Langzeit-Folgen von SARS-CoV-2; neues RSV-Vakzin mit mRNA (original) (raw)

Im Infektiologie-Blog finden Sie die aktuellsten Trends zu Infektionen, zu deren Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der wichtigsten Infektionskrankheiten.

Infektiologie-Newsblog, Update vom 6. Juni 2024

Auf der Website „Infektionsradar“ stellt das Bundesministerium für Gesundheit die wichtigsten Entwicklungen zusammen.

COVID-19: RKI veröffentlicht weitgehend entschwärzte Sitzungsprotokolle

Aufgrund einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) hat das Robert Koch-Institut (RKI) Protokolle von Ausschusssitzungen während der Pandemie teilweise unkenntlich gemacht und dem Antragsteller zukommen lassen. Zu den Gründen der Schwärzung gehören unter anderem der Schutz personenbezogener Daten, des geistigen Eigentums und von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen sowie von besonderen öffentlichen Belangen wie der inneren und öffentlichen Sicherheit sowie internationalen Beziehungen.

Nach einer weiteren Prüfung hat das RKI die Protokolle in deutlich weniger geschwärzter Form veröffentlicht. In der online zugänglichen Fassung sind nur noch personenbezogene Daten sowie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse Dritter unkenntlich gemacht worden. „Ich habe … veranlasst, dass die Protokolle weitestgehend entschwärzt werden sollen“, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Ende März.

COVID-19: Impfung ist für Soldaten nicht mehr verpflichtend

Künftig müssen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr keine Corona-Impfung mehr nachweisen. Nach einer fachlichen Überprüfung durch Stellen der Bundeswehr und einem Votum des Wehrmedizinischen Beirats wird die bisherige Duldungspflicht für die Impfung aufgehoben.

Am 24. November 2021 hatte das Verteidigungsministerium die COVID-19-Impfung als verpflichtend in die zentrale Dienstvorschrift „Impf- und weitere Prophylaxemaßnahmen“ aufgenommen. Seitdem galt eine sogenannte Duldungspflicht: Soldaten, die sich ohne medizinische oder rechtliche Gründe weigerten, der Impfpflicht nachzukommen, mussten mit Konsequenzen rechnen.

COVID-19: Selbst 3 Jahre nach einer schweren Infektion ist das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko erhöht

Infektionen mit SARS-CoV-2 führen zu einer Vielzahl an akuten Beschwerden; Daten zur langfristigen Morbidität und Mortalität gab es bislang aber kaum.

In Nature Medicine stellen Wissenschaftler Ergebnisse jetzt die Ergebnisse umfangreicher Datenanalysen vor. Ihre Arbeit umfasst eine Kohorte mit 135.161 Personen, die sich nachweislich im SARS-CoV-2 infiziert hatten, sowie 5.206.835 Kontrollpersonen ohne Infektionen. Alle Daten kamen aus dem US Department of Veterans Affairs. Die Teilnehmer wurden 3 Jahre lang nachbeobachtet.

Bei nicht hospitalisierten Personen war das anfangs erhöhte Sterberisiko 1 Jahr nach der SARS-CoV-2-Infektion auf ein normales Level gesunken. Auch nahm das Risiko postakuter Folgen im Laufe der 3 Jahre ab, trug aber immer noch zu 9,6 behinderungsbereinigten Lebensjahren (DALYs) pro 1.000 Personen bei. Als 95%-Konfidenzintervall (KI) geben die Forscher 0,4-18,7 DALYs an.

Bei hospitalisierten Personen ging das Sterberisiko zwar im Laufe der Zeit zurück, blieb aber im 2. Jahr nach der Infektion deutlich erhöht (Inzidenzratenverhältnis 1,29, 95%-KI 1,19-1,40). Das Risiko für postakute Folgen nahm im Laufe des Beobachtungszeitraums ebenfalls ab. Dennoch blieb im 3. Jahr ein erhebliches Restrisiko bestehen, das zu 90,0 (95%-KI 55,2-124,8) DALYs pro 1.000 Personen führte.

Bakterielle Infektionen: Ein neues Antibiotikum könnte Symbionten im Darm verschonen

Infektionen, die durch gramnegative Erreger verursacht werden, treten immer häufiger auf und werden in der Regel mit Breitspektrum-Antibiotika behandelt. Nur führt die Therapie zu einer Störung des Darmmikrobioms und zur Anfälligkeit für Sekundärinfektionen. Ärzte wünschen sich deshalb Antibiotika, die sowohl für gramnegative als auch für grampositive Bakterien sowie für pathogene als auch für kommensale Bakterien selektiv sind.

Ein neuer Hoffnungsträger ist Lolamicin. Das Molekül wirkt spezifisch auf Gram-negative Bakterien, indem es auf deren Lipoprotein-Transportsystem abzielt. Darüber berichten Forscher jetzt in Nature .

Lolamicin ist gegen mehr als 130 multiresistente klinische Isolate wirksam, zeigt Wirksamkeit in mehreren Mausmodellen für akute Lungenentzündung und Septikämie und schont das Darmmikrobiom von Mäusen, indem es eine Sekundärinfektion mit Clostridioides difficile verhindert. Weitere Studien sind aber erforderlich.

Vogelgrippe: 3. Patient in den USA – erstmals mit Husten als Symptom

Die Centers für Disease Control and Prevention (CDC) berichten aktuell vom 3. Patienten mit Infektion durch das hochpathogenen Vogelgrippevirus A(H5N1). Alle Berichte stehen mit dem laufenden Ausbruch von A(H5N1) bei US-Milchkühen in mehreren Bundesstaaten in Zusammenhang.

Ein Mitarbeiter einer Molkerei, der mit H5N1-infizierten Kühen in Berührung gekommen war, hatte aufgrund von Beschwerden sein Gesundheitsamt kontaktiert. Er berichtete über Symptome der oberen Atemwege, darunter Husten ohne Fieber und Augenbeschwerden mit wässrigem Ausfluss.

Dem Patienten wurden Proben entnommen. Tests auf das Influenza-A(H5)-Virus waren positiv. Der Mann erhielt eine antivirale Behandlung mit Oseltamivir, wurde zu Hause isoliert und seine Beschwerden klangen schnell ab. Kontaktpersonen im Haushalt des Patienten oder im Betrieb hatten keine Symptome entwickelt. Derzeit gibt es keine Hinweise auf eine Ausbreitung des A(H5N1)-Virus von Mensch zu Mensch.

Neu sind Symptome der oberen Atemwege – bei den Patienten 1 und 2 hatte das CDC vor allem okuläre Symptome genannt.

RSV: Moderna erhält Zulassung für mRNA-Vakzin in den USA

Laut Pressemeldung von Moderna hat die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) mRESVIA (mRNA-1345) einen mRNA-Impfstoff gegen das respiratorische Synzytialvirus (RSV) Ende Mai zugelassen. Das Vakzin soll Erwachsene ab 60 Jahren vor Erkrankungen der unteren Atemwege durch RSV schützen. Es handelt sich um den 1. Impfstoff auf Grundlage der mRNA-Technologie, der es nach COVID-19 bis zur Zulassung geschafft hat.

Die Zulassung basiert auf Daten der klinischen Phase-3-Studie ConquerRSV, einer globalen Studie mit rund 37.000 Erwachsenen im Alter von mindestens 60 Jahren aus 22 Ländern. Die Primäranalyse mit einem Follow-up von durchschnittlich 3,7 Monaten ergab eine Wirksamkeit des Impfstoffs (VE) gegen RSV-Infektionen der unteren Atemwege von 83,7% (95,88%-KI: 66,0-92,2%). Diese Ergebnisse wurden bereits Ende 2023 im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Ergebnisse einer Nachbeobachtung stimmten mit der Primäranalyse überein (VE: 78,7%; 95,88%-KI: 62,9-87,8%).

In der Phase-3-Studie wurden keine ernsthaften Sicherheitsbedenken festgestellt. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen.

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