Heinz Winbeck – first edition of his five symphonies on CD – „Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Russell Davies ist zur Aufbietung aller Kraftreserven bereit.“ (original) (raw)
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Fundstücke, Raritäten nicht nur der Musik, können zu Kostbarkeiten werden. Sie schärfen die Wahrnehmung für das Seltene oder gefühlt Abseitige. Routine muss vermieden werden, Abnutzung des allzu Geläufigen. […]
Klassikkolumne
„Mit Heinz über ein neues Werk zu sprechen war schwierig“, erinnert sich Dennis Russell Davies, jener Dirigent, der die fünf Symphonien des Komponisten Heinz Winbeck (1946-2019) aufgeführt hat. Denn „für Heinz war das Komponieren eine Auseinandersetzung mit Leben und Tod“. Solche Musik zu hören bietet sich jetzt die Gelegenheit – lohnend, weil hier ein komponierender „Unzeitgemäßer“, der aus Niederbayern stammte und in München von Wilhelm Killmayer auf seinen Weg geführt wurde, zur eigenen schwierigen Individualität gefunden hatte, befreit von allen musikalischen Moden oder Dogmen der Zeit.
Winbeck bezog seine Kraft aus Anton Bruckners kathedralhafter Symphonik: Aus Bruckners Skizzen zum Finale der unvollendeten Neunten baute er seine eigene große Fünfte, die mit Glockenschlägen beginnt und in quaderhafter Architektur, Misterioso-Geisterbeschwörung und monumentalen Schüben endet. Ihr Untertitel „Jetzt und in der Stunde des Todes“. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Russell Davies ist zur Aufbietung aller Kraftreserven bereit. Drei weitere Orchester bestreiten die charakteristischen Symphonien 1-4 – Heinz Winbecks klingendes Erbe (TYXart).
WOLFGANG SCHREIBER
Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019 (S. 10)