Benjamin Blümchen (original) (raw)

Benjamin Blümchen
Hörspiel (Deutschland)
Produktionsjahr seit 1977
Genre Kinderserie
Folgen 160 + Specials
Produktion Jutta Buschenhagen,Gabi Salomon
Verlag/Label Kiddinx
Mitwirkende
Autor Elfie Donnelly (Schöpferin),Ulli Herzog †,Vincent Andreas
Regie Ulli Herzog †,Jutta Buschenhagen,Michael Schlimgen
Musik Michael Thilo,Heiko Rüsse
Sprecher
Figuren der Serie

Benjamin Blümchen ist eine Hörspiel- und Zeichentrickfigur aus der Feder von Elfie Donnelly. Die ersten Illustrationen stammten von der Graphikerin Hella Soyka.[1][2] Die Hörspielserie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Hörspielen, die vor allem unter der Regie von Ulli Herzog im Label Kiddinx (früher Kiosk) entstanden.

Benjamin (Bartholomäus) Blümchen ist ein vermenschlichter, sprechender Elefant aus dem Zoo im fiktiven Neustadt und Hauptfigur der gleichnamigen Hörspielreihe. Zentraler Bestandteil der Geschichten sind normalerweise Abenteuer, die Benjamin mit seinem zehnjährigen, menschlichen besten Freund Otto in und um Neustadt (dem zentralen Ort der Handlung) erlebt; oft übernimmt er dabei einen bestimmten Beruf und meistert ihn mit Bravour.

Benjamin Blümchen kennt keine Sprachbarrieren. In vielen Folgen kann sich Benjamin außer mit Menschen verschiedener Herkunft auch mit anderen Elefanten oder anderen Tieren unterhalten. So organisiert er mit Otto in Folge 9 (hat Geburtstag) seinen Geburtstag oder unterhält sich mit einem indischen Elefanten in Folge 70 (Benjamin und Bibi in Indien). Abgesehen von einigen Folgen, z. B. Folge 37 (Der Gorilla ist weg) und 38 (Der Zoo zieht um), in denen Bibi Blocksberg einigen Tieren zur menschlichen Sprache verhilft, ist Benjamin Blümchen das einzige Tier, das die Menschensprache beherrscht. Einen Sonderfall stellt die Folge 48 (bekommt ein Geschenk) dar, in der Benjamin Blümchen den kleinen Elefanten Nuckel, der die Menschensprache spricht, als Geschenk bekommt. Des Weiteren kann auch seine Frau Leila (in Folge 11, Auf dem Mond; nicht jedoch in Folge 7 Verliebt sich) die menschliche Sprache sprechen. Auch Benjamins Verwandte in Afrika beherrschen die menschliche Sprache, allerdings nur Swahili (Folge 4, In Afrika). In ebendieser Folge (im Gegensatz zu späteren) beherrscht allerdings Benjamin Blümchen die Elefanten- oder gar Tiersprache nicht.

Von 2003 bis 2010 war Benjamin Blümchen das Markenzeichen des Centro-Parks in Oberhausen.

Die Figuren bei Benjamin Blümchen
Figur Sprecher Beschreibung
Benjamin Blümchen Edgar Ott † (Folgen 1–80) Jürgen Kluckert † (Folgen 81–156) Matti Klemm (seit Folge 157) Hauptfigur; anthropomorpher Elefant
Otto Alexander Rosenberg (Folgen 1–5) Frank Schaff (Folgen 6–33) Katja Primel (seit Folge 34. Außerdem zum ersten Mal zu hören in Folge 29 als "Paulchen") Benjamins bester menschlicher Freund (10 Jahre alt), er ist meistens bei seinem Freund im Elefantenhaus. Seine Eltern spielen zum Beispiel in der Folge Der Skiurlaub mit. In einigen Folgen erfährt man, dass Ottos Vater Ottokar, die Mutter Ortrud (Folge 111) und seine Schwester Ottilie (Folge 6) heißen, sowie eine Cousine namens Kiki (Folge 32, 33, 51) hat.Der Figur Ottos kommt oftmals die Funktion zu, Benjamin Vorgänge und Begriffe zu erklären, mit denen auch junge Hörer Probleme haben können. Er erläutert die Funktion einer Lokomotive (Folge 34), sauren Regen (Folge 76) oder den magnetischen Nordpol (Folge 92). Aber auch Begriffe wie "Lawine" (Folge 17) oder "sensibel" (Folge 58) werden von Otto kindgerecht erklärt.
Dr. Theodor Tierlieb Hermann Wagner † (Folgen 2, 4, 9–77, 80) Eric Vaessen † (Folgen 79, 82–102) Rüdiger Evers † (Folgen 109–128) Reinhard Scheunemann (seit Folge 135) Zoodirektor und guter Freund Benjamins. Da der Zoo fast immer zu wenig Geld hat, muss Benjamin seinem Direktor oft helfen, an Einnahmen zu kommen.Zoodirektor Tierlieb ist ein begnadeter Klavierspieler. Vor allem Beethovens Opus 129 (Wut über den verlorenen Groschen) hört man ihn oft aus seinem Haus spielen.
Karl Ulli Herzog † (Folge 1) Till Hagen (Folgen 2–3, seit Folge 13) Helmut Gauß (Folgen 6–7) Tierpfleger/Zoowärter des Zoos. Karl ist ein guter Freund Benjamins und bringt ihm sein Lieblingsfutter: Zuckerstückchen. Außerdem ist er der Fußballtorwart des Neustädter SC (Folge 19).
Karla Kolumna Gisela Fritsch † (Folgen 2–126) Ulrike Stürzbecher (seit Folge 127) Rasende Reporterin der Neustädter Zeitung und eine Freundin von Benjamin. Sie stammt ursprünglich aus Berlin (Folge 21), ist ledig (Folge 52), spricht schnell und hat ständig neue Ideen für Überschriften ihrer Artikel. Dabei nimmt sie es mit der Wahrheit zugunsten einer Schlagzeile nicht immer genau. Sie benutzt gerne Diminutive beim Reden (wie bei Hallöchen statt Hallo und Tschüsselchen statt Tschüss) oder Anreden von Personen, so nennt sie den Bürgermeister gerne Bürgermeisterchen. Außerdem ist sie für die häufige Verwendung des Adjektivs sensationell bekannt. Benjamin und Karla – obgleich sie eine enge Freundschaft verbindet – siezen sich.
Bürgermeister Bruno Dafke, Bürgermeister Sperling Tobias Pagel † (Folgen 1, 9–34) Hermann Wagner † (Folgen 3 und 5) Heinz Giese † (Folgen 8, 40–103) Roland Hemmo (seit Folge 109) Bürgermeister der Stadt. Die Bürger Neustadts sind zwar ständig auf ihn sauer, aber Benjamin hilft ihm oft aus der „politischen Klemme“. In der Folge Benjamin Blümchen als Bürgermeister vertritt Benjamin ihn. In der Folge Benjamin Blümchen auf dem Baum wird der Bürgermeister Dafke genannt, in der Folge Benjamin Blümchen hat Geburtstag heißt der Bürgermeister aber Sperling. In den Bibi-Blocksberg-Folgen Die Wahrsagerin, Die Piraten und Der verhexte Kalender sagt er, dass er Bruno Preßsack heißt, in der Folge Das Lufttaxi nennt er seinen Namen mit Hugo. In Folge 44 Benjamin Blümchen als Bäcker feiert er seinen 50. Geburtstag.
Sekretär Paul Pichler (auch Palle Pichler) Wilfried Herbst (Folgen 49–142) Stefan Krause (seit Folge 148) Der Sekretär des Bürgermeisters. Er hält zu seinem Chef, wird von diesem aber meistens schikaniert und herumgescheucht.
Stadträtin Renate Ebbinghaus (Folge 1) Maria Axt † (Folgen 3, 8–10, 51–52) Die Stadträtin von Neustadt, hilft dem Bürgermeister oft, schwierige Entscheidungen zu fällen. In Folge 51 (Der Weihnachtsabend) kommt sie in den Zoo und singt mit Benjamin und seinen Freunden Weihnachtslieder
Erwin Erzähler Joachim Nottke † (Folgen 1–86) Otto Mellies † (Folge 87) Gunter Schoß (seit Folge 88) Er spricht als Beobachter die Folgen. In einigen Folgen durchbricht er die vierte Wand und redet mit den Figuren wie z. B. in Benjamin Blümchen kauft ein, Benjamin Blümchen träumt oder Wo ist Otto?.
Bibi Blocksberg Susanna Bonaséwicz (Folgen 20, 36–38, 51, 67, 70–71) Eigentlich eigene Serien-Heldin von Elfie Donnelly. Sie ist eine kleine, gutherzige Hexe und hilft Benjamin und Otto gelegentlich, wie in der Folge Der Zoo zieht um.
Baron von Zwiebelschreck Friedrich Georg Beckhaus (Folgen 66, 93, 116, 135, 144, 147) Eberhard Prüter † (Folge 86) Der schwerreiche Baron von Zwiebelschreck wohnt mit seinem Butler James in einer Villa neben dem Zoo. Er hat mehrere ausgefallene Hobbys wie Ballonfahren und ist außerdem Ehrenbürger und Gönner von Neustadt. Deshalb hat er stets den Bürgermeister auf seiner Seite.
Stella Stellini Marie Bierstedt (Folgen 100–134, 150, 154) Gute Freundin von Benjamin und Otto, die in Folge 100 bis 134 auftritt. Ihre Eltern betreiben zunächst eine Eisdiele in Neustadt, wo sie „Das beste Eis Neustadts“ verkaufen. Im weiteren Verlauf kehrt sie mit ihrer Familie nach Italien zurück.

Für die Namen ihrer Figuren wählt Elfie Donnelly häufig Alliterationen. Die Nachnamen beziehen sich meistens auf die spezifische Eigenschaft oder den Beruf der Person, wie bei Karla Kolumna (Reporterin), Bibi Blocksberg (auf dem Blocksberg oder Brocken warten der Sage nach in der Walpurgisnacht die Hexen auf die Ankunft des Teufels), Theodor Tierlieb (Zoodirektor) oder Waldemar Waldmann (Förster in Folge 76).

Zu den wenigen Charakteren ohne Alliteration gehören unter anderem Baron von Zwiebelschreck, Burgverwalter Herr von Knoblauch, der Dosenfabrikant Eduard Blechmann und der Maharadscha von Wischnipur.

Die Rolle des Erwin Erzähler unterscheidet sich etwas durch die jeweiligen Sprecher. Während Joachim Nottke recht selbstironisch auftritt und in einigen Folgen intradiegetisch handelt, also die vierte Wand durchbricht und durch die Interaktion mit den Figuren selbst Teil der Geschichte wird, stellt Gunter Schoß einen eher pragmatischen, aber dennoch warmherzigen und gar „großväterlichen“ Erzähler dar.

Die Serie wurde in den über 40 Jahren ihrer Existenz einigen Wandlungen unterworfen. Zum einen hat sich das Sprecherteam nachhaltig geändert. Bis 1993 waren bis auf die Rolle des Otto (die zweimal geändert wurde, da die jeweiligen männlichen Sprecher in den Stimmbruch kamen und dadurch zu erwachsen klangen, und für die letztendlich mit Katja „Kay“ Primel eine weibliche Stimme gewählt wurde) alle Sprecher weitgehend gleich geblieben (mit Ausnahme einiger Änderungen in den ersten Folgen). 1994 verstarb dann aber Edgar Ott (Benjamin Blümchen) unerwartet und Joachim Nottke (Erzähler) schied nach Folge 86 aus gesundheitlichen Gründen aus und starb 1998. Hermann Wagner (Herr Tierlieb) zog sich 1995 aus Altersgründen zurück und starb 1999 und Heinz Giese (Bürgermeister) ging 2008 in den Ruhestand und starb 2010. Auch Wilfried Herbst (Sekretär Pichler) zog sich 2020 aus der Schauspielerei zurück, so dass von der „Stammformation“ der 80er Jahre nur noch Till Hagen (Wärter Karl) und Katja Primel (Otto) verblieben. Bei der 2013 verstorbenen Gisela Fritsch (Karla Kolumna) war zu beobachten, dass ihre Rolle aufgrund ihrer älter werdenden Stimme weniger aufgedreht als in den frühen Folgen angelegt war. Kleinere, wiederkehrende Charaktere wie der namenlose Polizist (gesprochen von Dieter Kursawe), die Stadträtin (Maria Axt), der Feuerwehrhauptmann Lichterloh (Otto Czarski) und Herr Schmeichler (Klaus Miedel) traten nach dem Tod ihrer Synchronsprecher nicht mehr in der Serie auf. Eine Ausnahme ist der Maharadscha von Wischnipur, dessen Rolle nach dem Tod von Christian Rode von Joachim Kerzel übernommen wurde. Im August 2023 verstarb Jürgen Kluckert, der Benjamin Blümchen ab dem Tod von Edgar Ott seine Stimme geliehen hatte. Seit der Ende März 2024 erschienenen Folge 157, Benjamin Blümchen als Sänger,[3] spricht Matti Klemm die Titelfigur.[4]

Ein weiterer Faktor, der sich über die Jahre gewandelt hat, ist die Charakterzeichnung, insbesondere von Benjamin und Otto. In den ersten Folgen sind sie noch deutlich erwachsener und weniger kindisch, zudem scheinen sie auch mehr zu wissen als in den späteren Folgen und auch die Themenauswahl in den späteren Folgen ist eine andere. In den ersten Folgen dominieren eindeutig „Berufsfolgen“, die ab etwa Folge 80 kaum noch zu finden sind.

Bei den inhaltlichen Änderungen hat vor allem auch die Änderung der Autorenschaft eine Rolle gespielt, da Erfinderin Elfie Donnelly nur bis Folge 63 an der Serie mitarbeitete.

Besonders in den frühen Folgen gibt es eine Menge ständig wiederkehrender Elemente, teilweise eher humoristischer Natur. Dazu gehören etwa:

Die Serie Benjamin Blümchen teilt sich ein Serienuniversum mit den Serien Bibi Blocksberg, Bibi und Tina, Elea Eluanda und Kira Kolumna. Mit der Serie Bibi Blocksberg hat sie den Handlungsort Neustadt gemein und die Nebenfiguren. Karla Kolumna, der Bürgermeister und sein Sekretär Pichler sowie Baron von Zwiebelschreck treten in beiden Serien auf. Gastauftritte der Figur Bibi Blocksberg gibt es in mehreren Folgen und umgekehrt tritt Benjamin Blümchen als Gast in der Bibi-Blocksberg-Folge Der Flohmarkt auf. Außerdem werden die Hauptfiguren der jeweils anderen Serie gelegentlich erwähnt.

In den ersten 57 Folgen bzw. bis 1987 wurde bei den Originalaufnahmen die Melodie vom Sänger Michael Thilo verwendet, der das Titellied, beginnend mit der Zeile „Auf ’ner schönen grünen Wiese liegt ein großer grauer Berg“, singt und mit der Gitarre begleitet.[5] Das Lied besteht aus insgesamt drei Strophen, in der Regel war nur eine Strophe, meist die erste, zu hören.

In Folge 51 wurde eine spezielle Weihnachtsmusik verwendet.

1989 wurde von Heiko Rüsse eine neue Titelmelodie komponiert und mit einem Kinderchor aufgenommen.[6] Seit Folge 58 wird dieses Stück, dessen Refrain mit „Benjamin, du lieber Elefant…“ beginnt, in den Hörspielen verwendet. Auch für die Trickfilmserie wurde diese Komposition genutzt. Zudem wurde in allen Neuauflagen der ersten 57 Folgen die alte Titelmelodie mit dieser ausgetauscht. Für Folge 95 wurde der Song neu eingesungen, der Text blieb jedoch erhalten und wird aktuell immer noch verwendet.

Die gleichnamige Trickfilmreihe hat ihren eigenen Aufbau und läuft erfolgreich in zahlreichen Ländern. Neben den knapp halbstündigen Serienfolgen existieren mehrere Langfilme von 45 Minuten Länge. Dabei tritt der Rabe Gulliver (gesprochen von Wolfgang Ziffer) als Ersatz für den Erzähler aus den Hörspielen in Erscheinung. Es gibt bisher drei Staffeln, die erste mit 13 Folgen (sowie vier Langfolgen und einer Sonderfolge) entstand unter der Regie von Gerhard Hahn. Die zweite und dritte Staffel mit jeweils 26 Folgen wurden von A-Film in Dänemark hergestellt. Während die Folgen der 90er die Hörspiel-Vorlagen fast genau nacherzählen, haben die Folgen der 2. und 3. Staffel mit den Hörspielen oft nur den Namen und die groben Handlungsstränge gemeinsam. Während z. B. in der Hörspielfolge als Lokomotivführer noch eine Gruppe von Menschen transportiert wurde, wird in der Trickfilmserie die Lokomotive zur Reparatur in eine entfernte Werkstatt befördert.

Im August 2019 wurde der Kinofilm Benjamin Blümchen veröffentlicht. Neben Benjamin sind auch Otto, Karla, Karl, Herr Tierlieb, der Bürgermeister und Herr Pichler zu sehen.

Benjamin Blümchen erscheint seit 1990 als Comicserie, 1990–1996 bei Bastei, 1997–2019 bei Egmont Ehapa, seit 2020 bei Blue Ocean.

Mit dem Erscheinungsjahr in Klammern.

Sonderfolgen

Langfilme und Sonderfolgen

Mit dem Erstausgabetag 1. März 2022 gab die Deutsche Post AG ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 85 Eurocent mit der Abbildung des Elefanten und dem Text Törööö! heraus. Der Entwurf stammt vom Grafiker Thomas Steinacker aus Bonn.

Die gesamte Hörspielserie erhielt bisher 104 Mal Gold und 122 Mal Platin. Die kommerziell erfolgreichsten Folgen waren die Folge 6 (Benjamin Blümchen und die Schule), die Folge 9 (Benjamin Blümchen hat Geburtstag) und die Folge 21 (Benjamin Blümchen als Weihnachtsmann): Alle erhielten je 5 Mal Gold, wurden also jeweils 1.250.000 Mal verkauft.[9]

Der Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier geht in einem Artikel für Aus Politik und Zeitgeschichte (Bundeszentrale für politische Bildung) der Frage nach, wie die Hörspielreihen Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg den Sozialisationsprozess von Kindern beeinflussen.[10]

Seiner Ansicht nach wollen sie wohl explizit politische Inhalte vermitteln. Dabei befördern sie die Entwicklung politisch mündiger Bürger aber nicht, sondern behindern sie eher.[11] Der Bürgermeister ist inkompetent, egoistisch und insgesamt eine lächerliche Figur, die Polizisten treten militärisch auf, als ebenfalls inkompetente und lächerliche Handlanger des Bürgermeisters. Die Hörspielfiguren und die Reporterin Karla Kolumna stehen hingegen stets für das Gute. Dem Grundmuster nach beschließt der Bürgermeister etwas, das ihn persönlich oder seine Freunde auf Kosten der Allgemeinheit bevorteilt. Die Hörspielfiguren und die Reporterin klären die Bürger auf, sodass der Bürgermeister (abermals unter Umgehung des Stadtrats) das „Richtige“ als eigene Idee vorstellt und realisiert.

Strohmeiers Fazit: „Die ‚richtigen‘ politischen Positionen bzw. Verhaltensweisen sind ökologisch, postmaterialistisch, basisdemokratisch, kritisch, zivilcouragiert, pazifistisch, sozial, antikapitalistisch, egalitär, tendenziell anarchisch bzw. antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ; mit anderen Worten: ‚links‘ der politischen Mitte (linksliberal bis linksalternativ).“ Es sei zu begrüßen, dass den Hörspielreihen zufolge Medien und Bevölkerung Einfluss auf politische Willensbildungsprozesse nehmen können. „Äußerst bedenklich ist allerdings die Darstellung, dass die Medien zusammen mit den Neustädter Bürgern (und natürlich den Hörspielhelden) im Gegensatz zu Politik, Polizei und Wirtschaft grundsätzlich auf der ‚richtigen Seite‘ stehen, sich diese Seite stets durchsetzen kann und politische Entscheidungen in der Regel nicht demokratisch getroffen werden.“[12]

Der Politikdidaktiker Oliver Emde kommt zu gegensätzlichen Ergebnissen. In einem Beitrag zu einem einschlägigen Sammelband kontextualisiert er die Figuren in ihrer Entstehungszeit und sieht „unkonventionelle Partizipationen“ als besonderes Angebot der Hörspielserie. Er analysiert das Herrschaftsverständnis der Autorin, der er durchgehend eine kritische Haltung gegenüber einer institutionalisierten Ordnung als Herrschaftsordnung attestiert. Strohmeiers Kritik verkenne die Potentiale des Hörspiels für eine politische Sozialisation von Kindern. Gerade die immer wieder thematisierten Konflikte vermittelten ein lebendiges Bild von Demokratie.[13]

  1. Töröööö – „Benjamin Blümchen“ feiert 40. Geburtstag ⋆ Talker-Lounge. In: Talker-Lounge. 7. Juli 2017, abgerufen am 16. Oktober 2023 (deutsch).
  2. schiefer hella. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  3. „Aquaman“ spricht Benjamin Blümchen: Hören Sie hier die neue Stimme. In: bild.de. 22. Februar 2024, abgerufen am 27. Februar 2024.
  4. Süddeutsche de GmbH, Munich Germany: „Törööö!“: Benjamin Blümchen hat eine neue Stimme. 22. Februar 2024, abgerufen am 22. Februar 2024.
  5. Elfie Donnelly – Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg – Folge 20 (1982) bei Discogs
  6. Benjamin Blümchen Song. (PDF; 512 kB) Kiddinx, abgerufen am 7. Juni 2013.
  7. so im Original; in neueren Auflagen: „als Wetterelefant“
  8. Benjamin Blümchen – Kurzfilm „Der erste Preis“ auf youtube.com
  9. Gold-Platin-Datenbank Bundesverband Musikindustrie, Stand: 27. Januar 2023
  10. Gerd (Andreas) Strohmeier: Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 41, 2005, S. 7
  11. Gerd (Andreas) Strohmeier: Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 41, 2005, S. 11, S. 15
  12. Aus Politik und Zeitgeschichte 41/2005, gesehen am 5. August 2010.
  13. Emde, Oliver: Ziviler Ungehorsam im entpolitisierten Neustadt? Politische Partizipation bei „Benjamin Blümchen“. In: Emde, Oliver; Möller, Lukas; Wicke, Andreas (Hrsg.): Von „Bibi Blocksberg“ bis „TKKG“. Kinderhörspiele aus gesellschafts- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Opladen, Berlin, Toronto 2016, S. 16–25.