Kay Usenbinz | Humboldt Universität zu Berlin (original) (raw)
Papers by Kay Usenbinz
kunsttexte.de, 2024
In der Kunstgeschichte bisher nahezu unbeachtet beziehungsweise lediglich als handwerkliches Orna... more In der Kunstgeschichte bisher nahezu unbeachtet beziehungsweise
lediglich als handwerkliches Ornament
beschrieben ist das Werk der saarländischen Textilkünstlerin
Sofe Dawo (1926–2010). Der vorliegende
Beitrag greift jene beispielhaften Werke der Künstlerin
heraus, in deren Gewebe sie über Formen, Prozesse,
Abstraktionen und Wissen refektiert. Dabei reichen
die in ihnen gewebten Fäden bis in die Tiefen naturphilosophischer
Überlegungen des frühen 17. Jahrhunderts
hinein, die sich von dort ausgehend über die
abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts entspinnen.
kunsttexte.de, 2023
Gegenstand dieses Beitrages ist ein Porträt im Berliner Bode-Museum von der Hand Giorgio Vasaris,... more Gegenstand dieses Beitrages ist ein Porträt im Berliner Bode-Museum von der Hand Giorgio Vasaris, das einzige Gemälde Vasaris in den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Es zeigt nicht Bernardetto, als welcher der Porträtierte in Literatur und im Museum ausgewiesen wird, sondern den Kardinal Giovanni de’ Medici (1543–1562) aus einer Nebenlinie des Hauses. Zugleich vermag es Vasari als versierten Künstler auszuweisen.
Die Preußische Seehandlung zwischen Markt, Staat und Kultur. 40 Jahre Stiftung Preußische Seehandlung, 2023
An der Ecke Jägerstraße/Markgrafenstraße, also jenem Areal der heutigen Berlin-Brandenburgischen ... more An der Ecke Jägerstraße/Markgrafenstraße, also jenem Areal der heutigen Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, entstand ab 1735 das erste repräsentative Bauwerk am Marktplatz als königliches Domestikenhaus. Es sollte zum Stammhaus der Seehandlung werden (Abb. 1). Verantwortlicher Architekt des Gebäudes war der Bauinspektor der Kriegs-und Domänenkammer Conrad Wiesend.1 Mit seinem leicht vorgesetzten, von ionischen Pilastern gerahmten Risalit mit Balkon und einer zweiläufigen, geschwungenen Freitreppe, plastischen Fensterbekrönungen und einer figurenbesetzten Attika stand es in der Tradition des durch Johann Arnold Nering (1659-95), des vor Andreas Schlüter (1659-1714) bedeutendsten Berliner Archi
Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen ... more Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen Konvoluts von Zeichnungen Robert Wimmers eingehender bearbeitet werden. Die vorliegende Publikation ist darum kein klassischer Bestandskatalog mit ausführlichen Besprechungen sämtlicher Werke. Sie kombiniert exemplarische Einzelanalysen von Zeichnungen mit einem vollständigen Katalog mit Grundangaben und Abbildungen aller 406 Zeichnungen des Klebealbums. Eingeleitet wird der Band durch einen Beitrag von Georg Schelbert zur Tradition der Italienreise von Künstlern und Architekten. Kay Usenbinz stellte die bislang bekannten Fakten zum Leben und Werk von Robert Wimmer zusammen. Elke Blauert und Martin Roßbacher besorgten den Beitrag zum Klebeband OZ 160. Die Besprechungen einzelner Zeichnungen wurden nach Bauwerken ortsweise zusammengestellt und nach dem mutmaßlichen Verlauf der Reise in Ortskapiteln angeordnet. Die Texte der Ortskapitel stammen von Julius Tadas Bartholdt,
Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen ... more Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen Konvoluts von Zeichnungen Robert Wimmers eingehender bearbeitet werden. Die vorliegende Publikation ist darum kein klassischer Bestandskatalog mit ausführlichen Besprechungen sämtlicher Werke. Sie kombiniert exemplarische Einzelanalysen von Zeichnungen mit einem vollständigen Katalog mit Grundangaben und Abbildungen aller 406 Zeichnungen des Klebealbums. Eingeleitet wird der Band durch einen Beitrag von Georg Schelbert zur Tradition der Italienreise von Künstlern und Architekten. Kay Usenbinz stellte die bislang bekannten Fakten zum Leben und Werk von Robert Wimmer zusammen. Elke Blauert und Martin Roßbacher besorgten den Beitrag zum Klebeband OZ 160. Die Besprechungen einzelner Zeichnungen wurden nach Bauwerken ortsweise zusammengestellt und nach dem mutmaßlichen Verlauf der Reise in Ortskapiteln angeordnet. Die Texte der Ortskapitel stammen von Julius Tadas Bartholdt,
Editorial Work by Kay Usenbinz
The Berlin Kunstkammer as such never existed. In the course of its long history, the electoral an... more The Berlin Kunstkammer as such never existed. In the course of its long history, the electoral and then royal institution underwent continuous change. In dealing with the collection, the protagonists constantly reinvented the Brandenburg-Prussian Kunstkammer. This book takes an innovative approach to the multiple meanings in the history of the collection by examining the biographies of its objects. Like prisms, these items break down the Kunstkammer’s history into its constituent parts from its beginnings around 1600 to the present day, showing the ever-changing meanings attributed to artefacts and natural objects. The texts, written by authors from various disciplines, trace the early history of Berlin’s modern museum landscape and the different paths that brought objects into the collections. The contributions present the results of a joint research project by the Humboldt-Universität zu Berlin, the Museum für Naturkunde Berlin, and the Staatliche Museen zu Berlin.
Die Berliner Kunstkammer an sich hat es nie gegeben. Im Laufe ihrer langen Geschichte erlebte die... more Die Berliner Kunstkammer an sich hat es nie gegeben. Im Laufe ihrer langen Geschichte erlebte die erst kurfürstliche und später königliche Institution einen stetigen Wandel. In ihrem Umgang mit der Sammlung erfanden die Akteure die Brandenburgisch-Preußische Kunstkammer immer wieder neu. Das Buch bietet einen innovativen Zugang zu dieser sammlungshistorischen Vieldeutigkeit über die individuellen Biografien der Sammlungsobjekte. Wie Prismen fächern sie die Geschichte der Kunstkammer von den Anfängen um 1600 bis heute auf und zeigen die sich permanent ändernden Sinnzuschreibungen von Artefakten und Naturalien. Die Texte der Autoren unterschiedlicher Fachrichtungen spüren der Vorgeschichte der heutigen Berliner Museumslandschaft und den Wegen der Objekte in die Sammlungen nach.
Sie präsentieren die Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Humboldt-Universität zu Berlin, des Museums für Naturkunde Berlin und der Staatlichen Museen zu Berlin.
Alexander and Wilhelm von Humboldt are the namesakes of the Humboldt Forum. Their biographies, wo... more Alexander and Wilhelm von Humboldt are the namesakes of the Humboldt Forum. Their biographies, works, points of view, as well as the circumstances in which they lived build a compelling relationship with the Humboldt Forum – starting with the brothers’ early lives, growing up near the palace and the royal family. Their later travels, Alexander’s nature studies, and Wilhelm’s language studies not only illuminate the “interconnected system of nature and culture”, they often prove to be astonishingly relevant: What does language mean for living together in a society? In what ways do we acquire knowledge and what responsibilities come with this knowledge? How do we address the colonial contexts of the past as well as of the present?
The Humboldt brothers’ insights about the interconnected world, the spirit of their research, their curiosity and their cosmopolitanism inspire the Humboldt Forum’s artistic and scientific programme. This book connects the works of the brothers with the cultural institution named after them – and dares to take a new look at these two famous scholars’ wide-ranging cosmos of ideas through text and image.
Alexander und Wilhelm von Humboldt sind die Namensgeber des Humboldt Forums. Die Biografien der B... more Alexander und Wilhelm von Humboldt sind die Namensgeber des Humboldt Forums. Die Biografien der Brüder, ihre Werke und Ansichten, aber auch die Zeitumstände, in denen sie sich bewegten, treten in ein spannungsreiches Verhältnis zum Humboldt Forum - beginnend mit ihrem gemeinsamen Aufwachsen in der Nähe des Schlosses und der königlichen Familie. Ihre späteren Reisen, Alexanders Natur- und Wilhelms Sprachstudien erhellen das "verflochtene System von Natur und Kultur" und erweisen sich oft als unerhört aktuell: Was bedeutet Sprache für das Zusammenleben in der Gemeinschaft? Auf welchen Wegen erlangen wir Wissen, und welche Verantwortung geht mit diesem Wissen einher? Wie gehen wir mit kolonialen Verhältnissen in Vergangenheit und Gegenwart um? Die Erkenntnisse der Humboldt-Brüder über die vernetzte Welt, ihr Forschergeist, ihre Neugier und Weltoffenheit inspirieren das künstlerische und wissenschaftliche Programm des Humboldt Forums. Dieses Buch verbindet das Wirken der Brüder mit dem nach ihnen benannten Kulturort - und wagt in Texten und Bildern einen neuen Blick auf den weitgefächerten Gedankenkosmos der beiden berühmten Gelehrten.
Berlino è famosa per essersi ogni volta radicalmente reinventata. È accaduto dopo l’ascesa a resi... more Berlino è famosa per essersi ogni volta radicalmente reinventata. È accaduto dopo l’ascesa a residenza reale prussiana, dopo l’unificazione dell’Impero, l’abdicazione del Kaiser, le devastazioni della Seconda guerra mondiale e la caduta del Muro. Una forte tradizione ha tuttavia orientato lo sviluppo architettonico della città in ogni epoca: lo sguardo rivolto all’arte dei Paesi mediterranei.
Basta una passeggiata per scoprire i molti, sorprendenti parallelismi: dal castello barocco di Schlüter (Roma antica!) passando per il Forum Fridericianum e il teatro anatomico della scuola veterinaria (Palladio!), fino alla ricostruzione della Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche dopo il 1945 e all’ala progettata da Franco Stella per il castello riedificato.
Horst Bredekamp mette in luce inedite analogie e scrive la storia di una passione mediterranea capace di plasmare uno scenario urbano inconfondibile, legato a doppio filo non solo con il potere e le sue rappresentazioni, ma anche con il desiderio e recondite speranze
Michelangelos revolutionäres Wirken in Kunst und Politik – erzählt entlang der deutenden Ausleuch... more Michelangelos revolutionäres Wirken in Kunst und Politik – erzählt entlang der deutenden Ausleuchtung jedes einzelnen Werkes der Entwicklungsgeschichte des Meisters und eingebettet in ein plastisches Zeitpanorama. Ein rauschhaftes Opus Magnum, eine Feier der Kunstgeschichte.
Mit ikonisch gewordenen Werken wie dem David, der Erschaffung Adams in der Sixtinischen Kapelle oder Bauten wie der Kuppel des Petersdoms gehört Michelangelos Schaffen zweifelsohne zum kulturellen Menschheitserbe. Schon zu Lebzeiten wurde ›Il divino‹, dem Göttlichen, ein übermenschlicher Status zugesprochen, sein unermessliches Œuvre aus Skulptur, Architektur und Zeichnung bannt Betrachter wie Forschung bis heute.
In seiner monumentalen Gesamtdarstellung fasst Horst Bredekamp das Genie Michelangelo auf beispiellose Weise. Er nimmt dessen Leben vom Werk aus in den Blick und begreift das Œuvre als Stimulus der Vita. Ebenso empfindsam wie präzise untersucht Bredekamp jedes einzelne Kunstwerk von der Hand Michelangelos im zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext sowie innerhalb der Entwicklung des höchst gefragten Künstlers.
Bredekamp präsentiert uns einen von seinen Werken getriebenen, fortwährend vertragsbrüchig und säumig bleibenden Meister, der sich gänzlich dem künstlerischen Imperativ eines jeden Werks verschreibt und sich vom zu bearbeitenden Material selbst leiten lässt. Indem seine Kunstwerke sich dem Prinzip der Vollendung verweigerten, sprengte Michelangelo alle Konventionen. Doch nur so ließ sich seine bedingungslose Weltliebe ausdrücken, seine Pan-Empathie, die ihn zum loyalen Freund und zur Zumutung für seine Umwelt werden ließ. Und nur so gelang es Michelangelo, die existentiellen Fragen nach Sinn, Sinnlichkeit und politischem Schicksal seiner Epoche in der Form der Kunst auf eine Weise zu verhandeln, die bis heute erschüttert.
Horst Bredekamp als Stadtführer durch die Mitte Berlins – unversehens ist man in Rom, in Florenz,... more Horst Bredekamp als Stadtführer durch die Mitte Berlins – unversehens ist man in Rom, in Florenz, in Venedig. Der Autor verführt zu einem völlig neuen Blick auf eine Stadt, die man zu kennen glaubte …
Berlin gilt als eine Stadt, die sich quasi aus dem Nichts immer wieder neu erfunden hat – nach dem Aufstieg zur preußischen Königsresidenz, der Reichseinheit, dem Ende des Kaiserreiches, den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs und nach dem Fall der Mauer. Dabei gibt es eine starke Traditionslinie, die Berlin in jeder Epoche ihrer Architekturgeschichte sichtbar prägte: die Orientierung an der Kunst der Mittelmeerländer, die der Stadt schon früh einen südlichen Charakter verlieh.
Ein Spaziergang offenbart jede Menge überraschender Parallelen – von Schlüters barockem Schloss (Antike! Rom!) über das Forum Fridericianum und das tieranatomische Theater (Palladio! Vicenza!), das Brandenburger Tor (Athen! Akropolis!), den Reichstag, den Dom und das Bodemuseum bis hin zu jüngeren Beispielen wie dem Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nach 1945 und Franco Stellas Flügel des neuerrichteten Berliner Schlosses.
Horst Bredekamp enthüllt diese nie zuvor betrachteten Verbindungen und schreibt eine Geschichte der Sehnsucht, die ein unverwechselbares Stadtbild geschaffen hat, das nicht allein mit Macht und Repräsentation, sondern mit Erwartungen und Hoffnungen verknüpft ist.
Horst Bredekamp folgt den Spuren Aby Warburgs von Amerika nach Berlin und entdeckt vollkommen une... more Horst Bredekamp folgt den Spuren Aby Warburgs von Amerika nach Berlin und entdeckt vollkommen unerforschte Seiten an Warburg – als Wissenschaftler wie auch als Mensch.
Die Reise des Kunsthistorikers Aby Warburg zu den Pueblo-Indianern von New Mexico und den Hopi in Arizona 1895/96 ist legendär. Ihr Ruhm beruht auf einem später »Schlangenritual« betitelten Vortrag Warburgs von 1923. Die Begegnung mit der Kultur der Indianer des südwestlichen Amerika bedeutete für Warburg, der sich zuvor mit der Florentiner Renaissance beschäftigt hatte, ein elementares Erlebnis, das seinen Begriff von Kultur entscheidend prägte und ihn schwanken ließ: Sollte er die Kunstgeschichte zugunsten der Ethnologie aufgeben?
Nach der Rückkehr von seiner Amerika-Reise lebte Warburg 1896/97 in Berlin. Hier konnte er seine Beobachtungen im Museum für Völkerkunde vertiefen und in liberaler Atmosphäre mit modernen Ethnologen diskutieren. Mit Franz Boas, dem Begründer einer bis heute vorbildhaften, an die Brüder Humboldt anschließenden Anthropologie, stand Warburg von Berlin aus in engem Kontakt. Auch die letzten Hamburger Lebensjahre erscheinen hierdurch in völlig neuem Licht.
Horst Bredekamp führt einen der entscheidenden Momente aus Warburgs Biographie und Forscherleben mit einer ebenso zentralen Etappe der Berliner Kultur- und Wissenschaftsgeschichte zusammen und veranschaulicht einen mehrfachen Brückenschlag zwischen den Epochen und Regionen.
Wenn die Sammlungen der außereuropäischen Kunst von Dahlem auf den Berliner Schlossplatz ziehen, ... more Wenn die Sammlungen der außereuropäischen Kunst von Dahlem auf den Berliner Schlossplatz ziehen, entsteht zusammen mit der Museumsinsel, der Humboldt-Universität und dem Humboldt-Forum ein Areal, das weltweit seinesgleichen sucht.
Der Name der Brüder Humboldt steht für eine Sammlungs- und Begegnungsgeschichte, die keinesfalls vom kolonialen Gedanken des Ausbeutens und Besitzens geprägt war, sondern von dem Wunsch, zu reisen und zu entdecken, zu sammeln und zu erforschen und nicht zuletzt zu zeigen.
Im Zentrum Berlins bietet der ehemals leere Schlossplatz die ungeheure Chance, diese Tradition sichtbar zu machen und eine neue »Freistätte« der Künste und des Wissens zu schaffen. Die drei Partner, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren großartigen Sammlungen afrikanischer, asiatischer, ozeanischer und altamerikanischer Kunst, die Humboldt-Universität mit ihren Schätzen wissenschaftlicher Sammlungen und Berlin mit seinem stets lebendig gehaltenen Erbe als Stadt des Freigeistes sollen zusammenspielen, um diesen Sammlungen einen angemessenen Ort zu geben und grundlegende Fragen unserer Zeit zu erörtern.
Die Idee, beinahe zu Tode diskutiert und aus Kostengründen ausgeblendet, soll in diesem Buch anhand von Dokumenten, Reden und Ausblicken wiedergewonnen werden.
Mit Texten von: Horst Bredekamp, Friedrich Dieckmann, Klaus-Dieter Lehmann, Peter-Klaus Schuster u. a.
Books by Kay Usenbinz
Nering was the most influential architect in Brandenburg-Prussia around 1700. For the first time,... more Nering was the most influential architect in Brandenburg-Prussia around 1700. For the first time, the author contextualises Nering's work and subjects it to critical analysis. Nering transferred the style and quality prima-rily of Italian architecture to the Mark, which, as a strict, sober architectural language, stands out from the freer Italian or South German handling but claims a firm place as the Berlin School. Nering's architecture antici-pated the elevation of the elector to a higher rank, which was not realised politically until the coronation in 1701. He raised courtly and urban architecture to the level of the most renowned courts of the empire and prepared the splendid architecture of Schlüter, Eosander and de Bodt.
Der Ostersonntag des Jahres 1478 gehört zu einem der dunkelsten Momente jener scheinbar strahlend... more Der Ostersonntag des Jahres 1478 gehört zu einem der dunkelsten Momente jener scheinbar strahlenden Epoche, die mit der Florentiner Renaissance identifiziert wird: Die sogenannte Pazzi-Verschwörung (congiura dei Pazzi). Bei diesem von der von der Familie Pazzi ausgehenden Attentat im Dom von Florenz wurde Giuliano de’ Medici ermordet und sein Bruder Lorenzo wurde schwer verletzt. Zwar war die Rebellion niedergeschlagen worden, doch in der Folge vollzog sich eine mörderische Rachejustiz, die wiederum eine Bildpolitik aktivierte.
Dieser widmet sich die vorliegende Arbeit ebenso wie den geschichtlichen Ereignissen bis zum Toskanischen Krieg der Medici gegen den Papst (1478–1480). Ihre Neubetrachtung eröffnet einen fruchtbringenderen Blick auf jenes vermeidlich Goldende Zeitalter, welches durch die Medici selbst geprägt wurde. Ausgangspunkt ihrer Rekonstruktion sind historische Quellen von Vesapsiano da Bisticci, Niccolò Machiavelli und Luca Landucci, aus denen heraus sich überprüfbare Punkte destillieren lassen, die mit dem einzigen überlieferten Bildzeugnis der Bluttat vom Ostersonntag konfrontiert werden: Die von Lorenzo il Magnifico in Auftrag gegebene Bronzemedaille, die auf beiden Seiten an den Anschlag erinnert.
Dem Kern zur weiterführenden Deutung dieser Medaille wie weiterer Bildzeugnisse bilden die gegensätzlichen Begriffe Bildzauber und Repräsentation. Sie werden verstanden als Glaube an die magische Fernwirkung einerseits und als bildliche Vergegenwärtigung eines Delinquenten im rechtlichen Sinne andererseits. Effigies und Votivgaben werden als politische Bestimmung des Scheinleibes ebenso diskutiert wie Schand- und Märtyrerbilder mit ihrer paradoxen Verwandtschaft von Ehrerweisung und Bestrafung. Dabei klafft zwischen der Stellvertreterschaft und dem Glauben an Bildmagie eine anpassungsfähige Lücke, die in Krisenzeiten kleiner und in Zeiten der Stabilität größer wurde.
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One of the darkest moments of a seemingly luminous epoch that is identified with the Florentine Renaissance was Easter Sunday, 1478: the Pazzi conspiracy (congiura dei Pazzi), in which the Pazzi family was responsible for the assassination in the cathedral of Florence that killed Giuliano de’ Medici and severely injured his brother Lorenzo. The rebellion was put down, but this was followed by murderous legal vengeance that in turn activated a policy toward images.
The present work is devoted to this policy and to the historical events leading up to the Tuscan War of the Medici against the Pope (1478–1480). A new look opens up a fruitful view of that supposedly Golden Age, a view shaped by the Medici themselves. The starting point for the era’s reconstruction is the historical sources of Vesapsiano da Bisticci, Niccolò Machiavelli, and Luca Landucci, from which verifiable points can be distilled that are confronted with the sole extant pictorial record of the violence of that Easter Sunday: the bronze medal commissioned by Lorenzo il Magnifico, both sides of which commemorate the attack.
The crux of a deeper interpretation of these medals and of other pictorial records is found in the contradictory terms magical imagery and representation. They are understood, respectively, as the belief in magical action at a distance and as the pictorial presentation of a delinquent in the legal sense. Effigies and votive gifts as political determination of the seeming body are discussed, as well as defamatory and martyr images with their paradoxical relationship between paying honor and punishing. An adjustable gap thereby opens up between representation and the belief in pictorial magic, a gap that shrinks in times of crisis and grows in times of stability.
Gérard de Lairesse war einer der erfolgreichsten schaffenden niederländischen Künstler zum Ende d... more Gérard de Lairesse war einer der erfolgreichsten schaffenden niederländischen Künstler zum Ende des 17. Jahrhunderts und auch sein überliefertes, in viele Sprachen übersetztes Schrifttum zeugt von seiner Wichtigkeit. Und dennoch wird sein Werk seit dem 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit hinein sehr unterschiedlich gewertet. Ja, er wird mitunter sogar für den Niedergang des goldenen Zeitalters der niederländischen Kunst, mit Rembrandt als Hauptakteur, verantwortlich gemacht. Ob dieses Urteil überhaupt zutrifft und was dazu führte, soll folgende Arbeit versuchen darzustellen. Hierfür wird hauptsächlich auf zwei Schriften zurückgegriffen, denn ihrer großen Verbreitung ist es zu verdanken, dass sie uns für solcherlei Untersuchungen auch heute noch zur Verfügung stehen: Grundlagen der Zeichenkunst von 1701, und das Große Mahler-Buch von 1707. Ferner werden zur Verdeutlichung Laisesses kunsttheoretischen Vorstellungen von seinem Werk und dem von Rembrandt kontrastiv gegenübergestellt. Neben dieser Primärliteratur werden vornehmlich drei umfangreiche Monographien von Lyckle de Vries und Alain Roy über Gérard de Lairesse für die Untersuchung in dieser Arbeit herangezogen.
Die Hinrichtung als Strafe erfreute sich seit der Antike großer Beliebtheit und erreichte im Mitt... more Die Hinrichtung als Strafe erfreute sich seit der Antike großer Beliebtheit und erreichte im Mittelalter die Blüte eines unerschöpflichen Straftriebes, was sich in der Häufigkeit der Anwendung und in der - zum Teil grotesken - Differenzierung ihrer Handhabung zeigt. Hierzu gehört eben nicht die schlichte Hinrichtung als Solches, sondern die Bestrafung in effigie, also die Hinrichtung eines nicht habhaft zu werdenden Straftäters, sei es aus einfacher Abwesenheit, oder weil der Delinquent einfach vor der Umsetzung des Strafmaßes verstorben war. Aber nicht nur die Hinrichtung als Höchstmaß der Strafe wurde in effigie angewandt, auch andere Bestrafungen wurden auf diesem Wege vollstreckt. Es überrascht vielleicht, aber erst im späten 19. Jahrhundert, mit Inkrafttreten des Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (1872), verschwindet die Scheinbestrafung aus dem Strafrecht Preußens. Heute sind solche Scheinbestrafungen in keinem westeuropäischen strafrechtlichen Regelwerk nachweisbar, obgleich Strafen am Bildnis sehr wohl in Ländern außerhalb Europas und darüber hinaus im deutschen Brauchtum noch heute Anwendung finden.Eine geistes- und rechtsgeschichtliche Auseinandersetzung mit diesem Thema fand hauptsächlich Anfang des 20. Jahrhunderts statt und wird heute vor allem für rechtstheoretische Überlegungen des Verhältnisses zwischen Verbrechen und Strafe untersucht. An dieser Stelle seien die Schriften des Rechtshistorikers Karl von Amira erwähnt. Insbesondere seine Publikation zu den germanischen Todesstrafen bildet die Grundlage vieler aktueller rechts- und kunsthistorischer Arbeiten.
kunsttexte.de, 2024
In der Kunstgeschichte bisher nahezu unbeachtet beziehungsweise lediglich als handwerkliches Orna... more In der Kunstgeschichte bisher nahezu unbeachtet beziehungsweise
lediglich als handwerkliches Ornament
beschrieben ist das Werk der saarländischen Textilkünstlerin
Sofe Dawo (1926–2010). Der vorliegende
Beitrag greift jene beispielhaften Werke der Künstlerin
heraus, in deren Gewebe sie über Formen, Prozesse,
Abstraktionen und Wissen refektiert. Dabei reichen
die in ihnen gewebten Fäden bis in die Tiefen naturphilosophischer
Überlegungen des frühen 17. Jahrhunderts
hinein, die sich von dort ausgehend über die
abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts entspinnen.
kunsttexte.de, 2023
Gegenstand dieses Beitrages ist ein Porträt im Berliner Bode-Museum von der Hand Giorgio Vasaris,... more Gegenstand dieses Beitrages ist ein Porträt im Berliner Bode-Museum von der Hand Giorgio Vasaris, das einzige Gemälde Vasaris in den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Es zeigt nicht Bernardetto, als welcher der Porträtierte in Literatur und im Museum ausgewiesen wird, sondern den Kardinal Giovanni de’ Medici (1543–1562) aus einer Nebenlinie des Hauses. Zugleich vermag es Vasari als versierten Künstler auszuweisen.
Die Preußische Seehandlung zwischen Markt, Staat und Kultur. 40 Jahre Stiftung Preußische Seehandlung, 2023
An der Ecke Jägerstraße/Markgrafenstraße, also jenem Areal der heutigen Berlin-Brandenburgischen ... more An der Ecke Jägerstraße/Markgrafenstraße, also jenem Areal der heutigen Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, entstand ab 1735 das erste repräsentative Bauwerk am Marktplatz als königliches Domestikenhaus. Es sollte zum Stammhaus der Seehandlung werden (Abb. 1). Verantwortlicher Architekt des Gebäudes war der Bauinspektor der Kriegs-und Domänenkammer Conrad Wiesend.1 Mit seinem leicht vorgesetzten, von ionischen Pilastern gerahmten Risalit mit Balkon und einer zweiläufigen, geschwungenen Freitreppe, plastischen Fensterbekrönungen und einer figurenbesetzten Attika stand es in der Tradition des durch Johann Arnold Nering (1659-95), des vor Andreas Schlüter (1659-1714) bedeutendsten Berliner Archi
Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen ... more Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen Konvoluts von Zeichnungen Robert Wimmers eingehender bearbeitet werden. Die vorliegende Publikation ist darum kein klassischer Bestandskatalog mit ausführlichen Besprechungen sämtlicher Werke. Sie kombiniert exemplarische Einzelanalysen von Zeichnungen mit einem vollständigen Katalog mit Grundangaben und Abbildungen aller 406 Zeichnungen des Klebealbums. Eingeleitet wird der Band durch einen Beitrag von Georg Schelbert zur Tradition der Italienreise von Künstlern und Architekten. Kay Usenbinz stellte die bislang bekannten Fakten zum Leben und Werk von Robert Wimmer zusammen. Elke Blauert und Martin Roßbacher besorgten den Beitrag zum Klebeband OZ 160. Die Besprechungen einzelner Zeichnungen wurden nach Bauwerken ortsweise zusammengestellt und nach dem mutmaßlichen Verlauf der Reise in Ortskapiteln angeordnet. Die Texte der Ortskapitel stammen von Julius Tadas Bartholdt,
Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen ... more Aufgrund der beschränkten Personal-und Zeitressourcen konnte lediglich ein Teil des umfänglichen Konvoluts von Zeichnungen Robert Wimmers eingehender bearbeitet werden. Die vorliegende Publikation ist darum kein klassischer Bestandskatalog mit ausführlichen Besprechungen sämtlicher Werke. Sie kombiniert exemplarische Einzelanalysen von Zeichnungen mit einem vollständigen Katalog mit Grundangaben und Abbildungen aller 406 Zeichnungen des Klebealbums. Eingeleitet wird der Band durch einen Beitrag von Georg Schelbert zur Tradition der Italienreise von Künstlern und Architekten. Kay Usenbinz stellte die bislang bekannten Fakten zum Leben und Werk von Robert Wimmer zusammen. Elke Blauert und Martin Roßbacher besorgten den Beitrag zum Klebeband OZ 160. Die Besprechungen einzelner Zeichnungen wurden nach Bauwerken ortsweise zusammengestellt und nach dem mutmaßlichen Verlauf der Reise in Ortskapiteln angeordnet. Die Texte der Ortskapitel stammen von Julius Tadas Bartholdt,
The Berlin Kunstkammer as such never existed. In the course of its long history, the electoral an... more The Berlin Kunstkammer as such never existed. In the course of its long history, the electoral and then royal institution underwent continuous change. In dealing with the collection, the protagonists constantly reinvented the Brandenburg-Prussian Kunstkammer. This book takes an innovative approach to the multiple meanings in the history of the collection by examining the biographies of its objects. Like prisms, these items break down the Kunstkammer’s history into its constituent parts from its beginnings around 1600 to the present day, showing the ever-changing meanings attributed to artefacts and natural objects. The texts, written by authors from various disciplines, trace the early history of Berlin’s modern museum landscape and the different paths that brought objects into the collections. The contributions present the results of a joint research project by the Humboldt-Universität zu Berlin, the Museum für Naturkunde Berlin, and the Staatliche Museen zu Berlin.
Die Berliner Kunstkammer an sich hat es nie gegeben. Im Laufe ihrer langen Geschichte erlebte die... more Die Berliner Kunstkammer an sich hat es nie gegeben. Im Laufe ihrer langen Geschichte erlebte die erst kurfürstliche und später königliche Institution einen stetigen Wandel. In ihrem Umgang mit der Sammlung erfanden die Akteure die Brandenburgisch-Preußische Kunstkammer immer wieder neu. Das Buch bietet einen innovativen Zugang zu dieser sammlungshistorischen Vieldeutigkeit über die individuellen Biografien der Sammlungsobjekte. Wie Prismen fächern sie die Geschichte der Kunstkammer von den Anfängen um 1600 bis heute auf und zeigen die sich permanent ändernden Sinnzuschreibungen von Artefakten und Naturalien. Die Texte der Autoren unterschiedlicher Fachrichtungen spüren der Vorgeschichte der heutigen Berliner Museumslandschaft und den Wegen der Objekte in die Sammlungen nach.
Sie präsentieren die Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Humboldt-Universität zu Berlin, des Museums für Naturkunde Berlin und der Staatlichen Museen zu Berlin.
Alexander and Wilhelm von Humboldt are the namesakes of the Humboldt Forum. Their biographies, wo... more Alexander and Wilhelm von Humboldt are the namesakes of the Humboldt Forum. Their biographies, works, points of view, as well as the circumstances in which they lived build a compelling relationship with the Humboldt Forum – starting with the brothers’ early lives, growing up near the palace and the royal family. Their later travels, Alexander’s nature studies, and Wilhelm’s language studies not only illuminate the “interconnected system of nature and culture”, they often prove to be astonishingly relevant: What does language mean for living together in a society? In what ways do we acquire knowledge and what responsibilities come with this knowledge? How do we address the colonial contexts of the past as well as of the present?
The Humboldt brothers’ insights about the interconnected world, the spirit of their research, their curiosity and their cosmopolitanism inspire the Humboldt Forum’s artistic and scientific programme. This book connects the works of the brothers with the cultural institution named after them – and dares to take a new look at these two famous scholars’ wide-ranging cosmos of ideas through text and image.
Alexander und Wilhelm von Humboldt sind die Namensgeber des Humboldt Forums. Die Biografien der B... more Alexander und Wilhelm von Humboldt sind die Namensgeber des Humboldt Forums. Die Biografien der Brüder, ihre Werke und Ansichten, aber auch die Zeitumstände, in denen sie sich bewegten, treten in ein spannungsreiches Verhältnis zum Humboldt Forum - beginnend mit ihrem gemeinsamen Aufwachsen in der Nähe des Schlosses und der königlichen Familie. Ihre späteren Reisen, Alexanders Natur- und Wilhelms Sprachstudien erhellen das "verflochtene System von Natur und Kultur" und erweisen sich oft als unerhört aktuell: Was bedeutet Sprache für das Zusammenleben in der Gemeinschaft? Auf welchen Wegen erlangen wir Wissen, und welche Verantwortung geht mit diesem Wissen einher? Wie gehen wir mit kolonialen Verhältnissen in Vergangenheit und Gegenwart um? Die Erkenntnisse der Humboldt-Brüder über die vernetzte Welt, ihr Forschergeist, ihre Neugier und Weltoffenheit inspirieren das künstlerische und wissenschaftliche Programm des Humboldt Forums. Dieses Buch verbindet das Wirken der Brüder mit dem nach ihnen benannten Kulturort - und wagt in Texten und Bildern einen neuen Blick auf den weitgefächerten Gedankenkosmos der beiden berühmten Gelehrten.
Berlino è famosa per essersi ogni volta radicalmente reinventata. È accaduto dopo l’ascesa a resi... more Berlino è famosa per essersi ogni volta radicalmente reinventata. È accaduto dopo l’ascesa a residenza reale prussiana, dopo l’unificazione dell’Impero, l’abdicazione del Kaiser, le devastazioni della Seconda guerra mondiale e la caduta del Muro. Una forte tradizione ha tuttavia orientato lo sviluppo architettonico della città in ogni epoca: lo sguardo rivolto all’arte dei Paesi mediterranei.
Basta una passeggiata per scoprire i molti, sorprendenti parallelismi: dal castello barocco di Schlüter (Roma antica!) passando per il Forum Fridericianum e il teatro anatomico della scuola veterinaria (Palladio!), fino alla ricostruzione della Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche dopo il 1945 e all’ala progettata da Franco Stella per il castello riedificato.
Horst Bredekamp mette in luce inedite analogie e scrive la storia di una passione mediterranea capace di plasmare uno scenario urbano inconfondibile, legato a doppio filo non solo con il potere e le sue rappresentazioni, ma anche con il desiderio e recondite speranze
Michelangelos revolutionäres Wirken in Kunst und Politik – erzählt entlang der deutenden Ausleuch... more Michelangelos revolutionäres Wirken in Kunst und Politik – erzählt entlang der deutenden Ausleuchtung jedes einzelnen Werkes der Entwicklungsgeschichte des Meisters und eingebettet in ein plastisches Zeitpanorama. Ein rauschhaftes Opus Magnum, eine Feier der Kunstgeschichte.
Mit ikonisch gewordenen Werken wie dem David, der Erschaffung Adams in der Sixtinischen Kapelle oder Bauten wie der Kuppel des Petersdoms gehört Michelangelos Schaffen zweifelsohne zum kulturellen Menschheitserbe. Schon zu Lebzeiten wurde ›Il divino‹, dem Göttlichen, ein übermenschlicher Status zugesprochen, sein unermessliches Œuvre aus Skulptur, Architektur und Zeichnung bannt Betrachter wie Forschung bis heute.
In seiner monumentalen Gesamtdarstellung fasst Horst Bredekamp das Genie Michelangelo auf beispiellose Weise. Er nimmt dessen Leben vom Werk aus in den Blick und begreift das Œuvre als Stimulus der Vita. Ebenso empfindsam wie präzise untersucht Bredekamp jedes einzelne Kunstwerk von der Hand Michelangelos im zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext sowie innerhalb der Entwicklung des höchst gefragten Künstlers.
Bredekamp präsentiert uns einen von seinen Werken getriebenen, fortwährend vertragsbrüchig und säumig bleibenden Meister, der sich gänzlich dem künstlerischen Imperativ eines jeden Werks verschreibt und sich vom zu bearbeitenden Material selbst leiten lässt. Indem seine Kunstwerke sich dem Prinzip der Vollendung verweigerten, sprengte Michelangelo alle Konventionen. Doch nur so ließ sich seine bedingungslose Weltliebe ausdrücken, seine Pan-Empathie, die ihn zum loyalen Freund und zur Zumutung für seine Umwelt werden ließ. Und nur so gelang es Michelangelo, die existentiellen Fragen nach Sinn, Sinnlichkeit und politischem Schicksal seiner Epoche in der Form der Kunst auf eine Weise zu verhandeln, die bis heute erschüttert.
Horst Bredekamp als Stadtführer durch die Mitte Berlins – unversehens ist man in Rom, in Florenz,... more Horst Bredekamp als Stadtführer durch die Mitte Berlins – unversehens ist man in Rom, in Florenz, in Venedig. Der Autor verführt zu einem völlig neuen Blick auf eine Stadt, die man zu kennen glaubte …
Berlin gilt als eine Stadt, die sich quasi aus dem Nichts immer wieder neu erfunden hat – nach dem Aufstieg zur preußischen Königsresidenz, der Reichseinheit, dem Ende des Kaiserreiches, den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs und nach dem Fall der Mauer. Dabei gibt es eine starke Traditionslinie, die Berlin in jeder Epoche ihrer Architekturgeschichte sichtbar prägte: die Orientierung an der Kunst der Mittelmeerländer, die der Stadt schon früh einen südlichen Charakter verlieh.
Ein Spaziergang offenbart jede Menge überraschender Parallelen – von Schlüters barockem Schloss (Antike! Rom!) über das Forum Fridericianum und das tieranatomische Theater (Palladio! Vicenza!), das Brandenburger Tor (Athen! Akropolis!), den Reichstag, den Dom und das Bodemuseum bis hin zu jüngeren Beispielen wie dem Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nach 1945 und Franco Stellas Flügel des neuerrichteten Berliner Schlosses.
Horst Bredekamp enthüllt diese nie zuvor betrachteten Verbindungen und schreibt eine Geschichte der Sehnsucht, die ein unverwechselbares Stadtbild geschaffen hat, das nicht allein mit Macht und Repräsentation, sondern mit Erwartungen und Hoffnungen verknüpft ist.
Horst Bredekamp folgt den Spuren Aby Warburgs von Amerika nach Berlin und entdeckt vollkommen une... more Horst Bredekamp folgt den Spuren Aby Warburgs von Amerika nach Berlin und entdeckt vollkommen unerforschte Seiten an Warburg – als Wissenschaftler wie auch als Mensch.
Die Reise des Kunsthistorikers Aby Warburg zu den Pueblo-Indianern von New Mexico und den Hopi in Arizona 1895/96 ist legendär. Ihr Ruhm beruht auf einem später »Schlangenritual« betitelten Vortrag Warburgs von 1923. Die Begegnung mit der Kultur der Indianer des südwestlichen Amerika bedeutete für Warburg, der sich zuvor mit der Florentiner Renaissance beschäftigt hatte, ein elementares Erlebnis, das seinen Begriff von Kultur entscheidend prägte und ihn schwanken ließ: Sollte er die Kunstgeschichte zugunsten der Ethnologie aufgeben?
Nach der Rückkehr von seiner Amerika-Reise lebte Warburg 1896/97 in Berlin. Hier konnte er seine Beobachtungen im Museum für Völkerkunde vertiefen und in liberaler Atmosphäre mit modernen Ethnologen diskutieren. Mit Franz Boas, dem Begründer einer bis heute vorbildhaften, an die Brüder Humboldt anschließenden Anthropologie, stand Warburg von Berlin aus in engem Kontakt. Auch die letzten Hamburger Lebensjahre erscheinen hierdurch in völlig neuem Licht.
Horst Bredekamp führt einen der entscheidenden Momente aus Warburgs Biographie und Forscherleben mit einer ebenso zentralen Etappe der Berliner Kultur- und Wissenschaftsgeschichte zusammen und veranschaulicht einen mehrfachen Brückenschlag zwischen den Epochen und Regionen.
Wenn die Sammlungen der außereuropäischen Kunst von Dahlem auf den Berliner Schlossplatz ziehen, ... more Wenn die Sammlungen der außereuropäischen Kunst von Dahlem auf den Berliner Schlossplatz ziehen, entsteht zusammen mit der Museumsinsel, der Humboldt-Universität und dem Humboldt-Forum ein Areal, das weltweit seinesgleichen sucht.
Der Name der Brüder Humboldt steht für eine Sammlungs- und Begegnungsgeschichte, die keinesfalls vom kolonialen Gedanken des Ausbeutens und Besitzens geprägt war, sondern von dem Wunsch, zu reisen und zu entdecken, zu sammeln und zu erforschen und nicht zuletzt zu zeigen.
Im Zentrum Berlins bietet der ehemals leere Schlossplatz die ungeheure Chance, diese Tradition sichtbar zu machen und eine neue »Freistätte« der Künste und des Wissens zu schaffen. Die drei Partner, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren großartigen Sammlungen afrikanischer, asiatischer, ozeanischer und altamerikanischer Kunst, die Humboldt-Universität mit ihren Schätzen wissenschaftlicher Sammlungen und Berlin mit seinem stets lebendig gehaltenen Erbe als Stadt des Freigeistes sollen zusammenspielen, um diesen Sammlungen einen angemessenen Ort zu geben und grundlegende Fragen unserer Zeit zu erörtern.
Die Idee, beinahe zu Tode diskutiert und aus Kostengründen ausgeblendet, soll in diesem Buch anhand von Dokumenten, Reden und Ausblicken wiedergewonnen werden.
Mit Texten von: Horst Bredekamp, Friedrich Dieckmann, Klaus-Dieter Lehmann, Peter-Klaus Schuster u. a.
Nering was the most influential architect in Brandenburg-Prussia around 1700. For the first time,... more Nering was the most influential architect in Brandenburg-Prussia around 1700. For the first time, the author contextualises Nering's work and subjects it to critical analysis. Nering transferred the style and quality prima-rily of Italian architecture to the Mark, which, as a strict, sober architectural language, stands out from the freer Italian or South German handling but claims a firm place as the Berlin School. Nering's architecture antici-pated the elevation of the elector to a higher rank, which was not realised politically until the coronation in 1701. He raised courtly and urban architecture to the level of the most renowned courts of the empire and prepared the splendid architecture of Schlüter, Eosander and de Bodt.
Der Ostersonntag des Jahres 1478 gehört zu einem der dunkelsten Momente jener scheinbar strahlend... more Der Ostersonntag des Jahres 1478 gehört zu einem der dunkelsten Momente jener scheinbar strahlenden Epoche, die mit der Florentiner Renaissance identifiziert wird: Die sogenannte Pazzi-Verschwörung (congiura dei Pazzi). Bei diesem von der von der Familie Pazzi ausgehenden Attentat im Dom von Florenz wurde Giuliano de’ Medici ermordet und sein Bruder Lorenzo wurde schwer verletzt. Zwar war die Rebellion niedergeschlagen worden, doch in der Folge vollzog sich eine mörderische Rachejustiz, die wiederum eine Bildpolitik aktivierte.
Dieser widmet sich die vorliegende Arbeit ebenso wie den geschichtlichen Ereignissen bis zum Toskanischen Krieg der Medici gegen den Papst (1478–1480). Ihre Neubetrachtung eröffnet einen fruchtbringenderen Blick auf jenes vermeidlich Goldende Zeitalter, welches durch die Medici selbst geprägt wurde. Ausgangspunkt ihrer Rekonstruktion sind historische Quellen von Vesapsiano da Bisticci, Niccolò Machiavelli und Luca Landucci, aus denen heraus sich überprüfbare Punkte destillieren lassen, die mit dem einzigen überlieferten Bildzeugnis der Bluttat vom Ostersonntag konfrontiert werden: Die von Lorenzo il Magnifico in Auftrag gegebene Bronzemedaille, die auf beiden Seiten an den Anschlag erinnert.
Dem Kern zur weiterführenden Deutung dieser Medaille wie weiterer Bildzeugnisse bilden die gegensätzlichen Begriffe Bildzauber und Repräsentation. Sie werden verstanden als Glaube an die magische Fernwirkung einerseits und als bildliche Vergegenwärtigung eines Delinquenten im rechtlichen Sinne andererseits. Effigies und Votivgaben werden als politische Bestimmung des Scheinleibes ebenso diskutiert wie Schand- und Märtyrerbilder mit ihrer paradoxen Verwandtschaft von Ehrerweisung und Bestrafung. Dabei klafft zwischen der Stellvertreterschaft und dem Glauben an Bildmagie eine anpassungsfähige Lücke, die in Krisenzeiten kleiner und in Zeiten der Stabilität größer wurde.
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One of the darkest moments of a seemingly luminous epoch that is identified with the Florentine Renaissance was Easter Sunday, 1478: the Pazzi conspiracy (congiura dei Pazzi), in which the Pazzi family was responsible for the assassination in the cathedral of Florence that killed Giuliano de’ Medici and severely injured his brother Lorenzo. The rebellion was put down, but this was followed by murderous legal vengeance that in turn activated a policy toward images.
The present work is devoted to this policy and to the historical events leading up to the Tuscan War of the Medici against the Pope (1478–1480). A new look opens up a fruitful view of that supposedly Golden Age, a view shaped by the Medici themselves. The starting point for the era’s reconstruction is the historical sources of Vesapsiano da Bisticci, Niccolò Machiavelli, and Luca Landucci, from which verifiable points can be distilled that are confronted with the sole extant pictorial record of the violence of that Easter Sunday: the bronze medal commissioned by Lorenzo il Magnifico, both sides of which commemorate the attack.
The crux of a deeper interpretation of these medals and of other pictorial records is found in the contradictory terms magical imagery and representation. They are understood, respectively, as the belief in magical action at a distance and as the pictorial presentation of a delinquent in the legal sense. Effigies and votive gifts as political determination of the seeming body are discussed, as well as defamatory and martyr images with their paradoxical relationship between paying honor and punishing. An adjustable gap thereby opens up between representation and the belief in pictorial magic, a gap that shrinks in times of crisis and grows in times of stability.
Gérard de Lairesse war einer der erfolgreichsten schaffenden niederländischen Künstler zum Ende d... more Gérard de Lairesse war einer der erfolgreichsten schaffenden niederländischen Künstler zum Ende des 17. Jahrhunderts und auch sein überliefertes, in viele Sprachen übersetztes Schrifttum zeugt von seiner Wichtigkeit. Und dennoch wird sein Werk seit dem 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit hinein sehr unterschiedlich gewertet. Ja, er wird mitunter sogar für den Niedergang des goldenen Zeitalters der niederländischen Kunst, mit Rembrandt als Hauptakteur, verantwortlich gemacht. Ob dieses Urteil überhaupt zutrifft und was dazu führte, soll folgende Arbeit versuchen darzustellen. Hierfür wird hauptsächlich auf zwei Schriften zurückgegriffen, denn ihrer großen Verbreitung ist es zu verdanken, dass sie uns für solcherlei Untersuchungen auch heute noch zur Verfügung stehen: Grundlagen der Zeichenkunst von 1701, und das Große Mahler-Buch von 1707. Ferner werden zur Verdeutlichung Laisesses kunsttheoretischen Vorstellungen von seinem Werk und dem von Rembrandt kontrastiv gegenübergestellt. Neben dieser Primärliteratur werden vornehmlich drei umfangreiche Monographien von Lyckle de Vries und Alain Roy über Gérard de Lairesse für die Untersuchung in dieser Arbeit herangezogen.
Die Hinrichtung als Strafe erfreute sich seit der Antike großer Beliebtheit und erreichte im Mitt... more Die Hinrichtung als Strafe erfreute sich seit der Antike großer Beliebtheit und erreichte im Mittelalter die Blüte eines unerschöpflichen Straftriebes, was sich in der Häufigkeit der Anwendung und in der - zum Teil grotesken - Differenzierung ihrer Handhabung zeigt. Hierzu gehört eben nicht die schlichte Hinrichtung als Solches, sondern die Bestrafung in effigie, also die Hinrichtung eines nicht habhaft zu werdenden Straftäters, sei es aus einfacher Abwesenheit, oder weil der Delinquent einfach vor der Umsetzung des Strafmaßes verstorben war. Aber nicht nur die Hinrichtung als Höchstmaß der Strafe wurde in effigie angewandt, auch andere Bestrafungen wurden auf diesem Wege vollstreckt. Es überrascht vielleicht, aber erst im späten 19. Jahrhundert, mit Inkrafttreten des Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (1872), verschwindet die Scheinbestrafung aus dem Strafrecht Preußens. Heute sind solche Scheinbestrafungen in keinem westeuropäischen strafrechtlichen Regelwerk nachweisbar, obgleich Strafen am Bildnis sehr wohl in Ländern außerhalb Europas und darüber hinaus im deutschen Brauchtum noch heute Anwendung finden.Eine geistes- und rechtsgeschichtliche Auseinandersetzung mit diesem Thema fand hauptsächlich Anfang des 20. Jahrhunderts statt und wird heute vor allem für rechtstheoretische Überlegungen des Verhältnisses zwischen Verbrechen und Strafe untersucht. An dieser Stelle seien die Schriften des Rechtshistorikers Karl von Amira erwähnt. Insbesondere seine Publikation zu den germanischen Todesstrafen bildet die Grundlage vieler aktueller rechts- und kunsthistorischer Arbeiten.