Joachim Walther † (original) (raw)


1943 geboren in Chemnitz
1950–62 Grundschule, Oberschule (Abitur mit Facharbeiterbrief)
1963–67 Studium an der Humboldt-Universität Berlin (Germanistik/Kunstgeschichte)
1968–83 Lektor im Buchverlag Der Morgen Berlin
1983–89 Rückzug nach Mecklenburg
1990 Vizevorsitzender des erneuerten DDR-Schriftstellerverbandes, Mitglied des Bundesvorstandes im Verband deutscher Schriftsteller (VS)
1991 Kuratoriumsvorsitzender Literaturbrücke e.V. Berlin, Mitglied Verwaltungsrat der VG WORT München (bis 1995)
1992–96 Forschungsprojekt »DDR-Literatur und Staatssicherheit«
1995 Wahl ins Präsidium des P.E.N.-Zentrums Bundesrepublik Deutschland;
1996 Vizepräsident und Beauftragter für »writers in prison«
1997–2002 Vorsitz des »Autorenkreises der Bundesrepublik«
2001–2003 Projekt »Archiv unterdrückter Literatur in der DDR« (mit Ines Geipel)
2020 verstorben in Berlin


Veröffentlichungen:

Meinetwegen Schmetterlinge. Gespräche mit Schriftstellern, Buchverlag Der Morgen, Berlin (Ost) 1973; Ich bin nun mal kein Yogi, Erzählung, Verlag Neues Leben, Berlin (Ost) 1975; Ruhe bewahren, Erzählungen, Autoren Edition, München 1980; Bewerbung bei Hofe, Roman, Verlag Neues Leben, Berlin (Ost) 1982; Zwischen den Stühlen, Erzählungen, Freese Verlag, Berlin (West) 1987; Heldenleben, Satiren, Eulenspiegel Verlag, Berlin (Ost) 1988; Risse im Eis, Roman, Verlag am Galgenberg, Hamburg 1989; Verlassenes Ufer, Prosa, Forum Verlag, Leipzig 1994; Sicherungsbereich Literatur – Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik, Christoph Links Verlag, Berlin 1996. Mehrere Herausgaben (Grotesken, Märchen, Miniaturen, Kindheitsgeschichten, Utopien, Protokolle) und Kinderbücher. Daneben zahlreiche Arbeiten für Funk (Hörspiele, Features, Radio-Essays, Radio-Geschichten für Kinder), Film/Fernsehen (Spielfilme und Dokumentationen) und Publizistik.
Adresse: Hubertusstraße 22c · 15537 Grünheide
eMail-Adresse: walther@taulos.de
Elektronische Visitenkarte: http://www.taulos.de


Das Zitat:

Das Floß der Utopia
1 Gesunken das Schiff. Von Tagträumern entworfen, als bunter Segler gebaut, stach es in See zum Ziel aller Wünsche, das, in den Köpfen, jedoch auf keiner Karte verzeichnet, viele Namen hatte. Während der jahrhundertelangen Kreuzfahrt verkam’s zur Galeere. Umgerüstet zum Schlachtschiff von Navigatoren, die das Kommando übernahmen und es auf Kurs brachten, wiewohl es sich zuletzt kaum mehr bewegte: ein rostiges Eisen. Starr. Gesunken ohne Sturm auf offener See.
2 Das hölzerne Floß, auf ihm die Schiffbrüchigen: Täter und Opfer vereint, getrennt in Enttäuschte, die an Land nicht mehr glauben, und Hoffende, die nach neuen Glücksinseln ausschauen und so die Titanic nicht sehen, die längst auf sie zuhält, um sie zu retten.