Neues Deutschland 26.08.1986 (original) (raw)
Ein engagierter Sänger, der die Zuschauer mitriss
Zur internationalen Show "Dean Reed und seine Lieder"
Von Peter Hoff
Am 8. Mai zeichnete das DDR-Fernsehen in Leipzig die internationale Show "Dean Reed und seine Lieder" auf. Wenige Wochen später hörten wir von seinen tragischen Tod. Die Sendung, nun ausgestrahlt, wurde zu einer Dokumentation der Kunst des engagierten Sängers und Schauspielers aus Colorado.
Der Abend war ganz der Countrymusic gewidmet. Wenn auch die Western-Szenerie, die Joachim Bette auf die Bühne des Hauses der heiteren Muse gestellt hatte, für meinen Geschmack allzu romantisch-verklärt erschien, so agierte doch Dean Reed davor als ein charmanter Gastgeber, der die Auftritte seiner Kollegen elegant vorbereitete. Hier wurden Künstler nicht nur angesagt, sondern wirklich vorgestellt. Dean Reed trat dann bescheiden in den Hintergrund, spielte auf der Gitarre mit, sang auch im Background-Chor. In solchen Momenten zeigte sich die Kollegialität, die dem Künstler eigen war.
Unaufdringlich brachte der Sänger eigene Erlebnisse in seine Moderation ein, plauderte er mit den Zuschauern. Sein Leben in den USA und in Chile kamen zur Sprache. Herzlich erzählte er von seiner Mutter, die in hohem Alter noch eine Universität besuchte und akademische Grade erwarb. Bewegend auch seine Berichte über Chile, das unterdrückte und erniedrigte Land, in dem Beethovens Vertonung von Schillers "Ode an die Freude" heute ein Freiheitslied geworden ist. Dean Reed sang den Song "Song of joy" folglich auch auf spanisch.
In dieser Sendung sahen wir Dean Reed, wie wir ihn von unzähligen Auftritten her kannten: Er ließ sich begeistern und er konnte begeistern.