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Guntram Franken-König von Burgund-Orleans (561-592)
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um 530 28.3.592

Begraben: St-Marcel zu Chalon-sur-Saone

Mittlerer Sohn des Franken-Königs Chlothar I. aus seiner 3. Ehe mit der Ingunde

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1794
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Gunt(h)ram, merowingischer König
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* ca. 532, 28. März 592 (593?)

Begraben: St-Marcel zu Chalon-sur-Saone

Erhielt bei der Reichsteilung 561 das frankoburgundische Teilreich von Orleans. Als nach dem Tode seines Bruders Charibert(� 567) ein Bürgerkrieg um sein Erbe ausbrach, verschärft durch den erbitterten Familienzwist zwischen Sigibert I. und Chilperich I., versuchteGuntramzunächst zu vermitteln; nach der Ermordung Sigiberts(575) kam es zur offenen Rivalität zwischen Chilperichund Guntram, der (nach dem Tod der eigenen Söhne) als Senior der merowingischenDynastie 575 in Pompierre Sigibertsunmündigen Sohn Childebert II. adoptierte. Die auch in außenpolitischen Divergenzen (Verhältnis zu Goten, Langobarden, Byzanz) begründeten Konflikte führten 582-584 gar zu einem BündnisChilperichs mit den austrasischen Regenten gegen Guntram. In den Wirren nach ChilperichsErmordung (584) nahm Guntram dessenWitwe **Fredegund**und ihren Sohn Chlothar II. in seinen Schutz, erneuerte 585 die Einsetzung Childebrtszu seinem Erben und schaltete den **Prätendenten Gundowald**aus. Im Vertrag von Andelot (November 585) wurde die wiederhergestellte Eintracht der Dynastie feierlich bekräftigt; trotz außenpolitisch unterschiedlicher Auffassungen konnte der innenpolitische Konsens gewahrt werden.

Quellen:
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Gregor v. Tours, Hist. Fr. IV, 16-X, 28 (MGH SRM I²) - Fredegar III, 52-IV, 14 (MGH SRM II) -

Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilungen und Teilreiche, 1953 [abgedr. in: Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976, 135-147] - Ders., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 41-49 -


Thiele, Andreas: Tafel 2
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

GUNTRAM
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592

561 König von Burgund-Orleans

Guntram erhielt beim Tode des Vaters das Gebiet zwischen Loire und Rhone mit der Residenz Orleans und gab Venetien an Byzanz zurück. Er geriet oftmals mit den Langobarden aneinander und war ab 575 Mitregent in Austrasien in Gegnerschaft zur Königin Brunhilde. Er stand besonders gegen seinen Bruder Chilperich I., den er 583 in der Schlacht bei Melun besiegte. Anschließend eroberte er Paris. Ab 584 war er Seniorchef und Regent in Neustrien. Er schloß mit den Neffen in Austrasien den Erbvertrag von Andelot (28.11.587) und verfocht auch trotz Gegnerschaft zu KöniginBrunhildedie Idee der Reichseinheit. Er besaß großes Ansehen. Er war dreimal verheiratet, vier Söhne und eine Tochter starben jung. Sein Reich fiel nach seinem Tode an Childebert II.


Dahn, Felix: Seite 384
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"Die Völkerwanderung."

"Der gute KönigGunchramn nahm zuerst Veneranda, die Magd eines seiner Leute, als Beischläferin in sein Bett auf, und diese gebar ihm den Gundobad. Nachher heiratete er Markatrude, die Tochter des Magnachar, und sandte seinen Sohn Gundobadnach Orleans. Markatrude aber stellte aus Neid, als sie auch einen Sohn erhalten hatte, jenem nach dem Leben und mischte ihm, wie man sagt, Gift in einen Trunk, den sie ihm übersandte. Als er aber an dem Gift gestorben war, verlor auch sie selbst durch Gottes Gericht ihren Sohn und lud des Königs Zorn auf sich. Sie wurde von ihm verstoßen und starb nicht lange nachher. Nach ihr nahm der König zum Weib Austrigilde, mit dem BeinamenBobila. Von ihr erhielt er noch zwei Söhne, von denen der ältereChlotachar, der jüngereChlodomer genannt wurde."

Hartmann Martina: Seite 57-66
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

Gunthram, der Beschützer seiner Neffen

Gunthram, den zweiten Sohn Chlothars mitIngunde, bezeichnet Gregor von Tours wiederholt als rex bonus, guten König, und schildert seine Bemühungen, den Familienfrieden zu wahren.
Dieser nahm - seit CharibertsTod 567 Senior der merowingischen Dynastie- Sigiberts kleinen Sohn Childebert II. nicht nur in Schutz, sondern adoptierte ihn schließlich 577, nachdem in diesem Jahr seine beiden kleinen Söhne Chlotharund Chlodomer gestorben waren.
Seinen ältesten Sohn Gundobad, geboren von einer Konkubine namens Veneranda, hatte Gunthrambereits 565 verloren: Gregor von Tours berichtet, GunthramsGemahlin Marcatrud habe ihren Stiefsohn vergiften lassen, sei darauf vom König verstoßen worden und bald darauf gestorben. Von Marcatrud hatteGunthramnur einen Sohn unbekannten Namens, der bereits als Kleinkind starb. Die Söhne Chlothar und Chlodomerstammten aus seiner Ehe mit Austrechilde-Bobilla, einer Magd aus dem Gefolge Marcatruds, die Gunthram nach deren Verstoßung oder Tod zur Frau nahm. An der Abstammung von einer Magd hatte offenbar ein Bischof Anstoß genommen, wie Gregor berichtet, doch tut der Geschichtsschreiber dies ab mit dem bedeutsamen Hinweis:

Er wußte nicht, dass man jetzt, ohne auf die
Abstammung der Frau zu achten, alle die
Königskinder nennt, die von Königen gezeugt
wurden.
(Gregor von Tours, Historien V, 30 = I Seite 327)

Gregor von Tours hat von Gunthramsletzter Gemahlin ein äußerst negatives Bild geliefert, indem er beschreibt, wie Austrechilde-Biobilla, im Jahre 580 auf den Tod erkrankt, von ihrem Gatten verlangt, er solle nach ihrem Ableben ihre Ärzte hinrichten lassen, da diese durch ihre Tränke ihren vorzeitigen Tod verursachen würden. Gregor gibt als wahre Begründung für diesen grausamen Wunsch an, Austrechildehabe gewollt, dass auch andere bei ihrem Leichenzug beweint werden sollten, und vergleicht sie mit dem König Herodes, der angeordnet hatte, der angeordnet hatte, nach seinem Tod die vornehmsten Juden zu töten, damit sein Tod unter ihnen nicht Jubel auslöse.
Und fast widerstrebend teilt er dem Leser mit, dass Gunthramtatsächlich nach dem Tod seiner ca. 32-jährigen Gemahlin (580), durch den Eid gebunden, den er seinem schändlichen Weib geleistet hatte, zwei Ärzte mit dem Schwert hinrichten ließ (Gregor von Tours, Historien V, 35 = I Seite 347).

1. oo Veneranda (Magd)

2. oo Markatrude, Tochter des Magnachar
um 567

3. oo Austrigilde
um 548 580

Kinder:
1. Ehe

Gundobad
um 565

Von Markatrude vergiftet.

3. Ehe

Chlodomer
577

Chlothar
577

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 126,131,133,155,382,384,395,401,407,410.412,413,415 - Ehlers, Joachim: Die Kapetinger, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 41,79 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 49-52 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 41-49,66,84,86,96,98,103,111,117,136,142,174,199 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 52, 57-66,71,93,96,98,102,109,123,139,142,152,164,174,188,199 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 26-29,32,40 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 34 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien, Seite 59,63,93,126 - Menghin, Wilhelm: Die Langobarden. Konrad Theiss Verlag Stuttgart, Seite 102,114,116,119 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 186,199-213,216-226,227,286,287,280,689,824 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch II Kapitel 10/Buch III Kapitel 3,34/Buch IV Kapitel 11 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 26,86,88,92,96,98,102,104,106,108,127,129-132,152,195, 213,226,247,262 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 2 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 342,344,346 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 103,108,123,125,127,143,251 -