Benjamin Haas | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (original) (raw)
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Papers by Benjamin Haas
Sonderpädagogische Förderung heute, 2021
Zusammenfassung: Mit dem Konzept der Optimierung ist ein zentrales Prinzip moderner Gesellschafte... more Zusammenfassung: Mit dem Konzept der Optimierung ist ein zentrales Prinzip moderner Gesellschaften umschrieben, das auf eine Verbesserung des ‚Normalen' zielt und mit gouvernementalen Regierungsweisen in Verbindung steht. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich diese Signatur der Gegenwart auf den Umgang mit dem ‚Nicht_Normalen' auswirkt. Dazu werden Techniken der Normalisierung im sonderpädagogischen Fachdiskurs zum Thema ADHS als Hilfsmittel erziehungswissenschaftlicher Optimierungsprozesse betrachtet und es wird gezeigt, dass auf ‚nicht_normale' Verhaltensweisen durch individualisierende Strategien der Disziplinierung reagiert wird.
Zusammenfassung: Der Ansatz des Ableism bietet die Möglichkeit Themenstellungen im Kontext inklus... more Zusammenfassung: Der Ansatz des Ableism bietet die Möglichkeit Themenstellungen im Kontext inklusiver Bildungsprozesse mit einer kritischen Perspektive zu betrachten. Im Zentrum stehen hierbei nicht-thematisierte Normalitäten und verbunden damit Fähigkeitserwartungen sowie deren Einbin-dung in gesellschaftliche Machtverhältnisse. Im Beitrag wird diese Perspektive auf die sonderpädagogi-sche Wissensproduktion zum Thema ADHS angewendet. Es wird gefragt, wie im sonderpädagogischen Fachdiskurs ein ‚ableist divide' ausgebildet wird und welche Fähigkeitserwartungen diesem zugrunde liegen. Dabei wird das Konzept der ‚Normalschüler*in' rekonstruiert und gezeigt, dass dieses als Basis-Annahme für die Konzeption von ‚nicht-normalen' und ‚un-fähigen' Verhaltensweisen benötigt wird.
Abstract: The concept of ableism offers the opportunity for critical perspectives on topics in the context of inclusive education. Here, the focus is on unconsidered normalities and associated ability expectations being influenced by power relations. In this paper, this perspective will be applied on the production of knowledge on the field of special education in relation ADHD. The author analyzes, how and on which ability expectations the 'ableist divide' is established in the scientific discourse of special education. In doing so, the concept of the 'normal student' is reconstructed. Results show, that this construct is necessary for the conception of 'non-normal' and 'un-able' behaviors.
ADHS als ‚ernsthafte Krankheit’, ‚überforderte Lehrer_innen’ und ‚gestörte Schüler_innen‘ Am ... more ADHS als ‚ernsthafte Krankheit’, ‚überforderte Lehrer_innen’ und ‚gestörte Schüler_innen‘
Am Beispiel der Konstruktion des Phänomens ADHS im sonderpädagogischen Fachdiskurs kann der problematische Charakter medizinisch-psychologischer Erklärungsansätze exemplifiziert werden. Dieser besteht in der machtvoll abgesicherten, klinisch inspirierten Gegenstandskonstruktion, die eine inklusionspädagogische Aufgabenbestimmungen unmöglich macht.
Ziel des Forschungsprojektes ist es repräsentative Aussagen über die Herausforderungen, Entwicklu... more Ziel des Forschungsprojektes ist es repräsentative Aussagen über die Herausforderungen, Entwicklungs- und Handlungsbedarfe von Aspekten der Kooperation und Teamarbeit machen zu können, die auf der Ebene der Organisation, des Unterrichts und des Personals im Rahmen der inklusiven Schulentwicklung an den Bremer Oberschulen bestehen. Es sollen folglich Indikatoren inklusiver Schulentwicklung identifiziert und konkrete Handlungsbedarfe abgeleitet werden, was insgesamt zur Verbesserung der inklusiven Schulentwicklung und zur Professionalisierung der Lehrerbildung im Land Bremen beiträgt.
Im Kontext inklusiver Schulentwicklung sind dabei nach Rolff (2012) die Ebenen der Organisations-, der Unterrichts- und der Personalentwicklung näher zu analysieren.
Um diese Ebenen in Bezug auf die Ausgangsfrage in Bremen umfassend analysieren zu können, stehen die Sichtweisen und Praktiken der an dem Prozess der Schulentwicklung Beteiligten (Lehrkräfte, Schul- und ZUP-Leitungen) im Fokus.
Drafts by Benjamin Haas
Kurzzusammenfassung Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, wie die Disziplin der (Sonder-)Päda... more Kurzzusammenfassung
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, wie die Disziplin der (Sonder-)Pädagogik Wissen zum Gegenstand ADHS produziert und damit eine spezifische Wirklichkeit des Phänomens hervorbringt. Aufgrund der Beobachtung, dass das Label ADHS im schulischen Kontext eine Generalisierung ‚nicht_normaler’ Verhaltensweisen darstellt, wird untersucht, wie das Phänomen ADHS auf der Ebene (sonder-)pädagogischer Wissensbestände als eine Kategorie ‚nicht_normalen’ Verhaltens konstruiert wird. Dazu wird einem kulturwissenschaftlich inspirierten Verständnis von Behinderung gefolgt, das auf Konstruktionsprozesse des (sonder-)pädagogischen Feldes übertragen wird. Dies hat zum Ziel, institutionalisierte Ausgrenzungsprozesse zu erfassen und die Notwendigkeit einer veränderten Konzeptualisierung des ‚Nicht_Normalen’ herauszustellen. Durch den Transfer der Perspektiven der Dis_ability Studies auf die (sonder-)pädagogische Wissensproduktion kann ein Beitrag zum Ansatz der Dis_ability Studies in Education geliefert werden, der eine differenztheoretisch inspirierte und theoretisch fundierte, empirische Inklusionsforschung unterstützt.
Gegenstand des empirischen Teils dieser Arbeit ist ein Korpus von 74 wissenschaftlichen Artikeln, das sich aus 49 (sonder-)pädagogischen Fachzeitschriften- und 25 Handbuchartikeln zusammensetzt, die zwischen 2000 und 2015 erschienen sind. Untersucht werden diese mit einer normalismus- und machtkritischen Perspektive durch ein diskurstheoretisches Konzept. Dadurch wird es nicht nur möglich, die diskursive Konstruktion des Gegenstands ADHS zu rekonstruieren. Vielmehr noch wird nachgezeichnet, wie im (sonder-)pädagogischen Interdiskurs die Grenze zwischen ‚normalen’ und ‚nicht_normalen’ Verhaltensweisen gezogen wird, welche Angebote die als ‚nicht_normal’ markierten Schüler_innen zur Reintegration in die Normalzone erhalten und mit welchen Adressierungen diese Beschäftigung einhergeht.
Durch die auf den einzelnen Analyseebenen identifizierten Befunde wird deutlich, dass die Konstruktion des ‚Nicht_Normalen’ im (sonder-)pädagogischen Fachdiskurs die im schulischen Kontext bestehende Normalität schützt und dass diese Schutzfunktion mit individualistischen Zuschreibungen und Zwängen einhergeht.
Abstract
The present study focusses on the question how the discipline of special education produces knowledge on the subject of ADHD and thereby creates a specific reality of the phenomenon. Due to the observation that in schools the label ADHD is used as ‘catch-all-typology’ and a generalisation for abnormal behaviours, it is questioned how ADHD is constructed as a category of ‘not_normal’ behaviour within special educational literature. Therefore, an understanding of disability, which is inspired by a cultural studies perspective, will be applied on the production of knowledge on the field of special education. The goal is to identify institutionalised processes of exclusion and to highlight the necessity of a modified conceptualization of the ‘not_normal’. Transferring perspectives of dis_ability studies to the field of special education, the analysis can be placed within the context of dis_ability studies in education. This supports a difference-theoretical inspired and theoretically founded, empirical research on the subject of inclusion.
The body of investigation includes 74 articles published in special education journals and handbooks between 2000 and 2015. The articles have been examined by a critical perspective on power relations and the construction of normality with a discourse analytical concept. As a result, not only the discoursive construction of the subject ADHD can be reconstructed. Moreover, it can be shown, how in the discourse of special education ‘normal’ behaviour is differentiated from ‘not_normal’ behaviour, how the students being marked as ‘not_normal’ are requested to re-integrate into the normal zone and which invocations follow this discussion.
The findings clearly demonstrate, that the construction of the ‘not_normal’ in the discourse of special education secures prevailing norms in school and that this is accompanied by individualistic attributions and constraints.
In this paper I discuss preliminary data from my PHD-project. Focussing on the construction of th... more In this paper I discuss preliminary data from my PHD-project. Focussing on the construction of the label ADHD as a category of ‘abnormal behaviour’ in Special Education Literature I analyse concepts of normality being used within the construction of the phenomenon.
Fokussiert wird sich auf die erziehungswissenschaftliche Teildisziplin der (Sonder-)Pädagogik und... more Fokussiert wird sich auf die erziehungswissenschaftliche Teildisziplin der (Sonder-)Pädagogik und es soll analysiert werden, wie im (sonder-)pädagogischen Fachdiskurs das Phänomen ADHS konstruiert wird. Entgegen einer einseitigen Fokussierung auf Aspekte der Behinderung wird der Arbeit eine differenztheoretische Ausrichtung zugrunde gelegt (vgl. Dederich 2013; Hinz 2013), die sich übergeordnet mit Normalitätskonstruktionen im Kontext von ADHS auseinandersetzt. Es sollen dabei variable Muster von Inklusion und Exklusion sowie Exklusionseffekte in sich verschiebenden Systemgrenzen (vgl. Dannenbeck 2012b, 61 ff.) im (sonder-)pädagogischen Diskurs herausgearbeitet werden. Ausgehend von einer wissenssoziologischen Perspektive wird danach gefragt, welche Wissenskategorien auf welche Weise Gültigkeit erfahren und wie dadurch die Wirklichkeit des Phänomens ADHS in der (sonder-)pädagogischen Fachliteratur gleichsam abgebildet und geschaffen wird.
Da die Konstruktion von ADHS von der Feststellung eines Defizits an sozial erwünschten Verhaltensweisen abhängig zu sein scheint (vgl. Mattner 2004), wird die sozialkonstruktivistische Perspektive in einem zweiten Schritt erweitert durch einen Bezug auf normalismustheoretische Überlegungen (vgl. Canguilhem 2012; Foucault 1977, 1983, 2003; Link 1997), um zu ergründen, durch welche Theorien ADHS im Sinne eines nicht-normalen Verhaltens konstruiert wird und mit welchen institutionalisierten Normalitätserwartungen diese Praxis einhergeht.
Conference Presentations by Benjamin Haas
Vorstellung Promotionsvorhaben
Books by Benjamin Haas
In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie das Phänomen ADHS auf der Ebene sonderpädagogisch... more In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie das Phänomen ADHS auf der Ebene sonderpädagogischer Wissensbestände als eine Kategorie ‚nicht_normalen’ Verhaltens konstruiert wird.
Dazu wird einem kulturwissenschaftlich inspirierten Verständnis von Behinderung gefolgt, das auf Wissensformierungen des sonderpädagogischen Feldes übertragen wird. Die Arbeit ist deshalb auf dem Gebiet der Dis_ability Studies in Education verortet und es werden ausgehend von einer normalismus- und machtkritischen Orientierung 74 sonderpädagogische Fachartikel zum Thema ADHS aus den Jahren 2000-2015 mit einem diskurstheoretischen Zugang analysiert.
Durch die Befunde lässt sich nicht nur zeigen, auf welche Weise die Konstruktion des Gegenstands ADHS in der diskursiven Praxis erfolgt. Vielmehr noch wird nachgezeichnet, wie die Grenze zwischen ‚normalen’ und ‚nicht_normalen’ Verhaltensweisen gezogen wird, welche Angebote die als ‚nicht_normal’ markierten Schüler_innen zur Re-integration in die Normalzone erhalten und mit welchen Adressierungen diese Beschäftigung einhergeht. Da sich das ‚Normale‘ hierbei in mehrfacher Hinsicht als Zwangsprinzip entpuppt, ist auf die Notwendigkeit einer veränderten disziplinären Wissensproduktion im sonderpädagogischen Feld verwiesen.
Sonderpädagogische Förderung heute, 2021
Zusammenfassung: Mit dem Konzept der Optimierung ist ein zentrales Prinzip moderner Gesellschafte... more Zusammenfassung: Mit dem Konzept der Optimierung ist ein zentrales Prinzip moderner Gesellschaften umschrieben, das auf eine Verbesserung des ‚Normalen' zielt und mit gouvernementalen Regierungsweisen in Verbindung steht. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich diese Signatur der Gegenwart auf den Umgang mit dem ‚Nicht_Normalen' auswirkt. Dazu werden Techniken der Normalisierung im sonderpädagogischen Fachdiskurs zum Thema ADHS als Hilfsmittel erziehungswissenschaftlicher Optimierungsprozesse betrachtet und es wird gezeigt, dass auf ‚nicht_normale' Verhaltensweisen durch individualisierende Strategien der Disziplinierung reagiert wird.
Zusammenfassung: Der Ansatz des Ableism bietet die Möglichkeit Themenstellungen im Kontext inklus... more Zusammenfassung: Der Ansatz des Ableism bietet die Möglichkeit Themenstellungen im Kontext inklusiver Bildungsprozesse mit einer kritischen Perspektive zu betrachten. Im Zentrum stehen hierbei nicht-thematisierte Normalitäten und verbunden damit Fähigkeitserwartungen sowie deren Einbin-dung in gesellschaftliche Machtverhältnisse. Im Beitrag wird diese Perspektive auf die sonderpädagogi-sche Wissensproduktion zum Thema ADHS angewendet. Es wird gefragt, wie im sonderpädagogischen Fachdiskurs ein ‚ableist divide' ausgebildet wird und welche Fähigkeitserwartungen diesem zugrunde liegen. Dabei wird das Konzept der ‚Normalschüler*in' rekonstruiert und gezeigt, dass dieses als Basis-Annahme für die Konzeption von ‚nicht-normalen' und ‚un-fähigen' Verhaltensweisen benötigt wird.
Abstract: The concept of ableism offers the opportunity for critical perspectives on topics in the context of inclusive education. Here, the focus is on unconsidered normalities and associated ability expectations being influenced by power relations. In this paper, this perspective will be applied on the production of knowledge on the field of special education in relation ADHD. The author analyzes, how and on which ability expectations the 'ableist divide' is established in the scientific discourse of special education. In doing so, the concept of the 'normal student' is reconstructed. Results show, that this construct is necessary for the conception of 'non-normal' and 'un-able' behaviors.
ADHS als ‚ernsthafte Krankheit’, ‚überforderte Lehrer_innen’ und ‚gestörte Schüler_innen‘ Am ... more ADHS als ‚ernsthafte Krankheit’, ‚überforderte Lehrer_innen’ und ‚gestörte Schüler_innen‘
Am Beispiel der Konstruktion des Phänomens ADHS im sonderpädagogischen Fachdiskurs kann der problematische Charakter medizinisch-psychologischer Erklärungsansätze exemplifiziert werden. Dieser besteht in der machtvoll abgesicherten, klinisch inspirierten Gegenstandskonstruktion, die eine inklusionspädagogische Aufgabenbestimmungen unmöglich macht.
Ziel des Forschungsprojektes ist es repräsentative Aussagen über die Herausforderungen, Entwicklu... more Ziel des Forschungsprojektes ist es repräsentative Aussagen über die Herausforderungen, Entwicklungs- und Handlungsbedarfe von Aspekten der Kooperation und Teamarbeit machen zu können, die auf der Ebene der Organisation, des Unterrichts und des Personals im Rahmen der inklusiven Schulentwicklung an den Bremer Oberschulen bestehen. Es sollen folglich Indikatoren inklusiver Schulentwicklung identifiziert und konkrete Handlungsbedarfe abgeleitet werden, was insgesamt zur Verbesserung der inklusiven Schulentwicklung und zur Professionalisierung der Lehrerbildung im Land Bremen beiträgt.
Im Kontext inklusiver Schulentwicklung sind dabei nach Rolff (2012) die Ebenen der Organisations-, der Unterrichts- und der Personalentwicklung näher zu analysieren.
Um diese Ebenen in Bezug auf die Ausgangsfrage in Bremen umfassend analysieren zu können, stehen die Sichtweisen und Praktiken der an dem Prozess der Schulentwicklung Beteiligten (Lehrkräfte, Schul- und ZUP-Leitungen) im Fokus.
Kurzzusammenfassung Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, wie die Disziplin der (Sonder-)Päda... more Kurzzusammenfassung
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, wie die Disziplin der (Sonder-)Pädagogik Wissen zum Gegenstand ADHS produziert und damit eine spezifische Wirklichkeit des Phänomens hervorbringt. Aufgrund der Beobachtung, dass das Label ADHS im schulischen Kontext eine Generalisierung ‚nicht_normaler’ Verhaltensweisen darstellt, wird untersucht, wie das Phänomen ADHS auf der Ebene (sonder-)pädagogischer Wissensbestände als eine Kategorie ‚nicht_normalen’ Verhaltens konstruiert wird. Dazu wird einem kulturwissenschaftlich inspirierten Verständnis von Behinderung gefolgt, das auf Konstruktionsprozesse des (sonder-)pädagogischen Feldes übertragen wird. Dies hat zum Ziel, institutionalisierte Ausgrenzungsprozesse zu erfassen und die Notwendigkeit einer veränderten Konzeptualisierung des ‚Nicht_Normalen’ herauszustellen. Durch den Transfer der Perspektiven der Dis_ability Studies auf die (sonder-)pädagogische Wissensproduktion kann ein Beitrag zum Ansatz der Dis_ability Studies in Education geliefert werden, der eine differenztheoretisch inspirierte und theoretisch fundierte, empirische Inklusionsforschung unterstützt.
Gegenstand des empirischen Teils dieser Arbeit ist ein Korpus von 74 wissenschaftlichen Artikeln, das sich aus 49 (sonder-)pädagogischen Fachzeitschriften- und 25 Handbuchartikeln zusammensetzt, die zwischen 2000 und 2015 erschienen sind. Untersucht werden diese mit einer normalismus- und machtkritischen Perspektive durch ein diskurstheoretisches Konzept. Dadurch wird es nicht nur möglich, die diskursive Konstruktion des Gegenstands ADHS zu rekonstruieren. Vielmehr noch wird nachgezeichnet, wie im (sonder-)pädagogischen Interdiskurs die Grenze zwischen ‚normalen’ und ‚nicht_normalen’ Verhaltensweisen gezogen wird, welche Angebote die als ‚nicht_normal’ markierten Schüler_innen zur Reintegration in die Normalzone erhalten und mit welchen Adressierungen diese Beschäftigung einhergeht.
Durch die auf den einzelnen Analyseebenen identifizierten Befunde wird deutlich, dass die Konstruktion des ‚Nicht_Normalen’ im (sonder-)pädagogischen Fachdiskurs die im schulischen Kontext bestehende Normalität schützt und dass diese Schutzfunktion mit individualistischen Zuschreibungen und Zwängen einhergeht.
Abstract
The present study focusses on the question how the discipline of special education produces knowledge on the subject of ADHD and thereby creates a specific reality of the phenomenon. Due to the observation that in schools the label ADHD is used as ‘catch-all-typology’ and a generalisation for abnormal behaviours, it is questioned how ADHD is constructed as a category of ‘not_normal’ behaviour within special educational literature. Therefore, an understanding of disability, which is inspired by a cultural studies perspective, will be applied on the production of knowledge on the field of special education. The goal is to identify institutionalised processes of exclusion and to highlight the necessity of a modified conceptualization of the ‘not_normal’. Transferring perspectives of dis_ability studies to the field of special education, the analysis can be placed within the context of dis_ability studies in education. This supports a difference-theoretical inspired and theoretically founded, empirical research on the subject of inclusion.
The body of investigation includes 74 articles published in special education journals and handbooks between 2000 and 2015. The articles have been examined by a critical perspective on power relations and the construction of normality with a discourse analytical concept. As a result, not only the discoursive construction of the subject ADHD can be reconstructed. Moreover, it can be shown, how in the discourse of special education ‘normal’ behaviour is differentiated from ‘not_normal’ behaviour, how the students being marked as ‘not_normal’ are requested to re-integrate into the normal zone and which invocations follow this discussion.
The findings clearly demonstrate, that the construction of the ‘not_normal’ in the discourse of special education secures prevailing norms in school and that this is accompanied by individualistic attributions and constraints.
In this paper I discuss preliminary data from my PHD-project. Focussing on the construction of th... more In this paper I discuss preliminary data from my PHD-project. Focussing on the construction of the label ADHD as a category of ‘abnormal behaviour’ in Special Education Literature I analyse concepts of normality being used within the construction of the phenomenon.
Fokussiert wird sich auf die erziehungswissenschaftliche Teildisziplin der (Sonder-)Pädagogik und... more Fokussiert wird sich auf die erziehungswissenschaftliche Teildisziplin der (Sonder-)Pädagogik und es soll analysiert werden, wie im (sonder-)pädagogischen Fachdiskurs das Phänomen ADHS konstruiert wird. Entgegen einer einseitigen Fokussierung auf Aspekte der Behinderung wird der Arbeit eine differenztheoretische Ausrichtung zugrunde gelegt (vgl. Dederich 2013; Hinz 2013), die sich übergeordnet mit Normalitätskonstruktionen im Kontext von ADHS auseinandersetzt. Es sollen dabei variable Muster von Inklusion und Exklusion sowie Exklusionseffekte in sich verschiebenden Systemgrenzen (vgl. Dannenbeck 2012b, 61 ff.) im (sonder-)pädagogischen Diskurs herausgearbeitet werden. Ausgehend von einer wissenssoziologischen Perspektive wird danach gefragt, welche Wissenskategorien auf welche Weise Gültigkeit erfahren und wie dadurch die Wirklichkeit des Phänomens ADHS in der (sonder-)pädagogischen Fachliteratur gleichsam abgebildet und geschaffen wird.
Da die Konstruktion von ADHS von der Feststellung eines Defizits an sozial erwünschten Verhaltensweisen abhängig zu sein scheint (vgl. Mattner 2004), wird die sozialkonstruktivistische Perspektive in einem zweiten Schritt erweitert durch einen Bezug auf normalismustheoretische Überlegungen (vgl. Canguilhem 2012; Foucault 1977, 1983, 2003; Link 1997), um zu ergründen, durch welche Theorien ADHS im Sinne eines nicht-normalen Verhaltens konstruiert wird und mit welchen institutionalisierten Normalitätserwartungen diese Praxis einhergeht.
Vorstellung Promotionsvorhaben
In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie das Phänomen ADHS auf der Ebene sonderpädagogisch... more In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie das Phänomen ADHS auf der Ebene sonderpädagogischer Wissensbestände als eine Kategorie ‚nicht_normalen’ Verhaltens konstruiert wird.
Dazu wird einem kulturwissenschaftlich inspirierten Verständnis von Behinderung gefolgt, das auf Wissensformierungen des sonderpädagogischen Feldes übertragen wird. Die Arbeit ist deshalb auf dem Gebiet der Dis_ability Studies in Education verortet und es werden ausgehend von einer normalismus- und machtkritischen Orientierung 74 sonderpädagogische Fachartikel zum Thema ADHS aus den Jahren 2000-2015 mit einem diskurstheoretischen Zugang analysiert.
Durch die Befunde lässt sich nicht nur zeigen, auf welche Weise die Konstruktion des Gegenstands ADHS in der diskursiven Praxis erfolgt. Vielmehr noch wird nachgezeichnet, wie die Grenze zwischen ‚normalen’ und ‚nicht_normalen’ Verhaltensweisen gezogen wird, welche Angebote die als ‚nicht_normal’ markierten Schüler_innen zur Re-integration in die Normalzone erhalten und mit welchen Adressierungen diese Beschäftigung einhergeht. Da sich das ‚Normale‘ hierbei in mehrfacher Hinsicht als Zwangsprinzip entpuppt, ist auf die Notwendigkeit einer veränderten disziplinären Wissensproduktion im sonderpädagogischen Feld verwiesen.