Ronald Engert | Humboldt Universität zu Berlin (original) (raw)
Papers by Ronald Engert
Franz Joseph Molitor, die Kabbala und jüdisches Denken – ›Magie‹ taucht in Benjamins Sprachtheo... more Franz Joseph Molitor, die Kabbala und jüdisches Denken –
›Magie‹ taucht in Benjamins Sprachtheorie an zentraler Stelle auf, er definiert sie aber nicht. Zur Klärung des Begriffs wird deshalb Franz Josef Molitors Werk über die Kabbala herangezogen, in dem ›Magie‹ die tragende Kategorie ist. Die biografische Untersuchung zeigt, dass Benjamin das Werk zur Zeit der Abfassung des Sprachaufsatzes bekannt war und ein Thema in seinen Gesprächen mit Gershom Scholem war. Die Spurensuche in Molitors, Benjamins und auch Scholems Schriften ergibt ein sehr komplexes Bild des Magie-Begriffs. Die Konnotationen dieser Autoren gehen weit über triviale Vorstellungen hinaus und unterscheiden sich von ethnologischen Definitionen. Die Bedeutung bezieht sich bei ihnen auf den Geist, der ohne materielle Mittel arbeitet. In diesem Sinn beschreibt das Wort bei Benjamin die nicht-materielle, unmittelbare Wirkung der
Sprache.
Benjamins wichtigstes Thema war die profane Welt, die er mit einer eigenen Methode untersuchte. Diese Methode entstand in einem immanenten Bezug auf die jüdische Mystik der Kabbala, die neben Religion und Aufklärung einen dritten Weg bietet, die Welt zu verstehen. +++
English abstract:
›Magic‹ appears in a central place in Benjamin's theory of language, but he does not define it. Franz Josef Molitor's work on the Kabbalah, in which ›magic‹ is the main category, is therefore used to clarify the term. The biographical investigation shows that Benjamin was familiar with the work at the time he wrote the language essay and that it was a topic in his conversations with Gershom Scholem. The search for traces in Molitor's, Benjamin's and also Scholem's writings yields a very complex picture of the concept of magic. The connotations of these authors go far beyond trivial notions and differ from ethnological definitions. For them, the concept refers to the spirit that works without material means. In this sense, the word in Benjamin's work describes the non-material, immediate impact of language.
Benjamin's most important subject was the profane world, which he investigated with his own method. This method arose in an immanent reference to the Jewish mysticism of the Kabbalah, which offers a third way of understanding the world alongside religion and the Enlightenment.
Die Frage der Kultur ist eng mit der Frage der Schuld verknüpft. Mit Sigmund Freud wird untersuch... more Die Frage der Kultur ist eng mit der Frage der Schuld verknüpft. Mit Sigmund Freud wird untersucht, wie Trieb und Triebverzicht an der Wiege der Kultur stehen und zu den Ausformungen der Religion, aber auch z.B. des Antisemitismus führen. Der Agressionstrieb führt zu Gewalt, die jedoch auch Schuld bedeutet. Wer die Schuld verdrängt, projiziert sie auf andere. Wie kann eine heilsame Auseinandersetzung mit der Schuld aussehen und was wären die Folgen?
Dargestellt anhand von Michel Foucaults Analyse in seinem Buch »Die Geständnisse des Fleisches. S... more Dargestellt anhand von Michel Foucaults Analyse in seinem Buch »Die Geständnisse des Fleisches. Sexualität und Wahrheit 4« (Berlin 2019).
Was hat das Subjekt mit dem Sündenfall zu tun? Die Seele ist unsere wahre Identität. Mit dem Sündenfall öffnete sich der Mensch seinem subjektiven Begehren, seinem Willen. Aus der Absonderung von Gott erwächst eine Art Erkenntnis von Gut und Böse, die der unschuldigen Seele unbekannt war. Das, was wir heute als unsere Subjektivität wahrnehmen, in der wir für uns selbst fühlen und entscheiden, was uns gut und was uns nicht tut gut usw., in der wir für uns Verantwortung übernehmen und unser eigenes persönliches Urteilsvermögen schulen und kultivieren müssen, um in dieser Welt klar zukommen, wäre ohne Sündenfall nicht möglich. Spirituell gesehen wäre es auch nicht nötig gewesen. Aber wir haben es nun einmal gemacht, und die Geschichte hat trotzdem ein gutes Ende. Den sollten wir je noch einmal wieder ins Paradies einkehren, so werden wir es diesmal nicht als Kinder sondern als Erwachsene tun. Wir werden dieses Mal mit Göttin-Gott auf Augenhöhe in Beziehung treten.
Mimesis ist eine zentrale Kategorie bei Walter Benjamin. Er fasst sie als anthropologisches Vermö... more Mimesis ist eine zentrale Kategorie bei Walter Benjamin. Er fasst sie als anthropologisches Vermögen. Damit geht er über Platon und Artistoteles hinaus. Das mimetische Vermögen wird zu einer Erkenntnisfunktion jenseits des ideologischen Schleiers. Die Kategorie der Hellsicht, die Benjamin in seiner metaphysischen Phase untersuchte, wird in seiner materialistischen Phase in die Mimesis umgeschmolzen. Das heißt, die Mimesis ist eine materialistische Kategorie. Der Aufsatz untersucht die Bedeutung der Mimesis bei Benjamin, ihre Beziehung zur Sprache und zur Erkenntnis und grenzt sie gegen die Konzeptionen der Mimesis anderer Forscher ab. Insbesondere die Interpretationen der Benjaminschen Mimesis durch Michael Taussig und Jean-Michel Palmier sind Gegenstand einer kritischen Betrachtung.
Cassirer beschreibt verschiedene symbolische Formen. Diese sind Sprache, Wissenschaft, Kunst, Rel... more Cassirer beschreibt verschiedene symbolische Formen. Diese sind Sprache, Wissenschaft, Kunst, Religion und Mythos. Benjamin spricht am Anfang seines Sprachaufsatzes davon, das es eine Sprache der Technik, Kunst, Justiz und Religion gibt.
Cassirer und Benjamin hatten das gleiche vor Augen: Darstellungsformen, die durch einen bestimmten inhaltlichen oder verfahrensmäßigen Zugang geprägt sind. Cassirer nennt sie symbolische Formen, Benjamin nennt sie Sprachen (Plural).
Der Unterschied in den beiden Modellen besteht darin, dass bei Cassirer Sprache ebenfalls eine symbolische Form ist, bei Benjamin hingegen nicht. Benjamin versteht die Sprache (Singular) als das zu Grunde liegende Medium, indem sich die Darstellungsformen ausdrücken.
Während Cassirer Sprache in die Reihe der symbolischen Formen einreiht, ist sie für Benjamin eine Metafunktion, ja sogar ein Zugang zur direkten Schau. Benjamin grenzt seine Sprachphilosophie gegen arbiträre Sprachtheorien ab und räumt der Sprache die Möglichkeit der Unmittelbarkeit ein, die er u.a. die »Magie der Sprache« nennt. Der sprachtheoretische Unterschied der beiden Ansätze wird an der Kategorie der »Mimesis« exemplifiziert und mündet in der Frage nach der Entsprechung von Wort und Ding.
Dies ist eine Untersuchung der Theorie des New Materialism nach Karen Barad u.a. im Hinblick auf ... more Dies ist eine Untersuchung der Theorie des New Materialism nach Karen Barad u.a. im Hinblick auf epistemologische Fragen. Es findet sich im New Materialism eine nicht-positionale Philosophie. Diese arbeitet mit einen Schwebezustand, in dem duale Positionen komplementär zum ganzen Bild der Wirklichkeit zusammengesetzt werden. Subjekt und Objekt existieren vor dem Erkenntnisvorgang nicht, sondern entstehen durch eine »epistemic intervention«. Diese neue Epistemologie und Umkehrontologie fordert neue Begriffe, die von Barad mit dem Schrägstrich (Slash) gebildet werden: dis/continuity, im/possibility usw.
Der jüdische Denker Franz Rosenzweig vertritt einen philosophischen Ansatz, der Gott, Mensch und ... more Der jüdische Denker Franz Rosenzweig vertritt einen philosophischen Ansatz, der Gott, Mensch und Welt als eigenständige Entitäten denkt, die nicht aufeinander reduzierbar sind. Dies hat Konsequenzen für das Denken des Absoluten, das nicht mehr wie in der griechisch-westlichen Metaphysik über dem Menschen steht und diesen relativiert. Das Relative und Raum und Zeit sind für Rosenzweig bestimmend für die Wahrheit. Der Mensch existiert vor und nach dem Absoluten. Daraus entsteht eine innere, gefühlte Gewissheit, dass ich als Mensch gut so bin, wie ich bin.
Um Walter Benjamins Philosophie zu verstehen, bedarf es zweier elementarer Kategorien: 1. die Zei... more Um Walter Benjamins Philosophie zu verstehen, bedarf es zweier elementarer Kategorien: 1. die Zeit, die sich in der profanen Ordnung von der Ewigkeit in der göttlichen Ordnung abhebt; 2. die Dimension des Göttlichen, das eine erkenntnistheoretische Funktion hat und ohne das die Wirklichkeit nicht zu entschlüsseln ist. Im Theologisch-politischen Fragment trennt Benjamin die profane Ordnung noch sehr stark von der heiligen. Gleichwohl ist mit der »mystischen Geschichtsauffassung« und anderen Interdependenzen eine erste Form der Integration angelegt. Die Hausarbeit untersucht, wie das Theologisch-politische Fragment in das Gesamtwerk Benjamins einzuordnen ist und zeigt die Entwicklungslinien der Grundtheoreme auf, die schließlich in Benjamins Integration von Aufklärung und Transzendenz münden.
Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hinterlässt ein fragmentarisches, aber auch frak... more Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hinterlässt ein fragmentarisches, aber auch fraktales Werk, das von der Mystik bis zum historischen dialektischen Materialismus reicht. Die vorliegende Arbeit erforscht das Motiv des »geistigen« oder »mystischen Sehens«, das für Benjamin als zentrale Methode seiner Erkenntnis postuliert wird. Er spricht von »Sehertum« und »Sehenden«, sowie von der »profanen Erleuchtung«, einer »materialistischen, anthropologischen Inspiration«. Geistiges Sehen wird hier als intentionslose und ichlose Schau verstanden, die eine vom ideologischen Schleier befreite Erkenntnis ermöglicht. Mystik als Erkenntnismodus, Kabbala sowie das Sehen bei Platon, Platin und Charlotte Wolff werden zur Bestätigung von Walter Benjamins Idee des Sehens dargestellt. Hauptmotive bei Benjamin sind Wahrheit, Intention, die Welt allseitiger und integraler Aktualität, Mimesis, Bildraum und profane Erleuchtung. In diesen Kategorien verbinden sich für Benjamin das Heilige und das Profane.
The philosopher and cultural critic Walter Benjamin leaves behind a fragmentary, but also a fractal work, ranging from mysticism to historical dialectical materialism. The present work explores the motive of "spiritual" or "mystic seeing," which is postulated for Benjamin as the central method of his knowledge. He speaks of "visionary" and "seeing," as well as "profane enlightenment," a "materialistic, anthropological inspiration." Spiritual seeing is understood here as an unintentional and ego free vision, which enables an understanding freed from the ideological veil. Mysticism as a mode of cognition, Kabbalah, and seeing with Plato, Plotin, and Charlotte Wolff are presented to confirm Walter Benjamin's idea of seeing. The main motifs at Benjamin are truth, intention, the world of universal and integral actuality, mimesis, image space and profane enlightenment. In these categories Benjamin combines the sacred and the profane.
Tattva Viveka , 2002
Gotthard Günthers 1963 erschienenes Buch »Das Bewusstsein der Maschinen. Eine Metaphysik der Kybe... more Gotthard Günthers 1963 erschienenes Buch »Das Bewusstsein der
Maschinen. Eine Metaphysik der Kybernetik« gewinnt erst heute seine Aktualität. Seine Abhandlung zielt auf eine neue Bewusstseinstheorie, die er kybernetisch-transzendental nennt. Er bezieht sich auf die Errungenschaften der westlichen Philosophie, wie sie, beginnend mit Platon, über Aristoteles, Kant und Hegel vorangeschritten ist, um dann anhand der neuartigen Erkenntnisse der Kybernetik tiefgreifende Veränderungen im metaphysischen Weltbild des Menschen aufzuzeigen. Die bisherige philosophische Theorie ebenso wie Religion und Kultur bewegten sich in einem Bereich der zweiwertigen Logik, den man landläufig auch als dualistisches Weltbild bezeichnet. Mit der Kybernetik wird eine neue dreiwertige – bzw. in der Konsequenz mehrwertige – Logik notwendig, die neben Ich und Sein als dritte Instanz die Information als »denkende Materie« einführt. Gotthard Günther blickt auf die Philosophie mit dem Instrumentarium der Logik und eröffnet uns ein erstaunliches Panorama auf die Denk- und Bewusstseinsgeschichte des Abendlandes.
Erste und grundlegende Unterscheidung, von der alle reale logische Betrachtung ausgehen muss, ist die von Ich und Du. Bereits hier ver-wickelt sich das zweiwertige Denken in Widersprüche, da es das Du nicht als zweites, anderes Subjekt, sondern als Objekt denkt. Reflexion ohne Berücksichtigung des objektiven Du führt unweigerlich zu Dogmatismus, Ideologie und den daraus erwachsenden gesellschaftlichen Problemen, da das Du, welches im Widerspruch zum Ich steht, nicht existieren darf. Günther bringt die Ich-Du-Antithese mit seiner trans-klassischen Logik der Mehrwertigkeit in Beziehung. Der Leser erlebt in seinem Werk die Spurensuche eines neuen Bewusstseins, das erstaunlicherweise durch die Entwicklung der kybernetischen Maschinen hervorgebracht wird und den alten Dualismus von Subjekt und Objekt, von Geist und Materie, von Idealismus und Materialismus zugunsten einer neuen qualitativen Schau auf die Wirklichkeit hinter sich lässt.
Gotthard Günther geht in diesem Zusammenhang auch der Frage nach, ob der Mensch einer mit »voll-reflexivem Bewusstsein« begabten Maschine noch überlegen wäre. Im Zuge seiner Abhandlung und seiner logischen Analyse zeigt er, dass diese Frage falsch gestellt ist. Um es vorwegzunehmen, eine Maschine, die von einem Kybernetiker oder Techniker erschaffen wird, erfordert zwei Sprachen: Eine Metasprache und eine Maschinensprache. Die Metasprache ist die des Menschen, der die Maschine programmiert. In dieser Sprache gibt der Programmierer der Maschine ein bestimmtes System von Variablen und Kategorien, in denen dieses künstliche System dann operiert. Das maschinelle System ist der Metasprache logisch um eine Dimension untergeordnet. Deswegen kann das Maschinenbewusstsein niemals seinen eigenen Schöpfungsprozess hintersteigen. Gotthard Günther zeigt, dass es sich bei diesem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine analog um das gleiche Prinzip handelt wie zwischen Gott und Mensch. Auch der Mensch kann seinen Schöpfungsprozess nicht verstehen und postuliert zwangsläufig eine transzendente (= unerreichbare) Instanz: Gott den Schöpfer. Allein an diesem Sachverhalt, der nur eine von mehreren Argumentationslinien und Aspekten in Gotthard Günthers Werk darstellt, lässt sich schon erkennen, welche metaphysische Relevanz sich über formal-logische Erwägungen hinaus aus der Möglichkeit kybernetischen Maschinen ergibt. Wenn moderne naturwissenschaftliche Konzepte wie die Relativitätstheorie und Quantentheorie bisher die moralische Essenz des Menschen bestenfalls am Rande berührten, liegen die Dinge in der Ky-bernetik etwas anders. Hier wird das Kernvermögen des Menschen, seine Intelligenz, sein Erinnerungsvermögen, seine Fähigkeit zu komplexen Prozessen, seine Reaktivität, schließlich seine Fähigkeit der Reflexion angefochten. Wie oben schon angesprochen, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass intelligente künstliche Maschinen irgendwann die Menschheit beherrschen werden. Gotthard Günther bemerkt ganz richtig, dass diese Ängste aus einem unzulänglichen Konzept dessen, was der Mensch ist, hervorgehen. Diese Ängste setzen nämlich voraus, dass der Mensch sich selbst als mechanisches Produkt begreift, und dann als solches von den intelligenten Maschinen übertroffen werden würde. Wie Gotthard Günther zeigt, ist jedoch der Mensch bewusstseinstheoretisch alles andere als mechanisch zu verstehen. Mit der selbstreflexiven, philosophischen Selbsterkenntnis des Menschen, die gewissermaßen durch die elektronische Revolution erzwungen wird, überwindet der Mensch endgültig die mechanistische Stufe und erwächst in eine neue Spiritualität.
Für ein Verständnis der aktuellen menschlichen Situation ist der aktuelle philosophische Ansatz v... more Für ein Verständnis der aktuellen menschlichen Situation ist der aktuelle philosophische Ansatz von Peter Sloterdijk höchst erhellend. Er vergleicht Heideggers Ontologie mit der Anthropologie, die Moderne mit der aktuellen Lage der Postmoderne, erklärt die Bedeutung der Technik für die menschliche Identität und zeigt, dass es den ›Menschen‹ also solches in der Natur überhaupt nicht geben würde. Insofern sollten wir Menschen uns damit abfinden, dass wir Techniker sind, die in optimierten Klimazonen – Treibhäusern und Brutkästen – zuallererst zu Menschen werden.
Peter Sloterdijk's current philosophical approach is highly illuminating for an understanding of the current human situation. He compares Heidegger's ontology with anthropology, modernity with the current situation of postmodernity, explains the importance of technology for human identity and shows that there would be no such in nature as 'humans'. In this respect, we humans should accept that we are technicians who first and foremost become human beings in optimised climatic zones-greenhouses and incubators.
Quelle und Grundlage dieser Arbeit: Peter Sloterdijk: »Domestikation des Seins. Die Verdeutlichung der Lichtung«, in: ders.: Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, Frankfurt M. 2001, S. 142-234.
Foucault represents a theory of asceticism, in the sense of a technology of the self, which has t... more Foucault represents a theory of asceticism, in the sense of a technology of the self, which has to do with the subject of prohibition and domination. My text argues that Foucault's analysis is normatively shaped by a conflict of authority that distorts the theory. Foucault sees the way out as eliminating the contradiction of authority through deconstruction by no longer asking the question of truth. In the following I present my own theory of asceticism, which is not about value judgements or the saint's fight against sin, but about a psycho-energetic dynamic that is carried by the difference between inside and outside. Asceticism means giving up external stimulation for the benefit of internal perceptions and energy sources. Then the inner joy arises, which I see as the content core of asceticism.
Foucault vertritt eine Theorie der Askese, im Sinne einer Technologie des Selbst, die mit dem Thema Verbot und Herrschaft zu tun hat. Mein Text vertritt die These, dass Foucaults Analyse normativ durch einen Autoritätskonflikt geprägt ist, der die Theorie verzerrt. Foucault sieht den Ausweg darin, den Autoritätswiderspruch durch Dekonstruktion zu beseitigen, indem die Frage nach der Wahrheit nicht mehr gestellt wird. Im folgenden lege ich eine eigene Theorie der Askese vor, in der es nicht um Werturteile oder den Kampf des Heiligen gegen die Sünde geht, sondern um eine psychoenergetische Dynamik, die durch die Leitdifferenz innen-außen getragen ist. Dabei bedeutet Askese, äußere Stimulationen zugunsten innerer Wahrnehmungen und Energiequellen aufzugeben. Dann springt die innere Freude an, die ich als den inhaltlichen Kern der Askese ansehe.
Die Begriff der Einfalt erfuhr im Laufe der Kulturgeschichte eine fundamentalen Bedeutungswandel.... more Die Begriff der Einfalt erfuhr im Laufe der Kulturgeschichte eine fundamentalen Bedeutungswandel. Vor der Aufklärung wurde mit Einfalt eine Reinheit im Herzen gemeint, seit der Aufklärung wird die Einfalt mit einer negativen Bedeutung versehen: ein einfältiger Mensch ist ein dummer oder zumindest naiver Mensch, der unvernünftig und unaufgeklärt ist.
Ich möchte zeigen, dass die Idee der Einfalt eine eigenständige Qualität hat, die von sowohl der christlichen Theologie als auch der Aufklärung verschieden ist. Hierzu wird zunächst die Bedeutungsgeschichte des Begriffs in Grundzügen dargelegt (z.B. bei Thomas von Aquin) und sodann Grimmelshausens Konnotation des Begriffs untersucht.
Der Begriff der Einfalt oder lat: simplicitas war im Altertum und Mittelalter, also in der Zeit vor der Aufklärung, positiv besetzt. Die Einfalt galt als Tugend und wurde mit der Wahrheit gleichgesetzt. Sie wird in dem Aufsatz als dritter Modus der Welterklärung neben Religion und Aufklärung proklamiert. Insbesondere ist es eine Wahrnehmung und Kognition ohne Urteil, jenseits von Gut und Böse. Sie kann historisch-kritisch im Sinne Walter Benjamins auch heute noch Anwendung finden.
Der Surrealismus ist keine Kunstform, Theorie oder Phantasma sondern eine Erfahrung der Wirklichk... more Der Surrealismus ist keine Kunstform, Theorie oder Phantasma sondern eine Erfahrung der Wirklichkeit. Diese Erfahrung ist eine »profane Erleuchtung«. Die Surrealisten stießen auf die revolutionären Energien des Veralteten, indem sie den historischen Blick aufs Gewesene gegen den politischen eintauschten. Das wahre Gesicht der Dingwelt ist das surrealistische. Kunst und Wissenschaft haben eine im positiven Sinn verstandene esoterische Fundierung. Der Surrealismus ist trans-moralisch und revolutionär. Es geht um die Dialektik von Profanem und Numinosem. Die Voraussetzungen der Revolution liegen in der Veränderung der äußeren Verhältnisse und nicht in der Veränderung der Gesinnung. Die revolutionäre Aktion auf der Seite der Kunst besteht in der Entdeckung des Bildraums. Die echte revolutionäre Spannung liegt in der Synchronizität von Bild und Leib, oder anders gesagt (um es maximal zu vereinfachen) von Idee und Tat. Thesen für heute: Auch die Wissenschaft muss surrealistisch fundiert werden, das heißt es geht um eine Einbeziehung der außersinnlichen und immateriellen Realitäten, volkstümlich despektierlich »Esoterik« genannt. Damit meine ich die spirituelle Kultur, die nicht mit den historischen Religionen zu verwechseln ist. Es geht weiterhin um die Revolution, d.h. um die Befreiung der Menschheit aus der Knechtschaft. Diese wird über die Erkenntnis der Wirklichkeit erlangt. Symptom dieses integralen Leib- und Bildraums ist die Identität von Bewusstsein (Idee und Gefühl) und Sein (Handlung).
Ein Promotionsvorhaben im Fachbereich Philosophie: Walter Benjamin, der große Philosoph des 20. J... more Ein Promotionsvorhaben im Fachbereich Philosophie: Walter Benjamin, der große Philosoph des 20. Jahrhunderts, kam auf seine Aussagen durch ein mystisches Bewusstsein, das er u.a. als "profane Erleuchtung" bezeichnet. Damit verbindet er den historischen dialektischen Materialismus mit dem jüdischen Messianismus. Die wahre Sicht auf die Welt und die Dinge ist eine erleuchtete, die außerhalb des Zweck-Mittel-Zirkels intentionslos und in Echtzeit operiert. Er nannte es auch "Dialektik im Stillstand".
Drafts by Ronald Engert
Grundsätzliches:-In dem ersten Text »Lehre vom Ähnlichen« (ca. Januar 1933) wird der Begriff des ... more Grundsätzliches:-In dem ersten Text »Lehre vom Ähnlichen« (ca. Januar 1933) wird der Begriff des »mimetischen Vermögens« nicht so stark in den Vordergrund gerückt wie in dem zweiten Text »Das mimetische Vermögen« von Juli-September 1933. Im ersten Text werden häufiger die Begriffe »Ähnlichkeit« oder »Ähnliches« verwendet. Der Begriff »mimetisches Vermögen« findet sich aber auch mehrfach. Weitere Formulierungen sind »mimetisches Verhalten«, »mimetische Kraft«, »mimetische Auffassung« (ebd.), »mimetisches Genie« (206), »mimetische Begabung« (209).-Die offene Bezugnahme auf okkultes Wissen wird in der zweiten Fassung zugunsten einer eher naturalistischen Auslegung deutlich zurückgenommen.-Beide Texte werden von Benjamin selbst in Briefen an Gretel Adorno, Gershom Sholem und Werner Kraft als »meine Sprachtheorie« bezeichnet (II, 953f.). Die THESEN von Walter Benjamin: 1. Der Mensch hat die höchste Fähigkeit zur Mimesis. »Vielleicht gibt es keine höheren Funktionen des Menschen, die nicht entscheidend durch mimetisches Vermögen mitbestimmt sind.« (204) Er sieht zwei Gründe für das Mimetische bei Menschen: die Entwicklung der Kinder (ontogenetisch) und die Entwicklung der Sprache (phylogenetisch). 2. Es gibt »mimetische Objekte« (205), »natürliche Korrespondenzen« (ebd.), »mimetischen Objektcharakter« (206), also objektiv Gegebenes im Außen, das das mimetische Vermögen der Menschen »erweckt« (205). Das mimetische Vermögen gibt wiederum den Objekten Antwort (ebd.). Meine These: Man kann hier von einem gegenseitigen, synergetischen und ko-kreativen Erkenntnisprozess sprechen, der nicht subjekt-objekt-basiert ist (vgl. Carl Einsteins »S/O-Funktion«). Dies ist ein Ansatz zur Auflösung der Subjekt-Objekt-Dichotomie, die Benjamin im Übrigen schon in einer sehr frühen Schrift von 1918 thematisierte. Dies ist eine konträre Lesart zu 1 Roger Caillois' Ansatz, bei dem die Auflösung der Trennung zwischen Individuum und Umgebung zur Psychastenie führt und rein pathologisch gesehen wird (Caillois, S. 36). 2 3. Das mimetische Vermögen ist mit der Magie und der Hellsicht verwandt. Er spricht von »magischen Korrespondenzen« (206/211), sowie von »natürlichen Korrespondenzen« (205/211). Mimesis war die Basis: »die mimetische Erfahrung, die einst das Fundament der Hellsicht (209) / der okkulten Praxis (213) gewesen ist.«
Franz Joseph Molitor, die Kabbala und jüdisches Denken – ›Magie‹ taucht in Benjamins Sprachtheo... more Franz Joseph Molitor, die Kabbala und jüdisches Denken –
›Magie‹ taucht in Benjamins Sprachtheorie an zentraler Stelle auf, er definiert sie aber nicht. Zur Klärung des Begriffs wird deshalb Franz Josef Molitors Werk über die Kabbala herangezogen, in dem ›Magie‹ die tragende Kategorie ist. Die biografische Untersuchung zeigt, dass Benjamin das Werk zur Zeit der Abfassung des Sprachaufsatzes bekannt war und ein Thema in seinen Gesprächen mit Gershom Scholem war. Die Spurensuche in Molitors, Benjamins und auch Scholems Schriften ergibt ein sehr komplexes Bild des Magie-Begriffs. Die Konnotationen dieser Autoren gehen weit über triviale Vorstellungen hinaus und unterscheiden sich von ethnologischen Definitionen. Die Bedeutung bezieht sich bei ihnen auf den Geist, der ohne materielle Mittel arbeitet. In diesem Sinn beschreibt das Wort bei Benjamin die nicht-materielle, unmittelbare Wirkung der
Sprache.
Benjamins wichtigstes Thema war die profane Welt, die er mit einer eigenen Methode untersuchte. Diese Methode entstand in einem immanenten Bezug auf die jüdische Mystik der Kabbala, die neben Religion und Aufklärung einen dritten Weg bietet, die Welt zu verstehen. +++
English abstract:
›Magic‹ appears in a central place in Benjamin's theory of language, but he does not define it. Franz Josef Molitor's work on the Kabbalah, in which ›magic‹ is the main category, is therefore used to clarify the term. The biographical investigation shows that Benjamin was familiar with the work at the time he wrote the language essay and that it was a topic in his conversations with Gershom Scholem. The search for traces in Molitor's, Benjamin's and also Scholem's writings yields a very complex picture of the concept of magic. The connotations of these authors go far beyond trivial notions and differ from ethnological definitions. For them, the concept refers to the spirit that works without material means. In this sense, the word in Benjamin's work describes the non-material, immediate impact of language.
Benjamin's most important subject was the profane world, which he investigated with his own method. This method arose in an immanent reference to the Jewish mysticism of the Kabbalah, which offers a third way of understanding the world alongside religion and the Enlightenment.
Die Frage der Kultur ist eng mit der Frage der Schuld verknüpft. Mit Sigmund Freud wird untersuch... more Die Frage der Kultur ist eng mit der Frage der Schuld verknüpft. Mit Sigmund Freud wird untersucht, wie Trieb und Triebverzicht an der Wiege der Kultur stehen und zu den Ausformungen der Religion, aber auch z.B. des Antisemitismus führen. Der Agressionstrieb führt zu Gewalt, die jedoch auch Schuld bedeutet. Wer die Schuld verdrängt, projiziert sie auf andere. Wie kann eine heilsame Auseinandersetzung mit der Schuld aussehen und was wären die Folgen?
Dargestellt anhand von Michel Foucaults Analyse in seinem Buch »Die Geständnisse des Fleisches. S... more Dargestellt anhand von Michel Foucaults Analyse in seinem Buch »Die Geständnisse des Fleisches. Sexualität und Wahrheit 4« (Berlin 2019).
Was hat das Subjekt mit dem Sündenfall zu tun? Die Seele ist unsere wahre Identität. Mit dem Sündenfall öffnete sich der Mensch seinem subjektiven Begehren, seinem Willen. Aus der Absonderung von Gott erwächst eine Art Erkenntnis von Gut und Böse, die der unschuldigen Seele unbekannt war. Das, was wir heute als unsere Subjektivität wahrnehmen, in der wir für uns selbst fühlen und entscheiden, was uns gut und was uns nicht tut gut usw., in der wir für uns Verantwortung übernehmen und unser eigenes persönliches Urteilsvermögen schulen und kultivieren müssen, um in dieser Welt klar zukommen, wäre ohne Sündenfall nicht möglich. Spirituell gesehen wäre es auch nicht nötig gewesen. Aber wir haben es nun einmal gemacht, und die Geschichte hat trotzdem ein gutes Ende. Den sollten wir je noch einmal wieder ins Paradies einkehren, so werden wir es diesmal nicht als Kinder sondern als Erwachsene tun. Wir werden dieses Mal mit Göttin-Gott auf Augenhöhe in Beziehung treten.
Mimesis ist eine zentrale Kategorie bei Walter Benjamin. Er fasst sie als anthropologisches Vermö... more Mimesis ist eine zentrale Kategorie bei Walter Benjamin. Er fasst sie als anthropologisches Vermögen. Damit geht er über Platon und Artistoteles hinaus. Das mimetische Vermögen wird zu einer Erkenntnisfunktion jenseits des ideologischen Schleiers. Die Kategorie der Hellsicht, die Benjamin in seiner metaphysischen Phase untersuchte, wird in seiner materialistischen Phase in die Mimesis umgeschmolzen. Das heißt, die Mimesis ist eine materialistische Kategorie. Der Aufsatz untersucht die Bedeutung der Mimesis bei Benjamin, ihre Beziehung zur Sprache und zur Erkenntnis und grenzt sie gegen die Konzeptionen der Mimesis anderer Forscher ab. Insbesondere die Interpretationen der Benjaminschen Mimesis durch Michael Taussig und Jean-Michel Palmier sind Gegenstand einer kritischen Betrachtung.
Cassirer beschreibt verschiedene symbolische Formen. Diese sind Sprache, Wissenschaft, Kunst, Rel... more Cassirer beschreibt verschiedene symbolische Formen. Diese sind Sprache, Wissenschaft, Kunst, Religion und Mythos. Benjamin spricht am Anfang seines Sprachaufsatzes davon, das es eine Sprache der Technik, Kunst, Justiz und Religion gibt.
Cassirer und Benjamin hatten das gleiche vor Augen: Darstellungsformen, die durch einen bestimmten inhaltlichen oder verfahrensmäßigen Zugang geprägt sind. Cassirer nennt sie symbolische Formen, Benjamin nennt sie Sprachen (Plural).
Der Unterschied in den beiden Modellen besteht darin, dass bei Cassirer Sprache ebenfalls eine symbolische Form ist, bei Benjamin hingegen nicht. Benjamin versteht die Sprache (Singular) als das zu Grunde liegende Medium, indem sich die Darstellungsformen ausdrücken.
Während Cassirer Sprache in die Reihe der symbolischen Formen einreiht, ist sie für Benjamin eine Metafunktion, ja sogar ein Zugang zur direkten Schau. Benjamin grenzt seine Sprachphilosophie gegen arbiträre Sprachtheorien ab und räumt der Sprache die Möglichkeit der Unmittelbarkeit ein, die er u.a. die »Magie der Sprache« nennt. Der sprachtheoretische Unterschied der beiden Ansätze wird an der Kategorie der »Mimesis« exemplifiziert und mündet in der Frage nach der Entsprechung von Wort und Ding.
Dies ist eine Untersuchung der Theorie des New Materialism nach Karen Barad u.a. im Hinblick auf ... more Dies ist eine Untersuchung der Theorie des New Materialism nach Karen Barad u.a. im Hinblick auf epistemologische Fragen. Es findet sich im New Materialism eine nicht-positionale Philosophie. Diese arbeitet mit einen Schwebezustand, in dem duale Positionen komplementär zum ganzen Bild der Wirklichkeit zusammengesetzt werden. Subjekt und Objekt existieren vor dem Erkenntnisvorgang nicht, sondern entstehen durch eine »epistemic intervention«. Diese neue Epistemologie und Umkehrontologie fordert neue Begriffe, die von Barad mit dem Schrägstrich (Slash) gebildet werden: dis/continuity, im/possibility usw.
Der jüdische Denker Franz Rosenzweig vertritt einen philosophischen Ansatz, der Gott, Mensch und ... more Der jüdische Denker Franz Rosenzweig vertritt einen philosophischen Ansatz, der Gott, Mensch und Welt als eigenständige Entitäten denkt, die nicht aufeinander reduzierbar sind. Dies hat Konsequenzen für das Denken des Absoluten, das nicht mehr wie in der griechisch-westlichen Metaphysik über dem Menschen steht und diesen relativiert. Das Relative und Raum und Zeit sind für Rosenzweig bestimmend für die Wahrheit. Der Mensch existiert vor und nach dem Absoluten. Daraus entsteht eine innere, gefühlte Gewissheit, dass ich als Mensch gut so bin, wie ich bin.
Um Walter Benjamins Philosophie zu verstehen, bedarf es zweier elementarer Kategorien: 1. die Zei... more Um Walter Benjamins Philosophie zu verstehen, bedarf es zweier elementarer Kategorien: 1. die Zeit, die sich in der profanen Ordnung von der Ewigkeit in der göttlichen Ordnung abhebt; 2. die Dimension des Göttlichen, das eine erkenntnistheoretische Funktion hat und ohne das die Wirklichkeit nicht zu entschlüsseln ist. Im Theologisch-politischen Fragment trennt Benjamin die profane Ordnung noch sehr stark von der heiligen. Gleichwohl ist mit der »mystischen Geschichtsauffassung« und anderen Interdependenzen eine erste Form der Integration angelegt. Die Hausarbeit untersucht, wie das Theologisch-politische Fragment in das Gesamtwerk Benjamins einzuordnen ist und zeigt die Entwicklungslinien der Grundtheoreme auf, die schließlich in Benjamins Integration von Aufklärung und Transzendenz münden.
Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hinterlässt ein fragmentarisches, aber auch frak... more Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hinterlässt ein fragmentarisches, aber auch fraktales Werk, das von der Mystik bis zum historischen dialektischen Materialismus reicht. Die vorliegende Arbeit erforscht das Motiv des »geistigen« oder »mystischen Sehens«, das für Benjamin als zentrale Methode seiner Erkenntnis postuliert wird. Er spricht von »Sehertum« und »Sehenden«, sowie von der »profanen Erleuchtung«, einer »materialistischen, anthropologischen Inspiration«. Geistiges Sehen wird hier als intentionslose und ichlose Schau verstanden, die eine vom ideologischen Schleier befreite Erkenntnis ermöglicht. Mystik als Erkenntnismodus, Kabbala sowie das Sehen bei Platon, Platin und Charlotte Wolff werden zur Bestätigung von Walter Benjamins Idee des Sehens dargestellt. Hauptmotive bei Benjamin sind Wahrheit, Intention, die Welt allseitiger und integraler Aktualität, Mimesis, Bildraum und profane Erleuchtung. In diesen Kategorien verbinden sich für Benjamin das Heilige und das Profane.
The philosopher and cultural critic Walter Benjamin leaves behind a fragmentary, but also a fractal work, ranging from mysticism to historical dialectical materialism. The present work explores the motive of "spiritual" or "mystic seeing," which is postulated for Benjamin as the central method of his knowledge. He speaks of "visionary" and "seeing," as well as "profane enlightenment," a "materialistic, anthropological inspiration." Spiritual seeing is understood here as an unintentional and ego free vision, which enables an understanding freed from the ideological veil. Mysticism as a mode of cognition, Kabbalah, and seeing with Plato, Plotin, and Charlotte Wolff are presented to confirm Walter Benjamin's idea of seeing. The main motifs at Benjamin are truth, intention, the world of universal and integral actuality, mimesis, image space and profane enlightenment. In these categories Benjamin combines the sacred and the profane.
Tattva Viveka , 2002
Gotthard Günthers 1963 erschienenes Buch »Das Bewusstsein der Maschinen. Eine Metaphysik der Kybe... more Gotthard Günthers 1963 erschienenes Buch »Das Bewusstsein der
Maschinen. Eine Metaphysik der Kybernetik« gewinnt erst heute seine Aktualität. Seine Abhandlung zielt auf eine neue Bewusstseinstheorie, die er kybernetisch-transzendental nennt. Er bezieht sich auf die Errungenschaften der westlichen Philosophie, wie sie, beginnend mit Platon, über Aristoteles, Kant und Hegel vorangeschritten ist, um dann anhand der neuartigen Erkenntnisse der Kybernetik tiefgreifende Veränderungen im metaphysischen Weltbild des Menschen aufzuzeigen. Die bisherige philosophische Theorie ebenso wie Religion und Kultur bewegten sich in einem Bereich der zweiwertigen Logik, den man landläufig auch als dualistisches Weltbild bezeichnet. Mit der Kybernetik wird eine neue dreiwertige – bzw. in der Konsequenz mehrwertige – Logik notwendig, die neben Ich und Sein als dritte Instanz die Information als »denkende Materie« einführt. Gotthard Günther blickt auf die Philosophie mit dem Instrumentarium der Logik und eröffnet uns ein erstaunliches Panorama auf die Denk- und Bewusstseinsgeschichte des Abendlandes.
Erste und grundlegende Unterscheidung, von der alle reale logische Betrachtung ausgehen muss, ist die von Ich und Du. Bereits hier ver-wickelt sich das zweiwertige Denken in Widersprüche, da es das Du nicht als zweites, anderes Subjekt, sondern als Objekt denkt. Reflexion ohne Berücksichtigung des objektiven Du führt unweigerlich zu Dogmatismus, Ideologie und den daraus erwachsenden gesellschaftlichen Problemen, da das Du, welches im Widerspruch zum Ich steht, nicht existieren darf. Günther bringt die Ich-Du-Antithese mit seiner trans-klassischen Logik der Mehrwertigkeit in Beziehung. Der Leser erlebt in seinem Werk die Spurensuche eines neuen Bewusstseins, das erstaunlicherweise durch die Entwicklung der kybernetischen Maschinen hervorgebracht wird und den alten Dualismus von Subjekt und Objekt, von Geist und Materie, von Idealismus und Materialismus zugunsten einer neuen qualitativen Schau auf die Wirklichkeit hinter sich lässt.
Gotthard Günther geht in diesem Zusammenhang auch der Frage nach, ob der Mensch einer mit »voll-reflexivem Bewusstsein« begabten Maschine noch überlegen wäre. Im Zuge seiner Abhandlung und seiner logischen Analyse zeigt er, dass diese Frage falsch gestellt ist. Um es vorwegzunehmen, eine Maschine, die von einem Kybernetiker oder Techniker erschaffen wird, erfordert zwei Sprachen: Eine Metasprache und eine Maschinensprache. Die Metasprache ist die des Menschen, der die Maschine programmiert. In dieser Sprache gibt der Programmierer der Maschine ein bestimmtes System von Variablen und Kategorien, in denen dieses künstliche System dann operiert. Das maschinelle System ist der Metasprache logisch um eine Dimension untergeordnet. Deswegen kann das Maschinenbewusstsein niemals seinen eigenen Schöpfungsprozess hintersteigen. Gotthard Günther zeigt, dass es sich bei diesem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine analog um das gleiche Prinzip handelt wie zwischen Gott und Mensch. Auch der Mensch kann seinen Schöpfungsprozess nicht verstehen und postuliert zwangsläufig eine transzendente (= unerreichbare) Instanz: Gott den Schöpfer. Allein an diesem Sachverhalt, der nur eine von mehreren Argumentationslinien und Aspekten in Gotthard Günthers Werk darstellt, lässt sich schon erkennen, welche metaphysische Relevanz sich über formal-logische Erwägungen hinaus aus der Möglichkeit kybernetischen Maschinen ergibt. Wenn moderne naturwissenschaftliche Konzepte wie die Relativitätstheorie und Quantentheorie bisher die moralische Essenz des Menschen bestenfalls am Rande berührten, liegen die Dinge in der Ky-bernetik etwas anders. Hier wird das Kernvermögen des Menschen, seine Intelligenz, sein Erinnerungsvermögen, seine Fähigkeit zu komplexen Prozessen, seine Reaktivität, schließlich seine Fähigkeit der Reflexion angefochten. Wie oben schon angesprochen, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass intelligente künstliche Maschinen irgendwann die Menschheit beherrschen werden. Gotthard Günther bemerkt ganz richtig, dass diese Ängste aus einem unzulänglichen Konzept dessen, was der Mensch ist, hervorgehen. Diese Ängste setzen nämlich voraus, dass der Mensch sich selbst als mechanisches Produkt begreift, und dann als solches von den intelligenten Maschinen übertroffen werden würde. Wie Gotthard Günther zeigt, ist jedoch der Mensch bewusstseinstheoretisch alles andere als mechanisch zu verstehen. Mit der selbstreflexiven, philosophischen Selbsterkenntnis des Menschen, die gewissermaßen durch die elektronische Revolution erzwungen wird, überwindet der Mensch endgültig die mechanistische Stufe und erwächst in eine neue Spiritualität.
Für ein Verständnis der aktuellen menschlichen Situation ist der aktuelle philosophische Ansatz v... more Für ein Verständnis der aktuellen menschlichen Situation ist der aktuelle philosophische Ansatz von Peter Sloterdijk höchst erhellend. Er vergleicht Heideggers Ontologie mit der Anthropologie, die Moderne mit der aktuellen Lage der Postmoderne, erklärt die Bedeutung der Technik für die menschliche Identität und zeigt, dass es den ›Menschen‹ also solches in der Natur überhaupt nicht geben würde. Insofern sollten wir Menschen uns damit abfinden, dass wir Techniker sind, die in optimierten Klimazonen – Treibhäusern und Brutkästen – zuallererst zu Menschen werden.
Peter Sloterdijk's current philosophical approach is highly illuminating for an understanding of the current human situation. He compares Heidegger's ontology with anthropology, modernity with the current situation of postmodernity, explains the importance of technology for human identity and shows that there would be no such in nature as 'humans'. In this respect, we humans should accept that we are technicians who first and foremost become human beings in optimised climatic zones-greenhouses and incubators.
Quelle und Grundlage dieser Arbeit: Peter Sloterdijk: »Domestikation des Seins. Die Verdeutlichung der Lichtung«, in: ders.: Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, Frankfurt M. 2001, S. 142-234.
Foucault represents a theory of asceticism, in the sense of a technology of the self, which has t... more Foucault represents a theory of asceticism, in the sense of a technology of the self, which has to do with the subject of prohibition and domination. My text argues that Foucault's analysis is normatively shaped by a conflict of authority that distorts the theory. Foucault sees the way out as eliminating the contradiction of authority through deconstruction by no longer asking the question of truth. In the following I present my own theory of asceticism, which is not about value judgements or the saint's fight against sin, but about a psycho-energetic dynamic that is carried by the difference between inside and outside. Asceticism means giving up external stimulation for the benefit of internal perceptions and energy sources. Then the inner joy arises, which I see as the content core of asceticism.
Foucault vertritt eine Theorie der Askese, im Sinne einer Technologie des Selbst, die mit dem Thema Verbot und Herrschaft zu tun hat. Mein Text vertritt die These, dass Foucaults Analyse normativ durch einen Autoritätskonflikt geprägt ist, der die Theorie verzerrt. Foucault sieht den Ausweg darin, den Autoritätswiderspruch durch Dekonstruktion zu beseitigen, indem die Frage nach der Wahrheit nicht mehr gestellt wird. Im folgenden lege ich eine eigene Theorie der Askese vor, in der es nicht um Werturteile oder den Kampf des Heiligen gegen die Sünde geht, sondern um eine psychoenergetische Dynamik, die durch die Leitdifferenz innen-außen getragen ist. Dabei bedeutet Askese, äußere Stimulationen zugunsten innerer Wahrnehmungen und Energiequellen aufzugeben. Dann springt die innere Freude an, die ich als den inhaltlichen Kern der Askese ansehe.
Die Begriff der Einfalt erfuhr im Laufe der Kulturgeschichte eine fundamentalen Bedeutungswandel.... more Die Begriff der Einfalt erfuhr im Laufe der Kulturgeschichte eine fundamentalen Bedeutungswandel. Vor der Aufklärung wurde mit Einfalt eine Reinheit im Herzen gemeint, seit der Aufklärung wird die Einfalt mit einer negativen Bedeutung versehen: ein einfältiger Mensch ist ein dummer oder zumindest naiver Mensch, der unvernünftig und unaufgeklärt ist.
Ich möchte zeigen, dass die Idee der Einfalt eine eigenständige Qualität hat, die von sowohl der christlichen Theologie als auch der Aufklärung verschieden ist. Hierzu wird zunächst die Bedeutungsgeschichte des Begriffs in Grundzügen dargelegt (z.B. bei Thomas von Aquin) und sodann Grimmelshausens Konnotation des Begriffs untersucht.
Der Begriff der Einfalt oder lat: simplicitas war im Altertum und Mittelalter, also in der Zeit vor der Aufklärung, positiv besetzt. Die Einfalt galt als Tugend und wurde mit der Wahrheit gleichgesetzt. Sie wird in dem Aufsatz als dritter Modus der Welterklärung neben Religion und Aufklärung proklamiert. Insbesondere ist es eine Wahrnehmung und Kognition ohne Urteil, jenseits von Gut und Böse. Sie kann historisch-kritisch im Sinne Walter Benjamins auch heute noch Anwendung finden.
Der Surrealismus ist keine Kunstform, Theorie oder Phantasma sondern eine Erfahrung der Wirklichk... more Der Surrealismus ist keine Kunstform, Theorie oder Phantasma sondern eine Erfahrung der Wirklichkeit. Diese Erfahrung ist eine »profane Erleuchtung«. Die Surrealisten stießen auf die revolutionären Energien des Veralteten, indem sie den historischen Blick aufs Gewesene gegen den politischen eintauschten. Das wahre Gesicht der Dingwelt ist das surrealistische. Kunst und Wissenschaft haben eine im positiven Sinn verstandene esoterische Fundierung. Der Surrealismus ist trans-moralisch und revolutionär. Es geht um die Dialektik von Profanem und Numinosem. Die Voraussetzungen der Revolution liegen in der Veränderung der äußeren Verhältnisse und nicht in der Veränderung der Gesinnung. Die revolutionäre Aktion auf der Seite der Kunst besteht in der Entdeckung des Bildraums. Die echte revolutionäre Spannung liegt in der Synchronizität von Bild und Leib, oder anders gesagt (um es maximal zu vereinfachen) von Idee und Tat. Thesen für heute: Auch die Wissenschaft muss surrealistisch fundiert werden, das heißt es geht um eine Einbeziehung der außersinnlichen und immateriellen Realitäten, volkstümlich despektierlich »Esoterik« genannt. Damit meine ich die spirituelle Kultur, die nicht mit den historischen Religionen zu verwechseln ist. Es geht weiterhin um die Revolution, d.h. um die Befreiung der Menschheit aus der Knechtschaft. Diese wird über die Erkenntnis der Wirklichkeit erlangt. Symptom dieses integralen Leib- und Bildraums ist die Identität von Bewusstsein (Idee und Gefühl) und Sein (Handlung).
Ein Promotionsvorhaben im Fachbereich Philosophie: Walter Benjamin, der große Philosoph des 20. J... more Ein Promotionsvorhaben im Fachbereich Philosophie: Walter Benjamin, der große Philosoph des 20. Jahrhunderts, kam auf seine Aussagen durch ein mystisches Bewusstsein, das er u.a. als "profane Erleuchtung" bezeichnet. Damit verbindet er den historischen dialektischen Materialismus mit dem jüdischen Messianismus. Die wahre Sicht auf die Welt und die Dinge ist eine erleuchtete, die außerhalb des Zweck-Mittel-Zirkels intentionslos und in Echtzeit operiert. Er nannte es auch "Dialektik im Stillstand".
Grundsätzliches:-In dem ersten Text »Lehre vom Ähnlichen« (ca. Januar 1933) wird der Begriff des ... more Grundsätzliches:-In dem ersten Text »Lehre vom Ähnlichen« (ca. Januar 1933) wird der Begriff des »mimetischen Vermögens« nicht so stark in den Vordergrund gerückt wie in dem zweiten Text »Das mimetische Vermögen« von Juli-September 1933. Im ersten Text werden häufiger die Begriffe »Ähnlichkeit« oder »Ähnliches« verwendet. Der Begriff »mimetisches Vermögen« findet sich aber auch mehrfach. Weitere Formulierungen sind »mimetisches Verhalten«, »mimetische Kraft«, »mimetische Auffassung« (ebd.), »mimetisches Genie« (206), »mimetische Begabung« (209).-Die offene Bezugnahme auf okkultes Wissen wird in der zweiten Fassung zugunsten einer eher naturalistischen Auslegung deutlich zurückgenommen.-Beide Texte werden von Benjamin selbst in Briefen an Gretel Adorno, Gershom Sholem und Werner Kraft als »meine Sprachtheorie« bezeichnet (II, 953f.). Die THESEN von Walter Benjamin: 1. Der Mensch hat die höchste Fähigkeit zur Mimesis. »Vielleicht gibt es keine höheren Funktionen des Menschen, die nicht entscheidend durch mimetisches Vermögen mitbestimmt sind.« (204) Er sieht zwei Gründe für das Mimetische bei Menschen: die Entwicklung der Kinder (ontogenetisch) und die Entwicklung der Sprache (phylogenetisch). 2. Es gibt »mimetische Objekte« (205), »natürliche Korrespondenzen« (ebd.), »mimetischen Objektcharakter« (206), also objektiv Gegebenes im Außen, das das mimetische Vermögen der Menschen »erweckt« (205). Das mimetische Vermögen gibt wiederum den Objekten Antwort (ebd.). Meine These: Man kann hier von einem gegenseitigen, synergetischen und ko-kreativen Erkenntnisprozess sprechen, der nicht subjekt-objekt-basiert ist (vgl. Carl Einsteins »S/O-Funktion«). Dies ist ein Ansatz zur Auflösung der Subjekt-Objekt-Dichotomie, die Benjamin im Übrigen schon in einer sehr frühen Schrift von 1918 thematisierte. Dies ist eine konträre Lesart zu 1 Roger Caillois' Ansatz, bei dem die Auflösung der Trennung zwischen Individuum und Umgebung zur Psychastenie führt und rein pathologisch gesehen wird (Caillois, S. 36). 2 3. Das mimetische Vermögen ist mit der Magie und der Hellsicht verwandt. Er spricht von »magischen Korrespondenzen« (206/211), sowie von »natürlichen Korrespondenzen« (205/211). Mimesis war die Basis: »die mimetische Erfahrung, die einst das Fundament der Hellsicht (209) / der okkulten Praxis (213) gewesen ist.«