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Klebel Ernst: Seite 1-5
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"Der Aufstieg der Babenberger"

Nun ist die Familie der BABENBERGER unter allen Fürstengeschlechtern Deutschland eine derjenigen, deren Aufstieg ein besonders lebhafter und besonders weitgehender gewesen ist. Gleich am Beginn der Geschichte des Hauses vereinigt Markgraf Leopold I. mit der Mark zwischen Enns und Wiener Wald das Gebiet zwischen Enns und Traun in Oberösterreich und die wichtige Grafschaft im unteren Donaugau zwischen Laaber und Isar um die Stadt Straubing herum, unterhalb Regensburg, die vorher 916 ein Graf Eberhard innehatte, vielleicht Herzog Arnulfs Sohn oder naher Verwandter.
Zunächst ist wohl ein Wort über die Herkunft der BABENBERGER am Platze. Ein Nachkomme des Hauses, der Bischof Otto von Freising, hat als Ahnherr der Familie den 906 hingerichteten Adalbert von Bamberg bezeichnet. Das ist lange unbestritten geblieben, bis 1872 der fränkische Gelehrte Stein feststellte, dass die Besitzungen der älteren Linie der BABENBERGER in Franken, wie man gewöhnlich die Markgrafen von Schweinfurt nannte, in gar keiner Weise mit dem Besitz der alten BABENBERGER vor 906 übereinstimmten. Stein hat aber wohl eine Herkunft aus Ostfranken angenommen, aber die BehauptungOttos von Freising abgelehnt. Ein Münchner Geistlicher namens Schmitz hat darauf, auf Grund einer Stelle bei dem bairischen Geschichtsschreiber Aventin, die Behauptung erneuert, dass die BABENBERGERenge Verwandte der WITTELSBACHER waren und von dem Markgrafen Liutpold, der 907 bei Preßburg gefallen ist, abstammen. Der Tiroler Gelehrte Alfons Huber hat dann 1881 darauf hingewiesen, dass eine Tochter Leopolds III. in Italien angegeben habe, sie lebe nach alemannischem Rechte. Ich glaube Grund zu haben, dass alle diese Beziehungen richtig sind und sich ohne allzu große Schwierigkeiten auf einen Nenner bringen lassen, da ich eine weitere Quellenstelle gefunden habe, die sowohl die Beziehungen, von denen Aventin spricht, als auch die schwäbischen Beziehungen deutlich macht.
Die Möglichkeit, die Angaben der Urkunde von Oehningen mit der Angabe über Bischof Eberhard von Bamberg zu vereinigen besteht sofort, wenn man annimmt, dass **Leopold I.**tatsächlich, wie dies Aventin angegeben hat, ein Sohn Eberhards von Bayern war und dass dessen Gattin Richlind den Kuno von Öhningen erst in 2. Ehe geheiratet hat. Diese Kombinationen erlauben eine weitere genealogische Unterstützung. Die ältere Vermutung von Karlmann Tangl, dass Richarda, die Gattin Leopolds I., aus dem Hause der steirischen Markgrafen stammte, lässt sich durch manche neuere Beobachtung erhärten. Denn Ernst hieß nicht nur Leopolds1. Sohn, sondern auch der eine Sohn Markwards I., dessen Schwester Richardis hieß (der gleiche Name wie Richarda). Auch der Vater Markwards scheint Ernst geheißen zu haben und Graf im Swalafeldgau zwischen Donauwörth und Nürnberg gewesen zu sein.
Waren die BABENBERGER in dem Swalafeldgau zu Hause, so waren ihre Beziehungen zu Eichstätt eine der Unterlagen ihrer Stellung in der neuen Mark. Man würde dann auch besser verstehen, warum im Gegensatz zu anderen Hochstiften Eichstätt nach 1100 gar keine Beziehungen in unserer Gegend mehr gehabt hat. Seine Güter waren eben an die BABENBERGERgelangt. Die Verwandtschaft Leopolds I. mit dem sächsischenKönigshaus, die sich aus den Angaben über Richlind ergeben würden, ist weniger eindeutig, daher auch für unsere Darlegung nicht allzu wichtig.
Dass 976 gerade jene Familien in den Vordergrund traten, die 20 Jahre vorher ihre Rechte verloren hatten, sieht man ja schon aus der gleichzeitigen Ernennung Heinrichs, des Sohnes des bairischen Herzogs Berthold, zum Herzog von Kärnten. War Leopold I. selbst ein Sprosse dieses Hauses, so würde sich das ausgezeichnet in die politische Situation fügen. Man darf auch nicht übersehen, dass die BABENBERGERim 11. Jh. wiederholt Herzoge von Schwaben, aber vor 1139 niemals Herzoge von Bayern oder Kärnten geworden sind. Die Taufnamen sprechen für die Richtigkeit der von der Weingartener Quelle angegebenen und hier erschlossenen Beziehungen, da Liutpold ein außerordentlich seltener Name ist und auch die Namen Berthold und Heinrich in der Familie der bairischen Herzoge im 10. Jh. vorkommen, der Name Ernst auf Beziehungen in das Grenzgebiet zwischen Bayern und Schwaben weist. Es scheint nach diesem Überblick also, wie die Ehe des ersten BABENBERGERSund auch die Herkunft des Hauses entscheidend für seine Stellung im Reich gewesen sind. Die Beziehungen zu den alten BABENBERGERSdagegen dürfte nur eine ferne, über irgendeine Großmutter, gewesen sein.