Prof. Dr. Vassilis S. Tsianos | University of Applied Sciences Kiel (original) (raw)

Papers by Prof. Dr. Vassilis S. Tsianos

Research paper thumbnail of Prolegomena zu einer Soziologie der postmigrantischen Gesellschaft

Vassilis S. Tsianos, 2018

Die postmigrantische Gesellschaft steht für eine selbstreflexive Wende innerhalb etablierte... more Die postmigrantische Gesellschaft steht für eine selbstreflexive Wende innerhalb etablierter Einwanderungsgesellschaften. Ihr Ausgangspunkt ist die demographische Faktizität von Pluralität und die damit einhergehende Neuaushandlung der Hegemonie von Monokulturalismus und ethnischer Mehrheite

Research paper thumbnail of Illegalisierte Migration und Arbeit mit Flüchtlingen als sozialraumbezogenes Handlungsfeld

Handbuch Sozialraum, 2018

Der vorliegende Beitrag reflektiert transnationale und transmediale Dimensionen der sozialräumlic... more Der vorliegende Beitrag reflektiert transnationale und transmediale Dimensionen der sozialräumlichen Konstellationen und Praktiken in der Arbeit mit Transitmigrant*innen und Geflüchteten. Während eine Soziologie der transnationalen Räume (Pries, 2010), überzeugend das relationale Raumverständnis sozialräumlicher Handlungsfelder der Migration adressierte, gelang es ihr noch nicht die für die Transnationalisierung des Sozialraums bedeutende Dimension von Transmedialität, Informalität und Translokalität zu berücksichtigen. Auch sozialräumliche Aspekte von urban citizenships, d.h. von Politiken der städtischen Zugehörigkeit von TransitmigratInnen (Lebuhn, 2017; Pott und Tsianos, 2015) sind bisher kaum rezipiert.

Research paper thumbnail of Vassilis S. Tsianos (2018): Stop and Search die „Hautverdächtigen“ : Warum es so schwierig ist von institutionalisiertem Rassismus im Kontext von Racial Profiling zu reden. In: Standpunkt: Sozia l- Racial Profiling 2018

Racial Profiling und ähnliche Formen von alltagsrelevanten Diskriminierungen, sind selten Gegenst... more Racial Profiling und ähnliche Formen von alltagsrelevanten Diskriminierungen, sind selten Gegenstand der pädagogischen und Sozialen Arbeit in Deutschland. Professionelle AkteurInnen der Sozialen Arbeit sind meistens in einer doppelten Hinsicht überfordert: In der Regel verfügen sie erstens nicht über das professionelle Wissen diskriminierender Aspekte polizeilichen Handelns als solche zu benennen. Zweitens sind sie selten in der Lage darin spezialisiert, die davon betroffenen effektiv zu beraten bzw. zu vertreten. Allerdings bedeutet fallorientierte Antidiskriminierungsarbeit auch Demokratiearbeit. Eine Soziale Arbeit also, die das Gebot der Partizipation für eine plurale Gesellschaft ernst nimmt, ist mit der Notwendigkeit konfrontiert, Konzepte für Institutionskritik und Handlungsstrategien im Umgang mit racial profiling als einen Beitrag zur Demokratisierung der Migrationsgesellschaft zu entwickeln. Im Folgenden möchte ich ein Verständnis von Racial Profiling entwickeln, der uns erlaubt es im Kontext der Debatte zum institutionellen Rassismus zu denken. Im Anschluss dazu, diskutiere ich drei Fälle von Racial Profiling Praktiken seitens des polizeilichen Handelns in Hamburg.

Research paper thumbnail of Grenzenlos! Ein Kommentar zu 25 Jahre Asylkompromiss in Deutschland

Vor 25 Jahren wurde in Deutschland der Asylkompromiss geschlossen. Angesichts weltweiter Wanderu... more Vor 25 Jahren wurde in Deutschland der Asylkompromiss geschlossen. Angesichts weltweiter Wanderungsbewegungen taugen solche nationalen Alleingänge heutzutage jedoch nicht mehr. Nötig ist eine zumindest europäische Strategie.

Research paper thumbnail of Hotspots und die neue europäische Grenzarchitektur: Zur Ethnografie einer Erfassungsform

Stephan Lessenich (Hg.) 2017: Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016. , 2017

Das europäische Asyl- und Grenzregime steckt in einer tiefen systemischen Krise. Diese ist nicht ... more Das europäische Asyl- und Grenzregime steckt in einer tiefen systemischen Krise. Diese ist nicht nur im europapolitischen Sinne zu verstehen, sondern auch steuerungspolitisch: Die Instrumente der Migrationskontrolle und -regulation im Mittelmeer und im europäi­schen Binnenraum scheinen tatsächlich beinahe zum Erliegen gekommen sein. Die im Mai 2015 von der Kommission verabschiedete Europäische Migrationsagenda versucht umfassend auf die flüchtlingspolitische Krise zu antworten und ist eine Zusammenstel­lung von Maßnahmen, die zu einer kohärenteren europäischen Migrationspolitik beitragen sollen. Ausgehend von einer kritischen Evaluation der ›Europäischen Migrati­onsagenda‹ und der damit verbundenen Migrations- und Grenzforschung fokussiere ich in meiner Feldforschung zur griechischen Hotspots die Lokalisierung des neuen Dublin- Systems, da seine Effekte sich unmittelbar in aktuellen Grenzkonflikten und Grenzzonen niederschlagen. Grenznahe Hotspots folgen einem Konzept, demgemäß die Agenturen FRONTEX, EASO, EUROPOL und EUROJUST vor Ort an Brennpunkten der Außengrenze untereinander und als ›Migrationsmanagement-Unterstützerteams‹ mit lokalen und nationalen Behörden kollaborieren sollen in Italien und Griechenland. Während die externalisierte Grenzsicherung sowie die Kooperation mit Drittstaaten zu einer Entschleu­nigung und Verschlankung der Ströme der grenzüberschreitenden Mobilität führen sollen, folgt die Strategie der Hotspots der genau entgegengesetzten Bewegung: Die Konzentrati­on unterschiedlicher Kräfte auf einen Punkt soll zu einer Beschleunigung der Verfahren bzw. zu einer schnelleren Sortierung der Ankommenden führen; damit soll erreicht werden, dass die Brennpunkte zu Drehscheiben werden, wo Asylanträge geprüft, Flücht­linge auf andere EU-Länder verteilt, und Menschen ohne Asylgrund bzw. Flüchtende und MigrantInnen mit wenig bis keiner so genannten Bleibeperspektive zügig, konsequent und nahe an der territorialen Grenze abgewiesen und rückgeführt oder abgeschoben werden können. In meinem Vortrag werde ich mittels der Methode der ›ethnographischen Grenzregimeanalyse‹ die ersten Ergebnisse aus meiner Feldforschung zur Implementie­rung des Hotspots-Ansatzes auf Lesbos und Chios präsentieren.

Research paper thumbnail of Die (Un-)Durchlässigkeit der europäischen Außengrenzen für Geflüchte-te. Der Fall Eurodac.

Using the example of Eurodac our paper concentrates on the digitization of Europe-an border contr... more Using the example of Eurodac our paper concentrates on the digitization of Europe-an border controls. Eurodac, an information, communication and control technolo-gy operates by means of a European database, in which the fingerprints of asylum seekers and irregular migrants are stored. Eurodac works as a so-called Automated Fingerprint Identification System (AFIS) and is applied within the areas where the rules of the Dublin II regulation are applicable. By using the Eurodac database to reconstruct the one and only responsible Member State per asylum application Dub-lin II regulates the mobility of non-EU-citizens without a valid visa within the EU. We understand the present paper as an ethnographic contribution to the under-standing of the socio-technological emergence of the digital border and the digitiza-tion of border conflicts. With recourse to Bruno Latour‘s concepts of „blackboxing“ and „immutable mobiles“ we develop an analysis that allows us to describe some exemplary actor-networks of Eurodac following our multi-sited fieldwork. In this conncetion, we have localized the current crisis of the Schengen border regime at three different but interconnected spots: From Athens via Igoumenitsa to Bari and from there back and forth into European control centers.

Research paper thumbnail of Against the panoptical realism: An ethnography of Hotspots in Lesbos

Research paper thumbnail of Die Macht der Migration -RLS

Research paper thumbnail of On the Sociology of Social Non-Movements and Assemblies:metropolitan Stasis, real democracy and Postrepresentative Hegemony

Research paper thumbnail of Griechenland und Dublin III again: Ein Land zwei Asylsysteme

Seit 2011 hat Deutschland keine Flüchtlinge mehr nach Griechenland überstellt. Das soll sich nun ... more Seit 2011 hat Deutschland keine Flüchtlinge mehr nach Griechenland überstellt. Das soll sich nun ändern: Ab dem 15. März soll das Mittelmeer-Land wieder für alle Flüchtlinge zuständig sein, die von dort nach Deutschland weiterreisen. Im Gastbeitrag für den MEDIENDIENST betont der Migrationsforscher Vassilis Tsianos: Die Aufnahmebedingungen hätten sich zwar gebessert, doch die Lage auf den Inseln bleibe katastrophal.

Research paper thumbnail of Eurodac in Times of Bigness: The Power of Big Data within the Emerging European IT Agency

Private and government sectors are operating hand in hand for biometric identity assurance soluti... more Private and government sectors are operating hand in hand for biometric identity assurance solutions to meet security requirements at borders, for elections or for the private sector. Our paper will explore Eurodac, a large biometric information database concerning asylum applications and irregular border crossings, as part of the emerging European Big Data Economy. Drawing on the concept of the digital border and of the surveillance assemblage (Haggerty, Kevin D., and Richard V. Ericson. 2000. The Surveillant Assemblage. British Journal of Sociology 51, no. 4: 605-22) we understand Eurodac not only as a technological border but as inflected by social, symbolic, organizational and juridical cultures, practices, and imaginaries that are beyond the literal realm of the electronic space. Our paper investigates the dynamics of big data in the context of the integration of Eurodac within the larger framework of the European Agency for the operational management of large-scale IT systems in the area freedom, security and justice (EU-LISA). EU-LISA is the operational platform of three large-scale European databases with regards to foreigners and their mobility within and towards Europe, namely Eurodac, the Schengen Information System (SIS II) and the Visa Information System (VIS). This paper tries to outline some of the problems brought about when processing big amounts of data for the purpose of European immigration and identification policies.

Research paper thumbnail of „Rassismus in Deutschland – Wenn die  Aufnahmegesellschaft Integration verweigert“ Vassilis S. Tsianos ab S. 20

Research paper thumbnail of Vassilis S. Tsianos, Bernd Kasparek (2015): Zur Krise des europäischen Grenzregimes:  eine regimetheoretische Annäherung, in: Widersprüche. Heft 138

Zur Krise des europäischen Grenzregimes: eine regimetheoretische Annäherung Der lange Sommer der ... more Zur Krise des europäischen Grenzregimes: eine regimetheoretische Annäherung Der lange Sommer der Migration, der im Jahr 2015 den europäischen Kontinent erfasst hat, wird unter dem Stichwort Flüchtlingskrise in Europa in die Geschichte eingehen. Dabei muss klar benannt werden, dass es sich weniger um eine Flücht-lingskrise als vielmehr um eine Krise Schengens, eine Krise der europäischen Institutionen sowie einer Krise des europäischen Projekts im Allgemeinen handelt. Denn festzuhalten ist, dass weder die derzeitige Intensität der Migration noch die nun offensichtlich zu Tage tretenden Erschütterungen im Gefüge der europäischen Union sich nicht schon lange angekündigt haben. Es handelt sich um eine Krise mit Ansage, in der Europa versagt. Zugespitzt gesagt handelt es sich bei der derzeitigen Krisenkonstellation um eine doppelte Konsequenz aus den Aufständen des Arabischen Frühlings. Der zunächst friedliche Aufstand gegen die Diktatur Baschar al-Assads in Syrien, der tragischerweise in einen brutalen und unübersichtlichen Bürgerkrieg mündete, reihte sich nahtlos ein in die Aufstandsbewegungen in Tunesien, Libyen und Ägypten. Die Erfahrung des Aufstands gegen ein Regime ist auch dieser Tage in den kollektiven Handlungen der syrischen Flüchtlinge in Europa sichtbar. Als Beispiel sei nur der Fußmarsch vieler Tausender Flüchtlinge genannt, der am 4. September vom Budapester Ostbahnhof (Keleti) seinen Anfang nahm mit dem Ziel, bis nach Österreich zu laufen. Dieser kollektive Akt der Mobilität erzeugte letztendlich den politischen Druck, der zur Öffnung der österreichischen und deutschen Grenzen führte und in dessen Zuge in den nächsten Wochen Zehn-tausende Flüchtlinge Deutschland erreichten (Kasparek/Speer 2015). Die zweite Konsequenz aus den Aufständen des arabischen Frühlings ist der Zusammenbruch des europäischen Grenzregimes im Mittelmeer und die daraus resultierende Erosion des europäischen Grenz-und Migrationsregimes im Allge-meinen. Das Projekt der Externalisierung, also der Einbeziehung von Drittstaaten

Research paper thumbnail of Vassilis S. Tsianos: Migration und die Mobile Commons

Research paper thumbnail of Vassils S. Tsianos: Gegen das Primat der Kontrolle. Der kurze Sommer der Migration und die Autonomie der Migration

Research paper thumbnail of Tsianos_et- al.--rassismus-in-der-postmigrantischen-gesellschaft.pdf

Research paper thumbnail of Mobile Commons and/in Precarious Spaces: Mapping Migrant Struggles and Social Resistance

This article explores the constructions and dynamics of subaltern migrant subjectivities in three... more This article explores the constructions and dynamics of subaltern migrant subjectivities in three arrival cities, Athens, Istanbul and Nicosia. The paper draws on empirical research in three cities geopolitically located in the most southeastern part of the Mediterranean basin and the boundary triangle connecting Europe, Asia and Africa. This is essentially a process where the will, agency and praxis of subaltern migrants in the context of social struggles are interwoven with precarious spaces. Precarity is at the core of their daily existence: precarious labour, precarious stay and precarious lives. The generation, maintenance, evolution, even erosion of mobile commons are consequential of social processes and struggles driven by subaltern and precarious subjects, migrants and non-migrants alike. The article explores how the generation of claims to rights is restructuring Lefebvre's 'right to the city', as new forms of commons through mobility, resistance and digital materialities are contesting the sovereign governance and surveillance technologies in Europe and beyond. The paper contends that such perspectives from the borders of Europe, that is, in and out of Europe, are not only crucial to the understanding of what is happening in Europe, but are an advanced glimpse into potentialities of the world ahead.

Research paper thumbnail of policy paper_migration_agenda_and _ the_border_crisis_Kuster_Tsianos.pdf

Dieser Text entstand im Auftrag der der Heinrich Böll Stiftung zur Veröffentlichung auf der Webse... more Dieser Text entstand im Auftrag der der Heinrich Böll Stiftung zur Veröffentlichung auf der Webseite boell.de Brigitta Kuster & Vassilis S. Tsianos Zusammenfassung Dieses Papier unterstützt die Perspektive einer solidarischen Europäisierung der Migrations-und Flüchtlingspolitik. Non refoulement, Nicht-Diskriminierung und Rechtssicherheit im Falle der Ankunft im Schengener Raum, sind Kernelemente der europäischen Menschenrechtskonvention sowie der Genfer Flüchtlingskonvention. Gerade in der gegenwärtigen Systemkrise des europäischen Asyl-und Grenzregimes zeigen sich neue Herausforderungen, denen man nicht beizukommen vermag, indem man einfach die " Politik des Durchwinkens " " abstellt " , wie es die aktuelle Roadmap " Zurück zu Schengen " vorschlägt. Obwohl der Mainstream der Policy-Konzepte der europäischen Flüchtlings-und Migrationspolitik einem Paradigma des Managements der (Außen-)Grenze folgt, wird politisch immer wieder der Ruf nach Kraftakten laut, die auf deren Sicherung und Kontrolle setzen und somit einerseits auf Repression und andererseits auf populistische Sezession. Ausgehend von einer kritischen Evaluation der " Europäischen Migrationsagenda " fokussieren wir darin die Zukunft des Dublin-Systems als Kernelement der Gemeinsamen Europäischen Asylarchitektur, da seine Effekte sich unmittelbar in aktuellen Grenzkonflikten niederschlagen. Zudem stellen wir das Dublin System in den Kontext der Strategien der Technologisierung und der Informatisierung der europäischen Grenze. Unterschiedliche Grenzkontrolltechnologien bilden zusammen das europäische Grenzmanagement, es sind aber zunehmend vernetzte Informations-und Kommunikationstechnologien, die beim Grenzschutz eine Rolle spielen. Gerade durch sie überlagern sich sicherheitspolitische Erwägungen und subsidiärer Schutz, was aus menschenrechtlicher, aber auch aus Datenschutz-Sicht als problematisch zu bewerten ist.

Research paper thumbnail of Das Hot-Spot System. Zur Ethnographie einer Erfassungsform auf Lesbos

Das Aufkommen von Konzepten einer extraterritorialen oder zumindest grenznahen Registrierung und ... more Das Aufkommen von Konzepten einer extraterritorialen oder zumindest grenznahen Registrierung und Versammlung von Asylsuchenden bzw. rückzuführender Flüchtlinge in Europa lässt sich ins Jahr 2003 zurückverfolgen, als Tony Blair mit dem Vorstoss der "heimatnahen" Errichtung von "Regional Protection Zones" (regionalen Schutzzonen) und "Transit Processing Centres" (Transitzentren) auf den einschlägigen Transitrouten nach Europa als Teil einer "new vision for refugees" an die europäische Öffentlichkeit trat. Dieses Konzept, das von der Kommission zwar diskutiert, jedoch nicht unmittelbar forciert wurde, hat der damalige deutsche Außenminister Otto Schily zusammen mit seinem italienischen Amtskollegen Pisanu 2004 wieder aufgegriffen und als Plan zur Errichtung von Auffanglagern für Flüchtlinge in Nordafrika skizziert. Die Idee dabei war einfach und nicht zuletzt von der so genannten Pacific Solution oder Strategy in Australien inspiriert: Wer einen Flüchtlingsstatus erlangt, wird auf der Basis von Kontingenten in die EU umgesiedelt; wessen Asylanspruch negativ beschieden wird, soll in ihr oder sein Herkunftsland zurückgebracht werden. Schilys Papier mit dem Titel "Effektiver Schutz für Flüchtlinge, wirkungsvolle Bekämpfung illegaler Migration" sah die Prüfung der Schutzbedürftigkeit von "Personen, die auf Hoher See in gefährlicher Situation aufgenommen werden oder das Risiko einer Meeresüberfahrt vermeiden wollen" in Aufnahmeeinrichtungen auf dem afrikanischen Kontinent vor. Im Zuge der gescheiterten Rettungsaktion schiffbrüchiger Migrant*innen durch das Rettungsschiff Cap Anamur im Mittelmeer gelang es damals, diesem Konzept der Exterritorialisierung von Lagern den 1 Dieser Text entstand im Auftrag des Afrika Referats der Heinrich Böll Stiftung und im Rahmen von transit migration 2. A research project on the de-and restabilizations of the European border regime (http://transitmigration-2.org/), gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung. Ein besonderer Dank geht an Siddiq Maqbool, ohne den diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Danke zudem an Bernd Kasparek und Dimitris Parsanoglou. Anstrich einer humanitären Reaktion auf die teils tödlichen Auswirkungen der zunehmenden Militarisierung der Grenze zu verleihen. Während die Innenminister Polens und Österreichs den Plan unterstützten, opponierten Frankreich, Schweden und Spanien gegen eine solche Entwicklung, die sie als unakzeptabel qualifizierten. In den selben Zeitraum fällt allerdings auch die separat von dieser Debatte stattfindende Entscheidung der Kommission, fünf von der UN mit Unterstützung des UNHCR betriebene Zentren für Transitmigrant*innen und Geflüchtete in Mauretanien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen zu finanzieren. 2 Im November 2014 machte Thomas de Maizière kurzfristig von sich reden, als er den Gedanken solcher extraterritorialer Zentren erneut aufbrachte und sie als "Willkommensund Ausreisezentren in Transitländern" bezeichnete, die allerdings eher als bloß an Flucht an bislang nicht existenten legalen Einwanderungsmöglichkeiten in die EU ausgerichtet werden sollten. Die Hotspots, eine Art Rangier-oder Verschiebe-Zentren des europäischen Asylsystems, wenngleich auf grenznahem EU-Territorium, sind im Kontext dieser immer wieder aufflammenden Vorstellungen zu verstehen, den gemischten Migrations-und Fluchtbewegungen nach Europa vor oder auf der Grenze zum Schengener Raum in einem grundlegenderen Sinne als bloß mit Grenzkontrolle und Abschottung zu begegnen. 3

Research paper thumbnail of Interview Epochi, Migration and Border Crisis (GR)

Research paper thumbnail of Prolegomena zu einer Soziologie der postmigrantischen Gesellschaft

Vassilis S. Tsianos, 2018

Die postmigrantische Gesellschaft steht für eine selbstreflexive Wende innerhalb etablierte... more Die postmigrantische Gesellschaft steht für eine selbstreflexive Wende innerhalb etablierter Einwanderungsgesellschaften. Ihr Ausgangspunkt ist die demographische Faktizität von Pluralität und die damit einhergehende Neuaushandlung der Hegemonie von Monokulturalismus und ethnischer Mehrheite

Research paper thumbnail of Illegalisierte Migration und Arbeit mit Flüchtlingen als sozialraumbezogenes Handlungsfeld

Handbuch Sozialraum, 2018

Der vorliegende Beitrag reflektiert transnationale und transmediale Dimensionen der sozialräumlic... more Der vorliegende Beitrag reflektiert transnationale und transmediale Dimensionen der sozialräumlichen Konstellationen und Praktiken in der Arbeit mit Transitmigrant*innen und Geflüchteten. Während eine Soziologie der transnationalen Räume (Pries, 2010), überzeugend das relationale Raumverständnis sozialräumlicher Handlungsfelder der Migration adressierte, gelang es ihr noch nicht die für die Transnationalisierung des Sozialraums bedeutende Dimension von Transmedialität, Informalität und Translokalität zu berücksichtigen. Auch sozialräumliche Aspekte von urban citizenships, d.h. von Politiken der städtischen Zugehörigkeit von TransitmigratInnen (Lebuhn, 2017; Pott und Tsianos, 2015) sind bisher kaum rezipiert.

Research paper thumbnail of Vassilis S. Tsianos (2018): Stop and Search die „Hautverdächtigen“ : Warum es so schwierig ist von institutionalisiertem Rassismus im Kontext von Racial Profiling zu reden. In: Standpunkt: Sozia l- Racial Profiling 2018

Racial Profiling und ähnliche Formen von alltagsrelevanten Diskriminierungen, sind selten Gegenst... more Racial Profiling und ähnliche Formen von alltagsrelevanten Diskriminierungen, sind selten Gegenstand der pädagogischen und Sozialen Arbeit in Deutschland. Professionelle AkteurInnen der Sozialen Arbeit sind meistens in einer doppelten Hinsicht überfordert: In der Regel verfügen sie erstens nicht über das professionelle Wissen diskriminierender Aspekte polizeilichen Handelns als solche zu benennen. Zweitens sind sie selten in der Lage darin spezialisiert, die davon betroffenen effektiv zu beraten bzw. zu vertreten. Allerdings bedeutet fallorientierte Antidiskriminierungsarbeit auch Demokratiearbeit. Eine Soziale Arbeit also, die das Gebot der Partizipation für eine plurale Gesellschaft ernst nimmt, ist mit der Notwendigkeit konfrontiert, Konzepte für Institutionskritik und Handlungsstrategien im Umgang mit racial profiling als einen Beitrag zur Demokratisierung der Migrationsgesellschaft zu entwickeln. Im Folgenden möchte ich ein Verständnis von Racial Profiling entwickeln, der uns erlaubt es im Kontext der Debatte zum institutionellen Rassismus zu denken. Im Anschluss dazu, diskutiere ich drei Fälle von Racial Profiling Praktiken seitens des polizeilichen Handelns in Hamburg.

Research paper thumbnail of Grenzenlos! Ein Kommentar zu 25 Jahre Asylkompromiss in Deutschland

Vor 25 Jahren wurde in Deutschland der Asylkompromiss geschlossen. Angesichts weltweiter Wanderu... more Vor 25 Jahren wurde in Deutschland der Asylkompromiss geschlossen. Angesichts weltweiter Wanderungsbewegungen taugen solche nationalen Alleingänge heutzutage jedoch nicht mehr. Nötig ist eine zumindest europäische Strategie.

Research paper thumbnail of Hotspots und die neue europäische Grenzarchitektur: Zur Ethnografie einer Erfassungsform

Stephan Lessenich (Hg.) 2017: Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016. , 2017

Das europäische Asyl- und Grenzregime steckt in einer tiefen systemischen Krise. Diese ist nicht ... more Das europäische Asyl- und Grenzregime steckt in einer tiefen systemischen Krise. Diese ist nicht nur im europapolitischen Sinne zu verstehen, sondern auch steuerungspolitisch: Die Instrumente der Migrationskontrolle und -regulation im Mittelmeer und im europäi­schen Binnenraum scheinen tatsächlich beinahe zum Erliegen gekommen sein. Die im Mai 2015 von der Kommission verabschiedete Europäische Migrationsagenda versucht umfassend auf die flüchtlingspolitische Krise zu antworten und ist eine Zusammenstel­lung von Maßnahmen, die zu einer kohärenteren europäischen Migrationspolitik beitragen sollen. Ausgehend von einer kritischen Evaluation der ›Europäischen Migrati­onsagenda‹ und der damit verbundenen Migrations- und Grenzforschung fokussiere ich in meiner Feldforschung zur griechischen Hotspots die Lokalisierung des neuen Dublin- Systems, da seine Effekte sich unmittelbar in aktuellen Grenzkonflikten und Grenzzonen niederschlagen. Grenznahe Hotspots folgen einem Konzept, demgemäß die Agenturen FRONTEX, EASO, EUROPOL und EUROJUST vor Ort an Brennpunkten der Außengrenze untereinander und als ›Migrationsmanagement-Unterstützerteams‹ mit lokalen und nationalen Behörden kollaborieren sollen in Italien und Griechenland. Während die externalisierte Grenzsicherung sowie die Kooperation mit Drittstaaten zu einer Entschleu­nigung und Verschlankung der Ströme der grenzüberschreitenden Mobilität führen sollen, folgt die Strategie der Hotspots der genau entgegengesetzten Bewegung: Die Konzentrati­on unterschiedlicher Kräfte auf einen Punkt soll zu einer Beschleunigung der Verfahren bzw. zu einer schnelleren Sortierung der Ankommenden führen; damit soll erreicht werden, dass die Brennpunkte zu Drehscheiben werden, wo Asylanträge geprüft, Flücht­linge auf andere EU-Länder verteilt, und Menschen ohne Asylgrund bzw. Flüchtende und MigrantInnen mit wenig bis keiner so genannten Bleibeperspektive zügig, konsequent und nahe an der territorialen Grenze abgewiesen und rückgeführt oder abgeschoben werden können. In meinem Vortrag werde ich mittels der Methode der ›ethnographischen Grenzregimeanalyse‹ die ersten Ergebnisse aus meiner Feldforschung zur Implementie­rung des Hotspots-Ansatzes auf Lesbos und Chios präsentieren.

Research paper thumbnail of Die (Un-)Durchlässigkeit der europäischen Außengrenzen für Geflüchte-te. Der Fall Eurodac.

Using the example of Eurodac our paper concentrates on the digitization of Europe-an border contr... more Using the example of Eurodac our paper concentrates on the digitization of Europe-an border controls. Eurodac, an information, communication and control technolo-gy operates by means of a European database, in which the fingerprints of asylum seekers and irregular migrants are stored. Eurodac works as a so-called Automated Fingerprint Identification System (AFIS) and is applied within the areas where the rules of the Dublin II regulation are applicable. By using the Eurodac database to reconstruct the one and only responsible Member State per asylum application Dub-lin II regulates the mobility of non-EU-citizens without a valid visa within the EU. We understand the present paper as an ethnographic contribution to the under-standing of the socio-technological emergence of the digital border and the digitiza-tion of border conflicts. With recourse to Bruno Latour‘s concepts of „blackboxing“ and „immutable mobiles“ we develop an analysis that allows us to describe some exemplary actor-networks of Eurodac following our multi-sited fieldwork. In this conncetion, we have localized the current crisis of the Schengen border regime at three different but interconnected spots: From Athens via Igoumenitsa to Bari and from there back and forth into European control centers.

Research paper thumbnail of Against the panoptical realism: An ethnography of Hotspots in Lesbos

Research paper thumbnail of Die Macht der Migration -RLS

Research paper thumbnail of On the Sociology of Social Non-Movements and Assemblies:metropolitan Stasis, real democracy and Postrepresentative Hegemony

Research paper thumbnail of Griechenland und Dublin III again: Ein Land zwei Asylsysteme

Seit 2011 hat Deutschland keine Flüchtlinge mehr nach Griechenland überstellt. Das soll sich nun ... more Seit 2011 hat Deutschland keine Flüchtlinge mehr nach Griechenland überstellt. Das soll sich nun ändern: Ab dem 15. März soll das Mittelmeer-Land wieder für alle Flüchtlinge zuständig sein, die von dort nach Deutschland weiterreisen. Im Gastbeitrag für den MEDIENDIENST betont der Migrationsforscher Vassilis Tsianos: Die Aufnahmebedingungen hätten sich zwar gebessert, doch die Lage auf den Inseln bleibe katastrophal.

Research paper thumbnail of Eurodac in Times of Bigness: The Power of Big Data within the Emerging European IT Agency

Private and government sectors are operating hand in hand for biometric identity assurance soluti... more Private and government sectors are operating hand in hand for biometric identity assurance solutions to meet security requirements at borders, for elections or for the private sector. Our paper will explore Eurodac, a large biometric information database concerning asylum applications and irregular border crossings, as part of the emerging European Big Data Economy. Drawing on the concept of the digital border and of the surveillance assemblage (Haggerty, Kevin D., and Richard V. Ericson. 2000. The Surveillant Assemblage. British Journal of Sociology 51, no. 4: 605-22) we understand Eurodac not only as a technological border but as inflected by social, symbolic, organizational and juridical cultures, practices, and imaginaries that are beyond the literal realm of the electronic space. Our paper investigates the dynamics of big data in the context of the integration of Eurodac within the larger framework of the European Agency for the operational management of large-scale IT systems in the area freedom, security and justice (EU-LISA). EU-LISA is the operational platform of three large-scale European databases with regards to foreigners and their mobility within and towards Europe, namely Eurodac, the Schengen Information System (SIS II) and the Visa Information System (VIS). This paper tries to outline some of the problems brought about when processing big amounts of data for the purpose of European immigration and identification policies.

Research paper thumbnail of „Rassismus in Deutschland – Wenn die  Aufnahmegesellschaft Integration verweigert“ Vassilis S. Tsianos ab S. 20

Research paper thumbnail of Vassilis S. Tsianos, Bernd Kasparek (2015): Zur Krise des europäischen Grenzregimes:  eine regimetheoretische Annäherung, in: Widersprüche. Heft 138

Zur Krise des europäischen Grenzregimes: eine regimetheoretische Annäherung Der lange Sommer der ... more Zur Krise des europäischen Grenzregimes: eine regimetheoretische Annäherung Der lange Sommer der Migration, der im Jahr 2015 den europäischen Kontinent erfasst hat, wird unter dem Stichwort Flüchtlingskrise in Europa in die Geschichte eingehen. Dabei muss klar benannt werden, dass es sich weniger um eine Flücht-lingskrise als vielmehr um eine Krise Schengens, eine Krise der europäischen Institutionen sowie einer Krise des europäischen Projekts im Allgemeinen handelt. Denn festzuhalten ist, dass weder die derzeitige Intensität der Migration noch die nun offensichtlich zu Tage tretenden Erschütterungen im Gefüge der europäischen Union sich nicht schon lange angekündigt haben. Es handelt sich um eine Krise mit Ansage, in der Europa versagt. Zugespitzt gesagt handelt es sich bei der derzeitigen Krisenkonstellation um eine doppelte Konsequenz aus den Aufständen des Arabischen Frühlings. Der zunächst friedliche Aufstand gegen die Diktatur Baschar al-Assads in Syrien, der tragischerweise in einen brutalen und unübersichtlichen Bürgerkrieg mündete, reihte sich nahtlos ein in die Aufstandsbewegungen in Tunesien, Libyen und Ägypten. Die Erfahrung des Aufstands gegen ein Regime ist auch dieser Tage in den kollektiven Handlungen der syrischen Flüchtlinge in Europa sichtbar. Als Beispiel sei nur der Fußmarsch vieler Tausender Flüchtlinge genannt, der am 4. September vom Budapester Ostbahnhof (Keleti) seinen Anfang nahm mit dem Ziel, bis nach Österreich zu laufen. Dieser kollektive Akt der Mobilität erzeugte letztendlich den politischen Druck, der zur Öffnung der österreichischen und deutschen Grenzen führte und in dessen Zuge in den nächsten Wochen Zehn-tausende Flüchtlinge Deutschland erreichten (Kasparek/Speer 2015). Die zweite Konsequenz aus den Aufständen des arabischen Frühlings ist der Zusammenbruch des europäischen Grenzregimes im Mittelmeer und die daraus resultierende Erosion des europäischen Grenz-und Migrationsregimes im Allge-meinen. Das Projekt der Externalisierung, also der Einbeziehung von Drittstaaten

Research paper thumbnail of Vassilis S. Tsianos: Migration und die Mobile Commons

Research paper thumbnail of Vassils S. Tsianos: Gegen das Primat der Kontrolle. Der kurze Sommer der Migration und die Autonomie der Migration

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Research paper thumbnail of Mobile Commons and/in Precarious Spaces: Mapping Migrant Struggles and Social Resistance

This article explores the constructions and dynamics of subaltern migrant subjectivities in three... more This article explores the constructions and dynamics of subaltern migrant subjectivities in three arrival cities, Athens, Istanbul and Nicosia. The paper draws on empirical research in three cities geopolitically located in the most southeastern part of the Mediterranean basin and the boundary triangle connecting Europe, Asia and Africa. This is essentially a process where the will, agency and praxis of subaltern migrants in the context of social struggles are interwoven with precarious spaces. Precarity is at the core of their daily existence: precarious labour, precarious stay and precarious lives. The generation, maintenance, evolution, even erosion of mobile commons are consequential of social processes and struggles driven by subaltern and precarious subjects, migrants and non-migrants alike. The article explores how the generation of claims to rights is restructuring Lefebvre's 'right to the city', as new forms of commons through mobility, resistance and digital materialities are contesting the sovereign governance and surveillance technologies in Europe and beyond. The paper contends that such perspectives from the borders of Europe, that is, in and out of Europe, are not only crucial to the understanding of what is happening in Europe, but are an advanced glimpse into potentialities of the world ahead.

Research paper thumbnail of policy paper_migration_agenda_and _ the_border_crisis_Kuster_Tsianos.pdf

Dieser Text entstand im Auftrag der der Heinrich Böll Stiftung zur Veröffentlichung auf der Webse... more Dieser Text entstand im Auftrag der der Heinrich Böll Stiftung zur Veröffentlichung auf der Webseite boell.de Brigitta Kuster & Vassilis S. Tsianos Zusammenfassung Dieses Papier unterstützt die Perspektive einer solidarischen Europäisierung der Migrations-und Flüchtlingspolitik. Non refoulement, Nicht-Diskriminierung und Rechtssicherheit im Falle der Ankunft im Schengener Raum, sind Kernelemente der europäischen Menschenrechtskonvention sowie der Genfer Flüchtlingskonvention. Gerade in der gegenwärtigen Systemkrise des europäischen Asyl-und Grenzregimes zeigen sich neue Herausforderungen, denen man nicht beizukommen vermag, indem man einfach die " Politik des Durchwinkens " " abstellt " , wie es die aktuelle Roadmap " Zurück zu Schengen " vorschlägt. Obwohl der Mainstream der Policy-Konzepte der europäischen Flüchtlings-und Migrationspolitik einem Paradigma des Managements der (Außen-)Grenze folgt, wird politisch immer wieder der Ruf nach Kraftakten laut, die auf deren Sicherung und Kontrolle setzen und somit einerseits auf Repression und andererseits auf populistische Sezession. Ausgehend von einer kritischen Evaluation der " Europäischen Migrationsagenda " fokussieren wir darin die Zukunft des Dublin-Systems als Kernelement der Gemeinsamen Europäischen Asylarchitektur, da seine Effekte sich unmittelbar in aktuellen Grenzkonflikten niederschlagen. Zudem stellen wir das Dublin System in den Kontext der Strategien der Technologisierung und der Informatisierung der europäischen Grenze. Unterschiedliche Grenzkontrolltechnologien bilden zusammen das europäische Grenzmanagement, es sind aber zunehmend vernetzte Informations-und Kommunikationstechnologien, die beim Grenzschutz eine Rolle spielen. Gerade durch sie überlagern sich sicherheitspolitische Erwägungen und subsidiärer Schutz, was aus menschenrechtlicher, aber auch aus Datenschutz-Sicht als problematisch zu bewerten ist.

Research paper thumbnail of Das Hot-Spot System. Zur Ethnographie einer Erfassungsform auf Lesbos

Das Aufkommen von Konzepten einer extraterritorialen oder zumindest grenznahen Registrierung und ... more Das Aufkommen von Konzepten einer extraterritorialen oder zumindest grenznahen Registrierung und Versammlung von Asylsuchenden bzw. rückzuführender Flüchtlinge in Europa lässt sich ins Jahr 2003 zurückverfolgen, als Tony Blair mit dem Vorstoss der "heimatnahen" Errichtung von "Regional Protection Zones" (regionalen Schutzzonen) und "Transit Processing Centres" (Transitzentren) auf den einschlägigen Transitrouten nach Europa als Teil einer "new vision for refugees" an die europäische Öffentlichkeit trat. Dieses Konzept, das von der Kommission zwar diskutiert, jedoch nicht unmittelbar forciert wurde, hat der damalige deutsche Außenminister Otto Schily zusammen mit seinem italienischen Amtskollegen Pisanu 2004 wieder aufgegriffen und als Plan zur Errichtung von Auffanglagern für Flüchtlinge in Nordafrika skizziert. Die Idee dabei war einfach und nicht zuletzt von der so genannten Pacific Solution oder Strategy in Australien inspiriert: Wer einen Flüchtlingsstatus erlangt, wird auf der Basis von Kontingenten in die EU umgesiedelt; wessen Asylanspruch negativ beschieden wird, soll in ihr oder sein Herkunftsland zurückgebracht werden. Schilys Papier mit dem Titel "Effektiver Schutz für Flüchtlinge, wirkungsvolle Bekämpfung illegaler Migration" sah die Prüfung der Schutzbedürftigkeit von "Personen, die auf Hoher See in gefährlicher Situation aufgenommen werden oder das Risiko einer Meeresüberfahrt vermeiden wollen" in Aufnahmeeinrichtungen auf dem afrikanischen Kontinent vor. Im Zuge der gescheiterten Rettungsaktion schiffbrüchiger Migrant*innen durch das Rettungsschiff Cap Anamur im Mittelmeer gelang es damals, diesem Konzept der Exterritorialisierung von Lagern den 1 Dieser Text entstand im Auftrag des Afrika Referats der Heinrich Böll Stiftung und im Rahmen von transit migration 2. A research project on the de-and restabilizations of the European border regime (http://transitmigration-2.org/), gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung. Ein besonderer Dank geht an Siddiq Maqbool, ohne den diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Danke zudem an Bernd Kasparek und Dimitris Parsanoglou. Anstrich einer humanitären Reaktion auf die teils tödlichen Auswirkungen der zunehmenden Militarisierung der Grenze zu verleihen. Während die Innenminister Polens und Österreichs den Plan unterstützten, opponierten Frankreich, Schweden und Spanien gegen eine solche Entwicklung, die sie als unakzeptabel qualifizierten. In den selben Zeitraum fällt allerdings auch die separat von dieser Debatte stattfindende Entscheidung der Kommission, fünf von der UN mit Unterstützung des UNHCR betriebene Zentren für Transitmigrant*innen und Geflüchtete in Mauretanien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen zu finanzieren. 2 Im November 2014 machte Thomas de Maizière kurzfristig von sich reden, als er den Gedanken solcher extraterritorialer Zentren erneut aufbrachte und sie als "Willkommensund Ausreisezentren in Transitländern" bezeichnete, die allerdings eher als bloß an Flucht an bislang nicht existenten legalen Einwanderungsmöglichkeiten in die EU ausgerichtet werden sollten. Die Hotspots, eine Art Rangier-oder Verschiebe-Zentren des europäischen Asylsystems, wenngleich auf grenznahem EU-Territorium, sind im Kontext dieser immer wieder aufflammenden Vorstellungen zu verstehen, den gemischten Migrations-und Fluchtbewegungen nach Europa vor oder auf der Grenze zum Schengener Raum in einem grundlegenderen Sinne als bloß mit Grenzkontrolle und Abschottung zu begegnen. 3

Research paper thumbnail of Interview Epochi, Migration and Border Crisis (GR)

Research paper thumbnail of Turbulente Ränder (Hg.): Vassilis Tsianos et al.

Research paper thumbnail of Escape routes: control and subversion in the twenty-first century

Research paper thumbnail of Thematic Report “Border Crossings” (WP 4), MIG@NET, Vassilis Tsianos, Brigitta Kuster

Research paper thumbnail of Biopolitik in der Debatte (Hg.):Marianne Pieper, Thomas Atzert, Serhat Karakayali, Vassilis Tsianos

Research paper thumbnail of Empire und die biopolitische Wende (Hg.): Marianne Pieper, Thomas Atzert, Serhat Karakayali, Vassilis Tsianos

Research paper thumbnail of Mobile Commons, Migrant Digitalities and the Right to the City

This book examines the relationship between urban migrant movements, struggles and digitality whi... more This book examines the relationship between urban migrant movements, struggles and digitality which transforms public space and generates mobile commons. Empirically conducted during the time of crisis-and-austerity, the research draws on struggles in Athens, Nicosia and Istanbul, but also extends to the eastern Mediterranean borders. The authors explore heterogeneous digital forms in the context of migration, border-crossing and transnational activism, displaying commonality patterns and inter-dependence. The interaction between actors generates powerful transformation effects at different levels: struggles for daily survival and more visible or subtle struggles for recognition, representation and/or settlement. Albeit legally inchoate, such vibrant struggles contribute to the establishment of informal socially embedded 'rights' and new 'acts of citizenship'. Mobile commons are socially practiced rights to be mobile which subvert technological and sovereign control to allow for the subject's invisibility, multiplicity and freedom from surveillance.

Research paper thumbnail of Stuart Hall. Aktivismus, Pop und Politik. Ed. Dagmar Brunow

Über Stuart Halls Einfluss auf die deutschsprachige ­Kulturtheorie Was macht Stuart Hall, de... more Über Stuart Halls Einfluss auf die deutschsprachige ­Kulturtheorie

Was macht Stuart Hall, der im Februar 2014 verstarb, zu einem der meistzitierten Autoren der testcard? ­Dieser Band geht dem Einfluss des britischen Soziologen und Kulturtheoretikers im deutschsprachigen Kontext nach.

Stuart Hall, diese »Popikone mit Grips«, wie ihn der Regisseur John Akomfrah einmal nannte, gilt als ­wichtigster Vertreter der britischen Cultural Studies. Sein Themengebiet ist breit gefächert und umfasst Untersuchungen zu Jugendkulturen, Rassismus, ­Polizeipraktiken, Identität, Hybridität, ­Multikulturalismus, Thatcherismus, künstlerischen Praktiken, Film und Fotografie, medialen Repräsentationspolitiken und ihrer Rezeption. Mit seiner kritischen Perspektive auf die Mechanismen von Hegemonie und Macht verortet sich Halls Werk an der Schnittstelle von ­Aktivismus und Akademie, Popkultur und Politik.

Stuart Hall, der die New Left in Großbritannien ebenso geprägt hat wie die Cultural Studies, hat die Grenzen zwischen den Disziplinen gesprengt und wurde vor allem für seine Offenheit, seine Neugier und seine Bereitschaft zum Dialog geschätzt. In teils sehr persönlich gehaltenen Beiträgen berichten deutschsprachige AktivistInnen und KulturtheoretikerInnen von Stuart Halls Inspiration für ihr Denken und ihre Arbeit – auf Stadtforschung, Pop, kritische Theorie, Antirassismus, Kolonialismus, Migration, Hafenstraße, Stilpolitiken und Gentrifizierungskritik. Damit gibt der Band Impulse für die deutschsprachige Hall-Rezeption und zeigt eine Vielzahl von Andockmöglichkeiten seiner Ideen auf. Stuart Hall nannte sein Werk einmal eine »unfinished conversation«. Die Unterhaltung ist noch lange nicht beendet.

Mit Beiträgen von Tobias Nagl, Nanna Heidenreich, Vassilis Tsianos, Kathrin Wildner, Simon Dickel, Simone Borgstede, Moritz Ege, Janek Niggemann und Benjamin Opratko und einem Grußwort von Bill Schwarz.

Inhaltsverzeichnis

Denken als Aktivismus: Stuart Hall zwischen Popkultur und Politik

Simon Dickel:
Omar, Johnny und Ich

Nanna Heidenreich:
Identität eins, Identität zwei, Identität x

Moritz Ege:
Stuart Hall und Stil: vier Annäherungen

Kathrin Wildner:
Stuart Hall und die Stadtforschung. Ein Blick zurück auf die ­Gentrifizierung der Lower East Side in New York

Vassilis S. Tsianos:
»That part of me comes from a ­plantation, when you owned me. You don’t lose that, it ­becomes stronger.« Stuart Hall in ­Hamburg

Simone Beate Borgstede:
Geschichte ist immer offen: Denken und ­kämpfen mit Stuart Hall

Janek Niggemann?/?Benjamin Opratko:
Das Lächeln nicht verlieren! Stuart Hall als sozialistischer ­Intellektueller

Tobias Nagl:
The After-Life of Stuart Hall: Why Hall?

Research paper thumbnail of Rassismus in der postmigrantischen Gesellschaft

Research paper thumbnail of Δημήτρης Παρσάνογλου & Βασίλης Τσιάνος Η κοινωνική πολιτική στα χρόνια της επισφάλειας: σημειώσεις για το τέλος του νεοφιλελευθερισμού Tsianos Parsanoglou

Δημήτρης Παρσάνογλου & Βασίλης Τσιάνος Η κοινωνική πολιτική στα χρόνια της επισφάλειας: σημειώσει... more Δημήτρης Παρσάνογλου & Βασίλης Τσιάνος Η κοινωνική πολιτική στα χρόνια της επισφάλειας: σημειώσεις για το τέλος του νεοφιλελευθερισμού Μιλώντας για το παρόν και το μέλλον των κοινωνικών πολιτικών αναπόφευκτα μιλάμε για τον κοινωνικοπολιτικό χαρακτήρα του νεοφιλελεύθερου κοινωνικού κράτους. Ο Αμερικανός κοινωνιολόγος Erik Olin Wright στο σημαντικό έργο του Χαρτογραφώντας τις πρακτικές ουτοπίες πέραν του καπιταλισμού (2010) μάς υπενθυμίζει ότι κάθε συζήτηση για το κοινωνικό κράτος οφείλεται να εντάσσεται στο ανταγωνιστικό δίπολο της καπιταλιστικής συσσώρευσης και των αντιστάσεων του κόσμου της εργασίας που αυτή διαρκώς προκαλεί (Tsianos et al. 2012, Tsianos, 2016, Trimikliniotis, et al. 2016). Και για να θυμηθούμε μια βασική αρχή της κριτικής στο κοινωνικό κράτος, ο ορίζοντας της καπιταλιστικής συσσώρευσης είναι ο τρόπος που η αναπαραγωγή των κοινωνικών σχέσεων της οικονομίας περιορίζει ή αναδιαπραγματεύεται τη βία της αγοράς εν ονόματι της υπεράσπισης της κοινωνίας εν γένει. Ο Wright μάς προσφέρει μια ενδιαφέρουσα υπόθεση για το τέλος του νεοφιλελευθερισμού με το να εντάσσει τις δυνατότητες και τις στρατηγικές μετα-καπιταλιστικών κοινωνικών πολιτικών σε μια διττή δυναμική της παγκόσμιας συγκυρίας: από τη μια, η κλιματική αλλαγή αποτελεί μια πραγματική συστημική πρόκληση, η οποία αφορά στο σκληρό πυρήνα της καπιταλιστικής συσσώρευσης, δηλαδή στα όρια της ανάπτυξης εντός του ανθρακο-πετρελαϊκού καπιταλισμού και η οποία αντιμετωπίζεται με μια αναγκαιότητα γιγαντιαίων επενδύσεων σε εναλλακτικές μορφές ενέργειας και νέες τεχνολογίες που όμως προωθούν την επανεμφάνιση του ρόλου του κράτους, όχι μόνο ως ρυθμιστή των σχέσεων αγοράς και παραγωγής κοινωνικών αγαθών αλλά και ως παραγωγικό πρωταγωνιστή. Οφείλουμε, επίσης, πολλά στην έρευνα της Mariana Mazzucato (2013), η οποία επαλήθευσε εμπειρικά αυτή την τάση στην οποία αναφέρεται ο Wright. Η θέση της