A. Salzburger - Academia.edu (original) (raw)
Papers by A. Salzburger
Gesprächsstoff Farbe, 2017
Scheurmann: Mit CERN, der Europäischen Organisation für Elementarteilchenforschung, und seinen Te... more Scheurmann: Mit CERN, der Europäischen Organisation für Elementarteilchenforschung, und seinen Teilchenbeschleunigern, verbinden sich in der Öffent-lichkeit Vorstellungen von einer Weltmaschine und der Suche nach dem Gottesteilchen. Extreme Energie-mengen, Lichtgeschwindigkeit, unvorstellbare Daten-und Zahlenvolumen, kleinste Einheiten, die letztend-lich die Bausteine unserer Welt sein sollen, Forschun-gen zum Urknall, zur Stunde Null des Kosmos: das sind Themen, die dem Forschungscampus bei Genf zugeordnet werden. Anschaulich untersetzt ist das mit Bildern von Teilchenkollisionen, von komplexen Konstruktionen gigantischen Ausmaßes, die eklatant im Widerspruch stehen zu den kleinsten Teilchen, die erforscht werden-eine Wunderkammer des 21. Jahrhunderts, nur dass man deren Kostbarkeiten, um die es geht, nicht sehen kann. Das nichtsichtbare eines Geschehens, zumal, wenn es mit einem solchen Aufwand verbunden ist, weckt Neugier, fordert nicht zuletzt von Seiten der Öffent-lichkeit eindeutige, die Kosten rechtfertigende Sinn-bilder. Daneben scheint es aber auch ein Bedürfnis der Forschenden zu geben, Bilder aus dem Verbor-genen zu erhalten, obwohl sie nur Visualisierungen von Daten, nicht von Objekten sind. Einer, der im CERN die Bildkultur der Datenübersetzung seit den 1970er Jahren entscheidend geprägt hat, ist Hans Drevermann. Andreas Salzburger befasst sich am ATLAS-Experiment maßgeblich mit der bildlichen Simulation sowohl von Theorien und Hypothesen als auch von den dafür neu zu konzipierenden Detektoren. Die Anthropologin Anne Dippel forscht zu der Wirk-macht, die Bilder ganz unterschiedlicher Genese-als Skizzen, als Simulationen, Übersetzungen oder als medienorientierte Produktionen-im CERN bei den Kollaborationen ausüben. Da viele Bilder, die die Öffentlichkeit erreichen, sehr farbig sind, liegt die Vermutung nahe, dass am CERN Farben eine qualitative Bedeutung haben. Stimmt das? Als Anschauung mag ein aktuelles Bild des CERN, eine Darstellung einer Teilchenkollision, dienen. (Abb. 1) Daten in Farben Drevermann: Mein Gebrauch von Farbe für die von mir entwickelten Display-Programme zielte immer darauf, dass man das, was wichtig ist, genau und gut sehen kann. Ein Physiker sollte seine ganze Zeit darauf verwenden die physikalischen Probleme eines Bildes zu verstehen. Deshalb sollte er das Bild selbst, auch wenn es sehr abstrakt ist, augenblicklich verstehen.
Gesprächsstoff Farbe, 2017
Scheurmann: Mit CERN, der Europäischen Organisation für Elementarteilchenforschung, und seinen Te... more Scheurmann: Mit CERN, der Europäischen Organisation für Elementarteilchenforschung, und seinen Teilchenbeschleunigern, verbinden sich in der Öffent-lichkeit Vorstellungen von einer Weltmaschine und der Suche nach dem Gottesteilchen. Extreme Energie-mengen, Lichtgeschwindigkeit, unvorstellbare Daten-und Zahlenvolumen, kleinste Einheiten, die letztend-lich die Bausteine unserer Welt sein sollen, Forschun-gen zum Urknall, zur Stunde Null des Kosmos: das sind Themen, die dem Forschungscampus bei Genf zugeordnet werden. Anschaulich untersetzt ist das mit Bildern von Teilchenkollisionen, von komplexen Konstruktionen gigantischen Ausmaßes, die eklatant im Widerspruch stehen zu den kleinsten Teilchen, die erforscht werden-eine Wunderkammer des 21. Jahrhunderts, nur dass man deren Kostbarkeiten, um die es geht, nicht sehen kann. Das nichtsichtbare eines Geschehens, zumal, wenn es mit einem solchen Aufwand verbunden ist, weckt Neugier, fordert nicht zuletzt von Seiten der Öffent-lichkeit eindeutige, die Kosten rechtfertigende Sinn-bilder. Daneben scheint es aber auch ein Bedürfnis der Forschenden zu geben, Bilder aus dem Verbor-genen zu erhalten, obwohl sie nur Visualisierungen von Daten, nicht von Objekten sind. Einer, der im CERN die Bildkultur der Datenübersetzung seit den 1970er Jahren entscheidend geprägt hat, ist Hans Drevermann. Andreas Salzburger befasst sich am ATLAS-Experiment maßgeblich mit der bildlichen Simulation sowohl von Theorien und Hypothesen als auch von den dafür neu zu konzipierenden Detektoren. Die Anthropologin Anne Dippel forscht zu der Wirk-macht, die Bilder ganz unterschiedlicher Genese-als Skizzen, als Simulationen, Übersetzungen oder als medienorientierte Produktionen-im CERN bei den Kollaborationen ausüben. Da viele Bilder, die die Öffentlichkeit erreichen, sehr farbig sind, liegt die Vermutung nahe, dass am CERN Farben eine qualitative Bedeutung haben. Stimmt das? Als Anschauung mag ein aktuelles Bild des CERN, eine Darstellung einer Teilchenkollision, dienen. (Abb. 1) Daten in Farben Drevermann: Mein Gebrauch von Farbe für die von mir entwickelten Display-Programme zielte immer darauf, dass man das, was wichtig ist, genau und gut sehen kann. Ein Physiker sollte seine ganze Zeit darauf verwenden die physikalischen Probleme eines Bildes zu verstehen. Deshalb sollte er das Bild selbst, auch wenn es sehr abstrakt ist, augenblicklich verstehen.