Kiesen (original) (raw)

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Konolfingen. Dorf und Einzelhöfe an der Mündung der Chisen und Rotachen in die Aare. 1236 Chisun. 1764 186 Einw.; 1850 437; 1900 433; 1950 549; 1980 627; 2000 742.

Neolith. Steinbeil (Rotachen), spätbronzezeitl. Einzelfunde (Dorf), röm. Münzen (Zelg-Grünenbletz). Im 13. Jh. besass das Kloster Interlaken Güter und Vogteirechte in K. (1236, 1250). Ab dem 14. Jh. war die Twingherrschaft meist in der Hand bern. Burgergeschlechter, u.a. der Münzer, ab 1331 der von Seftigen, 1423 der von Diesbach, 1597 der von Erlach. Anstelle der ma. Burg mit Hof entstand um 1668 ein Landsitz, der nach Besitzerwechseln (ab 1776 Effinger von Wildegg) 1793 zum heutigen Schloss ausgebaut wurde. Nach Handänderungen war Schloss K. 1915-93 im Besitz der Fam. Dollfus von Volckersberg. Kirchlich gehört K. seit jeher zu Wichtrach. Rudolf Emanuel Effinger eröffnete 1815 im Schlossgut die erste genossenschaftl. Dorfkäserei (seit 1974 Milchwirtschaftl. Museum), von der Impulse zur Gründung weiterer Talkäsereien und zu einem Wandel in der schweiz. Landwirtschaft ausgingen. Bereits 1807-09 und 1848-62 wurde die Allmend aufgeteilt, 1942-43 wurden Teile des Auwalds gerodet und urbar gemacht. Als Verkehrsknotenpunkt (Strassenkreuz Bern-Thun und Emmental-Schwarzenburg) zogen im 19. Jh. überregionale Gewerbebetriebe nach K. Neben einer Käseproduktion (1840), einem Weinhandel (1868), einer Mosterei (1912) und einem Kieswerk siedelten sich im 20. Jh. eine Spielwaren- und eine Kleinmöbelfabrik sowie Töpfereien an. Ab dem 16. Jh. oblag K. die Bach- und Aarewehr zur Sicherung der Au vor Überflutung. Die Aarekorrektion erfolgte um 1826. 1830 wurde die Fähre durch die Jabergbrücke ersetzt. Für die Aareschifffahrt und Aareflösserei war K. bis zum Bahnbau Anlegestelle. Seit 1859 besitzt die Gem. eine Bahnstation an der Linie Bern-Thun, seit 1971 eine Autobahnauffahrt. Der Bau der Nationalstrasse löste die Gesamtmelioration 1967-76 und die Aussiedlung von Höfen aus. Mit dem Bevölkerungszuzug ab den 1980er Jahren stieg der Anteil der Wegpendler in die Regionen Thun und Bern.

Quellen und Literatur

Literatur

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Kiesen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.08.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000359/2007-08-10/, konsultiert am 14.11.2024.