Modell (original) (raw)

Modell (von italienisch modello ‚Muster‘ entlehnt, das auf lateinisch modulus ‚Maß‘ zurückgeht)[1][2] ist ein Begriff, der sowohl im wissenschaftlichen Sprachgebrauch als auch in der Umgangssprache unterschiedliche Bedeutungen besitzt, die häufigste ist dabei als analoger Realitätsausschnitt:[3]

„Eine Nachbildung (Darstellung, Wiedergabe oder Reproduktion) eines Gegenstands, bei dem die für wesentlich erachteten Eigenschaften hervorgehoben werden. […] Ein Modell ist in diesem Sinn also ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit. Was wichtig ist, hängt vom Betrachter ([oder vom] Benutzer) des Modells ab. […] Menschen versuchen mit Hilfe von Modellen den Gedanken, Fantasien und Vorstellungen ein „Gesicht“ zu geben. Modelle helfen beim Erklären von Problemstellungen, Sachverhalten und Erkenntnisständen.“[4]

Hierbei muss weder die Nachbildung noch der abgebildete Gegenstand selbst materiell sein, so werden beispielsweise in den Geisteswissenschaften manche Theorien als Modelle betrachtet.[3]

  1. Abbildungsmerkmale: Was und wie wird abgebildet?
  2. Verkürzungsmerkmale: Wie verkürzt wird das Was abgebildet?
  3. Pragmatische Merkmale: Für wen, für welchen Zeitraum und für welchen Zweck wird das Was abgebildet?[5]

Modelle werden in allen menschlichen Tätigkeitsfeldern angefertigt und gebraucht: Spiel/Hobby (Puppen, Fahrzeuge etc.), Ausbildung/Lehre/Gesundheitswesen (Lehr- und Anschauungs-Modelle), Technik (Produkt-Modelle, Guss-Modelle), Wirtschaft/Verwaltung/Politik (Organisations-Modelle), Wissenschaft/Philosophie (Theorie-Modelle, siehe Modell (Wissenschaft)) usw. Die Begriffe Modell und Modellierung werden nicht einheitlich und oft auch nicht sinnhaft benutzt, was in folgender Kritik zum Ausdruck kommt:

„Im wissenschaftlichen wie außerwissenschaftlichen Sprachgebrauch hat gegenwärtig der Modellbegriff zunehmend Relevanz erlangt [ist Mode geworden]. Bei zahlreichen passenden – leider auch unpassenden – Gelegenheiten ist von „Modellen“ die Rede. Das Wort Modell wird ebenso gedankenlos fehlverwendet, wie man es als bewußt gewählten […] Terminus in Zusammenhängen findet, die das Bestreben erkennen lassen, es mit einer streng expliziten oder wenigstens explizierbaren Bedeutung zu verbinden.“[6]

Einige unpassende Begriffsanwendungen existieren seit langem:

In der Wissenschaft werden Modelle (sogenannte heuristische Modelle) auch angefertigt, bevor die davor stehende Wirklichkeit bekannt oder ausreichend sicher bekannt ist.[7] Nachträglich als brauchbar erwiesen haben sich z. B. der Benzolring, die Doppelhelix der DNS und die Relativitätstheorie.

… für spielerischen bis wissenschaftlichen Gebrauch

  1. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchges. und erw. Auflage. de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3-11-017473-1, Modell.
  2. Ursula Kraif: Duden - das große Fremdwörterbuch: Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4., aktualisierte Auflage. Dudenverl, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, S. 892.
  3. a b Peter F. Schlottke: Modell. In: Dorsch Lexikon der Psychologie. Hogrefe, 2021 (hogrefe.com [abgerufen am 13. Juli 2024]).
  4. Landesbildungsserver Baden-Württemberg: Modell
  5. von Oliver Thomas: Das Modellverständnis in der Wirtschaftsinformatik: Historie, Literaturanalyse und Begriffsexplikation, Mai 2005, Heft 184, ISSN 1438-5678, Kapitel 3.1 Allgemeiner Modellbegriff nach Stachowiak (Seiten 8-11)
  6. Herbert Stachowiak: Allgemeine Modelltheorie. Springer, 1973, Einleitung, S. 1.
  7. Herbert Stachowiak: Allgemeine Modelltheorie. Springer, 1973, Einleitung, S. 4.