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Papers by Maximilian Claudius Noack
Denkmalpflege, Dec 20, 2017
Denkmalpflege, May 1, 2016
Neues Archiv für Sächsische Geschichte
Im Hinblick auf die Industrialisierung ist die Niederlausitz eine verspätete Region. Während dies... more Im Hinblick auf die Industrialisierung ist die Niederlausitz eine verspätete Region. Während diese in den anderen deutschen Montanrevieren, dem Ruhrgebiet, dem Saarland oder in Schlesien, spätestens im ausgehenden 18. Jahrhundert einsetzte und selbst das benachbarte mitteldeutsche Braunkohlenrevier bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wesentliche wirtschaftliche Impulse empfing, blieb die Niederlausitz bis zum Beginn der Gründerjahre eine agrarisch dominierte Region. Natürlich bemühten sich auch hier der ansässige Landadel und die örtlichen Gutsherren um einen gewinnbringenden Einsatz der Ressourcen ihrer Güter, 1 doch fehlte insbesondere für die vorhandene Braunkohle eine effiziente Verwendung. In den Industrierevieren an Rhein, Ruhr und Saar sowie in Schlesien gab es neben Steinkohle auch Eisen, das damit verhüttet werden konnte, und im mitteldeutschen Raum war es die Zucker-und Kaliindustrie, die sich den Braunkohlenbergbau "großgezogen" 2 hatte. Erst der technologische Fortschritt machte eine sinnvolle Nutzung dieses Bodenschatzes auch in der Niederlausitz möglich. So wurde z. B. der Einsatz der Braunkohle in der Glas-und Keramikindustrie erst mit der Entwicklung des Siemensschen Regenerativgasverfahrens möglich. Ebenfalls hinderlich wirkte sich der fehlende Anschluss der Region an das deutsche Fernbahnnetz aus. Als dieser um 1870 erfolgte, gab dies den wesentlichen Impuls für eine rasante industrielle Entwicklung. Vor allem Baustoffe und Briketts waren es, die hier produziert wurden und in den Gründerjahren eine besondere Nachfrage erfuhren. Entlang der Bahnstrecken, die nun sukzessive das junge Industrierevier erschlossen, entstanden zahlreiche Brikettfabriken, Ziegeleien und Glashütten. Häufig waren es große Unternehmen und Kapitalgesellschaften, zumeist mit Hauptsitz in Berlin, die sich nun ihre "Claims" in der Niederlausitz absteckten. Durch das veränderte Aktienrecht und durch Insiderwissen geschah dies häufig bereits bevor die endgültige 1 Vgl. Tim S. Müller, Gosda/Niederlausitz. Landnutzungswandel einer ostelbischen Gutsherrschaft zwischen ‚Ökonomischer Aufklärung' und anbrechendem Industriezeitalter (1790-1860), Münster/München/Berlin 2012.
Denkmalpflege, Dec 20, 2017
Denkmalpflege, May 1, 2016
Neues Archiv für Sächsische Geschichte
Im Hinblick auf die Industrialisierung ist die Niederlausitz eine verspätete Region. Während dies... more Im Hinblick auf die Industrialisierung ist die Niederlausitz eine verspätete Region. Während diese in den anderen deutschen Montanrevieren, dem Ruhrgebiet, dem Saarland oder in Schlesien, spätestens im ausgehenden 18. Jahrhundert einsetzte und selbst das benachbarte mitteldeutsche Braunkohlenrevier bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wesentliche wirtschaftliche Impulse empfing, blieb die Niederlausitz bis zum Beginn der Gründerjahre eine agrarisch dominierte Region. Natürlich bemühten sich auch hier der ansässige Landadel und die örtlichen Gutsherren um einen gewinnbringenden Einsatz der Ressourcen ihrer Güter, 1 doch fehlte insbesondere für die vorhandene Braunkohle eine effiziente Verwendung. In den Industrierevieren an Rhein, Ruhr und Saar sowie in Schlesien gab es neben Steinkohle auch Eisen, das damit verhüttet werden konnte, und im mitteldeutschen Raum war es die Zucker-und Kaliindustrie, die sich den Braunkohlenbergbau "großgezogen" 2 hatte. Erst der technologische Fortschritt machte eine sinnvolle Nutzung dieses Bodenschatzes auch in der Niederlausitz möglich. So wurde z. B. der Einsatz der Braunkohle in der Glas-und Keramikindustrie erst mit der Entwicklung des Siemensschen Regenerativgasverfahrens möglich. Ebenfalls hinderlich wirkte sich der fehlende Anschluss der Region an das deutsche Fernbahnnetz aus. Als dieser um 1870 erfolgte, gab dies den wesentlichen Impuls für eine rasante industrielle Entwicklung. Vor allem Baustoffe und Briketts waren es, die hier produziert wurden und in den Gründerjahren eine besondere Nachfrage erfuhren. Entlang der Bahnstrecken, die nun sukzessive das junge Industrierevier erschlossen, entstanden zahlreiche Brikettfabriken, Ziegeleien und Glashütten. Häufig waren es große Unternehmen und Kapitalgesellschaften, zumeist mit Hauptsitz in Berlin, die sich nun ihre "Claims" in der Niederlausitz absteckten. Durch das veränderte Aktienrecht und durch Insiderwissen geschah dies häufig bereits bevor die endgültige 1 Vgl. Tim S. Müller, Gosda/Niederlausitz. Landnutzungswandel einer ostelbischen Gutsherrschaft zwischen ‚Ökonomischer Aufklärung' und anbrechendem Industriezeitalter (1790-1860), Münster/München/Berlin 2012.