Fechner, Gustav Theodor (1801–1887) – Physiker und Philosoph in Leipzig (original) (raw)
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* 19.04.1801 Groß-Särchen1) bei Muskau; † 18.11.1887 Leipzig
G. T. Fechner2)
Professor Dr.phil. et med. h.c. Gustav Theodor Fechner (Guſtav Theodor Fechner)?war Gelehrter in Leipzig. Er gilt als Mitbegründer der experimentellen Psychologie und der Psychophysik.
Nachdem er zunächst an der Kreuzschule in Dresden lernte, studierte er ab 1818 an der Universität Leipzig Medizin. 1819 wurde er Baccalaureus, 1823 Magister und Privatdozent. Im Jahr 1828 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Er praktizierte aber nicht als Arzt, sondern wirkte zunächst als Übersetzer sowie später Verfasser von Schriften zur Chemie und Physik.
Von 1831 bis 1839 gab er das »Pharmazeutische Centralblatt« heraus.
Im Jahr 1833 heiratete er Clara geborene Volkmann (1809–1900), die Tochter eines Leipziger Ratsherrn.
Im Jahr 1834 wurde er in Nachfolge von H. W. Brandes (1777–1834) ordentlicher Professor der Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig.
Zwischen 1834 und 1838 gab Fechner das »Hauslexikon« in acht Bänden im Verlag Breitkopf & Härtelheraus. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich auch mit metaphysischen Themen; so erschien im Jahr 1836 seine Schrift »Das Büchlein vom Leben nach dem Tod«.
Wegen eines Augenleidens musste Fechner die Physikprofessur im Jahr 1839 aufgeben. In der Folgezeit widmete er sich vor allem Problemen der Philosophie, Psychologie und Ästhetik. Im Jahr 1843 wurde er Professor für Naturphilosophie und Anthropologie an der Leipziger Universität.
Im Jahr 1846 gehörte Fechner zu den Mitbegründern der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften.
Im Jahr 1848 veröffentlichte Fechner das Buch »Nanna oder Über das Seelenleben der Pflanzen«; im Jahr 1851 das dreibändige Werk »Zend-Avesta oder Über die Dinge des Himmels und des Jenseits«.
Am 1. August 1859 wurde Fechner in die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturwissenschaftler (»Leopoldina«) aufgenommen. Er führte den akademischen Namen »Roger Baco«.
Im Jahr 1860 erschienen Fechners »Elemente der Psychophysik« in zwei Bänden.
Im Jahr 1876 veröffentlichte Fechner die zweibändige »Vorschule der Ästhetik«; seine philosophischen Auffassungen vom Verhältnis zwischen beseelter Welt und naturwissenschaftlichem Weltbild stellte er 1876 in der Schrift »Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht« dar.
Neben den wissenschaftlichen Werken veröffentlichte Fechner unter dem Pseudonym Dr. Misesauch eine Reihe von satirischen Schriften, Gedichten und ein Rätselbuch.
Am 3. Oktober 1884 wurde Fechnerzum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt.
Am 18. November 1887 starb Professor Dr. Gustav Theodor Fechner im Alter von 86 Jahren in Leipzig. Er wurde auf dem Neuen Johannisfriedhofbeigesetzt. Die Grabrede hielt Professor Dr. Wilhelm Wundt (1832–1920).
Von 1850 bis zu seinem Tode wohnte Fechner im Vorderhaus des Eckgrundstücks Blumengasse 2/ Dresdner Straße 15. Dort befindet sich eine Gedenktafel.
Ein Schüler Fechners, der Leipziger Arzt Dr. Paul Julius Möbius (1853–1907), initiierte ein Denkmal für Fechner, das am 17. April 1897 im Rosental eingeweiht wurde.
Im Jahr 1900 wurde eine Straße im Leipziger Stadtteil Gohlis nach Professor Dr. Fechner benannt (Fechnerstraße).
Weblinks
Quellen
- Arendt, Hans-Jürgen: »... nur einem antiken Philosophen vergleichbar« Zum 200. Geburtstag des Leipziger Gelehrten Gustav Theodor Fechner. – In: Leipziger Blätter 38(2001), S. 29–31
- Cottin, Markus u.a.: Leipziger Denkmale. Sax-Verlag, Beucha 1998. S. 19–20
- Hötzel, Manfred; Kürschner, Dieter: Straßennamen in Gohlis. Geschichte und Erläuterung. Leipzig 2001. (Gohliser Historische Hefte, 6), S. 33
- Riedel, Horst: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage, _Pro_LEIPZIG 2005, S. 144 —
1) heute: Żarki Wielki (Polnische Republik)
2) Abbildung aus Illustrirte Zeitung vom 18. Oktober 1873, Seite [1]