Eleusis (original) (raw)
Demeter und Persephone
Die Fackel als wichtigstes Requisit der Mysterienfeier: Demeter suchte mit der Fackel in der Hand nach ihrer Tochter. Dem Mysten dient sie als Zeichen der Reinigung. |
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Demeter war die Fruchtbarkeitsgöttin und die Getreidegöttin. Ihre einzige Tochter war Persephone, die in Eleusis "Kore" heißt. Hades raubte das Mädchen in Sizilien und machte es in der Unterwelt zu seiner Gemahlin. Auf der Suche nach ihrer Tochter irrte Demeter neun Tage in Menschengestalt auf der Erde umher. Von Helios erfuhr Demeter, dass Hades ihre Tochter mit Billigung des Zeus geraubt hatte. Als sie traurig am Kallichoros-Brunnen (Καλλιχόρου φρέαρ: "Schöner Tanz") in Eleusis ankommt und ausruht (Wortspiel: Ἐλευσίς = Eleusis - Ἔλευσις = Ankunft), bringt sie die Tochter des Königs Keleos in den Palast ihres Vaters, wo sie freundlich aufgenommen und beherbergt wird. Die Sklavin Iambe heitert sie mit ihren Scherzen auf. Man bietet ihr Wein an, doch statt dessen trinkt sie einen Mischtrank (Kykeon: ὁ κυκεών, ῶνος) aus Gerstensaft und Minze. Sie dient bei Keleos als Amme des Königssohnes Demophon. Der Versuch, ihn unsterblich zu machen scheitert am Misstrauen des Vaters. Zum Dank für ihre Aufnahme gab sie sich zu erkennen. |
268 270 274 | εἰμὶ δὲ Δημήτηρ τιμάοχος, ἥτε μέγιστον ἀθανάτοις θνητοῖς τ' ὄνεαρ καὶ χάρμα τέτυκται. ἀλλ' ἄγε μοι νηόν τε μέγαν καὶ βωμὸν ὑπ' αὐτῷ τευχόντων πᾶς δῆμος ὑπαὶ πόλιν αἰπύ τε τεῖχος Καλλιχόρου καθύπερθεν ἐπὶ προὔχοντι κολωνῷ. ὄργια δ' αὐτὴ ἐγὼν ὑποθήσομαι, ὡς ἂν ἔπειτα εὐαγέως ἔρδοντες ἐμὸν νόον ἱλάσκοισθε. | Ich bin Demeter, die ehrenvolle, die den Unsterblichen | zu größtem Nutzen und Ergötzen geschaffen ist. | Auf denn, sie sollen einen großen Tempel und Altar davor | mir bauen, das ganze Volk, unterhalb der Stadt und eine steile Mauer | über dem schönen Tanzplatz auf erhobenem Hügel. | Die Weihen will selbst ich stiften, | damit fürderhin ihr fromm opfernd meinen Sinn gnädig stimmt. |
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Man errichtete ihr einen Tempel. In ihm nimmt Demeter Wohnung. Doch aus Zorn über Zeus lässt sie die Felder verdorren, was eine Hungersnot zur Folge hatte. Weil Persephone in der Unterwelt bereits den Kern eines Granatapfels gegessen hat, ist sie bereits dem Hades verfallen. Zeus lässt sie also 8 Monate auf der Erde (Vegetation) und 4 Monate in der Unterwelt (Saat) leben, wodurch sich der Wechsel der Jahreszeiten erklärt. Hades selbst bringt sie in der "Hadesgrotte" in Eleusis ihrer jubelnden Mutter zurück.
Demeter lehrte den Königssohn Triptolemos den Ackerbau. Der verbreitet auf einem geflügelten Wagen allen Menschen die neue Kulturleistung. Ein Relief aus dem Nationalmuseum in Athen zeigt seine Entsendung durch Demeter. Demeter wurde alljährlich in den Festspielen Eleusis gefeiert.
Die eleusinischen Mysterien (Hom.hymn.2,480-483)
480 | ὄλβιος, ὃς τάδ' ὄπωπεν ἐπιχθονίων ἀνθρώπων· ὃς δ' ἀτελὴς ἱερῶν ὅς τ' ἄμμορος, οὔποθ' ὁμοίων αἶσαν ἔχει φθίμενός περ ὑπὸ ζόφῳ εὐρόεντι. |
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Glücklich, wer dies gesehen hat von den sterblichen Menschen; | wer aber nicht eingweiht in die Riten, wer unteilhaftig, hat niemals Teil an solchem Glück: | geschwunden liegt er in modrigem Dunkel. |
Die Mysterien waren Geheimzeremonien, die nur den Eingeweihten, die sogenannten „mystai" zugänglich waren. Sie besaßen in Griechenland hohe Geltung. Sie galten der Verehrung der Demeter und des unter dem Namen Iakchos bekannten Dionysos.
Die "Kleinen Mysterien waren eine notwendige Vorstufe für die Einweihung in Eleusis. Man feierte sie im Frühling, im "Blütenmonat" (Anthesterion: Febr. / März), am Stadtrand von Athen, in Agrai, am Ilissos an der Heiligen Straße. Ab dem 6. Jh. konnte sich jeder, der Griechisch sprach und frei von Blutschuld war, einweihen lassen.
Die "Großen Mysterien feierte man im Monat "Boedromion" (Sept. / Okt.), in der Zeit des Pflügens und Erntens. Vor der Einweihung musste zunächst ein Ferkel geopfert werden, am Folgetag ein Opferkuchen aus heiliger Gerste. Zur Vorbereitung gehörten weiterhin Fasten und das Trinken des Kykeon.
Der Festzug von Athen nach Eleusis: Am folgenden Tag zogen die "Mysten" (mèstai) mit einem Myrtenkranz auf dem Kopf auf dem „heiligen Weg" von Athen nach Eleusis. Sie trugen beim Marsch
- eine κίστη, ein zylindriges Gefäß mit Deckel und Opferutensilien (cista mystica);
- einen mit Myrten umwickelten Stab, an den ein Beutel mit Proviant und einem neuen Kleid gebunden war;
- eine Opferschale (Kernos) mit Töpfchen voll Getreide, Früchten, Honig (Erstlingsgaben);
- das Bild des Iakchos. Ihn rief man auf dem letzten Teil der Wegstrecke an. Beim Überqueren des Kephissos gab es zu Ehren der Iambe "Brückenspäße" (γεφυρισμοί). Danach ein Altar des Zeus Meilichios
Paus. 1, 37, 4: διαβᾶσι δὲ τὸν Κηφισὸν βωμός ἐστιν ἀρχαῖος Μειλιχίου Διός· ἐπὶ τούτῳ Θησεὺς ὑπὸ τῶν ἀπογόνων τῶν Φυτάλου καθαρσίων ἔτυχε, λῃστὰς καὶ ἄλλους ἀποκτείνας καὶ Σίνιν τὰ πρὸς Πιτθέως συγγενῆ.
Abends kam man bei Fackellicht in Eleusis an und lagerte beim Heiligtum. Fackeltänze wurden aufgeführt und das Suchen Demeters nach ihrer Tochter wurde symbolisiert.
- Am Kallichoros-Brunnen, wo Demeter gerastet hatte, führte man Tänze auf. Danach endete das Fasten mit dem Trinken des Kykeon. Ab dort lässt der Hierophant nur noch die Eingeweihten in den heiligen Bezirk eintreten.
- An der "Hadesgrotte begeht man den Raub der Kore und die Epiphanie des Hades.
- Auf dem weiteren Weg zum Telesterion ("Weihehalle") gestaltet man mit Fackel die πλάναι, das Umherirren und die Suche der Demeter nach ihrer Tochter.
- Die Geheimfeier fand im Inneren des Heiligtums statt, in dem Telesterion, wo man Episoden aus dem Mythos symbolhaft nachvollzog: das Leiden der Demeter nach der Entführung ihrer Tochter, das Zusammentreffen der beiden Göttinnen, die Einführung des Ackerbaus in Attika.
Beim Einzug bekannten die Mysten, die nötigen Voraussetzungen erfüllt zu haben, und leisteten den Eid der Geheimhaltung. Dann wurde die eigentliche Weihe (τελευτή) vollzogen. Der Hierophant zeigt die heiligen Symbole, besonders eine goldene Ähre. Die Schau gipfelte in der Epiphanie der Kore selbst: Tod wird zu Leben.
Diejenigen, die die Weihen empfangen hatten, lebten in der Hoffnung, im Jenseits ein neues und besseres Leben zu erlangen. Hier finden wir die einzige Jenseitsverheißung, die die Griechen kannten.
Diese Mysterien wurden das ganze Altertum über bewahrt. Im 4. Jh. n. Chr. werden alle Mysterien von Theodosius I. verboten.