Paulskirche (original) (raw)

Die Paulskirche ist eine evangelische Kirche am gleichnamigen Paulsplatz in Frankfurt am Main. Sie besitzt eine bedeutende politische Symbolik in Deutschland. Die Kirche ist eine Pfarrei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, einer vereinigten Mitgliedskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie ist der Sitz des Frankfurter Parlaments von 1848, des ersten öffentlich und frei gewählten deutschen Gesetzgebers. Obwohl sie heute eine Vereinigte Evangelische Kirche ist, wurde sie 1789 – zufällig im selben Jahr wie die Französische Revolution – als lutherische Kirche gegründet.

Die Freie Stadt Frankfurt, die damals ihre rechtlich nicht getrennte lutherische Staatskirche regierte, beauftragte Johann Andreas Liebhardt 1789 mit dem Bau des ovalen Zentralkirchengebäudes. Der Kirchenneubau sollte die ehemalige Barfüßerkirche ersetzen, die 1786 wegen Verfall abgerissen worden war. Die Bauarbeiten wurden während der Napoleonischen Kriege gestoppt, der Neubau dann zwischen 1829 und 1833 von Johann Friedrich Christian Hess fertiggestellt, woraufhin die Orgelempore 1833 abgebaut wurde. Zwischen 1786 und 1833 fanden die evangelischen Gottesdienste in der Alten Nikolaikirche auf dem Römerberg im Süden statt, die ebenfalls im Besitz der Freien Stadt war und später auch als Garnisonskirche für ihre Truppen diente.

Im Jahre 1830 erließ die Freie Stadt die „Dotationsurkunde“, mit der sie die Praxis des Besitzes und der Erhaltung der Kirchengebäude in der Altstadt (sog. Dotationskirchen) festschrieb, deren Nutzung sie jedoch den Gemeinden der evangelischen Staatskirche oder den in der napoleonischen Zeit neu emanzipierten Kirchengemeinden überließ. Mit der Dotationsurkunde wurde der unentgeltliche Nießbrauch von neun stadteigenen Kirchengebäuden durch sechs lutherische Gemeinden und drei katholische Kirchengemeinden gesetzlich festgelegt. Andere religiöse Gruppen wie Juden und reformierte Protestanten waren nicht Teil dieser staatlichen Finanzierung.

Wegen der typisch protestantischen zentralen Gestaltung (Predigtkirche), die es jedem leicht macht, den Prediger oder Redner zu hören, stellte die Paulskirche im Zuge der deutschen Revolutionen von 1848 ein Treffpunkt des Frankfurter Parlaments dar.

Vom 31. März bis zum 3. April 1848 war das Gebäude ebenfalls Treffpunkt des Vorparlaments, das die Wahl zur Nationalversammlung vorbereitete. Am 18. Mai 1848 trat die Nationalversammlung zum ersten Mal in der Kirche zusammen und wurde deshalb Paulskirchenparlament genannt. Bis 1849 arbeitete die Nationalversammlung in der Kirche an der Entwicklung der ersten Verfassung für ein vereintes Deutschland. Der Widerstand Preußens, des österreichischen Kaiserreichs und einiger kleinerer deutscher Staaten zerstörte jedoch schließlich die Bemühungen.

Im Mai 1849 gab es eine Reihe von Aufständen, um die Umsetzung der Verfassung zu erzwingen, diese wurden jedoch mithilfe Preußens zerstört. Am 30. Mai 1849 löste sich das Paulskirchenparlament auf. Nach 1852 wurde die Pauluskirche wieder für lutherische Gottesdienste genutzt.

Im März 1944, während des Zweiten Weltkrieges, wurde die Kirche zusammen mit einem großen Teil der Frankfurter Innenstadt im Rahmen des alliierten Bombenanschlags von Frankfurt zerstört. Als Hommage an die Symbolik der Freiheit und als Wiege Deutschlands war es das erste Gebäude in Frankfurt, das man nach dem Krieg wieder aufbaute. Die Stadt selbst wollte jedoch das zu rekonstruierende Gebäude nutzen, sodass die evangelische Paulusgemeinde und die Stadt beschlossen, das Nießbrauchrecht der Gemeinde gegen das durch Bombenangriffe beschädigte Gebäude der alten St. Nikolauskirche einzutauschen.

Die Paulskirche konnte zum hundertjährigen Bestehen des Frankfurter Parlaments wiedereröffnet werden. Aufgrund finanzieller Zwänge und eines veränderten Nutzungskonzepts wurde die ursprüngliche Innenform durch das Architektenteam von Rudolf Schwarz grundlegend verändert. Ein Zwischenboden trennt nun den Keller – der als Ausstellungsraum dient – von der eigentlichen Halle im Hauptgeschoss.

Heute wird die Pauluskirche nicht mehr als Kirche, sondern als Veranstaltungsort genutzt. Am bekanntesten ist die jährliche Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels während der Frankfurter Buchmesse.