Heinz Schilling | Humboldt Universität zu Berlin (original) (raw)
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Papers by Heinz Schilling
Bijdragen en Mededelingen betreffende de Geschiedenis der Nederlanden, 2002
Die mir gestellte Aufgabe, den ersten Band der IJkpunt-Reihe zu würdigen, stellt mich vor ein Dil... more Die mir gestellte Aufgabe, den ersten Band der IJkpunt-Reihe zu würdigen, stellt mich vor ein Dilemma. Denn eigentlich habe ich nur einen ganz lapidaren Kommentar zu geben: 'Eine bessere Geschichte der niederländischen Kultur um 1650, ihrer Bedingungen, Formen und Folgen für das menschliche Zusammenleben kann ich mir kaum vorstellen.' Diese Bewunderung ist leitmotivisch zu variieren und zu konkretisieren. Das soll-um im Bild zu bleiben-in drei 'Sätzen' geschehen: Zunächst soll es um die methodischen, theoretischen und darstellerisch-historiographischen Prämissen gehen (I); dann um Zeit und Raum, also um die Eichung des Eichpunkts 1650 selbst und um die räumliche Dimension von 'europäischem Kontext' (II); schließlich gilt es, kurz einzelne thematisch-sachliche Zusammenhänge zu kommentieren und zu variieren (III). Besondere Beachtung soll dabei die Frage der Aktualität von Ansatz und Darstellung finden. Denn der Gegenwartsbezug ist essentiell für ein solch beeindruckendes historiographisches Experiment wie das 'prioriteitsprogramma 'De Nederlandse cultuur in Europese context", das in der gegenwärtigen Kulturpolitik der einzelnen europäischen Staaten seinesgleichen sucht, jedenfalls in der deutschen. Eine solche Aktualität wird in dem 1650er Band auch in der Tat immer wieder deutlich. Das ist ein Beweis für bedeutende Historiographie, die immer aus der Zeit der Autoren heraus und für diese Zeit geschrieben wird. Und so läßt sich Bevochten eendracht auch als Rechenschaftsbericht der Historiker darüber lesen, warum und in welcher Weise die Vergangenheit, hier konkret die 'nationale' niederländische Kultur des 17. Jahrhunderts, gegenwärtige Vergangenheit ist und damit für unsere Tage ebenso wie für die Zukunft Europas Relevanz besitzt. I Historiographische Ortsbestimmung-niederländische Kulturgeschichte im europäischen Kontext Die IJkpunten-Serie hat sich zum Ziel gesetzt, 'Nederlandse cultuur in Europese context' zu schreiben. Für das im ersten Band behandelte 17. Jahrhundert bedeutet das konkret, die von Johan Huizinga und Simon Schama brillant vertretene endogene Gewichtung der niederländischen Kulturblüte aufzubrechen zugunsten einer europäischen Kontextualisierung (67). Diese Akzentverschiebung in den Untersuchungsund Darstellungsprämissen hängt zweifellos mit einer Veränderung in der Zeitlage zusammen. Vor hundert, wahrscheinlich aber auch noch vor fünfzig Jahren hätte das
Luther biographies abound but this fine translation of Schilling's German edition (2012) is most ... more Luther biographies abound but this fine translation of Schilling's German edition (2012) is most welcomed. The translator's goal was "to provide a text fully accessible to a reader who has no German." This is well-accomplished. Schilling's book draws on his years as Professor of Early Modern History at the Humboldt University, Berlin and, as the subtitle indicates, sets Luther fully in an "age of upheaval," which was both an age of faith and an age in transition. Luther's world is no longer our world. But he is connected to our world. Schilling's biography sets Luther in his historical context and, more than other Luther biographies, explains backgroundssuch as historical accounts of local geography and cities as well as political dimensions and leading personalities. What emerges is a full and engaging picture of Luther the "rebel" who "forced his age to act on fundamental existential questions about religion and faith" (5). Luther was born to Hans and Margarete Luder and baptized on November 11, 1483, the day after his birth. The event took place in the Church of Saint Peter and Saint Paul in Eisleben, a mining town in the county of Mansfield. The family name was Luder and a distinctive feature of Schilling's book is that he maintains this identification of Martinuntil page 139. After his 95 Theses, aimed at the practice of Roman Catholic church indulgences, set off widespread reaction and Luder was becoming famous, the theses "forced their author into a new existence in new circumstances" (137). This meant a personal transformation which led Luder to celebrate "the birth of a new man" (137). He was leaving behind, step by step, the securities of his Augustinian order and the pastoral support of Johannes von Staupitz, his confessor and mentor. Through the months of the indulgence controversy, Luder was becoming aware of the theological steps he was taking and their nature as a breakthrough. Luder developed, as Schilling writes, "a different sense of self as he grasped the life's task that had fallen to him. His newly recognized relationship with God had made him a new person, a man who felt himself emphatically free" (139). This led to his new name, now signing letters as "Eleutherios," a Greek form of his existing name meaning "the free one." His mission, says Schilling, was that "the one who has been liberated and, at the same time, the one who would liberate" for "the salvation of all mankind" (139). This freedomat the heart of Luther's emerging understanding of the Christian Gospelwas preserved in that "the central th in the Greek form of his name was carried over into his family name. Martin Luder became Martin Luther, the name with which he became famous" (139).
International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences
The Reformation has four main dimensions of scholarly interest (meaning): (a) as a historical eve... more The Reformation has four main dimensions of scholarly interest (meaning): (a) as a historical event; (b) as a myth of Protestant self-understanding and self-assurance; (c) as a historiographical category, mainly to indicate an epoch situated between the Middle Ages and Absolutism; and, (d) as a major agent of long-term political, social, and cultural change, pushing Europe and the Western World towards Modernity.
Außenpolitik, Bünde und Reichsbildung in der Antike
De Gruyter eBooks, Dec 31, 2007
Religionskrieg, Heiliger Krieg-am Anfang möchte ich zwischen diesen beiden sich überlappenden Beg... more Religionskrieg, Heiliger Krieg-am Anfang möchte ich zwischen diesen beiden sich überlappenden Begriffen unterscheiden, und zwar nach der Definition von Heiligem Krieg, die in dem Buch "The Holy War Idea in Western and Islamic Traditions" von James Turner Johnson steht 1. Im Religionskrieg wird gekämpft, um die Interessen einer Religion zu verteidigen oder zu fördern. Er ist immer ein gerechter Krieg. Darüber hinaus hat ein Heiliger Krieg drei Merkmale, die vor allem in den biblischen Kriegen der Hebräer gefunden worden sind. Erstens ist der Krieg in irgendeinem Sinn auf Befehl Gottes unternommen; dies setzt eine göttliche Offenbarung voraus, durch die Gott seinen Willen kundmacht. Wie wir sehen werden, hat man diesen Punkt explizit während der Verhandlungen vor dem Prager Frieden diskutiert. Zweitens verspricht Gott den auf seinen Befehl Kämpfenden seine Hilfe. Manchmal wird in dieser Hinsicht ein Phänomen im nachhinein als "Wunder" erkannt, wie nach der Schlacht am Weißen Berg 2. Drittens müssen die Krieger rituell heilig und/oder moralisch rein sein. Dies sieht man oft in der Erklärung einer Niederlage: Die Sünden jener, die für die Sache Gottes kämpften, haben seinen Zorn provoziert und so den Sieg verhindert. So wurde etwa auf die Niederlage der spanischen Armada im Ärmelkanal 1588 und auf die der katholischen Streitkräfte zu Breitenfeld 1632 reagiert. Ein weiterer Begriff, den es zu klären gilt, ist Fundamentalismus. Hier setze ich Fundamentalismus mit Heiligem Krieg, nicht aber mit Religionskrieg gleich. Soweit ich sehe, haben Jesuiten während der Jahre zwischen 1615 und 1635 nur in zwei Fällen zum Heiligen Krieg ermuntert, für kurze Zeit in Frankreich und viel länger in Deutschland. Einen reinen Religionskrieg haben sie nicht unterstützt. Den Begriff "Jesuit" müssen wir auch qualifizieren. Wir sprechen hier zwar von einzelnen einflußreichen Jesuiten, aber nicht von "den Jesuiten". Jesuitische Befürworter des Heiligen Krieges haben immer Widerstand in den eigenen Reihen hervorgerufen. Zunächst werfen wir einen Blick zurück auf Spanien, dann wenden wir uns dem Fall Frankreich zu, und zuletzt gehen wir im Detail auf die Situation im Reich ein.
V. Klostermann eBooks, 1999
Odrodzenie i Reformacja w Polsce, 1997
Duncker & Humblot eBooks, 2003
Bijdragen en Mededelingen betreffende de Geschiedenis der Nederlanden, 2002
Die mir gestellte Aufgabe, den ersten Band der IJkpunt-Reihe zu würdigen, stellt mich vor ein Dil... more Die mir gestellte Aufgabe, den ersten Band der IJkpunt-Reihe zu würdigen, stellt mich vor ein Dilemma. Denn eigentlich habe ich nur einen ganz lapidaren Kommentar zu geben: 'Eine bessere Geschichte der niederländischen Kultur um 1650, ihrer Bedingungen, Formen und Folgen für das menschliche Zusammenleben kann ich mir kaum vorstellen.' Diese Bewunderung ist leitmotivisch zu variieren und zu konkretisieren. Das soll-um im Bild zu bleiben-in drei 'Sätzen' geschehen: Zunächst soll es um die methodischen, theoretischen und darstellerisch-historiographischen Prämissen gehen (I); dann um Zeit und Raum, also um die Eichung des Eichpunkts 1650 selbst und um die räumliche Dimension von 'europäischem Kontext' (II); schließlich gilt es, kurz einzelne thematisch-sachliche Zusammenhänge zu kommentieren und zu variieren (III). Besondere Beachtung soll dabei die Frage der Aktualität von Ansatz und Darstellung finden. Denn der Gegenwartsbezug ist essentiell für ein solch beeindruckendes historiographisches Experiment wie das 'prioriteitsprogramma 'De Nederlandse cultuur in Europese context", das in der gegenwärtigen Kulturpolitik der einzelnen europäischen Staaten seinesgleichen sucht, jedenfalls in der deutschen. Eine solche Aktualität wird in dem 1650er Band auch in der Tat immer wieder deutlich. Das ist ein Beweis für bedeutende Historiographie, die immer aus der Zeit der Autoren heraus und für diese Zeit geschrieben wird. Und so läßt sich Bevochten eendracht auch als Rechenschaftsbericht der Historiker darüber lesen, warum und in welcher Weise die Vergangenheit, hier konkret die 'nationale' niederländische Kultur des 17. Jahrhunderts, gegenwärtige Vergangenheit ist und damit für unsere Tage ebenso wie für die Zukunft Europas Relevanz besitzt. I Historiographische Ortsbestimmung-niederländische Kulturgeschichte im europäischen Kontext Die IJkpunten-Serie hat sich zum Ziel gesetzt, 'Nederlandse cultuur in Europese context' zu schreiben. Für das im ersten Band behandelte 17. Jahrhundert bedeutet das konkret, die von Johan Huizinga und Simon Schama brillant vertretene endogene Gewichtung der niederländischen Kulturblüte aufzubrechen zugunsten einer europäischen Kontextualisierung (67). Diese Akzentverschiebung in den Untersuchungsund Darstellungsprämissen hängt zweifellos mit einer Veränderung in der Zeitlage zusammen. Vor hundert, wahrscheinlich aber auch noch vor fünfzig Jahren hätte das
Luther biographies abound but this fine translation of Schilling's German edition (2012) is most ... more Luther biographies abound but this fine translation of Schilling's German edition (2012) is most welcomed. The translator's goal was "to provide a text fully accessible to a reader who has no German." This is well-accomplished. Schilling's book draws on his years as Professor of Early Modern History at the Humboldt University, Berlin and, as the subtitle indicates, sets Luther fully in an "age of upheaval," which was both an age of faith and an age in transition. Luther's world is no longer our world. But he is connected to our world. Schilling's biography sets Luther in his historical context and, more than other Luther biographies, explains backgroundssuch as historical accounts of local geography and cities as well as political dimensions and leading personalities. What emerges is a full and engaging picture of Luther the "rebel" who "forced his age to act on fundamental existential questions about religion and faith" (5). Luther was born to Hans and Margarete Luder and baptized on November 11, 1483, the day after his birth. The event took place in the Church of Saint Peter and Saint Paul in Eisleben, a mining town in the county of Mansfield. The family name was Luder and a distinctive feature of Schilling's book is that he maintains this identification of Martinuntil page 139. After his 95 Theses, aimed at the practice of Roman Catholic church indulgences, set off widespread reaction and Luder was becoming famous, the theses "forced their author into a new existence in new circumstances" (137). This meant a personal transformation which led Luder to celebrate "the birth of a new man" (137). He was leaving behind, step by step, the securities of his Augustinian order and the pastoral support of Johannes von Staupitz, his confessor and mentor. Through the months of the indulgence controversy, Luder was becoming aware of the theological steps he was taking and their nature as a breakthrough. Luder developed, as Schilling writes, "a different sense of self as he grasped the life's task that had fallen to him. His newly recognized relationship with God had made him a new person, a man who felt himself emphatically free" (139). This led to his new name, now signing letters as "Eleutherios," a Greek form of his existing name meaning "the free one." His mission, says Schilling, was that "the one who has been liberated and, at the same time, the one who would liberate" for "the salvation of all mankind" (139). This freedomat the heart of Luther's emerging understanding of the Christian Gospelwas preserved in that "the central th in the Greek form of his name was carried over into his family name. Martin Luder became Martin Luther, the name with which he became famous" (139).
International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences
The Reformation has four main dimensions of scholarly interest (meaning): (a) as a historical eve... more The Reformation has four main dimensions of scholarly interest (meaning): (a) as a historical event; (b) as a myth of Protestant self-understanding and self-assurance; (c) as a historiographical category, mainly to indicate an epoch situated between the Middle Ages and Absolutism; and, (d) as a major agent of long-term political, social, and cultural change, pushing Europe and the Western World towards Modernity.
Außenpolitik, Bünde und Reichsbildung in der Antike
De Gruyter eBooks, Dec 31, 2007
Religionskrieg, Heiliger Krieg-am Anfang möchte ich zwischen diesen beiden sich überlappenden Beg... more Religionskrieg, Heiliger Krieg-am Anfang möchte ich zwischen diesen beiden sich überlappenden Begriffen unterscheiden, und zwar nach der Definition von Heiligem Krieg, die in dem Buch "The Holy War Idea in Western and Islamic Traditions" von James Turner Johnson steht 1. Im Religionskrieg wird gekämpft, um die Interessen einer Religion zu verteidigen oder zu fördern. Er ist immer ein gerechter Krieg. Darüber hinaus hat ein Heiliger Krieg drei Merkmale, die vor allem in den biblischen Kriegen der Hebräer gefunden worden sind. Erstens ist der Krieg in irgendeinem Sinn auf Befehl Gottes unternommen; dies setzt eine göttliche Offenbarung voraus, durch die Gott seinen Willen kundmacht. Wie wir sehen werden, hat man diesen Punkt explizit während der Verhandlungen vor dem Prager Frieden diskutiert. Zweitens verspricht Gott den auf seinen Befehl Kämpfenden seine Hilfe. Manchmal wird in dieser Hinsicht ein Phänomen im nachhinein als "Wunder" erkannt, wie nach der Schlacht am Weißen Berg 2. Drittens müssen die Krieger rituell heilig und/oder moralisch rein sein. Dies sieht man oft in der Erklärung einer Niederlage: Die Sünden jener, die für die Sache Gottes kämpften, haben seinen Zorn provoziert und so den Sieg verhindert. So wurde etwa auf die Niederlage der spanischen Armada im Ärmelkanal 1588 und auf die der katholischen Streitkräfte zu Breitenfeld 1632 reagiert. Ein weiterer Begriff, den es zu klären gilt, ist Fundamentalismus. Hier setze ich Fundamentalismus mit Heiligem Krieg, nicht aber mit Religionskrieg gleich. Soweit ich sehe, haben Jesuiten während der Jahre zwischen 1615 und 1635 nur in zwei Fällen zum Heiligen Krieg ermuntert, für kurze Zeit in Frankreich und viel länger in Deutschland. Einen reinen Religionskrieg haben sie nicht unterstützt. Den Begriff "Jesuit" müssen wir auch qualifizieren. Wir sprechen hier zwar von einzelnen einflußreichen Jesuiten, aber nicht von "den Jesuiten". Jesuitische Befürworter des Heiligen Krieges haben immer Widerstand in den eigenen Reihen hervorgerufen. Zunächst werfen wir einen Blick zurück auf Spanien, dann wenden wir uns dem Fall Frankreich zu, und zuletzt gehen wir im Detail auf die Situation im Reich ein.
V. Klostermann eBooks, 1999
Odrodzenie i Reformacja w Polsce, 1997
Duncker & Humblot eBooks, 2003