www.stellwerke.de - Grundlagen - Vor�berlegungen (original) (raw)

Die Eisenbahn ist ein sicheres Verkehrsmittel. Umso mehr Aufmerksamkeit erregen daher Eisenbahnunf�lle. Sie sind - im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln - derart selten, da� sie tagelang im Gespr�ch bleiben. �ber die Ursachen herrscht zun�chst oftmals Unklarheit. Die Presse spricht gerne von 'menschlichem Versagen', 'einer versehentlich umgestellten Weiche' oder einem 'vom Zugf�hrer �berfahrenen Haltesignal' und macht es sich damit relativ einfach - und berichtet sogar fehlerhaft.

Einige dieser Fehler sind entschuldbar, da die Eisenbahnen eine Menge Fachw�rter verwenden, die in der Umgangssprache eine v�llig andere Bedeutung haben. So werden beispielsweise Auftr�ge, die das Fahren im St�rungsfall regeln, als "Befehl" bezeichnet. So ist dann nicht verwunderlich, wenn in der Presse S�tze wie "Der Lokf�hrer wurde gezwungen, ..." auftauchen, da hier der "Befehl" mit der umgangssprachlichen Bedeutung "gezwungen werden" fehlinterpretiert wurde.
Andererseits leuchtet es eigentlich ein, da� man nicht einfach mal so eine Weiche umstellen kann und damit eine Zugfahrt gef�hrdet. Ebenso kann ein Triebfahrzeugf�hrer (der "Zugf�hrer" ist etwas ganz anderes!) nicht folgenlos an einem haltzeigenden Signal vorbeifahren. Diese Seiten versuchen daher auch, solche Mi�verst�ndnisse auszur�umen.

Unser Tip: Verzichten Sie bei Eisenbahnthemen auf Schlaubergersendungen wie Planetopia, Galileo & Co. des Privatfernsehens. Diese Magazine zeigen eine beachtliche Lernresistenz gegen�ber Fakten; hier geht es nur um die Tr�nendr�se und nicht um die Wirklichkeit.

Bevor wir uns der Stellwerkstechnik widmen, wollen wir zun�chst einmal �berlegen, wodurch ein Zug gef�hrdet werden k�nnte. Aus diesem Wissen heraus wird klar, warum z. B. in einem Stellwerk bestimmte Zw�nge vorhanden sind und eben nicht eine Weiche einfach so gestellt werden kann.

Signalstellung

Wir beginnen mit einem einfachen Vergleich:

Links haben wir eine Stra�enampel (korrekt: Lichtzeichenanlage oder Lichtsignalanlage, je nach Land), die 'gr�n' zeigt, rechts ein Signal das ebenfalls 'gr�n' zeigt. Die zugeh�rigen Fragen sind relativ simpel:

  1. Darf ein Autofahrer an einer gr�nen Ampel losfahren oder mu� er noch etwas beachten?
  2. Darf ein Triebfahrzeugf�hrer an einem gr�nen Signal losfahren oder mu� er noch etwas beachten? (Wobei wir uns in beiden F�llen rein auf den verkehrlichen Aspekt beschr�nken wollen, sowohl bei einem Auto als auch einem Zug k�nnten ja noch die T�ren offenstehen...)

Die L�sung zeigt uns einen grundlegenden Unterschied zwischen Stra�en- und Schienenverkehr: Nat�rlich darf ein Autofahrer bei 'gr�n' losfahren, allerdings nur unter der Ber�cksichtigung, da� nichts den folgenden Abschnitt blockiert. Das ist durchaus denkbar (R�ckstau, Querverkehr der gerade noch die Kreuzung passiert hat). Der Autofahrer f�hrt auf Sicht, d. h. er mu� seine Geschwindigkeit so w�hlen, da� er innerhalb der Strecke, die er �berblicken kann, bremsen kann, falls ein Hindernis auftaucht.

Ein Triebfahrzeugf�hrer hingegen kann und mu� sich auf das 'Gr�n' verlassen. Zeigt das Signal 'gr�n', ist der Fahrweg frei und gesichert. Ein Zug f�hrt nicht auf Sicht, sondern auf Signal. Durch das Signal wird also immer die Strecke bis zum n�chsten Signal freigegeben. Mehrere Z�ge k�nnen nicht, wie etwa beim Autoverkehr, direkt hintereinander fahren, sondern immer nur im Abstand der aufgestellten Signale. Man spricht daher auch vom Fahren im Raumabstand.
Ohnehin w�re es einem Zug nicht m�glich, bei h�heren Geschwindigkeiten innerhalb des Sichtweges anzuhalten (zum Vergleich: bei Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h betr�gt der Bremsweg eines Zuges bis zu einem Kilometer). Fahren auf Sicht gibt es zwar auch beim Zugverkehr, beschr�nkt sich aber im Allgemeinen auf den St�rungsfall oder Rangierbewegungen.

Wir leiten daraus eine wichtige Voraussetzung f�r den sicheren Zugbetrieb ab:
Ein Signal darf erst dann auf Fahrt gestellt werden (k�nnen), wenn der folgende Abschnitt frei von Hindernissen (anderen Z�gen) ist.