Eva Cancik-Kirschbaum | Freie Universität Berlin (original) (raw)
Papers by Eva Cancik-Kirschbaum
MDOG 156, 2024
Nachruf für Wolfgang Röllig
SAECULUM, 2017
Im Jahr 1860 warf der Baseler Theologe Johann Georg Müller in einer kleinen Schrift die Frage auf... more Im Jahr 1860 warf der Baseler Theologe Johann Georg Müller in einer kleinen Schrift die Frage auf, wer eigentlich die Semiten seien und mit welchem Recht man überhaupt von semitischen Sprachen und Völkern sprechen könne. 2 In den Altertumswissenschaften-und nicht nur dort-bezeichnen sogenannte Völkerfamilien 3 wie Semiten, Hamiten oder Indogermanen unscharf konturierte Kollektive in großmaßstäblicher Perspektive. Sie fungieren gleichsam als Variablen in den Algorithmen der historischen Erzählung. Dieser Beitrag untersucht die Verwendung solcher Variablen am Beispiel der Forschungen zum Alten Orient im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Einleitung Die Wiederentdeckung der vorhellenistischen Kulturen Vorderasiens und die Anfänge ihrer systematischen wissenschaftlichen Erforschung fallen in diesen Zeitraum: Ausgrabungen brachten Architektur, Artefakte und vor allem eine 1 Dieser Beitrag entstand am Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin im Rahmen unseres Forschungsprojekts "Wanderungsnarrative und Identitätsräume" im Forschungsverbund "TOPOI: The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations". Eingeflossen sind zudem Ergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes von F. Wiedemann "Wanderungsnarrative in den Wissenschaften vom Alten Orient. 1870-1930" am Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin. Für hilfreiche Anregungen und eine kritische Durchsicht bedanken wir uns bei R. Bernbeck, K. P. Hofmann, J. Klinger, J. Llop und U. Puschner. 2 Müller 1860. Die Schrift Müllers gehört in den Kontext der Rassendiskussion unter Orientalisten und Theologen jener Zeit. Im Mittelpunkt der Debatte stand der französische Religions-und Orientwissenschaftler Ernest Renan. Dieser hatte in seiner mehrbändigen Histoire générale et système comparé des langues sémitiques (1855) die Semiten als eine den Indogermanen gegenüber unterlegene Rasse bezeichnet und kontroverse Reaktionen unter Orientwissenschaftlern wie in der Öffentlichkeit ausgelöst: "Je suis donc le premier à reconnaître que la race sémitique, comparée à la race indo-européene, représente réellement une combinaison inférieure de la nature humaine." (Renan 1855, 4). Wegen derartiger Aussagen gilt Renan in der postkolonialen Forschung als Inbegriff des ‚orientalistischen' Wissenschaftlers (Said 2003 [1978], 130-148). Renan war allerdings eine komplexe Figur und kann zudem keineswegs als repräsentativ für die europäischen Orientwissenschaften des 19. Jahrhunderts gelten (hierzu Bobzin 2010; Wiedemann 2018 [im Druck]). 3 Der Lesbarkeit halber wird im Folgenden bei historisch belasteten Klassifikationsbegriffen wie ‚Stamm', ‚Volk', ‚Völkerfamilie' und ‚Rasse' auf die Markierung durch einfache Anführungszeichen verzichtet.
Institution, Iteration, Transfer. Episteme in Bewegung. Beiträge zu einer transdisziplinären Wissenschaftsgeschichte , 2015
Zwischen Karawane und Orientexpress. Streifzüge durch Jahrtausende orientalischer Geschichte und Kultur. Festschrift für Hannes Galter. AOAT 434. , 2017
BATSH
Some Observations on the Systemics of Administrative Records in Middle Assyrian Dūr-Katlimmu The ... more Some Observations on the Systemics of Administrative Records in Middle Assyrian Dūr-Katlimmu The document-based administration is a very powerful tool of the early state. It reflects more or less directly in its specific jargon the socioeconomic and political context of single transactions as well as of economic chronotopes. One would be mistaken, however, to infer from the terse diction and formal routine of records to a relatively simple system. In fact, on closer inspection it becomes clear to what extent the large economic organisations of the early state made use of a multilayered, hierarchically structured prospective memory. In this paper the ratio of administrative processes as reflected in terms of written documents issued by the bureaucracy of the Middle Assyrian state is discussed. Given the different levels of textualisation, the Middle Assyrian documents resulting from palatial economy can be classified according to their level of origin within the regular processing of data. So-called first-order documents arise as immediate result of administrative accounting, i.e. the registration of the annual grain-harvest or the receipt of crafted products by the palace. Documents of second-order and higher are to be regarded as internal documents, which emerge in the context of internal management processes, e.g. summary tables collecting annual accounts of several years, prospective calculation etc. These tablets typically show a significant degree of internal referentiality and help thus to reconstruct the chains of record-keeping and accounting even in somewhat fragmented archival contexts. In the following, this is examined on the basis of some texts dealing with grain-farming and livestock-management, the two most important sectors of the regional economics of Middle Assyrian Dūr-Katlimmu. They document the systematic entanglement of different administrative levels within the management of records at that time.
Das Land Assur (māt Aššur) war als politische Entität keine statische, sondern eine dynamische Gr... more Das Land Assur (māt Aššur) war als politische Entität keine statische, sondern eine dynamische Größe. Das Reichsgebiet, das de facto und de iure dem Befehl des Königs von Assur als Sachwalter des Gottes Assur unterstand, zeigt in seiner Ausdehnung zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert mit Phasen der Expansion und der Regression permanent Veränderung. Zugleich sind innerhalb des mittelassyrischen Reiches unterschiedliche Grade der staatlichen Überformung und ein komplexes Neben-und Ineinandergreifen von lokalen Gepflogenheiten und auf Zentralität gerichteten Strukturbildungen zu beobachten. 1 Ungeachtet des in der politischen Theologie Assyriens begründeten universalen Herrschaftsanspruches des Königs definierten letztendlich Wirksamkeit und Durchsetzungskraft der Befehlsgewalt des assyrischen Königs die Erstreckung seines Herrschaftsgebietes und damit die Größe des Landes Assur. In der Praxis bedurfte es dazu herrschaftspolitischer Instrumente, die-ungeachtet veränderlicher geographischer und geopolitischer Rahmenbedingungen-die Kontinuität des Staatswesens garantierten. Zu diesen Instrumenten gehören die königlichen Erlasse (Edikte), mit denen Entscheidungen des Königs manifest werden und Rechtsgültigkeit erhalten. Fragt man nach möglichen Funktionen dieser Zeugnisse königlichen Rechtshandelns, so ergeben sich andere Aspekte: zum einen die Frage nach dem Grad der Normativität, 2
renzüberschreitungen. Studien zur Kulturgeschichte des Alten Orients. Festschrift für Hans Neumann zum 65. Geburtstag am 9. Mai 2018. dubsar 5, 2018
ḫubullum, ṣibtum und melqētum. Zu Bezeichnungen konsumptiver Kredite in den altbabylonischen Edik... more ḫubullum, ṣibtum und melqētum. Zu Bezeichnungen konsumptiver Kredite in den altbabylonischen Edikten .
Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden.
Harrassowitz Verlag · Wiesbaden Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die ... more Harrassowitz Verlag · Wiesbaden Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress.
MDOG 156, 2024
Nachruf für Wolfgang Röllig
SAECULUM, 2017
Im Jahr 1860 warf der Baseler Theologe Johann Georg Müller in einer kleinen Schrift die Frage auf... more Im Jahr 1860 warf der Baseler Theologe Johann Georg Müller in einer kleinen Schrift die Frage auf, wer eigentlich die Semiten seien und mit welchem Recht man überhaupt von semitischen Sprachen und Völkern sprechen könne. 2 In den Altertumswissenschaften-und nicht nur dort-bezeichnen sogenannte Völkerfamilien 3 wie Semiten, Hamiten oder Indogermanen unscharf konturierte Kollektive in großmaßstäblicher Perspektive. Sie fungieren gleichsam als Variablen in den Algorithmen der historischen Erzählung. Dieser Beitrag untersucht die Verwendung solcher Variablen am Beispiel der Forschungen zum Alten Orient im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Einleitung Die Wiederentdeckung der vorhellenistischen Kulturen Vorderasiens und die Anfänge ihrer systematischen wissenschaftlichen Erforschung fallen in diesen Zeitraum: Ausgrabungen brachten Architektur, Artefakte und vor allem eine 1 Dieser Beitrag entstand am Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin im Rahmen unseres Forschungsprojekts "Wanderungsnarrative und Identitätsräume" im Forschungsverbund "TOPOI: The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations". Eingeflossen sind zudem Ergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes von F. Wiedemann "Wanderungsnarrative in den Wissenschaften vom Alten Orient. 1870-1930" am Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin. Für hilfreiche Anregungen und eine kritische Durchsicht bedanken wir uns bei R. Bernbeck, K. P. Hofmann, J. Klinger, J. Llop und U. Puschner. 2 Müller 1860. Die Schrift Müllers gehört in den Kontext der Rassendiskussion unter Orientalisten und Theologen jener Zeit. Im Mittelpunkt der Debatte stand der französische Religions-und Orientwissenschaftler Ernest Renan. Dieser hatte in seiner mehrbändigen Histoire générale et système comparé des langues sémitiques (1855) die Semiten als eine den Indogermanen gegenüber unterlegene Rasse bezeichnet und kontroverse Reaktionen unter Orientwissenschaftlern wie in der Öffentlichkeit ausgelöst: "Je suis donc le premier à reconnaître que la race sémitique, comparée à la race indo-européene, représente réellement une combinaison inférieure de la nature humaine." (Renan 1855, 4). Wegen derartiger Aussagen gilt Renan in der postkolonialen Forschung als Inbegriff des ‚orientalistischen' Wissenschaftlers (Said 2003 [1978], 130-148). Renan war allerdings eine komplexe Figur und kann zudem keineswegs als repräsentativ für die europäischen Orientwissenschaften des 19. Jahrhunderts gelten (hierzu Bobzin 2010; Wiedemann 2018 [im Druck]). 3 Der Lesbarkeit halber wird im Folgenden bei historisch belasteten Klassifikationsbegriffen wie ‚Stamm', ‚Volk', ‚Völkerfamilie' und ‚Rasse' auf die Markierung durch einfache Anführungszeichen verzichtet.
Institution, Iteration, Transfer. Episteme in Bewegung. Beiträge zu einer transdisziplinären Wissenschaftsgeschichte , 2015
Zwischen Karawane und Orientexpress. Streifzüge durch Jahrtausende orientalischer Geschichte und Kultur. Festschrift für Hannes Galter. AOAT 434. , 2017
BATSH
Some Observations on the Systemics of Administrative Records in Middle Assyrian Dūr-Katlimmu The ... more Some Observations on the Systemics of Administrative Records in Middle Assyrian Dūr-Katlimmu The document-based administration is a very powerful tool of the early state. It reflects more or less directly in its specific jargon the socioeconomic and political context of single transactions as well as of economic chronotopes. One would be mistaken, however, to infer from the terse diction and formal routine of records to a relatively simple system. In fact, on closer inspection it becomes clear to what extent the large economic organisations of the early state made use of a multilayered, hierarchically structured prospective memory. In this paper the ratio of administrative processes as reflected in terms of written documents issued by the bureaucracy of the Middle Assyrian state is discussed. Given the different levels of textualisation, the Middle Assyrian documents resulting from palatial economy can be classified according to their level of origin within the regular processing of data. So-called first-order documents arise as immediate result of administrative accounting, i.e. the registration of the annual grain-harvest or the receipt of crafted products by the palace. Documents of second-order and higher are to be regarded as internal documents, which emerge in the context of internal management processes, e.g. summary tables collecting annual accounts of several years, prospective calculation etc. These tablets typically show a significant degree of internal referentiality and help thus to reconstruct the chains of record-keeping and accounting even in somewhat fragmented archival contexts. In the following, this is examined on the basis of some texts dealing with grain-farming and livestock-management, the two most important sectors of the regional economics of Middle Assyrian Dūr-Katlimmu. They document the systematic entanglement of different administrative levels within the management of records at that time.
Das Land Assur (māt Aššur) war als politische Entität keine statische, sondern eine dynamische Gr... more Das Land Assur (māt Aššur) war als politische Entität keine statische, sondern eine dynamische Größe. Das Reichsgebiet, das de facto und de iure dem Befehl des Königs von Assur als Sachwalter des Gottes Assur unterstand, zeigt in seiner Ausdehnung zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert mit Phasen der Expansion und der Regression permanent Veränderung. Zugleich sind innerhalb des mittelassyrischen Reiches unterschiedliche Grade der staatlichen Überformung und ein komplexes Neben-und Ineinandergreifen von lokalen Gepflogenheiten und auf Zentralität gerichteten Strukturbildungen zu beobachten. 1 Ungeachtet des in der politischen Theologie Assyriens begründeten universalen Herrschaftsanspruches des Königs definierten letztendlich Wirksamkeit und Durchsetzungskraft der Befehlsgewalt des assyrischen Königs die Erstreckung seines Herrschaftsgebietes und damit die Größe des Landes Assur. In der Praxis bedurfte es dazu herrschaftspolitischer Instrumente, die-ungeachtet veränderlicher geographischer und geopolitischer Rahmenbedingungen-die Kontinuität des Staatswesens garantierten. Zu diesen Instrumenten gehören die königlichen Erlasse (Edikte), mit denen Entscheidungen des Königs manifest werden und Rechtsgültigkeit erhalten. Fragt man nach möglichen Funktionen dieser Zeugnisse königlichen Rechtshandelns, so ergeben sich andere Aspekte: zum einen die Frage nach dem Grad der Normativität, 2
renzüberschreitungen. Studien zur Kulturgeschichte des Alten Orients. Festschrift für Hans Neumann zum 65. Geburtstag am 9. Mai 2018. dubsar 5, 2018
ḫubullum, ṣibtum und melqētum. Zu Bezeichnungen konsumptiver Kredite in den altbabylonischen Edik... more ḫubullum, ṣibtum und melqētum. Zu Bezeichnungen konsumptiver Kredite in den altbabylonischen Edikten .
Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden.
Harrassowitz Verlag · Wiesbaden Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die ... more Harrassowitz Verlag · Wiesbaden Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
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MTT I/2, 2017
Toponyme der mittelassyrischen Texte: Der Westen des mittelassyrischen Reiches Obermesopotam... more Toponyme der mittelassyrischen Texte: Der Westen des mittelassyrischen Reiches
Obermesopotamien im 2. Jt. v.Chr. – MTT I/2
La Haute-Mésopotamie au IIe millénaire av. J.-C. – MTT I/2
Eva Cancik-Kirschbaum et Christian Hess
The first volume of Materials on toponymy and topography (MTT) presents results of the French-German collaboration on the historical geography of Upper Mesopotamia in the 2nd millennium BCE. The three parts present archeological and textual data which provide a basis for a global approach to the socio-political history of the region.
A paper-version of the three volumes can be ordered on the webside of the SEPOA
publications.
This part (MTT I/2) provides an up-to-date reference work for ca...
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Note de l’éditeur
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Éditeur : Collège de France, Société pour l’étude du Proche-Orient ancien
Lieu d’édition : Paris
Publication sur OpenEdition Books : 20 janvier 2017
ISBN numérique : 978-2-7226-0451-3
DOI : 10.4000/books.cdf.4439
Collection : Institut des civilisations
Année d’édition : 2017
ISBN (Édition imprimée) : 978-2-9538653-5-6
Nombre de pages : 204
The first volume of Materials on toponymy and topography (MTT) presents results of the French-German collaboration on the historical geography of Upper Mesopotamia in the 2nd millennium BCE. The three parts present archeological and textual data which provide a basis for a global approach to the socio-political history of the region.
A paper-version of the three volumes can be ordered on the webside of the SEPOA
publications.
This part (MTT I/2) provides an up-to-date reference work for ca. 400 individual toponyms from published and unpublished sources, focussing on the western half of the Middle Assyrian empire between the Euphrates and Tigris as a core area of Assyrian settlement and expansion.
Vorwort
Im Jahr 1982 veröffentlichte Khaled Nashef in der Reihe Beihefte B zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients als Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes N° 5 einen Band über Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit.1 Dieses Werk dient Philologen, Archäologen und Historikern als unentbehrliches Leitwerk zur historischen Toponymie und Topographie Assyriens und Babyloniens in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends. Mit der fortschreitenden Erschließung neuer mittelassyrischer Texte erschien eine Aktualisierung der Belegsammlungen zu den Toponymen, Regionymen, Hydronymen sowie Ethnonymen für die historisch-geographische Grundlagenfoschung nützlich.
Die geographischen Namen, die in diesem Teil der Materialien zur Toponymie und Topographie 1 (MTT1/mAss) zusammengestellt sind, beziehen sich auf einen geographischen Raum, der sich aus der Perspektive Assurs als der westliche Teil von Māt Aššur beschreiben lässt. Diese Fokussierung, die nicht zuletzt durch ihre unscharfen Peripherien eine Reihe von Problemen bereitet, ist der Arbeitsmethodik der Projektkooperation und den etwas unterschiedlichen Perspektiven der Textcorpora geschuldet. Daraus ergibt sich eine leichte Differenz zwischen dem altbabylonischen und dem mittelassyrischen Teil bei der Einteilung des Materials. Für die mittelassyrische Zeit wurde der Tigris als virtuelle Grenze festgelegt, vgl. Karte 1.2 Die vorliegende Sammlung enthält diejenigen geographischen Namen, die sich mehr oder weniger sicher den westlich des Tigris liegenden Teilen des mittelassyrischen Reiches zuweisen lassen. Lokalisierungsvorschläge sind in Karte 2 verzeichnet. Damit ist allerdings nur ein Teil, nämlich in etwa die Hälfte der in mittelassyrischen Quellen überlieferten geographischen Namen erfasst. Der zweite Teil (MTT II/2) wird das Namenmaterial enthalten, das geographisch dem Osttigris-Raum sowie der Peripherie des mittelassyrischen Reiches zuzuordnen ist. Ferner werden dort fragmentarische und vorläufig nicht lokalisierbare Ortsnamen aufgeführt.
In 1898, the Orientalistische Literaturzeitung (OLZ) appeared for the first time, as a review jou... more In 1898, the Orientalistische Literaturzeitung (OLZ) appeared for the first time, as a review journal comprising Oriental Studies in their entirety, against the backdrop of the establishment of learned societies and the beginnings of German excavations in Babylon. Until today the journal has maintained the self-same holistic approach, constituting the oldest review journal for Orientalist Studies: Egyptology; Assyriology and Near Eastern Archaeology; the Old Testament, Semitic, Islamic, Iranian, and Judaic Studies; South, Central and East Asian Studies; and African Studies as well.
Throughout the vicissitudes of German history, OLZ asserted its status as an internationally recognized academic journal providing documentation for the disciplinary history of Oriental Studies and the interdependencies between research and Weltanschauung (ideology). Ever since Edward W. Said’s influential – if highly controversial – study of ‘Orientalism’ and within the context of contemporaneous postcolonial debates, Oriental Studies face various challenges, and the necessity to re-negotiate (continuously) their relationship as an academic discipline with the public.
The conference aims to further that process, highlighting the background of and conditions for the development of Oriental disciplines, the role played by academic journals – especially those involved with reviews – and to analyse communication and content of research in various disciplines, against the background of societal and political developments in Germany.
Topoi - Berlin Studies in the Ancient World Vol. 17, 2014
Das Mittani-Reich war eine der großen imperialen Strukturen des Alten Orients im 2. Jahrtausend v... more Das Mittani-Reich war eine der großen imperialen Strukturen des Alten Orients im 2. Jahrtausend v.Chr. Es erstreckte sich von der Levante über Obermesopotamien bis an den Zagros. Doch noch immer ist das Wissen um Entstehung und die innere Verfasstheit dieses Staates begrenzt. In diesem Band untersuchen Altorientalisten, vorderasiatische Archäologen und Historiker das Verhältnis von älteren und zeitgenössischen Formen der Organisation des Territoriums – politisch, kulturell, gesellschaftlich – zu diesem neuen Staat.
München: Akademie Verlag, 2013., 2013
Der Alte Orient ist ein Konstrukt der neuzeitlichen Wissenschaft. Seine Grenzen in Raum und Zeit ... more Der Alte Orient ist ein Konstrukt der neuzeitlichen Wissenschaft. Seine Grenzen in Raum und Zeit sind unscharf, seine Forschungsgegenstände unterliegen kontinuiertlich der Veränderung. Doch in demselben Maße, in dem die kulturelle, geographische, ethnische und gesellschaftliche Diversität im Alten Orient in der Forschung an Kontur gewinnen, treten auch die Gemeinsamkeiten deutlicher hervor. Dies lenkt den Blick auf Vielfalt und Normierung als Kategorien kulturgeschichtlicher Betrachtung, und die Frage, inwieweit diese als Elemente des historischen Prozesses selbst wirksam sind. Die Einführung eines neuen Maßsystems, eine Schriftreform, die Durchsetzung eines neuen keramischen Formenrepertoires sind Beispiele für die aktive Nutzung des Wissens um die Wirkmächtigkeit von Normierungsprozessen zur Stabilisierung territorialer Herrschaft. Doch die Frage stellt sich für den Alten Orient sehr viel grundsätzlicher: Welchen Anteil haben Konzepte, Regelungsmechanismen und Zeichensysteme an der Erzeugung der kulturell, politisch, religiös, wirtschaftlich und sozial überformten Räumen? Im Rahmen der Forschungen des Exzellenz-Clusters TOPOI, der das Spannungsfeld von Räumen und Wissen in der Antike erkundet, widmete sich ein Symposium historischen Phänomenen von Vielfalt und Normierung in altorientaischen Kulturen. Der Band versammelt archäologische, philologische, historische, linguistische und religionsgeschichtliche Beiträge nenommierter Forscher zur Altertumskunde Vorderasiens.
Lange Zeit galt Schrift als aufgeschriebene mündliche Sprache. Doch was geschieht, wenn eine math... more Lange Zeit galt Schrift als aufgeschriebene mündliche Sprache. Doch was geschieht, wenn eine mathematische Gleichung gelöst und Musik mit Noten komponiert wird, wenn ein Autor an seinem Text feilt, die Konkrete Poesie ein Schriftspiel entfaltet, der genetische Code als Buchstabenfolge sequenziert wird, der Kabbalist Buchstaben permutiert oder der Informatiker ein Computerprogramm schreibt? Schriften sind mehr als Aufschreibsysteme für Gesprochenes; stets bergen sie lautsprachenneutrale Aspekte. Der Begriff "Schriftbildlichkeit" zielt auf einen Perspektivenwechsel: die Überwindung eines phonographisch reduzierten und eurozentrisch verengten Schriftkonzeptes. Jenseits der Dichotomie von Sprache und Bild vereinigen sich in Schriften diskursive und ikonische Merkmale – und das gilt für alphabetische wie nichtalphabetische Schriften. Schriften eröffnen Experimentierräume der kognitiven wie der ästhetischen Erfahrung. In den Beiträgen dieses programmatischen Eröffnungsbandes der neuen Buchreihe "Schriftbildlichkeit" werden explorative und kreative Leistungen von Schriften im Wechselverhältnis ihrer Sichtbarkeit und Handhabbarkeit in wissenschaftlichen und künstlerischen, in alltäglichen, spielerischen und religiösen Schriftpraktiken zutage gefördert.
Topoi - Berlin Studies in the Ancient World 1, 2011
In diesem interdisziplinären Sammelband, der aus einer Tagung anläßlich der Berliner Ausstellung ... more In diesem interdisziplinären Sammelband, der aus einer Tagung anläßlich der Berliner Ausstellung Babylon - Wahrheit und Mythos hervorgeht, diskutieren international renommierte Wissenschaftler aus den Altertumswissenschaften erstmals unter dem Fokus „Wissenskultur“: Für die zeitgenössischen Kulturen der Alten Welt galt Babylon als Inbegriff von Gelehrsamkeit, in den Transformationsprozessen der Spät- und Nachantike hingegen wurde es in dem Maße, wie diese Wissenskultur nach dem Untergang der altorientalischen Reiche in Vergessenheit geriet, zum Sinnbild für Okkultismus, Magie und esoterisches Wissen.
Episteme in Bewegung vol. 25, 2022
Die Kulturen des antiken Mesopotamiens und angrenzender Regionen werden mit Blick auf eine dort ü... more Die Kulturen des antiken Mesopotamiens und angrenzender Regionen werden mit Blick auf eine dort über mehrere Jahrtausende genutzte Schriftart auch als „Keilschriftkulturen“ bezeichnet. Die Verwendung der Keilschrift setzt in Südmesopotamien etwa um 3300 v.Chr. ein und reicht bis in das 2. Jahrhundert unserer Zeit. Im Laufe ihrer mehr als drei Jahrtausende umspannenden Überlieferungsgeschichte wurde die Keilschrift an mehr als ein Dutzend unterschiedlichster Sprachen angepasst; die bekanntesten sind Sumerisch, Akkadisch, Hethitisch, Hurritisch, Elamisch, Ugaritisch, Urartäisch und Altpersisch. Derartige Anpassungsprozesse basieren auf Bewegungen von Schrift- und Sprachwissen, die sich in Abhängigkeit von soziohistorischen und linguistischen Rahmenbedingungen sowie funktionellen Nutzungskontexten der Schrift vollzogen.
Der von Eva Cancik-Kirschbaum und Ingo Schrakamp herausgegebene Band führt in die Thematik ein und beschreibt anhand diachroner und diatoper Fallstudien aus drei Jahrtausenden keilschriftlicher Überlieferung derartige Bewegungen von Schrift- und Sprachwissen.
Episteme in Bewegung, Beiträge zu einer transdisziplinären Wissensgeschichte 9,, 2021
The use of writing for the preservation and transmission of administrative, scientific, literary ... more The use of writing for the preservation and transmission of administrative, scientific, literary and sacred knowledge has a long history. From the third millennium BCE on, many forms of social processes – intellectual, religious, political and others – have been increasingly materialized in the form of a variety of document types (tablets, bones, papyri, scrolls, parchments, books). Some of them were collected in archives or libraries that were dependent on royal palaces, governmental institutions and temples but also in private contexts.
The publication Collect and Preserve assembles a number of studies devoted to material aspects of collecting texts in ancient Egypt, Mesopotamia, Qumran, Medieval Japan, and Korea under the Chosŏn-Dynasty (1392–1910).
The contributions assembled in this volume stem from a group of researchers who came together in ... more The contributions assembled in this volume stem from a group of researchers who came together in the context of the Berlin-based Collaborative Research Center 980 "Episteme in motion", generously funded by the German Research Foundation. The center investigates processes of knowledge change in European and non-European pre-modern cultures. The meeting of the scholars took place in November 2014 on invitation of Research Group A01 "Episteme als Konfigurationsprozess," which was focused on processes of transmission in the ancient Near East. During the first phase (2012-2016) the project team consisted of
Investigatio Orientis 6, 2021
Aus dem Vorwort: Nun war der Babel-Bibel-Streit durchaus schon mehrfach Gegenstand forschungsgesc... more Aus dem Vorwort:
Nun war der Babel-Bibel-Streit durchaus schon mehrfach Gegenstand forschungsgeschichtlicher und fachgeschichtlicher Auseinandersetzung. Mit einer gewissen zeitlichen Distanz zu dem eigentlichen Ereignis schien es uns wünschenswert, die Situation im frühen 20. Jahrhundert noch einmal zu betrachten, denn: Wie unter einem Brennglas treten hier die Kämpfe um Deutungshoheit und wissenschaftliche Paradigmenbildung zutage, wird sichtbar, in welchem Umfang Wissenschaft politisch, religiös und ideologisch instrumentalisiert werden kann.
Die Rückwirkungen dieser Rahmenbedingungen auf die einzelnen Wissenschaften, auf die Fragen, die sie stellt(e), die Muster, die sie in den Befunden zu erkennen glaubt(e), die Interpretationen, die sie entwickelt(e), die Konzepte, die sie nutzt(e) – all dies ist nicht nur Forschungsgeschichte, sondern Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte.
Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam und die DFG Kolleg-Forschungsgruppe 2615 – „Rethinking Governance in the Ancient Near East“ am Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin haben deshalb vom 4. bis 6. November 2019 eine Tagung mit dem Titel „Der Babel-Bibel-Streit und die Wissenschaft des Judentums“ in der „Heilig-Geist-Kapelle“ der Humboldt Universität ausgerichtet. Der hier vorgelegte Band versammelt einen großen Teil der während der Tagung gehaltenen Vorträge. Er versteht sich keinesfalls als eine umfassende oder gar erschöpfende Darstellung und Auseinandersetzung zu der Thematik, sondern mag Grundlage und Anregung zu weiteren Forschungen und Diskussionen geben.
Beiträge zu einer transdisziplinären Wissensgeschichte 1, 2015
Institutionen geraten normalerweise gerade nicht in den Blick, wenn es um Prozesse des Wissenswan... more Institutionen geraten normalerweise gerade nicht in den Blick, wenn es um Prozesse des Wissenswandels geht. Vielmehr ist es eine weithin geteilte Überzeugung, dass Wandel wenn, dann stets nur außerhalb dieser Kreativitätsblockierer stattfindet. Nun ist aber gerade dort, wo vermeintlich rigide und stur am Überkommenen festgehalten wird, stets auch Wandel feststellbar. Ganz offensichtlich bringen also Praktiken, die auf Wiederholung gepolt sind und so institutionelle Zusammenhänge stabilisieren sollen, zugleich auch Veränderung hervor. Dieses Zusammenspiel von Wiederholung und Veränderung wird in diesem Sammelband mit dem Begriff der ‚Iteration‘ gefasst. Die Autorinnen und Autoren zeigen anhand einer breiten Palette historischer Fallbeispiele, welche Varianten des Wechselspiels von Wiederholung und Wandel zu beobachten sind und welche Befunde sich daraus für eine transdisziplinäre Wissensgeschichte ergeben.
Der Band eröffnet die Reihe „Episteme in Bewegung. Beiträge zu einer transdisziplinären Wissensgeschichte“, in der die Ergebnisse der Zusammenarbeit im Sonderforschungsbereich 980, angesiedelt an der Freien Universität Berlin, präsentiert werden.