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HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER


Gewin Dr. J.P.J.: Seite 116
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4. Liutpold
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C. 963-994 (), Graf im unteren Donaugau und Sundergau, dann Markgraf in der Ostmark.
C. 963. Liutpold comes: S: U. I. 170, 2. Mitis, eine Gedenkstiftung der BABENBERGER (!) im Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau S. 261.
C. 979. Graf im Sundergau: Urkunde Ottos II. 192, M. G. Dipl. 2, Mitis a.a.O.
976. Juli 21. "Marchio"Liutpoldus, zugleich alsGraf im unteren Donaugau(Straubing-Deggendorf) bezeichnet: Dr. Lechner a.a.O. Seite 5.
977. Oktober 5. In seiner Grafschaft lag in Ennsburg: Meiller Reg. 2, Lechner a.a.O.
976. Juli 21. Auf Bitten des Bischofs Heinrich von Augsburgund desMarkgrafen Liutpold gibt KaiserOTTO II. dem Kloster Metten den diesem von Berthold, demSohne Arnulfs, geschenkten Besitz in Wischlburg (L. K. Deggendorf) zurück: Urkunde Ottos II. nr. 133, Meiller Reg. 1, Reindel S. 236.
976. Juli. Das eigentliche Stammland Bayern erhielt Otto von Schwaben, die davon abgetretene Ostmark der BABENBERGER(sic)Liutpold und Kärnten mit den südlich anschließenden italienischen GrenzgebietenHeinrich, der Sohn des alten Herzogs Berthold. Dieser Zweig der liutpoldingische Familie stand bisher, mit Ausnahme wohl von Heinrichs Mutter(sic)(wohl Stiefmutter) immer treu auf der Seite der Reichsgewalt: Note, Reindel S. 239.
985. September 30. Das Bistum Passau erhält durchOTTO III. eine Verleihung in der Ostmark, in "locis, sitis in marcaactenusLiutbaldi comitis": Urkunde Ottos III. nr. 21, Reindel S. 250.
994. Juli 10. Todestag: Meiller S. 2.

Note:
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Wie wir oben erläuterten, ist Liutpoldnach Herzog Bertholds Vater, dem großen Markgrafen in der Ostmark Liutpold, genannt. Ihm wurde diese Mark verliehen, nachdem Markgraf Burchard, der Gemahl einer Tochter Herzog Arnulfs E. I. 5. mit Tode abgegangen war. Wie sein Bruder Berthold E. II. 5. gab er einem seiner Söhne den alten babenbergischen LeitnamenHeinrich(E. II. 7.). Ein anderer Sohn Liutpoldserhielt den Namen Ernst, der auch in der Linie Heinrichsbeibehalten wurde. Wie wir oben schon zitierten, hat Dr. Lechner a.a.O. S. 6 angenommen, dass eine Anknüpfung der österreichischen Markgrafen an die Sualafedgaugrafen, die den Namen Ernstführten, zweifellos ist.
Eine Abstammung Richzas(?), der Gemahlin des Markgrafen Liutpold, von dem Geschlechte der Grafen von Sualafeld mit Namen Ernst ist nicht ersichtlich. Auch bei den Vorfahren Liutpoldsin der Stammlinie finden wir keine verwandtschaftliche Verbindung mit demGeschlechte der ERNSTE. So muss diese wohl in der Gemahlin des Grafen Heinrich von Babenberg (912-934) gesucht werden.
Als Schwiegervater dieses BABENBERGERS kommt dann der 857-899 erwähnte Graf im Sualafeld Ernst G. 5. in Frage. Dieser war ein Sohn des Markgrafen im Nordgau Ernst (829-857) G. 1., der als Heerführer "dux" der Bayern eine große Rolle gespielt hat.
Als Gaugrafen im Nordgau finden wir in späterer Zeit nach und nach: Markgraf Liutpold E. I. 1.,Graf Berthold E. II. 5., dessen Grafengewalt sich, wie es scheint, auch über das Gebiet von Schweinfurt, wo die BABENBERGER reich begütert waren, erstreckte, dann dessen Sohn Heinrich E. II. 9. Dieses Grafengebiet scheint sich nachher geschmälert oder geteilt zu haben, denn um die Mitte des 11. Jh. erscheinen im Nordgau Grafen, die in der Umgebung von Amberg als Grafen von Kastl, Habsberg und Ammertal bezeichnet sind.
Gerade im Gebiet um Kastl herum hatten DeszendentenHerzog Bertholds, aber auch Angehörige des Geschlechtes der ERNSTEBesitz.Graf Friedrich von Kastl E. II. 21. besaß ebenda die Kirche zu Pfaffenhofen bei Kastl und gründete das Kloster Kastl, das 1159 von seinem GeschlechtsvetterHerzog Heinrich von Österreich E. II. 28. mit Gütern beschenkt wurde. Bilifrid E. II. 6., Witwe des Grafen Ernst G. 18., schenkte an das Kloster St. Emmeram Eigen zu Erlheim, Bittenbrunn, Allersburg und Schmidmühle, alle in der Umgebung von Amberg und Kastl. Ebenda liegen Fürnried, Högen und Wurmrausch, wo Bischof Gebhard von Regensburg G. 24., einEnkel des Grafen Ernst G. 18. und der Bilifrid begütert war. Wie wir bei dem Geschlechte der ERNSTEauseinandersetzen werden, sind die im 12. Jh. erscheinenden, in der Umgebung von Kastl residierenden Grafen von Hohenburg auch dem Geschlechte der ERNSTEzuzuzählen. Vielleicht waren sie Nachfolger der in der 1. Hälfte des 12. Jh. ausgestorbenen Grafen von Kastl/Habsberg/Ammertal.
Bezeichnend ist, dass Markgraf Liutpold sich um die Rückgabe von durch Berthold von ReisensburgE. I. 9. an das Kloster Metten geschenktem, später eingezogenen Besitz bemüht hat. siehe Reindel S. 236. KaiserOTTO II. hat diese Rückgabe bewilligt auf Bitten desBischofs Heinrich von Augsburg, der wahrscheinlich ein Verwandter, vielleicht einSohn des Markgrafen Burchard, Oheim Bertholds, war und des Markgrafen Liutpold E. II. 4., der ein Geschlechtsvetter 1. Grades vonBertholds Vater, dem Pfalzgrafen Arnulf E. I. 4., war.
Bei Liutpolds EnkelAdalbert,Markgraf in der Ostmark, erscheint zuerst der babenbergischeHausname Adalbert E. II. 10. Er war der Ahnherr 4. Grades desBischofs Otto von Freising E. II. 31. In diesem Zusammenhang ist dessen in dem Chronicon M. G. SS. VI. cap. 15, S. 276 aufgeführter Bericht interessant. Die Nachricht über die Abstammung von einem Albertist verschiedenartig erklärt. Für die Auffassung, daß Otto sich für einen Angehörigen des Geschlechtes der BABENBERGERhielt, besteht unseres Erachtens kein Grund. Dass er weiblicherseits von diesem Geschlecht abstammte, entspricht aber völlig unserer Auffassung. ---------------