ries, Thomas Wolf [mitarbeitende Sch�ler]: Der Wertheimer Judenfriedhof � einst und jetzt. Arbeitsgemeinschaft am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wertheim 1989/90, Wertheim 1990 (Ms.).
bullet Monika Schaupp: Haus des Lebens. Der j�dische Friedhof in Wertheim. In: Archivnachrichten. Landesarchiv Baden-W�rttemberg, Nr. 62, M�rz 2021, S. 34�35 (eingestellt als pdf-Datei).


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