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Heinrich I. König von Frankreich (1031-1060)
-------------- Mitregent seit 14.5.1027
1007/08-4.8.1060
Pfalz Vitry-aux-Loges

Begraben: St-Denis

2. Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2054
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Heinrich I., König von Frankreich 1031-1060
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* 1008, + 4. August 1061
Vitry-en-Brie

Begraben: St-Denis

Als zweiter Sohn **Roberts II.**und Konstanze von Arles zunächst mit dem Herzogtum Burgund bedacht, wurde Heinrichnach dem frühen Tod seines Bruders und Mit-König Hugos1027 zum Mit-König erhoben. Der vehemente Widerstand der Mutter, die den jüngeren Bruder Robert favorisierte (auch nach Roberts II. Tod 1031), brachte die Dynastie an den Rand der Katastrophe. Angesichts der erneuten Behauptung adliger Wahlrechtsvorstellungen vermochte sich Heinrich I. nur mühsam durchzusetzen und fand 1032 den Bruder mit dem Herzogtum Burgund ab. Die politischen Aufgaben waren vorgezeichnet im Aufstieg der fürstlichen Gewalten: In wechselnden Koalitionen mit den Herzögen und den Grafen von Anjou und Flandern bestand Heinrich I. im Kampf gegen das Haus BLOIS die entscheidende Kraftprobe der frühen Jahre. Erst der Tod Graf Odos II. 1037 beendete die Auseinandersetzung, die durch die Burgundpolitik **Kaiser KONRADS II.**in größeren europäischen Zusammenhängen aufging. Die Kontakte zu den **SALIERN**schlugen sich in drei Herrschertreffen (mit **KONRAD II.**1033 in Deville, mit HEINRICH III.1043 und 1056 in Ivois) und in den ersten beiden EheschließungenHeinrichs I. mit Verwandten der SALIERnieder. In der Amtsnachfolge der karolingischenKönige betrieb Heinrich I. in seinen letzten Jahren eine entschiedene, freilich erfolglose Politik zur Rückgewinnung Lothringens. Im Inneren blieb der König zunehmend auf die Ile-de-France unter Vernachlässigung des noch vom Vater bevorzugten Orlenais beschränkt. Die Zeugenlisten königlicher Urkunden offenbaren, dass sich in der königlichen Umgebung neben Bischöfen und Grafen zunehmend lokale Herren aufhielten. Seit den 40-er Jahren lassen sich erste Ansätze zur Straffung der königlichen Verwaltung durch Schaffung von Hofämtern erkennen. Hier boten sich zunächst dem Niederadel, später auch bedeutenderen Familien Möglichkeiten zum Aufstieg im königlichen Dienst.
Nur mühsam vermochte der König die Hoheit über Teile des französischen Episkopats zu bewahren, was sich besonders angesichts der Synode Papst Leos IX. 1049 in Reims erwies: Von den auf Befehl des Königs nicht erschienen Bischöfen wurden mehrere abgesetzt oder exkommuniziert. Seine Nachfolge im königlichen Amt sicherte Heinrich I. mit dem bewährten Mittel des Mitkönigtums, als er 1059 seinem ältesten, aus der dritten Ehe mit Anna von Kiev hervorgegangenen Sohn Philipp I. erheben ließ; im formalisierten Wahlakt beanspruchte der Erzbischof von Reims nach dem Vorbild des Erzbischofs von Mainz das Erstkurrecht.


Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

XI. 241c. HEINRICH I., König von Frankreich1031
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* 1008 vor 17.V., + 1060 4. VIII.

Gemahlin:
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1044 29. I.
Anna, Tochter Jaroslaws I. Großfürst von Rußland
+ nach 1075


Glocker Winfried: Seite 327
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

VI. 60. HEINRICH I.
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* 1007/08, vor 1008 V 17; + 1060 VIII 4

1015 Herzog von Burgund, 1031 König von Frankreich;

1. oo 1033
Mathilde, Tochter König KONRADS II.
* 1025, + 1034 I

2. oo 1034
Mathilde "neptis HEINRICI Imperatoris"
* ..., + 1044;

3. oo 1051 V 19
Anna, Tochter Jaroslaws I. des Weisen, Großfürst von Rußland
* ... , + 1075/89
(heiratet in 2. Ehe Rudolf II. Graf von Vermandois)

Wir wissen aus dem Geschichtswerk des Rodulf Glaber III c. 9, z § 34, S. 84, dass der spätere König Heinrich I. von Frankreich als zweiter Sohn König Roberts II. geboren wurde. Der kleine Heinrichin der Urkunde seines Vaters von 1008 V 7 (Regest: Catalogue des actes de Robert II, Nr. 31) erstmalig bezeugt ist, muß Heinrich1007 oder 1008 geboren sein; vgl. Dhondt, Femmes S. 48, Anm. 34.
Für das Sterbedatum König Heinrichs I. hat Meyer von Knonau, Jbb. Heinrichs IV. Bd. 1, S. 235 mit Anm. 10, die Quellenzeugnisse zusammengestellt.
König Heinrichwar mit drei Frauen verlobt bzw. verheiratet: zuerst mit Mathilde, Tochter König KONRADS II., die aber, bevor sie das heiratsfähige Alter erreicht hatte, verstarb; vgl. Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 2, S. 77 f. und 101.
Auch die zweite Braut Heinrichswar eine "neptis HEINRICI Imperatoris", wie verschiedentlich bezeugt ist, ohne dass wir allerdings wüßten, ob hier Kaiser HEINRICH II. oder HEINRICH III. gemeint ist oder gar wer die Eltern dieser Mathildewaren; vgl. Dhondt, Femmes S. 54 f. Vajay, Mathild passim, versuchte nachzuweisen, dass es sich bei der zweiten Mathildeum eine Tochter Graf Liudolfs von Friesland (Sohn von VIII.1.) und somit um eine Schwester Markgraf Ekberts von Meißen handelt, ohne freilich triftige Beweise vorbringen zu können.
Zur Eheschließung König Heinrichs I. mit Anna von Kiewvgl. Dhondt, Femmes S. 55-60, und die Monographie von Hallu, Anne passim; kurz informiert über die 3. Gemahlin des französischen Königs auch der Artikel von Andreas Poppo im Lexikon des Mittelalters Bd. 1. Sp. 656 s. v. Nr. 7.


1015 zum Herzog von Burgund ernannt, wurde Heinrich I. nach dem Tode seines älteren Bruders Hugo (+ 17.9.1025) Thronfolgerund wurde am Pfingstfest 1027 gekrönt. Er hatte nicht das Format seines Vaters und konnte sich gegen seine mächtigen Gegner nicht durchsetzen. Obwohl er schon vorzeitig mehrere Jahre zuvor gekrönt worden war, machte ihm sein jüngster Bruder Robert, der von seiner Mutter, der streitsüchtigen Konstanze, unterstützt wurde, sogar den Thron streitig. Die großen Vasallen mischten sich nur zu gerne in diese familiäre Auseinandersetzung ein. Der Graf von Blois ergriff die Partei Roberts; seine Rivalen, der Herzog der Normandie und die Grafen von Anjou und von Flandern, hielten dem König die Treue. Schließlich konnte Heinrichsich nur durchsetzen, indem er seinen Bruder mit dem Herzogtum Burgund entschädigte. Der französische König überließ dem Herzog der Normandie, Robert dem Teufel, zum Dank für seine Unterstützung im Krieg gegen den Grafen von Blois das Vexin francais. Diese neue Gebietsabtretung machte sich schlecht bezahlt: Der Nachfolger Roberts, Wilhelm der Bastard wurde Heinrichsgrimmigster Feind. Die königliche Armee erlitt zwei demütigende Niederlagen im normannischen Land, die eine in Mortemer (1054), die andere bei der Furt von Vareville an der Dives (1058). Gegenüber seinen großen Vasallen war er machtlos und ständig kämpfte er, um die Anerkennung der Zentralgewalt durchzusetzen. Pfingsten (23. Mai) 1059 ließ er seinen 7-jährigen Sohn Philippzum Nachfolger und Mit-König krönen. Bei seinem Tode war die Lage des Königtums noch viel schlechter als bei seinem Regierungsantritt. Die Domäne war zusammengeschmolzen und selbst im Krongebiet war der König nicht mehr sein eigener Herr, sondern hatte mit großen, auf unangreifbaren Burgen sitzenden Feudalherren zu rechnen.
Heinrich I. wurde in der alten Königsabtei St-Denis bestattet.

1033
1. oo Mathilde, Tochter des Kaisers KONRAD II.
x 1018- 1.1034

1034
2. oo Mathilde, neptis HEINRICI Imperatoris
x - 1044

19.5.1051
2. oo 1. Anna von Kiew, Tochter des Großfürsten Jaroslaw I.
um 1035- 1075/89

2. oo Rudolf II. Graf von Valois
- 1074

Kinder:
3. Ehe

Philipp I. König von Frankreich
Nach Ende Mai 1052-29.7.1108

Hugo Graf von Vermandois
1057-18.10.1101

Robert
vor Juni 1054- um 1065 (oder + 1060 Glocker)

Literatur:
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Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 11 -Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,69,102,105 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Bresslau, Harry: Über die Zusammenkunft zu Deville zwischen Konrad II. und Heinrich I. von Frankreich und über das Todesdatum Herzog Friedrichs II. von Oberlothringen, in: Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde 18 (1906) Seite 456-462 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 163/Band II 316 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 258,310,311 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42-44, 50-54,56-64, 66,73,105,112 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87, 94,99-112, 113,115 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 73-74 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 161 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 28,44,47,57 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989VII.60. Seite 327,340 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 20,66,246,248,281,799-800 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 143-149-Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 235 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 190,193,198,201 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 342,390,394 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 44 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 78,81 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 56,259-262,290,313 -