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HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER
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Gewin Dr. J.P.J.: Seite 116
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III. 3. HEINRICH
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977-989 (), Herzog von Kärnten, Herzog von Bayern.
977. April 6. Kaiser OTTO II.lässt auf Bitten Herzog Heinrichs von Kärntendessen Hörigen, den Kleriker Reginbotofrei: Urkunde Ottos II. nr. 151, Reindel S. 239 f.
977. April 16. Herzog Heinrich von Kärnten tritt bei einer Intervention für den Patriarchen von Aquileja auf: Urkunde Ottos II. nr. 154, Reindel S. 240 f.
983. Juni 7. Unter dem Vorsitz KaiserOTTOS II. wird in Verona von den Fürsten, unter denen sich auch
Herzog Heinrich III. von Bayern
befindet, den Venetianern Frieden und Bündnis gewährt: Urkunde Ottos II. nr. 298, Reindel S. 246.
984. Oktober 7. Kaiser OTTO III. bestätigt auf Bitten seiner Mutter Theophanuund Herzog Heinrichs III. von Bayernder Kirche von Salzburg den gesamten Besitzstand: Urkunde Ottos III. nr. 1, Reindel S. 247.
984. Auf Intervention seiner MutterTheophanu und zahlreicher geistlicher und weltlicher Fürsten, unter denen sich auch Herzog Heinrich III. von Bayern befindet, bestätigt OTTO III. dem Bistum Toul genannte Besitzungen und Rechte, Urkunde Ottos III. nr. 2, Reindel S. 247 f.
985. September 30. Auf Bitten Piligrims von Passau und auf Intervention der Kaiser-Mutter Theophanusowie der HerzögeHeinrich (II.) von Bayern(F. 4.) undHeinrich von Kärnten(E. II. 3.) erhält das Bistum Passau durchOTTO III. eine Verleihung in der Ostmark: Urkunde Ottos III. nr. 21, Reindel S. 250 f.
985. Oktober 17. Herzog Heinrich von Kärnten Intervenient bei einer Schenkung durch OTTO III.: Urkunde Ottos III. nr. 22, Reindel S. 253 f.
985/89. Herzog Heinrich von Kärnten schenkt zwei Huben zu Aufhofen und St. Georgen (nördlich Bruneck) durch die Hand seiner

Gemahlin:
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Hiltigard: A. t. I. nr. 7, Reindel S. 254.

989. Oktober 1. OTTO III. schenkt auf Intervention seiner Mutter Theophanu undHerzog Heinrichs von Kärnten dem Bischof Abraham von FreisingBesitzungen in Krain: Urkunde Ottos III. nr. 58, Reindel S. 255.
989. Oktober 5. Herzog Heinrich von Kärnten stirbt: Aufzeichnungen aus dem Kloster Niederaltaich, Reindel S. 256.

Gemahlin:
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Hiltigard (siehe oben).

Note:
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Außer den obenerwähnten urkundlichen Belegen enthalten etliche Annalen und Chroniken Personalien über Heinrich. So soll er sich 977/78 an der Empörung Heinrichs des Zänkers beteiligt haben, nach der Unterdrückung des Aufstandes verbannt sein und 983 nach dem Tode HerzogOttos von Schwaben, aus seinem Exil herbeigerufen, an einem Reichstag zu Verona zum Herzog von Bayern gemacht worden sein: Reindel S. 241 ff., S. 245 f. Danach sollte er 984 wieder gegen Heinrich den Zänker gekämpft und 985 vor OTTO III. eine Aussöhnung statt gefunden haben: Reindel S. 48 ff., S. 251 f.
Mit Reindel (siehe Seite 244) erscheint uns die Teilnahme des LIUTPOLDINGERS an dem AufstandHeinrichs des Zänkers nicht recht erklärlich.Heinrich,der jahrzehntelang ohne ein Amt gelebt hat ohne sich zu empören, erhielt 976 vom Kaiser ein Herzogtum und war zwei Jahre später in eine Empörung gegen den gleichen Kaiser verwickelt. Welche Vorteile er sich davon versprach, ist - nach Reindel - nicht ganz klar.
HeinrichsEmpörung ist durch keine Urkunde belegt. Seine dem Herzog Berthold E. II. 2.entstammende Linie der LIUTPOLDINGERwar immer königstreu. Nach unserer Meinung können für den Übergang des Herzogsamtes in Kärnten im Jahre 978 auch andere Ursachen gegolten haben. HeinrichsNachfolger war Otto von Worms, der Schwiegersohn der Herzogin Judith! Vielleicht hat die tatkräftige Herzogin, die als Herrin regierte, ihren Einfluss zu Gunsten Ottos, ihres Schwiegersohnes, angewandt.
Was den Namen Heinrichbetrifft, haben wir schon in unserer Übersicht über die Herkunft des Namens unsere Ansichten dargelegt. Wir werden den Ursprung dieses Namens bei dem
LIUTPOLDINGER
Heinrich E. II. 3., der, so weit und bekannt ist, bisher nicht erklärt ist, näher betrachten. Was sofort auffällt, ist die Tatsache, dass Herzog Bertholdeinem Sohn einen bisher in seinem Geschlechte unbekannten Namen gab, während zwei Zeitgenossen Heinrichs, die Brüder Liutpold und Bertholdden Namen von Herzog Bertholds Vater Markgraf Liutpold, beziehungsweise den Namen des Herzogs selbst trugen.
Wie gesagt, kommt der Name Heinrichnicht bei Bertholds Aszendenten väterlicherseits vor, ebenso wenig in dem Geschlechte seiner Mutter Kunigunde, in dem Berthold und Erchanger die Leitnamen waren. Da erfahrungsgemäß im Mittelalter die ältesten Söhne vorzugsweise nach dem Vater und dem Großvater mütterlicherseits genannt wurden, liegt es auf der Hand, dass Berthold eine Tochter eines Heinrich geheiratet hat.
Diese Erwägungen veranlassen uns, eine Untersuchung nach Personen anzustellen, die nach Geburt, Stellung und Lebenszeit als Schwiegervater
Bertholds
in Betracht gezogen werden können. Bei dieser Forschung stellte es sich heraus, dass dafür als Einziger ein Graf Heinrich in Frage kommt, der 912-934 urkundlich erscheint. Sein Geschlecht - die BABENBERGER - hat eine große Rolle gespielt, war aber im Anfang des 10. Jh. fast völlig niedergeschlagen. Ein ältererHeinrich von Babenberg war 902 gefallen, Adalbert, in dem wir den Vater des Grafen Heinrich des Jüngerenerblicken, 906 getötet.
Wie sich im weiteren Text zeigt, stützt sich unsere Meinung auf mehrere Tatsachen und Fügungen. Wir nennen hier das Vorkommen des Namens Adalbert bei Adalbert, Markgraf in der Ostmark E. II. 10., beiAdalbert E. II. 18. und bei Adalbert E. II. 27. alle aus der Linie der Markgrafen der Ostmark und die Tatsache, dass Liutpold und Berthold E. II. 4,5, nahe Beziehungen zu Schweinfurt hatten, in dessen Umgebung dieBABENBERGER von alters her reiche Besitzungen hatten.
Das Herzogtum Kärnten, das 978 an Otto von Wormsverliehen wurde, kam, wie es scheint, durch dessen Verzicht 983 an Heinrichzurück, der nach dem Tode Ottos von Schwaben um dieses Jahr auch mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurde. Im Jahre 985 erhielt der LIUDOLFINGER HeinrichF. 4. dieses Herzogtum wieder zurück, während derLIUTPOLDINGERHeinrich E. II. 3. bis an seinen Tod im Jahre 989 das Herzogtum Kärntenbehielt. Man sieht, wie bei der Erwerbung der herzoglichen Mächte die LIUTPOLDINGER,LIUDOLFINGERund der SALIERjedesmal ihre Ansprüche geltend machten. Es fällt allerdings auf, dassOtto von Worms sich anscheinend ohne Beschwerde den Verzicht auf das Herzogtum 983 gefallen ließ.
Nachdem der WELFE Heinrich X. von Bayern 1138 entsetzt war, wurden noch zweimal LIUTPOLDINGERals Herzöge in Bayern eingesetzt, nämlich Leopold 1139-1141 () E. II. 29. und dessen Bruder Heinrich 1143-1156 E. II. 28., der im letzteren Jahre die Herzogswürde in Österreich erlangte, welche in sein Geschlecht erblich überging.