Anna Gonon - Academia.edu (original) (raw)
Papers by Anna Gonon
Springer International Publishing eBooks, Dec 1, 2022
Soziologie der Konventionen
ZusammenfassungBetriebliche Gesundheitspolitik wird in soziologischen Analysen oft auf ökonomisch... more ZusammenfassungBetriebliche Gesundheitspolitik wird in soziologischen Analysen oft auf ökonomische Motive zurückgeführt: Gesundheitsförderung und Aktivitäten zur Wiedereingliederung erkrankter Beschäftigter zielen demnach primär auf die Reduktion von krankheitsbedingten Kosten und die Freisetzung produktiver Potenziale ab. Der Beitrag untersucht die Logiken, nach denen betriebliche Interventionen im Bereich der Gesundheit begründet werden, anhand des Analyserahmens der Economie des conventions und am Beispiel des Umgangs mit psychischen Gesundheitsproblemen von Beschäftigten. Als Datengrundlage dienen Fallstudien in drei Großunternehmen in der Schweiz. Gesundheitliche Probleme von Beschäftigten werden in den betrieblichen Gesundheitsmanagements der drei Unternehmen sowohl als unmittelbarer oder langfristiger Kostenfaktor betrachtet, als auch als Prüfstein der sozialen Verantwortung als Arbeitgeber. Durch das softwaregestützte Auswerten von Mustern im Absenzverhalten, die als Frühwar...
Sozialer Fortschritt, 2021
Zusammenfassung Die neuere Forschungsliteratur betont die normativen Dimensionen der betriebliche... more Zusammenfassung Die neuere Forschungsliteratur betont die normativen Dimensionen der betrieblichen Wiedereingliederung. Daran anknüpfend untersucht der Artikel am Beispiel psychisch erkrankter Beschäftigter, wann und wie im Prozess der Eingliederung Rechtfertigungsbedarf entsteht und analysiert die Rechtfertigungsmuster, auf die betriebliche Akteure zurückgreifen. Als theoretischer Rahmen dient die Soziologie der Konventionen. Empirisch beruht der Artikel auf qualitativen Interviews mit Beschäftigten, Vorgesetzten, HR- und Eingliederungsverantwortlichen in drei Großunternehmen in der Schweiz. Weiterbeschäftigung und Wiedereingliederung werden vorwiegend über das kooperative Verhalten und die (weiter zu erwartende) Arbeitsleistung der Betroffenen gerechtfertigt. Aus diesen Rechtfertigungslogiken können sich zum Ziel der Rehabilitation konträre Dynamiken und Handlungszwänge ergeben. : Legitimate Distress: the Justification of Limited Work Capacity and Occupational Rehabilitation – the...
Schweizerische Zeitschrift für Soziale Arbeit / Revue suisse de travail social, 2015
Drawing on the theoretical framework of the Economics of Convention this paper analyses the emplo... more Drawing on the theoretical framework of the Economics of Convention this paper analyses the employment of people with disabilities as a valuation process. Based on case studies and interviews in business companies and disability insurance offices it explores how employers and disability insurance determine the value of disabled workers. Since employers are not willing to alter performance standards, job design and work organisation disability insurance attains individual exceptions for its clients at best, while disabling standards remain intact.
Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 2022
Fehlende formale Qualifikationen wirken sich negativ auf Erwerbschancen aus, insbesondere für Fra... more Fehlende formale Qualifikationen wirken sich negativ auf Erwerbschancen aus, insbesondere für Frauen. Während die Forschung bisher vor allem makrostrukturelle Faktoren beleuchtete, nimmt dieser Beitrag die Mesoebene in den Blick und fragt danach, wie die Erwerbschancen Geringqualifizierter durch branchenspezifische Formen der Beschäftigung und Arbeitsorganisation beeinflusst werden. Durch den Vergleich zweier geschlechtersegregierter Branchen, dem Bau- und Reinigungsgewerbe in der Schweiz, wird aufgezeigt, wie Systeme der kollektiven Lohnverhandlung, Strategien des Personaleinsatzes sowie Regeln und Praktiken der Beförderung und Weiterbildung zu ungleichen Erwerbschancen beitragen. Analytisch knüpft der Artikel an die Theorie der Unterschätzung von Frauenarbeit an und konzipiert Erwerbschancen als Resultat unterschiedlicher Konstruktionen des Werts von Arbeit. Als empirische Grundlage dienen qualitative Interviews mit Arbeitgebenden, geringqualifizierten Arbeitskräften und Gewerksch...
Employability is a key issue in discourses and policies addressing the social consequences of lab... more Employability is a key issue in discourses and policies addressing the social consequences of labour market transformation driven by rapid technological change and globalization. Knowledge and skills are commonly regarded as the core ingredients of employability. Therefore, those labelled as unskilled, because they lack formal occupational qualifications are disqualified as unemployable. At best they seem fit for ‘simple jobs’, which do not require any occupational qualification beyond a short initial training on the job. Yet, routine manual and cognitive jobs are less and less available, which puts low-skilled workers at high risks of unemployment and precarity (Bolli et al. 2015; Crettaz 2018; Murphy and Oesch 2018; Nathani et al. 2015). In parallel to the marked decrease of low-skilled jobs, the proportion of workers without post-compulsory education has fallen; in Switzerland only 11 percent of the population are unqualified, with differences according to age, gender and nationa...
Zeitschrift für Sozialreform, 2021
Formale Qualifikation gilt als zentrale Voraussetzung für Beschäftigungsfähigkeit. Anhand von Erw... more Formale Qualifikation gilt als zentrale Voraussetzung für Beschäftigungsfähigkeit. Anhand von Erwerbsverläufen von gering qualifizierten Arbeitskräften in der Schweiz untersucht dieser Beitrag Beschäftigungsfähigkeit als dynamische Wechselwirkung zwischen Orientierungen und Erwerbshandeln des Subjekts und institutionellen Regulierungen und Praktiken von Betrieben, Branchen und Sozialstaat. Die Analyse beruht auf qualitativen Interviews mit Arbeitskräften, Betrieben und Personalvermittlern. Die Mehrheit der befragten Arbeitskräfte war ein- oder mehrmals arbeitslos, aber nur ein Drittel der Erwerbsverläufe war insgesamt prekär. Vielmehr waren stabile Verläufe am häufigsten, und es gab auch Aufstiegskarrieren. Branche, betriebliche Personalstrategien und außerberufliche Faktoren erwiesen sich als ebenso entscheidend für die Beschäftigungsfähigkeit wie individuelles Erwerbshandeln und Bildungsbemühungen.
»Die soziale Organisation von Arbeitsunfähigkeit. Arbeitsunfähigkeit in der Schweizer Sozialversi... more »Die soziale Organisation von Arbeitsunfähigkeit. Arbeitsunfähigkeit in der Schweizer Sozialversicherung und am Arbeitsplatz«. Work capacity as a precondition for productivity is a key concern of the welfare state and the economy. Incapacity thus poses the problem of social protection for those deemed unproductive. Based on qualitative research on the employment of disabled people and low-skilled workers, this paper discusses the regulation of different kinds of work in/capacity in the Swiss welfare system and its consequences for the valorization of labor. With the example of disability insurance we show how employers engage in shaping welfare institutions, which then affect their evaluation of workers. On the firm level, social insurance and protective law, in conjunction with company forms, provide dispositives for defining in/capacity and testing the value of workers. They delimit a space for tolerating health-related incapacity and enable compromises between different quality conventions. When ill health and low skills cumulate, the existing social insurances do not offer sufficient protection.
Wer keine Berufsausbildung hat, hat schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und selbst in sogenan... more Wer keine Berufsausbildung hat, hat schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und selbst in sogenannt einfachen Jobs steigen die Anforderungen an die Arbeitskräfte. Allerdings zählen in der Arbeitswelt nicht nur formale Qualifikationen. Wie erwerben "unqualifizierte" Personen arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten und unter welchen Bedingungen werden sie als "beschäftigungsfähig" bewertet?
WSI-Mitteilungen, 2019
Angesichts steigender Zahlen psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit lautet die sozialpolitische E... more Angesichts steigender Zahlen psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit lautet die sozialpolitische Empfehlung, auf Frühintervention am Arbeitsplatz zu setzen. Ein möglichst frühes Eingreifen soll verhindern, dass psychische Gesundheitsprobleme ernster werden und zum Verlust der Arbeitsstelle führen. Inhaltlich ist das Prinzip des frühen Eingreifens jedoch unbestimmt. Der Beitrag untersucht anhand einer qualitativen Studie in zwei Versicherungs- und einem Industrieunternehmen in der Schweiz, wie betriebliche Akteure das Prinzip des frühen Eingreifens in der Wiedereingliederung psychisch erkrankter Beschäftigter umsetzen und welche Rolle es in ihren Strategien spielt. Die analysierten Praktiken der Frühintervention zielen darauf ab, die Akzeptanz für das eingeschränkte Arbeitsvermögen der Betroffenen zu fördern. Die Akteure blenden betriebliche Faktoren, die zu psychischen Belastungen beitragen, jedoch tendenziell aus. Frühe Interventionen unterstützen die Beschäftigten dabei, sich den L...
Werten und Verwerten, 2019
Soziologie der Konventionen Konventionen sind Koordinationslogiken, die in Situationen von kompet... more Soziologie der Konventionen Konventionen sind Koordinationslogiken, die in Situationen von kompetenten Akteuren pragmatisch ins Werk gesetzt werden. Die in Frankreich entstandene, transdisziplinäre Wissenschaftsbewegung der Konventionentheorie ("Economie des conventions") hat sich seit einigen Jahren in den deutschsprachigen Sozialwissenschaften etabliert. War es anfangs die Rezeption durch die Wirtschaftssoziologie und die Sozioökonomik, die die Konventionentheorie prominent gemacht hat, so hat sich schnell gezeigt, dass der Ansatz ein deutlich breiteres Anwendungsspektrum hat wie Arbeit und Organisation, Erziehung und Bildung, Recht, Gesundheit und andere sozialwissenschaftliche Forschungsbereiche. Die Konventionentheorie liefert sowohl grundlegende Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Theoriebildung sowie zur Methodologie im Spannungsfeld zwischen Pragmatismus und Strukturalismus also auch empirische Anwendungen und Forschungsbefunde in verschiedenen institutionellen Bereichen, so dass man von diesem Ansatz auch als von einem komplexem pragmatischen Institutionalismus sprechen kann. Um diese weite Perspektive auf die Konventionentheorie zum Ausdruck zu bringen hat sich in der deutschsprachigen konventionentheoretischen Forschung die Bezeichnung "Soziologie der Konventionen" etabliert-dabei wird "Soziologie" weit verstanden und nicht nur auf die Fachwissenschaft beschränkt. Die Transdisziplinarität dieses Ansatzes ermöglicht nicht nur die Vermittlung mit anderen institutionentheoretischen Ansätzen, sondern auch die gegenstandsbezogene Integration sozialwissenschaftlicher Forschung, die bislang in "Bindestrichdisziplinen" getrennt bleibt. Die SPRINGER VS-Buchreihe "Soziologie der Konventionen" präsentiert aktuelle deutschsprachige Beiträge zu diesem transdisziplinären Feld. Es werden sowohl Monographien als auch thematisch fokussierte Herausgeberschaften publiziert.
Soziale Passagen, 2017
Zusammenfassung Die berufliche Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen is... more Zusammenfassung Die berufliche Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist ein behindertenpolitisches Ziel, das in den letzten Jahren in vielen OECD-Staaten stärker in den Fokus gerückt wurde. Arbeitgebende gelten hierbei als Schlüsselakteur*innen, da die Entscheidungsmacht bezüglich Anstellungen bei ihnen liegt. Auf Freiwilligkeit beruhende Anreize werden im sozialpolitischen Diskurs als wirksamstes Instrument diskutiert, um Arbeitgebende für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu gewinnen. Ihre tatsächliche Wirkung ist jedoch umstritten und bezüglich ihres Einsatzes in der konkreten sozialpolitischen Praxis ist wenig bekannt. Am Beispiel der Schweizerischen Behindertenpolitik beleuchtet der vorliegende Artikel auf der Grundlage einer ethnografischen Studie, wie Eingliederungsinstrumente in der Praxis eingesetzt werden. Die zuständigen sozialstaatlichen Eingliederungsspezialist*innen fassen Arbeitsvermittlung als Verkaufsakt auf. Die finanziellen Anreize nutzen sie als "Zückerchen", um Arbeitgebende für die Beschäftigung gesundheitlich eingeschränkter Personen zu belohnen oder unterstellte Leistungseinbußen temporär zu kompensieren. Standardisierte Leistungsvorgaben werden dabei nicht in Frage gestellt. Diese Eingliederungsstrategie zielt darauf ab, gesundheitlich eingeschränkte Personen an bestehende betriebliche Unter dem Terminus "Arbeitgeber" werden i. d. R. arbeitgebende Institutionen gefasst. Diese werden zwar sowohl von Männern, als auch von Frauen geleitet, sind aber weitestgehend institutionell gerahmt. Eine Personifikation über das übliche Sternchen* ist daher nur an diesen Stellen notwendig, wo es sich konkret um Arbeitgeber*innen als Akteur*innen handelt. Ansonsten wird die Formulierung "Arbeitgebende" benutzt, die beide Ebenen miteinbezieht.
Springer International Publishing eBooks, Dec 1, 2022
Soziologie der Konventionen
ZusammenfassungBetriebliche Gesundheitspolitik wird in soziologischen Analysen oft auf ökonomisch... more ZusammenfassungBetriebliche Gesundheitspolitik wird in soziologischen Analysen oft auf ökonomische Motive zurückgeführt: Gesundheitsförderung und Aktivitäten zur Wiedereingliederung erkrankter Beschäftigter zielen demnach primär auf die Reduktion von krankheitsbedingten Kosten und die Freisetzung produktiver Potenziale ab. Der Beitrag untersucht die Logiken, nach denen betriebliche Interventionen im Bereich der Gesundheit begründet werden, anhand des Analyserahmens der Economie des conventions und am Beispiel des Umgangs mit psychischen Gesundheitsproblemen von Beschäftigten. Als Datengrundlage dienen Fallstudien in drei Großunternehmen in der Schweiz. Gesundheitliche Probleme von Beschäftigten werden in den betrieblichen Gesundheitsmanagements der drei Unternehmen sowohl als unmittelbarer oder langfristiger Kostenfaktor betrachtet, als auch als Prüfstein der sozialen Verantwortung als Arbeitgeber. Durch das softwaregestützte Auswerten von Mustern im Absenzverhalten, die als Frühwar...
Sozialer Fortschritt, 2021
Zusammenfassung Die neuere Forschungsliteratur betont die normativen Dimensionen der betriebliche... more Zusammenfassung Die neuere Forschungsliteratur betont die normativen Dimensionen der betrieblichen Wiedereingliederung. Daran anknüpfend untersucht der Artikel am Beispiel psychisch erkrankter Beschäftigter, wann und wie im Prozess der Eingliederung Rechtfertigungsbedarf entsteht und analysiert die Rechtfertigungsmuster, auf die betriebliche Akteure zurückgreifen. Als theoretischer Rahmen dient die Soziologie der Konventionen. Empirisch beruht der Artikel auf qualitativen Interviews mit Beschäftigten, Vorgesetzten, HR- und Eingliederungsverantwortlichen in drei Großunternehmen in der Schweiz. Weiterbeschäftigung und Wiedereingliederung werden vorwiegend über das kooperative Verhalten und die (weiter zu erwartende) Arbeitsleistung der Betroffenen gerechtfertigt. Aus diesen Rechtfertigungslogiken können sich zum Ziel der Rehabilitation konträre Dynamiken und Handlungszwänge ergeben. : Legitimate Distress: the Justification of Limited Work Capacity and Occupational Rehabilitation – the...
Schweizerische Zeitschrift für Soziale Arbeit / Revue suisse de travail social, 2015
Drawing on the theoretical framework of the Economics of Convention this paper analyses the emplo... more Drawing on the theoretical framework of the Economics of Convention this paper analyses the employment of people with disabilities as a valuation process. Based on case studies and interviews in business companies and disability insurance offices it explores how employers and disability insurance determine the value of disabled workers. Since employers are not willing to alter performance standards, job design and work organisation disability insurance attains individual exceptions for its clients at best, while disabling standards remain intact.
Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 2022
Fehlende formale Qualifikationen wirken sich negativ auf Erwerbschancen aus, insbesondere für Fra... more Fehlende formale Qualifikationen wirken sich negativ auf Erwerbschancen aus, insbesondere für Frauen. Während die Forschung bisher vor allem makrostrukturelle Faktoren beleuchtete, nimmt dieser Beitrag die Mesoebene in den Blick und fragt danach, wie die Erwerbschancen Geringqualifizierter durch branchenspezifische Formen der Beschäftigung und Arbeitsorganisation beeinflusst werden. Durch den Vergleich zweier geschlechtersegregierter Branchen, dem Bau- und Reinigungsgewerbe in der Schweiz, wird aufgezeigt, wie Systeme der kollektiven Lohnverhandlung, Strategien des Personaleinsatzes sowie Regeln und Praktiken der Beförderung und Weiterbildung zu ungleichen Erwerbschancen beitragen. Analytisch knüpft der Artikel an die Theorie der Unterschätzung von Frauenarbeit an und konzipiert Erwerbschancen als Resultat unterschiedlicher Konstruktionen des Werts von Arbeit. Als empirische Grundlage dienen qualitative Interviews mit Arbeitgebenden, geringqualifizierten Arbeitskräften und Gewerksch...
Employability is a key issue in discourses and policies addressing the social consequences of lab... more Employability is a key issue in discourses and policies addressing the social consequences of labour market transformation driven by rapid technological change and globalization. Knowledge and skills are commonly regarded as the core ingredients of employability. Therefore, those labelled as unskilled, because they lack formal occupational qualifications are disqualified as unemployable. At best they seem fit for ‘simple jobs’, which do not require any occupational qualification beyond a short initial training on the job. Yet, routine manual and cognitive jobs are less and less available, which puts low-skilled workers at high risks of unemployment and precarity (Bolli et al. 2015; Crettaz 2018; Murphy and Oesch 2018; Nathani et al. 2015). In parallel to the marked decrease of low-skilled jobs, the proportion of workers without post-compulsory education has fallen; in Switzerland only 11 percent of the population are unqualified, with differences according to age, gender and nationa...
Zeitschrift für Sozialreform, 2021
Formale Qualifikation gilt als zentrale Voraussetzung für Beschäftigungsfähigkeit. Anhand von Erw... more Formale Qualifikation gilt als zentrale Voraussetzung für Beschäftigungsfähigkeit. Anhand von Erwerbsverläufen von gering qualifizierten Arbeitskräften in der Schweiz untersucht dieser Beitrag Beschäftigungsfähigkeit als dynamische Wechselwirkung zwischen Orientierungen und Erwerbshandeln des Subjekts und institutionellen Regulierungen und Praktiken von Betrieben, Branchen und Sozialstaat. Die Analyse beruht auf qualitativen Interviews mit Arbeitskräften, Betrieben und Personalvermittlern. Die Mehrheit der befragten Arbeitskräfte war ein- oder mehrmals arbeitslos, aber nur ein Drittel der Erwerbsverläufe war insgesamt prekär. Vielmehr waren stabile Verläufe am häufigsten, und es gab auch Aufstiegskarrieren. Branche, betriebliche Personalstrategien und außerberufliche Faktoren erwiesen sich als ebenso entscheidend für die Beschäftigungsfähigkeit wie individuelles Erwerbshandeln und Bildungsbemühungen.
»Die soziale Organisation von Arbeitsunfähigkeit. Arbeitsunfähigkeit in der Schweizer Sozialversi... more »Die soziale Organisation von Arbeitsunfähigkeit. Arbeitsunfähigkeit in der Schweizer Sozialversicherung und am Arbeitsplatz«. Work capacity as a precondition for productivity is a key concern of the welfare state and the economy. Incapacity thus poses the problem of social protection for those deemed unproductive. Based on qualitative research on the employment of disabled people and low-skilled workers, this paper discusses the regulation of different kinds of work in/capacity in the Swiss welfare system and its consequences for the valorization of labor. With the example of disability insurance we show how employers engage in shaping welfare institutions, which then affect their evaluation of workers. On the firm level, social insurance and protective law, in conjunction with company forms, provide dispositives for defining in/capacity and testing the value of workers. They delimit a space for tolerating health-related incapacity and enable compromises between different quality conventions. When ill health and low skills cumulate, the existing social insurances do not offer sufficient protection.
Wer keine Berufsausbildung hat, hat schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und selbst in sogenan... more Wer keine Berufsausbildung hat, hat schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und selbst in sogenannt einfachen Jobs steigen die Anforderungen an die Arbeitskräfte. Allerdings zählen in der Arbeitswelt nicht nur formale Qualifikationen. Wie erwerben "unqualifizierte" Personen arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten und unter welchen Bedingungen werden sie als "beschäftigungsfähig" bewertet?
WSI-Mitteilungen, 2019
Angesichts steigender Zahlen psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit lautet die sozialpolitische E... more Angesichts steigender Zahlen psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit lautet die sozialpolitische Empfehlung, auf Frühintervention am Arbeitsplatz zu setzen. Ein möglichst frühes Eingreifen soll verhindern, dass psychische Gesundheitsprobleme ernster werden und zum Verlust der Arbeitsstelle führen. Inhaltlich ist das Prinzip des frühen Eingreifens jedoch unbestimmt. Der Beitrag untersucht anhand einer qualitativen Studie in zwei Versicherungs- und einem Industrieunternehmen in der Schweiz, wie betriebliche Akteure das Prinzip des frühen Eingreifens in der Wiedereingliederung psychisch erkrankter Beschäftigter umsetzen und welche Rolle es in ihren Strategien spielt. Die analysierten Praktiken der Frühintervention zielen darauf ab, die Akzeptanz für das eingeschränkte Arbeitsvermögen der Betroffenen zu fördern. Die Akteure blenden betriebliche Faktoren, die zu psychischen Belastungen beitragen, jedoch tendenziell aus. Frühe Interventionen unterstützen die Beschäftigten dabei, sich den L...
Werten und Verwerten, 2019
Soziologie der Konventionen Konventionen sind Koordinationslogiken, die in Situationen von kompet... more Soziologie der Konventionen Konventionen sind Koordinationslogiken, die in Situationen von kompetenten Akteuren pragmatisch ins Werk gesetzt werden. Die in Frankreich entstandene, transdisziplinäre Wissenschaftsbewegung der Konventionentheorie ("Economie des conventions") hat sich seit einigen Jahren in den deutschsprachigen Sozialwissenschaften etabliert. War es anfangs die Rezeption durch die Wirtschaftssoziologie und die Sozioökonomik, die die Konventionentheorie prominent gemacht hat, so hat sich schnell gezeigt, dass der Ansatz ein deutlich breiteres Anwendungsspektrum hat wie Arbeit und Organisation, Erziehung und Bildung, Recht, Gesundheit und andere sozialwissenschaftliche Forschungsbereiche. Die Konventionentheorie liefert sowohl grundlegende Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Theoriebildung sowie zur Methodologie im Spannungsfeld zwischen Pragmatismus und Strukturalismus also auch empirische Anwendungen und Forschungsbefunde in verschiedenen institutionellen Bereichen, so dass man von diesem Ansatz auch als von einem komplexem pragmatischen Institutionalismus sprechen kann. Um diese weite Perspektive auf die Konventionentheorie zum Ausdruck zu bringen hat sich in der deutschsprachigen konventionentheoretischen Forschung die Bezeichnung "Soziologie der Konventionen" etabliert-dabei wird "Soziologie" weit verstanden und nicht nur auf die Fachwissenschaft beschränkt. Die Transdisziplinarität dieses Ansatzes ermöglicht nicht nur die Vermittlung mit anderen institutionentheoretischen Ansätzen, sondern auch die gegenstandsbezogene Integration sozialwissenschaftlicher Forschung, die bislang in "Bindestrichdisziplinen" getrennt bleibt. Die SPRINGER VS-Buchreihe "Soziologie der Konventionen" präsentiert aktuelle deutschsprachige Beiträge zu diesem transdisziplinären Feld. Es werden sowohl Monographien als auch thematisch fokussierte Herausgeberschaften publiziert.
Soziale Passagen, 2017
Zusammenfassung Die berufliche Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen is... more Zusammenfassung Die berufliche Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist ein behindertenpolitisches Ziel, das in den letzten Jahren in vielen OECD-Staaten stärker in den Fokus gerückt wurde. Arbeitgebende gelten hierbei als Schlüsselakteur*innen, da die Entscheidungsmacht bezüglich Anstellungen bei ihnen liegt. Auf Freiwilligkeit beruhende Anreize werden im sozialpolitischen Diskurs als wirksamstes Instrument diskutiert, um Arbeitgebende für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu gewinnen. Ihre tatsächliche Wirkung ist jedoch umstritten und bezüglich ihres Einsatzes in der konkreten sozialpolitischen Praxis ist wenig bekannt. Am Beispiel der Schweizerischen Behindertenpolitik beleuchtet der vorliegende Artikel auf der Grundlage einer ethnografischen Studie, wie Eingliederungsinstrumente in der Praxis eingesetzt werden. Die zuständigen sozialstaatlichen Eingliederungsspezialist*innen fassen Arbeitsvermittlung als Verkaufsakt auf. Die finanziellen Anreize nutzen sie als "Zückerchen", um Arbeitgebende für die Beschäftigung gesundheitlich eingeschränkter Personen zu belohnen oder unterstellte Leistungseinbußen temporär zu kompensieren. Standardisierte Leistungsvorgaben werden dabei nicht in Frage gestellt. Diese Eingliederungsstrategie zielt darauf ab, gesundheitlich eingeschränkte Personen an bestehende betriebliche Unter dem Terminus "Arbeitgeber" werden i. d. R. arbeitgebende Institutionen gefasst. Diese werden zwar sowohl von Männern, als auch von Frauen geleitet, sind aber weitestgehend institutionell gerahmt. Eine Personifikation über das übliche Sternchen* ist daher nur an diesen Stellen notwendig, wo es sich konkret um Arbeitgeber*innen als Akteur*innen handelt. Ansonsten wird die Formulierung "Arbeitgebende" benutzt, die beide Ebenen miteinbezieht.