David Bollier - Academia.edu (original) (raw)
Papers by David Bollier
Wir sind weit gekommen: in Teil I haben wir erklärt, wie wichtig ein Onto-Wandel ist, um die subv... more Wir sind weit gekommen: in Teil I haben wir erklärt, wie wichtig ein Onto-Wandel ist, um die subversive Kraft der Commons zu verstehen. Wir haben Sprache als unabdingbares Instrument beschrieben, um Überkommenes hinter uns lassen und commons-freundliche Perspektiven kultivieren zu können. In Teil II haben wir mit Hilfe der Triade des Commoning beschrieben, wie Commons lebendig werden können. Mit Hilfe von Mustern haben wir erläutert, wie Menschen -innerhalb eines Commons -eine freie, faire und lebendige Welt hervorbringen können. Mit diesen ersten sechs Kapiteln lässt sich Commoning recht substanziell begreifen. Da jedoch der Kapitalismus angesichts seiner eigenen Widersprüche so existenzielle Probleme wie den Klimawandel, soziale Ungleichheit und gewaltbereiten Nationalismus eher fördert als eindämmt, liegt eine Frage auf der Hand: Wie kann das Commonsversum größer werden? Kann es unsere Art zu wirtschaften verändern und unsere Kultur transformieren? Ist es möglich, staatliches Handeln und Recht aus der hier skizzierten Perspektive zu denken? Können wir die Politik auf einen Commons-Ansatz gründen, der weit darüber hinausgeht, die ein oder andere Reform für Commons vorzunehmen? Schließlich geht es -wie wir gezeigt habennicht nur um das Pflegnutzen der Gemeingüter, sondern darum zu verändern, wie wir in und mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Institutionen interagieren. Diese Fragen werden wir in Teil III aufgreifen. Der erste Schritt auf diesem Weg ist klein, die Erkenntnis schlicht: Die Muster des Commoning, besonders der Peer Governance, sind nicht nur innerhalb eines Commons hilfreich, sondern auch zwischen Commons. Die Triade des Commoning lässt sich also auch in Verbünden anwenden. Sie ist überall dort nützlich, wo sich unterschiedliche Akteure zusammentun, um Probleme zu lösen, von denen alle betroffen sind. Überall dort sollte es gelingen, sich in Vielfalt gemeinsam auszurichten, gemeinstimmig zu entscheiden und Wissen grosszügig weiterzugeben, statt sich im Wettstreit der Interessen gegenseitig zu überstimmen und dabei Informationen manipulativ einzusetzen. Einzelne Projekte und Initiativen können lernen, sich auf Grundlage der in Teil II beschriebenen Ethik mit anderen zu koordinieren. Allerdings werden die Dinge dann auch komplexer. Neue Kooperationsformen sind gefragt, nicht nur innerhalb von Commons (auf der »Mikroebene«), sondern eben auch zwischen einzelnen Commons (auf der »Mesoebene«) und in komplizierten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen (auf der »Ma-
Commoning wird häufig mit kleinen, überschaubaren Gruppen in Verbindung gebracht. Das ist ein Feh... more Commoning wird häufig mit kleinen, überschaubaren Gruppen in Verbindung gebracht. Das ist ein Fehler; doch Menschen können sich oft nicht vorstellen, wie Commons in größerem Maßstab überhaupt funktionieren, geschweige denn die Verhältnisse wandeln können. Diesem Thema widmen wir uns in unserem letzten Kapitel. Die Skepsis, der wir immer wieder begegnen, beruht auf der Annahme, dass Commons einfach »zu klein« sind, um dem Klimawandel, Peak Oil, Armut, Ungleichheit und zahllosen weiteren Problemen begegnen zu können. Massive globale Probleme erforderten große Lösungen, »der Staat« müsse ran -so das Denken. Nach dieser Logik haben Commons tatsächlich nur wenig anzubieten. Allerdings ist solch eine Einschätzung bereits Teil des Problems. Sie lässt unberücksichtigt, dass nicht die »Größe« das Entscheidende ist, sondern Lösungen mitunter versagen, weil ihre Grundannahmen oder gesellschaftliche Grundstrukturen falsch angelegt sind. Ein Gebäude aber, dessen Fundament nicht solide gegossen ist, wird zwangsläufig bröckeln und irgendwann zusammenbrechen. Eine Gesellschaft, die auf uneingeschränkter individueller Freiheit beruht, sollte nicht überrascht sein, wenn letztlich Raubbau an der Erde betrieben und soziale Normen zerstört werden. In Wahrheit geht es nicht darum, etwas »im großen Maßstab« zu reparieren, sondern darum, zu überprüfen, worauf wir bauen, die Statik und die Bauteile des ganzen Gebäudes zu überdenken und gegebenenfalls neu zu erfinden. Das ist unser Verständnis von sozialem und politischem Wandel, der die Krankheitsbilder des modernen Markt-Staates zu kurieren vermag. Zweifellos, sind auch »innerhalb des Systems« viele lohnenswerte Reformen denkbar. Entsprechend konzentrieren sich progressive Kräfte darauf, neue Rechtsformen und Institutionen zu schaffen wie die in Kapitel 8 vorgestellte Gesellschaft in Verantwortungseigentum, wie Genossenschaften oder Gemeinwohlunternehmen (die sowohl die Interessen der Kapitaleignerinnen und -eigner als auch jene der Arbeitskräfte, der lokalen Wirtschaft und Umweltbelange berücksichtigen). Oder sie legen Programme auf, die Umweltfragen in den Mittelpunkt stellen und für eine bessere Vor-oder Umverteilung 1 gesellschaftlichen Reichtums sorgen sollen. Menschen streiten für sozialen Wohnungsbau, stabile Sozialkassen, einen vielfältigen Öffentlichen Nahverkehr, das Bedingungslose Grundauskommen 2 und vieles Commons-Chartas oder Chartas für Commoning -machmal auch »Soziale Charta« oder »Gemeinschaftscharta« genannt -sind machtvolle Instrumente, um sich in Vielfalt gemeinsam auszurichten und eine entsprechende Community zu konstituieren. Sie fungieren gewissermaßen als Verfassung. In Chartas legen Commoners ihre Ansprüche, Ziele, zentralen Aktivitäten und Prinzipien dar. Das Verfassen von Chartas geht oft mit eingehenden Diskussionen und Überlegungen sowie ungezählten Aus-und Verhandlungen einher. Das Ergebnis bringt das Grundlegende auf den Punkt und dient als Kompass und Prüfstein für die Akteurinnen und Akteure, insbesondere dann, wenn sie vor neuen Herausforderungen stehen, mehrere Wahlmöglichkeiten haben oder mit Rückschlägen konfrontiert sind. Eine Charta beschreibt, wie Commoners sich selbst regieren und welche Kultur sie schaffen möchten. Gut gemachte Chartas sollten keine schwammigen Leitbilder voller hochtrabender Worte sein, sondern die Identität und praktischen Vollzüge einer Gruppe oder eines Netzwerks recht genau fassen. So erklärt die Open-Source-Designgemeinschaft WikiHouse, die wir in Kapitel 1 kennengelernt haben, in ihrer knappen, aber aussagekräftigen Charta, dass die Beteiligten alle Designs global zur Verfügung stellen und lokal bauen, dass sie offene Standards verwenden und auf Modularität 4 Wert legen und dass sie in den Entwürfen den gesamten Lebenszyklus der Häuser berücksichtigen, Möglichkeiten für Reparaturen inbegriffen. 5 Die Permakulturwelt hat sich 12 ethische und Design-Prinzipien zu eigen gemacht, etwa »keinen Abfall produzieren«, »auf kleine und langsame Lösungen setzen« und »Vielfalt nutzen und wertschätzen«. 6 Die französische Organisation Terre de Liens, die Land kauft, um es für die Landwirtschaft zu erhalten, hat sich auf folgende Leitsätze verständigt: »Land auf Dauer dem Markt entziehen«, »die Entwicklung einer Graswurzellandwirtschaft vorantreiben«, und »die Zusammenarbeit zum Thema Flächennutzung fördern, und Werkzeuge, Gelder und Erfahrungen poolen«. 7 »Da jedes Commons einzigartig ist«, schreibt James Quilligan,« »gibt es keine allgemeingültige Vorlage für soziale Chartas -aber es gibt so etwas wie Mindestanforderungen.« Eine Charta solle mindestens »eine Kurzdarstellung traditioneller oder sich herauskristallisierender Legitimitätsbehauptungen [enthalten], eine Klärung der Rechte und Ansprüche der Nutzenden und Produzierenden, einen Verhaltenskodex, eine Darstellung gemeinsamer Werte und Standards, […] Hinweise zu Ansprüchen auf Schadensersatz oder die Neufestlegung von Grenzen…« Kurz, eine Charta bildet den praktischen Rahmen der Zusammenarbeit. Selbstverständlich können all diese Elemente ein unterschiedliches Format haben: Ein Verhaltenskodex kann eher als Wertebekenntnis ausfallen oder auch in Form spezifischer Handlungsmuster notiert werden. Wie auch immer diese Aspekte konkret ausformuliert werden: Sinn und Zweck einer Charta ist es, Gleichrangigen zu helfen, sich auf ein Gemeinsames auszurichten. Die meisten Chartas beschreiben dabei Peer Governance als Ausdruck demokratischer Beteiligung und transparenter Entscheidungsfindung, als Versuch, administrative Macht dauerhaft zu dezentralisieren und Commoners ihren Zugang zu und ihre Souveränität über ihr gemeinsames Vermögen zu sichern. 8 Ein internationales Netzwerk von Menschen, die sich mit der Kartierung alternativen Wirtschaftens befassen, hat eine Charta für DatenCommons entwickelt. Darin wird den Beteiligten nahegelegt u.a. »gemeinsam über die eigenen Ansprüche zu reflektieren«, »Commons und
Wer heute die Innenstadt von Florenz besucht, kann zwischen überteuerten Cafés und kitschigen Sou... more Wer heute die Innenstadt von Florenz besucht, kann zwischen überteuerten Cafés und kitschigen Souvenirläden schlendern, dabei liebevoll restaurierte Gebäude und Plätze aus dem 14. bis 18. Jahrhundert genießen und nach der Kopie der David-Statue im öffentlichen Raum die originalen Kunstschätze in den Uffizien bewundern. Wer etwas genauer hinschaut, entdeckt vielleicht auch den letzten Teil der Altstadt, der noch nicht in ein Disneyland der Renaissance verwandelt wurde -auf der anderen Seite des Arno, direkt hinter der Karmeliterkirche, Santa Maria del Carmine, wo die Renaissance ihren Anfang nahm. Hier liegt der Pfarrbezirk San Frediano, nur wenige Schritte von der weltberühmten Ponte Vecchio entfernt. In San Frediano finden Sie den Nidiaci-Gemeinschaftsgarten -eigentlich ist es eher ein vielfältig genutztes Grundstück als ein Garten -, eine Oase, die von der voranschreitenden Gentrifizierung inmitten der Stadt Florenz noch nicht erfasst wurde. Wenn Sie zufällig nachmittags vorbeikommen, treffen Sie auf lärmende Kinder und ihre Eltern. Sechsjährige rennen ausgelassen umher und schaukeln, während ihre älteren Geschwister Fußball spielen -bei den »Lebowskis«, der einzigen selbstverwalteten Fußballschule der Stadt. An manchen Nachmittagen gibt eine portugiesische Musikerin den Kindern Geigenunterricht. An anderen lehrt eine britische Schriftstellerin in einem Atelier, das zum Garten gehört, Englisch. Familien organisieren Tauschbörsen für Kinderkleidung. Menschen aus der Nachbarschaft pflegen einen kleinen Gemüsegarten. Andere beteiligen sich an einem Projekt zur Überwachung der Umweltverschmutzung und des Verkehrs in der Stadt. Dieser Raum des Miteinanders -versteckt in einem Winkel der Innenstadt -, wird als Commons von Menschen aus dem Viertel gepflegt. Wie er genutzt wird »hängt davon ab, was die Menschen entscheiden«, sagt Miguel Martinez, ein Amateurhistoriker und Mitstreiter des Nidiaci-Gartens. »Es ist schwierig zu erklären, was wir hier machen, denn es kommt immer darauf an, was diejenigen tun wollen, die neu hinzukommen.« Doch was immer das auch ist: In einer Nachbarschaft, in der die Eltern von etwa 40 Prozent der Kinder nicht in Italien geboren wurden, sollte nicht unterschätzt werden, wie wichtig es ist, überhaupt einen Raum für Commoning zu haben. Wie kommt es, mögen Sie fragen, dass dieser wunderschöne Fleck mitten in Florenz -der auf dem Immobilienmarkt sicherlich mehrere Millionen Euro wert ist -noch nicht an die Meistbietenden verkauft und mit Eigentumswohnungen
Fragt man Englischsprachige, welche beiden der drei oben abgebildeten Gegenstände zusammengehören... more Fragt man Englischsprachige, welche beiden der drei oben abgebildeten Gegenstände zusammengehören, sagen die meisten: Bleistift und Papier. Aber Menschen, die Bora sprechen, antworten anders. Bora ist eine Sprache der nordwestlichen Region Amazoniens, die etwa 70 Begriffe für die Form von Gegenständen bereithält: einen »für lange dünne, einen für runde, einen weiteren für flache mit einer geraden Kante und so weiter«. 1 Als der Ethnolinguist Frank Seifart einen Test mit Bora-Sprachigen durchführte und die Ergebnisse mit denen von Englisch-und Spanischsprachigen verglich, antworteten sämtliche Testpersonen, »Bleistift und Nagel gehören zusammen«. Für Menschen die Bora sprechen, schien die Beziehung zwischen Gegenständen ähnlicher Form selbstverständlich. Selbstverständlicher als eine funktionale Beziehung. Dieses kleine Experiment weist darauf hin, wie tief Sprache unsere Wahrnehmung prägt. Wörter, Begriffe und Kategorien grenzen bestimmte Aspekte der Realität gegenüber anderen ab und betonen sie. Sie bestimmen, was wir an einem gegebenen Phänomen oder Gegenstand wahrnehmen -und drängen andere Aspekte an den Rand. Begriffe und insbesondere analytische Kategorien richten unsere Aufmerksamkeit auf das, worauf es gemäß einer bestimmten Kultur, Perspektive oder Theorie »wirklich ankommt«. Sie steuern auf subtile Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen. Wenn die Wörter einer bestimmten Sprache eher Formen als Funktionen aufgreifen, dann verwundert es nicht, dass die Sprecherinnen und Sprecher dieser Sprache Gegenstände eher nach ihrer Form als nach ihrer Funktion gruppieren. Am Anfang ist das Wort, und jedes Wort verändert die Welt: Wörter, Begriffe und Kategorien Ein Wort ist ein Symbol -meist ein Sprachlaut oder eine Zeichenkombination. Es erlaubt uns, eine bestimmte Bedeutung zu kommunizieren. Die menschliche Kommunikation ist so erstaunlich vielseitig, weil wir mit Hilfe der Grammatik, insbesondere des Satzbaus, Wort um Wort um Wort miteinander verknüpfen können. Ein Begriff ist ein Wort oder eine Wendung, das/die eine abstraktere Vorstellung oder Konzeption auszudrücken vermag. Da Begriffe ihren Ursprung in spezifischen historischen und kulturellen Kontexten haben, enthalten sie auch Hinweise auf ideen-und kulturgeschichtliche Aspekte. So war die »pferdelose Kutsche« ein früher Begriff für das Auto und Spiegel einer vor-automobilen Kultur. Die »vier Elemente« (Luft, Wasser, Erde, Feuer) reflektieren vorwissenschaftliche Vorstellungen seit der griechischen Antike. Eine Kategorie ist ein grundlegender analytischer Begriff, der durch eine explizite Methode erzeugt wird. Kategorien sind auf bestimmte Dimensionen eines Phänomens gerichtet. Dadurch bestimmen sie, was wir von einem Gegenstand zu sehen bekommen. Wir nehmen das Menschsein anders war, wenn wir den Menschen kategorial als Homo oeconomicus, als individuellen Nutzenmaximierer, fassen statt als Ich-in-Bezogenheit. Eine relationale Kategorie beruht auf einem relationalen Seinsverständnis (vgl. Kapitel 2). Markt, Gesetze oder Krankheiten und Gesetze sind keine Dinge -sie können nicht vergegenständlicht werden. Es sind relationale Phänomene und Ereignisse. Ein Mensch hat nicht eine Sache namens Tuberkulose, sondern erlebt, was aus komplexen Prozessen entsteht, an denen Zellen, Viren und Bakterien beteiligt sind. Wir bezeichnen das Erscheinungsbild, das immer wieder anders ist, als Tuberkulose. Ähnlich werden auch in der Rede von »dem Markt« oder »dem Staat« zahllose Bündel sozialer und politischer Beziehungen unsichtbar gemacht. Also: Obzwar wir gerne glauben, dass unsere uns wohlbekannte Sprache wahrheitsgetreu ausdrückt, was wir erleben, ist dies schlicht und einfach nicht der Fall. Es ist nicht nur so, dass wir verschiedene Welten bewohnen und diese in unterschiedlichen Idiomen beschreiben; vielmehr bewohnen und erschaffen wir unterschiedliche Welten und Weltsichten durch Sprache. Wir tun dies bewusst oder unbewusst. Es scheint nur so, als würden »Papier und Bleistift« automatisch »zusammengehören«. Tatsächlich -das lehrt uns die Anthropologie -ist diese Ordnung, die wir übernehmen oder für uns selbst konstruieren, menschengemacht.
Commoning zeigt sich, wie in Kapitel 4 beschrieben, in verschiedenen Haltungen und Verhaltensweis... more Commoning zeigt sich, wie in Kapitel 4 beschrieben, in verschiedenen Haltungen und Verhaltensweisen. Aber taugt es auch als Organisationsweise oder zur Regulierung und Lenkung sozialer Prozesse? Lassen diese sich durch Commoning gar besser steuern als durch Regierungen und Verwaltungen? Gelingt die Koordination durch Commoning besser und effektiver als durch den Markt? All das sind sehr weitreichende Fragen, aber zunächst werden wir genauer betrachten, wie bewusste Selbstorganisation innerhalb eines Commons funktioniert. Der Rechtswissenschaftler Robert Ellickson beschäftigt sich unter anderem mit Eigentumsfragen. So untersuchte er, wie die Viehzüchter im kalifornischen Shasta-Tal mit dem Problem umgingen, dass Vieh von ihren Feldern ausgebrochen und in das Land anderer eingedrungen war. Sie haben dafür ihre eigenen Regeln und sozialen Normen entwickelt. Ellickson nennt dies »Ordnung ohne Gesetz«. 1 So folgen benachbarte Rancher oft der Tradition, sich die Kosten für den Bau und die Instandhaltung eines gemeinsamen Zauns zu teilen, halbe-halbe. Oder sie einigen sich darauf, dass ein Viehzüchter das Material und der andere die Arbeitskraft für das Ziehen des Zauns zur Verfügung stellt. Wenn aber ein Viehzüchter eine höhere durchschnittliche Viehdichte auf seiner Seite des Zauns hat, will es der Brauch, dass es in der Aufteilung des Aufwandes für den Zaun eine grobe »Norm der Verhältnismäßigkeit« gibt. Verstößt ein Rancher unvorsichtigerweise gegen die Norm, dass streunende Rinder eingeholt werden müssen, wird in der Ranchergemeinschaft oft absichtlich getratscht, um sie zu beschämen (siehe Regeleinhaltung commons-intern beobachten & stufenweise sanktionieren). Eine Gemeinschaft oder ein Netzwerk ist mit einem Problem konfrontiert, und die Beteiligten entwerfen eine Lösung. Dann beginnt der kompliziertere Teil der Aufgabe: die Lösungsidee in die Realität umzusetzen. Es ist daher wichtig zu verstehen, welche Dynamiken in der täglichen Praxis einzelner Commons immer wieder anzutreffen sind. Das hilft nicht nur anderen, es inspiriert auch unser Nachdenken darüber, wie größere Strukturen funktionieren können, etwa Commons-Verbünde, commons-freundliche Gesetze oder commons-basierte Infrastrukturen. Zudem ist es nützlich, um die Zusammenarbeit mit staatlichen Akteuren commons-freundlich auszurichten. Auf den folgenden Seiten stellen wir deshalb -nach einigen Ausführungen zum Begriff »Governance« -zehn Muster dieser Lenkungsform vor, die wir Peer Governance nennen. Die ersten sieben haben mit direkten zwischenmenschlichen und anderen sozialen Beziehungen zu tun, die letzten drei mit commons-basierten Methoden des Umgangs mit Eigentum, Märkten und Geld. Hier die Übersicht: Muster der Peer Governance Sich in Vielfalt gemeinsam ausrichten Commons mit halbdurchlässigen Membranen umgeben Im Vertrauensraum transparent sein Wissen grosszügig weitergeben Gemeinstimmig entscheiden Auf Heterarchie bauen Regeleinhaltung commons-intern beobachten & stufenweise sanktionieren Beziehungshaftigkeit des Habens verankern Commons & Kommerz auseinanderhalten Commons-Produktion finanzieren Anmerkungen zu »Governance« Der Begriff »Governance« wurde historisch mit der eher statischen, langsamen Welt des späten 18. und des 19. Jahrhunderts in Verbindung gebracht. Mitteilungen wurden vor allem von Pferden, später mit der Eisenbahn und per Telegrafenleitung transportiert. Damals entstanden der moderne Nationalstaat und die kapitalistische Marktwirtschaft. Heute ist ein Großteil der Welt, einschließlich abgelegener Regionen, hochgradig vernetzt, mobil und schnelllebig. Die Verbundenheit der Menschen mit bestimmten Regionen und lokalen Gemeinschaften nimmt vielerorts ab. Dies beeinflusst unser Nachdenken über die Lenkungs-und Regierungsformen der Zukunft. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die sich auf vielfältigen Wegen durchsetzenden Lenkungsprozesse (engl. governance ; Frz. gouvernance) oft nicht sauber unterschieden von der Regierung (engl. government). Dabei verweist der Begriff Governance gerade darauf, dass innerhalb eines Gemeinwesens verschiedene Steuerungsmechanismen und -akteure existieren. Entscheidungen, Konfliktlösungen und Sanktionen, die das Gemeinwesen betreffen, gehen nicht ausschließlich von Amtsstuben aus. Ungeachtet dessen wird Governance in der Praxis zumeist als die Herrschaft einiger über viele verstanden und mit »Regierung« in Verbindung gebracht. Diese verfügt über die Autorität, Kontrolle auszuüben -und nutzt dazu von der Legislative verabschiedete Gesetze, von Richtern gefällte Urteile und politische Programme jener Politikerinnen und Politiker, die die Regierung stützen. Die Verwaltung mit ihrem Heer von öffentlichen Bediensteten ist mit der konkreten Umsetzung und Steuerung betraut. Unterm Strich betrachten viele diese Art der politischen Steuerung als etwas, das uns gewöhnlichen Menschen fern ist und dem wir schlimmstenfalls gleichgültig sind. Lenken ist in dieser Wahrnehmung etwas, das mit Macht ausgestattete Menschen für andere Menschen tun bzw. ihnen antun, mit -oder auch ohne -deren Beteiligung und Zustimmung. Aber zu lenken und zu regulieren im Sinne von Governance lässt sich weiter fassen als: zu regieren oder
Soziales Miteinander »Kultur ist gewöhnlich.« Das befand einmal der britische Soziologe Raymond W... more Soziales Miteinander »Kultur ist gewöhnlich.« Das befand einmal der britische Soziologe Raymond Williams. Über Commoning lässt sich dasselbe behaupten. Es ist im Grunde furchtbar gewöhnlich. Commoning ist, was einfache Menschen in ihren jeweiligen Beziehungen und Umgebungen für sich selbst entscheiden und regeln, wenn sie miteinander gut auskommen und so viel Wohlstand wie möglich für alle schaffen wollen. Wenn Commoning als Lebensweise oder als eine Art von Kultur begriffen wird, dann gibt es uns das, was jegliche Kultur gibt: »Bedeutung sowohl in einem formalen als auch in einem zutiefst existenziellen Sinn«, wie der Kultursoziologe Pascal Gielen schreibt. 1 In modernen Gesellschaften wurde Commoning weitgehend vergessen. Wenn wir nun Commons-Ideen in ihrer elementaren Alltäglichkeit vorstellen, können wir sie als Plattform für gelebte Alternativen zum Kapitalismus interpretieren. Wir beginnen die Erkundung der Triade mit dem Bereich des sozialen Lebens. Es ist das beherrschende Motiv aller Commons und drückt sich zugleich in den beiden anderen Sphären aus. Im Laufe von mehr als 15 Jahren haben wir Dutzende Commons besucht, mit Hunderten Menschen gesprochen und in der wissenschaftlichen Literatur zahlreiche Fallbeispiele durchgesehen. Beim gemeinsamen Nachdenken und Analysieren all dessen, begannen wir die Muster zu erkennen, die unseres Erachtens entscheidend für den Erhalt und die Entwicklung der Commons sind. Und die zudem einen Weg weisen, wie die »große Transformation« gelingen kann. Ihre Kraft im Sinne der Commons entfalten diese Muster dann, wenn sie in der Praxis in ausreichender Dichte und Dauer angewendet werden, so die Schwelle bewusster Selbstorganisation erreichen und kohärente soziale Institutionen hervorbringen. Damit ist auch gesagt, dass Commoning nicht wie ein Ein-/Aus-Schalter funktioniert, wie etwas, das entweder existiert oder nicht; eher wie ein Dimmer, der die Intensität des Lichts behutsam regeln kann. So können die Muster des Commoning, die wir in den nächsten Kapiteln vorstellen, eine Praxis schwach oder stark prägen, je nachdem, was die Menschen tatsächlich tun. So wie wir zu jedem Zeitpunkt per Dimmer mehr oder weniger Leuchtkraft erzeugen können, haben wir auch jederzeit die Möglichkeit, das Commoning zu vertiefen, zu verflachen oder gar aufzugeben. Menschen sind sich mancher dieser Muster bewusst, anderer nicht. In den Traditionen und Gewohnheiten indigener Kulturen mag das, was wir als Commoning beschreiben, völlig normal und damit »unsichtbar« erscheinen. In westlichen Industriegesellschaften ist Commoning ebenfalls unsichtbar, aber aus einem anderen Grund: Es wurde von den Normen des Markt-Staats an den Rand gedrängt. Deswegen haben wir Commons in der ganzen Welt gewissermaßen »ausgegraben«: wir möchten die im Dunkeln liegenden, wenig diskutierten Prozesse des Commoning erhellen. Dafür brauchen wir eine Sprache, die uns erlaubt, gezielter zu benennen, was zu tun ist. Und wir brauchen Experimentierfreudigkeit, mit den betreffenden Mustern umzugehen. So können wir Commoning besser verstehen und zugleich ganz praktisch mitgestalten. Das ist ein Weg, der uns erlaubt, auch im Großen zu entwerfen, wie wir künftig gut leben, bedürfnisorientiert wirtschaften und weitgehend »jenseits von Markt und Staat« Probleme lösen können. Es ist eine Möglichkeit, die Verhältnisse zu verändern, sofern gleichzeitig kulturelle, organisatorisch-politische und wertschöpfende Aspekte angegangen werden -sofern also alle drei Sphären der Triade im Blick bleiben. Geschieht dies, transformieren wir Wirtschaft und Politik, unsere Institutionen, aber auch uns selbst. Uns selbst zu verändern bedeute, so J.K. Gibson-Graham, »unsere Welten zu verändern, und wenn die Beziehung wechselseitig ist, dann ist das Projekt, Geschichte zu machen, niemals fern, sondern immer unmittelbar hier, an den Grenzen unserer spürenden, denkenden, fühlenden, sich bewegenden Körper«. 2 Letztlich hat die Politik ihren Ursprung in unserer Subjektivität, sagen Gibson-Graham, und in »der sinnlichen Erfahrung, ein Körper zu sein«. Pascal Gielen bezeichnet Kultur als »ein heimliches Labor für neue Lebensformen, ein allgegenwärtiger Inkubator, der kaum wahrgenommen wird, gerade weil er überall da ist«. 3 Commons sind ein solches Labor; eine Kultur, die schon immer überall existiert hat; sie wird nur derzeit nicht als kohärenter, wertschöpfender Prozess oder als eigenständige soziale Institution anerkannt. Heute schreiben sich die Kategorien der kapitalistischen Marktwirtschaft in unser Denken ein und uns dadurch mehr oder weniger vor, wie wir uns verhalten sollen, in was wir investieren, wie wir unsere Institutionen organisieren sollen usw. Dabei wird angenommen, dass Menschen im Grunde egoistische und materialistische Einzelwesen sind, die stets ihren eigenen Nutzen zu mehren trachten. Commoning beruht auf einem anderen Menschenbild. Kein Wunder, dass es uns ungewöhnlich erscheint. Festzuhalten ist -noch bevor wir unsere Ausgrabungsfunde ausbreiten -wie Commoning seine katalytische Wirkung entfaltet: Je mehr man -wie gesagt -die Commons-Weltsicht verinnerlicht und je mehr man Commoning betreibt, desto mehr wird man Commoner. Mit der Zeit verändert das alles: Kultur, Politik und Wirtschaft. Lassen Sie uns nun mit unserer Erkundung beginnen: mit dem Bereich des Sozialen, dem Miteinander, das Themen aufruft wie Zusammenarbeit, Beziehungsgestaltung oder die gemeinsame Nutzung von dem, was wir zum Leben und Menschsein brauchen. Gemeinsame Absichten & Werte kultivieren Rituale des Miteinanders etablieren Ohne Zwänge beitragen Gegenseitigkeit behutsam ausüben Situiertem Wissen vertrauen Naturverbundensein vertiefen Konflikte beziehungswahrend bearbeiten Eigene Governance reflektieren
Elinor Ostrom und andere haben Design-Prinzipien für die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen... more Elinor Ostrom und andere haben Design-Prinzipien für die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen formuliert. Sie sind die Essenz unzähliger Feldstudien. Sie wurden aus einer wissenschaftlichen Perspektive verfasst und bleiben für die Commons-Bewegung von großer Bedeutung. Unsere Perspektive ist die der aktiven Commoners, der Menschen, die Commons machen. Uns geht es weniger um Institutionen, sondern um Räume der Gemeinschaftlichkeit und Kooperation, die wir uns schaffen. An den Ressourcen interessiert uns weniger ihre Beschaffenheit, sondern wie wir sie erhalten und nutzen können. Wir beziehen uns folglich sowohl auf materielle wie nicht-materielle Ressourcen, auf traditionelle wie neue Commons. Ostroms Design-Prinzipien sind für uns ein Muster für die Entwicklung der folgenden Orientierungspunkte. Wir hoffen, dass sie Anregungen für Commoners sind, die eigene Praxis zu reflektieren. Commons existieren nicht in einer heilen Welt, sondern in einer commonsunfreundlichen Umgebung. Es ist daher wichtig, dass Commoners sich bewusst sind, welchen Schatz sie in den Händen halten, um ihn bewahren und entfalten zu können.
Silke Helfrich: Wie bist Du darauf gekommen? Van Bo Le-Mentzel: Ich frage mich oft, was wohl an M... more Silke Helfrich: Wie bist Du darauf gekommen? Van Bo Le-Mentzel: Ich frage mich oft, was wohl an Möbeln -oder an anderen Dingen -entstehen würde, wenn man sich nicht immer fragt, wie man sie verkaufen kann. Ich glaube, viele Güter würden anders werden. Weniger die Umwelt belasten, weniger Arbeitskräfte verheizen. Und den Konsumenten weniger vorgaukeln. Güter mit Güte, sozusagen. (lacht) Silke Helfrich: So wie die Hartz-IV-Möbel. Van Bo Le-Mentzel: Genau. Silke Helfrich: Welche Rolle spielt dabei die Open-Design-Idee? Sowohl bei den Hartz-IV-Möbeln und den Karma Chakhs als auch bei den »Do it yourself«-Hausprojekten weist Du daraufhin, dass Nachahmen ausdrücklich erwünscht ist. Das sehen andere Kreative anders. Van Bo Le-Mentzel: Ich bekenne mich zu Open Source und unterstütze die Open-Design-Idee, aber ich habe mir dafür andere Begriffe ausgedacht. Begriffe, die Offenheit nicht benennen, aber voraussetzen.
Commons, 2014
Die alte Welt treibt durch stürmische Zeiten. Sie wirkt wie ein aus dem Ruder gelaufener Tanker i... more Die alte Welt treibt durch stürmische Zeiten. Sie wirkt wie ein aus dem Ruder gelaufener Tanker in schwerer See. Eine neue Welt ist nicht in Sicht, aber Leuchtfeuer am Horizont weisen in Richtungen, die wir jederzeit einschlagen können, um dem Sturm zu entkommen. Dieses Buch beschreibt sie. Es handelt von unserer Zukunft. Überall auf der Welt suchen Menschen nach Alternativen zu der überkommenen Ordnung, die sie umgibt: zentralisierte Hierarchien einerseits und entfesselte Märkte andererseits. Diesen Märkten sind die Staaten, am Steuer eines umweltzerstörenden Wachstums stehend, verpflichtet. Die Suche nach Alternativen findet ihren Ausdruck bei den spanischen Indignados, in den sozialen Konflikten Lateinamerikas, in der Occupy-Bewegung und im innovationsberstenden Internet. Menschen wollen sich nicht nur aus Armut oder von schwindenden Teilhabechancen befreien. Sie suchen auch neue Kommunikationsformen, Produktionsweisen und Regeln, die ihnen Stimme geben und Verantwortung zutrauen. Die bestehende Ordnung bietet keinen plausiblen Weg in die Zukunft. Wir selbst müssen diesen Weg bahnen! Das Buchprojekt, das Sie jetzt in den Händen halten, ist Teil dieses Prozesses. Die Essays dieses Bandes entfalten das Potential der Commons (der Allmende oder Gemeingüter). Sie weisen Wege und Strategien, um unsere Zukunft neu zu denken und selbstbestimmt zu gestalten. Die Beiträge der bewusst aus den unterschiedlichsten Sphären ausgewählten Autorinnen und Autoren aus 30 Ländern bilden drei Kategorien: erstens diejenigen, die unser theoretisches Verständnis der Commons festigen und erweitern; zweitens diejenigen, die eindringlich Kritik an der zunehmend dysfunktionalen Verquickung von Markt und Staat formulieren; drittens diejenigen, die konkrete Ideen und Projekte vorstellen und zeigen, wie innovativ, machbar und attraktiv Commons sind. Die Beiträge zur Commons-Theorie und zur politischen Ökonomie (Kapitel I) erkunden unter anderem die »Tragik der Anti-Allmende«, die beschreibt, wie übermäßige, fragmentierte Eigentumsrechte Innovation und Kooperation behindern. Sie erläutern die zentralen Unterschiede zwischen »Gemeingütern« und »öffentlichen Gütern« und analysieren die Weisen, wie Commons elementare Prinzipien der Moderne, des Liberalismus und des Rechts herausfordern. Und sie zeigen, wie das Denken in Commons-Kategorien erkennen lässt, dass die Methodik der Silke Helfrich und David Bollier
Economics After Capitalism
Economics After Capitalism
From the time it was uttered by Margaret Thatcher in the 1980s, “There is no alternative” has bee... more From the time it was uttered by Margaret Thatcher in the 1980s, “There is no alternative” has been the unofficial mantra of the neoliberal order. The illusion of inevitability has long been a bulwark of late capitalism, leaving us unable to imagine anything beyond its crises and inequalities. But as Derek Wall argues in Economics After Capitalism , there is in fact an alternative to our crisis-ridden, austerity-inflicted world—and not just one alternative, but many. Challenging the arguments for markets, mainstream economics, and capitalism from Adam Smith onwards, Economics After Capitalism provides a step-by-step guide to the writers, movements, and schools of thought critical of neoliberal globalization. These thinkers range from Keynesian-inspired reformists such as George Soros and Joseph Stiglitz and critics of inequality like Thomas Piketty and Amartya Sen to more radical voices such as Naomi Klein, Marxists such as David Harvey, anarchists, and autonomists including Antonio Negri and Michael Hardt. Wall explains Marx’s economic system in a twenty-first century context and outlines how we can build a democratic economy that, by drawing on the ideas of Elinor Ostrom, Hugo Chavez and others, can renew socialism. In providing a clear and accessible guide to the economics of anti-capitalism, Wall successfully demonstrates that an alternative to rampant climate change, elite rule and financial chaos is not just necessary, but possible.
Yale Journal on Regulation, 1985
When Elizabeth P.'s' Toyota station wagon skidded off an icy road one foggy winter night and slam... more When Elizabeth P.'s' Toyota station wagon skidded off an icy road one foggy winter night and slammed sideways into a tree, she never knew that Federal Motor Vehicle Safety Standard (FMVSS) 214 had saved her life. The standard, issued by the federal auto safety agency-the U.S. Department of Transportation's National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA)-requires auto makers to build side door beams in cars, as specified in the dry technical language of Volume 49, Section 571.214 of the Code of Federal Regulations. 2 Side-impact protection is not an automotive feature that General Motors or Ford or Chrysler is likely to promote. Most auto dealers don't even know about it.' Yet for the estimated 480 motorists whose lives are saved annually by strong side-impact protection, 4 the design features required by FMVSS 214 are one of the most important components of their cars-even though most of the survivors are oblivious to the role federal regulation played in saving their lives. Indeed, the estimated 10,000 motorists whose lives are spared 5 and the tens of thousands spared injury tJoan Claybrook, former Administrator of the National Highway Traffic Safety Administration (1977-1981), is President of Public Citizen. #fDavid Bollier is a political journalist based in New Haven, Connecticut. We would like to thank Public Citizen and the Democracy Project for support of our research activities. We also wish to express our appreciation to Phyllis McCarthy for invaluable research assistance, and to the many NHTSA employees whose work has made this article possible. 1. Elizabeth P. is a nom emprunte we have chosen to represent the anonymous beneficiaries of FMVSS 214. In order to protect the privacy rights of the victims of auto crashes, the NHTSA system for collecting auto crash statistics is forbidden by law from disclosing the names of people involved in crashes. Crashes such as the one portrayed here, however, are extremely common. 2. "This standard specifies strength requirements for side doors of a motor vehicle to minimize the safety hazard caused by intrusion into the passenger compartments in a side impact accident." 49 C.F.R. § 571.214 (1984). The regulation sets forth specific levels of "crush resistance" that side doors must satisfy and details test procedures to determine compliance with those strength levels. d. at S3, S4. 3. Our assessment is based on six seminars that NHTSA sponsored for 60 auto dealers in 1980 to educate them about the benefits of auto and highway safety regulation. It was apparent that most of the attendees knew very little about such lifesaving regulatory standards as FMVSS 214. 4. OFFICE OF PROGRAM EVALUATION, NAT'L HIGHWAY TRAFFIC SAFETY ADMIN., U.S. DEP'T OF TRANSP., AN EVALUATION OF SIDE STRUCTURE IMPROVEMENTS IN RESPONSE TO FEDERAL
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2015
Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-... more Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-Böll-Stiftung seit Langem. Als wir vor acht Jahren die ersten neugierigen Blicke auf die Commons geworfen haben, ahnten wir noch nicht, auf welch lange Reise wir uns begeben würden. Auf diesem Weg ist neben der politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Commons vor allem eine vertiefte Beschäftigung mit Kulturanthropologie nötig geworden. Wir haben entdeckt, dass die Commons und das Commoning überall in der Welt eine eigene Geschichte und spezifische Ausprägungen haben. Darin liegt auch ihr völkerverbindendes Potential, das auf neokoloniale Gedankenwelten und Politik genauso verzichten kann wie auf den Export von Demokratiemodellen, Institutionsformen und Patentrezepten für Entwicklung. Wenn sich Commons und Commoners Entfaltungsraum erkämpfen können, dann ist das ein großer Schritt für eine demokratische Entwicklung. Unsere Commons-Arbeit ist Teil eines Erkenntnisprozesses und einer Suche. Wir wollen unter anderem wissen: Wie könnte eine gerechte Wirtschaft und Gesellschaft aussehen, die eine sozialökologische Transformation in den planetarischen Grenzen ermöglicht? Wer treibt mit uns gemeinsam die Überlegungen voran, wie wir künftig miteinander leben wollen? Wer denkt nicht nur über Zukunftsfragen nach, sondern probiert hier und heute bereits Neues aus? Commons und Commoning sind Theorie und Praxis zugleich. Deshalb widmen wir beiden besondere Aufmerksamkeit als eine von mehreren möglichen Antworten auf die oben gestellten Fragen. Zu ihrer theoretischen Fundierung tragen wir seit Jahren bei und haben eine Trilogie geplant, deren erster Band im Frühjahr 2012 erschienen ist: Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Er wurde breit rezipiert. In vielen Diskussionen und Netzwerktreffen der letzten beiden Jahre entstanden Ideen für diesen vorliegenden zweiten Band: Die Welt der Commons-Muster gemeinsamen Handelns. Uns ist es wichtig, mit anderen an einer Vision zu arbeiten, die nicht nur Altbekanntes reformieren will, sondern einen wirklich transformativen Charakter hat. Wir unterstützen diesen Prozess, weil wir überzeugt sind, dass daraus Räume für eine andere Logik, eine neue Sprache und neue Denkkategorien entstehen. Solche Räume können sich nur losgelöst vom politischen Alltagsgeschäft und dessen Pragmatismus entfalten. Einen wichtigen Anstoß, in Commons-Theorie und alternative Formen der Wirtschafts-und Gesellschaftsgestaltung in unserem eigenen gesellschaftlichen 3 | Siehe zum Thema Lebendigkeit auch den Beitrag von Andreas Weber am Ende dieses Bandes auf den Seiten 354 ff. (Anm. der Hg.). Kapitel I-Begründen 34 Abbildung 8: Schema einer 4-Stufen-Pyramide mustertheoretischer Forschungsarbeit Muster der Commons und des Commoning Vor der Commons-Bewegung liegt eine Entwicklung, die mit einer weiteren Mobilisierung und Verbreitung des Wissens, das in der Bewegung beziehungsweise in ihren Akteurinnen und Akteuren lebt, verbunden sein muss. Die Situation erscheint komplex, vor allem durch die Vielfalt von historischen und aktuellen Erscheinungsformen von Commons in allen Kulturen. Es ist eine Herausforderung, aus dieser Vielfalt einen Grundstock von Begriffen als Modelle für alle Commons-Projekte ausfindig zu machen. Als wäre das nicht Anspruch genug, stellt sich zusätzlich die Aufgabe, wichtige Problemstellungen der Gegenwart, z.B. den Klimaschutz, als Gemeingut-Projekte zu verstehen und zu Lösungen zu finden. Die Situation ist nicht einfach und doch lässt sich sagen: Die notwendi gen Konzepte und Methoden existieren bereits, und es wird intensiv daran gearbeitet, die Theorie der Muster mit der Praxis der Commons zu verbinden.
Hacking the Law to Open Up Zones for Commoning
Punctum Books, Oct 8, 2020
Foreword to the New Edition
Pluto Press eBooks, Sep 7, 2017
Social Science Research Network, Dec 14, 2015
The International Legal Status of the Human Right to a Clean and Healthy Environment
Trends That Point Toward a New Synthesis
Cambridge University Press eBooks, Jan 21, 2013
Liberty & justice for some : defending a free society from the radical right's holy war on democracy
Green Governance: Epilogue
Wir sind weit gekommen: in Teil I haben wir erklärt, wie wichtig ein Onto-Wandel ist, um die subv... more Wir sind weit gekommen: in Teil I haben wir erklärt, wie wichtig ein Onto-Wandel ist, um die subversive Kraft der Commons zu verstehen. Wir haben Sprache als unabdingbares Instrument beschrieben, um Überkommenes hinter uns lassen und commons-freundliche Perspektiven kultivieren zu können. In Teil II haben wir mit Hilfe der Triade des Commoning beschrieben, wie Commons lebendig werden können. Mit Hilfe von Mustern haben wir erläutert, wie Menschen -innerhalb eines Commons -eine freie, faire und lebendige Welt hervorbringen können. Mit diesen ersten sechs Kapiteln lässt sich Commoning recht substanziell begreifen. Da jedoch der Kapitalismus angesichts seiner eigenen Widersprüche so existenzielle Probleme wie den Klimawandel, soziale Ungleichheit und gewaltbereiten Nationalismus eher fördert als eindämmt, liegt eine Frage auf der Hand: Wie kann das Commonsversum größer werden? Kann es unsere Art zu wirtschaften verändern und unsere Kultur transformieren? Ist es möglich, staatliches Handeln und Recht aus der hier skizzierten Perspektive zu denken? Können wir die Politik auf einen Commons-Ansatz gründen, der weit darüber hinausgeht, die ein oder andere Reform für Commons vorzunehmen? Schließlich geht es -wie wir gezeigt habennicht nur um das Pflegnutzen der Gemeingüter, sondern darum zu verändern, wie wir in und mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Institutionen interagieren. Diese Fragen werden wir in Teil III aufgreifen. Der erste Schritt auf diesem Weg ist klein, die Erkenntnis schlicht: Die Muster des Commoning, besonders der Peer Governance, sind nicht nur innerhalb eines Commons hilfreich, sondern auch zwischen Commons. Die Triade des Commoning lässt sich also auch in Verbünden anwenden. Sie ist überall dort nützlich, wo sich unterschiedliche Akteure zusammentun, um Probleme zu lösen, von denen alle betroffen sind. Überall dort sollte es gelingen, sich in Vielfalt gemeinsam auszurichten, gemeinstimmig zu entscheiden und Wissen grosszügig weiterzugeben, statt sich im Wettstreit der Interessen gegenseitig zu überstimmen und dabei Informationen manipulativ einzusetzen. Einzelne Projekte und Initiativen können lernen, sich auf Grundlage der in Teil II beschriebenen Ethik mit anderen zu koordinieren. Allerdings werden die Dinge dann auch komplexer. Neue Kooperationsformen sind gefragt, nicht nur innerhalb von Commons (auf der »Mikroebene«), sondern eben auch zwischen einzelnen Commons (auf der »Mesoebene«) und in komplizierten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen (auf der »Ma-
Commoning wird häufig mit kleinen, überschaubaren Gruppen in Verbindung gebracht. Das ist ein Feh... more Commoning wird häufig mit kleinen, überschaubaren Gruppen in Verbindung gebracht. Das ist ein Fehler; doch Menschen können sich oft nicht vorstellen, wie Commons in größerem Maßstab überhaupt funktionieren, geschweige denn die Verhältnisse wandeln können. Diesem Thema widmen wir uns in unserem letzten Kapitel. Die Skepsis, der wir immer wieder begegnen, beruht auf der Annahme, dass Commons einfach »zu klein« sind, um dem Klimawandel, Peak Oil, Armut, Ungleichheit und zahllosen weiteren Problemen begegnen zu können. Massive globale Probleme erforderten große Lösungen, »der Staat« müsse ran -so das Denken. Nach dieser Logik haben Commons tatsächlich nur wenig anzubieten. Allerdings ist solch eine Einschätzung bereits Teil des Problems. Sie lässt unberücksichtigt, dass nicht die »Größe« das Entscheidende ist, sondern Lösungen mitunter versagen, weil ihre Grundannahmen oder gesellschaftliche Grundstrukturen falsch angelegt sind. Ein Gebäude aber, dessen Fundament nicht solide gegossen ist, wird zwangsläufig bröckeln und irgendwann zusammenbrechen. Eine Gesellschaft, die auf uneingeschränkter individueller Freiheit beruht, sollte nicht überrascht sein, wenn letztlich Raubbau an der Erde betrieben und soziale Normen zerstört werden. In Wahrheit geht es nicht darum, etwas »im großen Maßstab« zu reparieren, sondern darum, zu überprüfen, worauf wir bauen, die Statik und die Bauteile des ganzen Gebäudes zu überdenken und gegebenenfalls neu zu erfinden. Das ist unser Verständnis von sozialem und politischem Wandel, der die Krankheitsbilder des modernen Markt-Staates zu kurieren vermag. Zweifellos, sind auch »innerhalb des Systems« viele lohnenswerte Reformen denkbar. Entsprechend konzentrieren sich progressive Kräfte darauf, neue Rechtsformen und Institutionen zu schaffen wie die in Kapitel 8 vorgestellte Gesellschaft in Verantwortungseigentum, wie Genossenschaften oder Gemeinwohlunternehmen (die sowohl die Interessen der Kapitaleignerinnen und -eigner als auch jene der Arbeitskräfte, der lokalen Wirtschaft und Umweltbelange berücksichtigen). Oder sie legen Programme auf, die Umweltfragen in den Mittelpunkt stellen und für eine bessere Vor-oder Umverteilung 1 gesellschaftlichen Reichtums sorgen sollen. Menschen streiten für sozialen Wohnungsbau, stabile Sozialkassen, einen vielfältigen Öffentlichen Nahverkehr, das Bedingungslose Grundauskommen 2 und vieles Commons-Chartas oder Chartas für Commoning -machmal auch »Soziale Charta« oder »Gemeinschaftscharta« genannt -sind machtvolle Instrumente, um sich in Vielfalt gemeinsam auszurichten und eine entsprechende Community zu konstituieren. Sie fungieren gewissermaßen als Verfassung. In Chartas legen Commoners ihre Ansprüche, Ziele, zentralen Aktivitäten und Prinzipien dar. Das Verfassen von Chartas geht oft mit eingehenden Diskussionen und Überlegungen sowie ungezählten Aus-und Verhandlungen einher. Das Ergebnis bringt das Grundlegende auf den Punkt und dient als Kompass und Prüfstein für die Akteurinnen und Akteure, insbesondere dann, wenn sie vor neuen Herausforderungen stehen, mehrere Wahlmöglichkeiten haben oder mit Rückschlägen konfrontiert sind. Eine Charta beschreibt, wie Commoners sich selbst regieren und welche Kultur sie schaffen möchten. Gut gemachte Chartas sollten keine schwammigen Leitbilder voller hochtrabender Worte sein, sondern die Identität und praktischen Vollzüge einer Gruppe oder eines Netzwerks recht genau fassen. So erklärt die Open-Source-Designgemeinschaft WikiHouse, die wir in Kapitel 1 kennengelernt haben, in ihrer knappen, aber aussagekräftigen Charta, dass die Beteiligten alle Designs global zur Verfügung stellen und lokal bauen, dass sie offene Standards verwenden und auf Modularität 4 Wert legen und dass sie in den Entwürfen den gesamten Lebenszyklus der Häuser berücksichtigen, Möglichkeiten für Reparaturen inbegriffen. 5 Die Permakulturwelt hat sich 12 ethische und Design-Prinzipien zu eigen gemacht, etwa »keinen Abfall produzieren«, »auf kleine und langsame Lösungen setzen« und »Vielfalt nutzen und wertschätzen«. 6 Die französische Organisation Terre de Liens, die Land kauft, um es für die Landwirtschaft zu erhalten, hat sich auf folgende Leitsätze verständigt: »Land auf Dauer dem Markt entziehen«, »die Entwicklung einer Graswurzellandwirtschaft vorantreiben«, und »die Zusammenarbeit zum Thema Flächennutzung fördern, und Werkzeuge, Gelder und Erfahrungen poolen«. 7 »Da jedes Commons einzigartig ist«, schreibt James Quilligan,« »gibt es keine allgemeingültige Vorlage für soziale Chartas -aber es gibt so etwas wie Mindestanforderungen.« Eine Charta solle mindestens »eine Kurzdarstellung traditioneller oder sich herauskristallisierender Legitimitätsbehauptungen [enthalten], eine Klärung der Rechte und Ansprüche der Nutzenden und Produzierenden, einen Verhaltenskodex, eine Darstellung gemeinsamer Werte und Standards, […] Hinweise zu Ansprüchen auf Schadensersatz oder die Neufestlegung von Grenzen…« Kurz, eine Charta bildet den praktischen Rahmen der Zusammenarbeit. Selbstverständlich können all diese Elemente ein unterschiedliches Format haben: Ein Verhaltenskodex kann eher als Wertebekenntnis ausfallen oder auch in Form spezifischer Handlungsmuster notiert werden. Wie auch immer diese Aspekte konkret ausformuliert werden: Sinn und Zweck einer Charta ist es, Gleichrangigen zu helfen, sich auf ein Gemeinsames auszurichten. Die meisten Chartas beschreiben dabei Peer Governance als Ausdruck demokratischer Beteiligung und transparenter Entscheidungsfindung, als Versuch, administrative Macht dauerhaft zu dezentralisieren und Commoners ihren Zugang zu und ihre Souveränität über ihr gemeinsames Vermögen zu sichern. 8 Ein internationales Netzwerk von Menschen, die sich mit der Kartierung alternativen Wirtschaftens befassen, hat eine Charta für DatenCommons entwickelt. Darin wird den Beteiligten nahegelegt u.a. »gemeinsam über die eigenen Ansprüche zu reflektieren«, »Commons und
Wer heute die Innenstadt von Florenz besucht, kann zwischen überteuerten Cafés und kitschigen Sou... more Wer heute die Innenstadt von Florenz besucht, kann zwischen überteuerten Cafés und kitschigen Souvenirläden schlendern, dabei liebevoll restaurierte Gebäude und Plätze aus dem 14. bis 18. Jahrhundert genießen und nach der Kopie der David-Statue im öffentlichen Raum die originalen Kunstschätze in den Uffizien bewundern. Wer etwas genauer hinschaut, entdeckt vielleicht auch den letzten Teil der Altstadt, der noch nicht in ein Disneyland der Renaissance verwandelt wurde -auf der anderen Seite des Arno, direkt hinter der Karmeliterkirche, Santa Maria del Carmine, wo die Renaissance ihren Anfang nahm. Hier liegt der Pfarrbezirk San Frediano, nur wenige Schritte von der weltberühmten Ponte Vecchio entfernt. In San Frediano finden Sie den Nidiaci-Gemeinschaftsgarten -eigentlich ist es eher ein vielfältig genutztes Grundstück als ein Garten -, eine Oase, die von der voranschreitenden Gentrifizierung inmitten der Stadt Florenz noch nicht erfasst wurde. Wenn Sie zufällig nachmittags vorbeikommen, treffen Sie auf lärmende Kinder und ihre Eltern. Sechsjährige rennen ausgelassen umher und schaukeln, während ihre älteren Geschwister Fußball spielen -bei den »Lebowskis«, der einzigen selbstverwalteten Fußballschule der Stadt. An manchen Nachmittagen gibt eine portugiesische Musikerin den Kindern Geigenunterricht. An anderen lehrt eine britische Schriftstellerin in einem Atelier, das zum Garten gehört, Englisch. Familien organisieren Tauschbörsen für Kinderkleidung. Menschen aus der Nachbarschaft pflegen einen kleinen Gemüsegarten. Andere beteiligen sich an einem Projekt zur Überwachung der Umweltverschmutzung und des Verkehrs in der Stadt. Dieser Raum des Miteinanders -versteckt in einem Winkel der Innenstadt -, wird als Commons von Menschen aus dem Viertel gepflegt. Wie er genutzt wird »hängt davon ab, was die Menschen entscheiden«, sagt Miguel Martinez, ein Amateurhistoriker und Mitstreiter des Nidiaci-Gartens. »Es ist schwierig zu erklären, was wir hier machen, denn es kommt immer darauf an, was diejenigen tun wollen, die neu hinzukommen.« Doch was immer das auch ist: In einer Nachbarschaft, in der die Eltern von etwa 40 Prozent der Kinder nicht in Italien geboren wurden, sollte nicht unterschätzt werden, wie wichtig es ist, überhaupt einen Raum für Commoning zu haben. Wie kommt es, mögen Sie fragen, dass dieser wunderschöne Fleck mitten in Florenz -der auf dem Immobilienmarkt sicherlich mehrere Millionen Euro wert ist -noch nicht an die Meistbietenden verkauft und mit Eigentumswohnungen
Fragt man Englischsprachige, welche beiden der drei oben abgebildeten Gegenstände zusammengehören... more Fragt man Englischsprachige, welche beiden der drei oben abgebildeten Gegenstände zusammengehören, sagen die meisten: Bleistift und Papier. Aber Menschen, die Bora sprechen, antworten anders. Bora ist eine Sprache der nordwestlichen Region Amazoniens, die etwa 70 Begriffe für die Form von Gegenständen bereithält: einen »für lange dünne, einen für runde, einen weiteren für flache mit einer geraden Kante und so weiter«. 1 Als der Ethnolinguist Frank Seifart einen Test mit Bora-Sprachigen durchführte und die Ergebnisse mit denen von Englisch-und Spanischsprachigen verglich, antworteten sämtliche Testpersonen, »Bleistift und Nagel gehören zusammen«. Für Menschen die Bora sprechen, schien die Beziehung zwischen Gegenständen ähnlicher Form selbstverständlich. Selbstverständlicher als eine funktionale Beziehung. Dieses kleine Experiment weist darauf hin, wie tief Sprache unsere Wahrnehmung prägt. Wörter, Begriffe und Kategorien grenzen bestimmte Aspekte der Realität gegenüber anderen ab und betonen sie. Sie bestimmen, was wir an einem gegebenen Phänomen oder Gegenstand wahrnehmen -und drängen andere Aspekte an den Rand. Begriffe und insbesondere analytische Kategorien richten unsere Aufmerksamkeit auf das, worauf es gemäß einer bestimmten Kultur, Perspektive oder Theorie »wirklich ankommt«. Sie steuern auf subtile Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen. Wenn die Wörter einer bestimmten Sprache eher Formen als Funktionen aufgreifen, dann verwundert es nicht, dass die Sprecherinnen und Sprecher dieser Sprache Gegenstände eher nach ihrer Form als nach ihrer Funktion gruppieren. Am Anfang ist das Wort, und jedes Wort verändert die Welt: Wörter, Begriffe und Kategorien Ein Wort ist ein Symbol -meist ein Sprachlaut oder eine Zeichenkombination. Es erlaubt uns, eine bestimmte Bedeutung zu kommunizieren. Die menschliche Kommunikation ist so erstaunlich vielseitig, weil wir mit Hilfe der Grammatik, insbesondere des Satzbaus, Wort um Wort um Wort miteinander verknüpfen können. Ein Begriff ist ein Wort oder eine Wendung, das/die eine abstraktere Vorstellung oder Konzeption auszudrücken vermag. Da Begriffe ihren Ursprung in spezifischen historischen und kulturellen Kontexten haben, enthalten sie auch Hinweise auf ideen-und kulturgeschichtliche Aspekte. So war die »pferdelose Kutsche« ein früher Begriff für das Auto und Spiegel einer vor-automobilen Kultur. Die »vier Elemente« (Luft, Wasser, Erde, Feuer) reflektieren vorwissenschaftliche Vorstellungen seit der griechischen Antike. Eine Kategorie ist ein grundlegender analytischer Begriff, der durch eine explizite Methode erzeugt wird. Kategorien sind auf bestimmte Dimensionen eines Phänomens gerichtet. Dadurch bestimmen sie, was wir von einem Gegenstand zu sehen bekommen. Wir nehmen das Menschsein anders war, wenn wir den Menschen kategorial als Homo oeconomicus, als individuellen Nutzenmaximierer, fassen statt als Ich-in-Bezogenheit. Eine relationale Kategorie beruht auf einem relationalen Seinsverständnis (vgl. Kapitel 2). Markt, Gesetze oder Krankheiten und Gesetze sind keine Dinge -sie können nicht vergegenständlicht werden. Es sind relationale Phänomene und Ereignisse. Ein Mensch hat nicht eine Sache namens Tuberkulose, sondern erlebt, was aus komplexen Prozessen entsteht, an denen Zellen, Viren und Bakterien beteiligt sind. Wir bezeichnen das Erscheinungsbild, das immer wieder anders ist, als Tuberkulose. Ähnlich werden auch in der Rede von »dem Markt« oder »dem Staat« zahllose Bündel sozialer und politischer Beziehungen unsichtbar gemacht. Also: Obzwar wir gerne glauben, dass unsere uns wohlbekannte Sprache wahrheitsgetreu ausdrückt, was wir erleben, ist dies schlicht und einfach nicht der Fall. Es ist nicht nur so, dass wir verschiedene Welten bewohnen und diese in unterschiedlichen Idiomen beschreiben; vielmehr bewohnen und erschaffen wir unterschiedliche Welten und Weltsichten durch Sprache. Wir tun dies bewusst oder unbewusst. Es scheint nur so, als würden »Papier und Bleistift« automatisch »zusammengehören«. Tatsächlich -das lehrt uns die Anthropologie -ist diese Ordnung, die wir übernehmen oder für uns selbst konstruieren, menschengemacht.
Commoning zeigt sich, wie in Kapitel 4 beschrieben, in verschiedenen Haltungen und Verhaltensweis... more Commoning zeigt sich, wie in Kapitel 4 beschrieben, in verschiedenen Haltungen und Verhaltensweisen. Aber taugt es auch als Organisationsweise oder zur Regulierung und Lenkung sozialer Prozesse? Lassen diese sich durch Commoning gar besser steuern als durch Regierungen und Verwaltungen? Gelingt die Koordination durch Commoning besser und effektiver als durch den Markt? All das sind sehr weitreichende Fragen, aber zunächst werden wir genauer betrachten, wie bewusste Selbstorganisation innerhalb eines Commons funktioniert. Der Rechtswissenschaftler Robert Ellickson beschäftigt sich unter anderem mit Eigentumsfragen. So untersuchte er, wie die Viehzüchter im kalifornischen Shasta-Tal mit dem Problem umgingen, dass Vieh von ihren Feldern ausgebrochen und in das Land anderer eingedrungen war. Sie haben dafür ihre eigenen Regeln und sozialen Normen entwickelt. Ellickson nennt dies »Ordnung ohne Gesetz«. 1 So folgen benachbarte Rancher oft der Tradition, sich die Kosten für den Bau und die Instandhaltung eines gemeinsamen Zauns zu teilen, halbe-halbe. Oder sie einigen sich darauf, dass ein Viehzüchter das Material und der andere die Arbeitskraft für das Ziehen des Zauns zur Verfügung stellt. Wenn aber ein Viehzüchter eine höhere durchschnittliche Viehdichte auf seiner Seite des Zauns hat, will es der Brauch, dass es in der Aufteilung des Aufwandes für den Zaun eine grobe »Norm der Verhältnismäßigkeit« gibt. Verstößt ein Rancher unvorsichtigerweise gegen die Norm, dass streunende Rinder eingeholt werden müssen, wird in der Ranchergemeinschaft oft absichtlich getratscht, um sie zu beschämen (siehe Regeleinhaltung commons-intern beobachten & stufenweise sanktionieren). Eine Gemeinschaft oder ein Netzwerk ist mit einem Problem konfrontiert, und die Beteiligten entwerfen eine Lösung. Dann beginnt der kompliziertere Teil der Aufgabe: die Lösungsidee in die Realität umzusetzen. Es ist daher wichtig zu verstehen, welche Dynamiken in der täglichen Praxis einzelner Commons immer wieder anzutreffen sind. Das hilft nicht nur anderen, es inspiriert auch unser Nachdenken darüber, wie größere Strukturen funktionieren können, etwa Commons-Verbünde, commons-freundliche Gesetze oder commons-basierte Infrastrukturen. Zudem ist es nützlich, um die Zusammenarbeit mit staatlichen Akteuren commons-freundlich auszurichten. Auf den folgenden Seiten stellen wir deshalb -nach einigen Ausführungen zum Begriff »Governance« -zehn Muster dieser Lenkungsform vor, die wir Peer Governance nennen. Die ersten sieben haben mit direkten zwischenmenschlichen und anderen sozialen Beziehungen zu tun, die letzten drei mit commons-basierten Methoden des Umgangs mit Eigentum, Märkten und Geld. Hier die Übersicht: Muster der Peer Governance Sich in Vielfalt gemeinsam ausrichten Commons mit halbdurchlässigen Membranen umgeben Im Vertrauensraum transparent sein Wissen grosszügig weitergeben Gemeinstimmig entscheiden Auf Heterarchie bauen Regeleinhaltung commons-intern beobachten & stufenweise sanktionieren Beziehungshaftigkeit des Habens verankern Commons & Kommerz auseinanderhalten Commons-Produktion finanzieren Anmerkungen zu »Governance« Der Begriff »Governance« wurde historisch mit der eher statischen, langsamen Welt des späten 18. und des 19. Jahrhunderts in Verbindung gebracht. Mitteilungen wurden vor allem von Pferden, später mit der Eisenbahn und per Telegrafenleitung transportiert. Damals entstanden der moderne Nationalstaat und die kapitalistische Marktwirtschaft. Heute ist ein Großteil der Welt, einschließlich abgelegener Regionen, hochgradig vernetzt, mobil und schnelllebig. Die Verbundenheit der Menschen mit bestimmten Regionen und lokalen Gemeinschaften nimmt vielerorts ab. Dies beeinflusst unser Nachdenken über die Lenkungs-und Regierungsformen der Zukunft. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die sich auf vielfältigen Wegen durchsetzenden Lenkungsprozesse (engl. governance ; Frz. gouvernance) oft nicht sauber unterschieden von der Regierung (engl. government). Dabei verweist der Begriff Governance gerade darauf, dass innerhalb eines Gemeinwesens verschiedene Steuerungsmechanismen und -akteure existieren. Entscheidungen, Konfliktlösungen und Sanktionen, die das Gemeinwesen betreffen, gehen nicht ausschließlich von Amtsstuben aus. Ungeachtet dessen wird Governance in der Praxis zumeist als die Herrschaft einiger über viele verstanden und mit »Regierung« in Verbindung gebracht. Diese verfügt über die Autorität, Kontrolle auszuüben -und nutzt dazu von der Legislative verabschiedete Gesetze, von Richtern gefällte Urteile und politische Programme jener Politikerinnen und Politiker, die die Regierung stützen. Die Verwaltung mit ihrem Heer von öffentlichen Bediensteten ist mit der konkreten Umsetzung und Steuerung betraut. Unterm Strich betrachten viele diese Art der politischen Steuerung als etwas, das uns gewöhnlichen Menschen fern ist und dem wir schlimmstenfalls gleichgültig sind. Lenken ist in dieser Wahrnehmung etwas, das mit Macht ausgestattete Menschen für andere Menschen tun bzw. ihnen antun, mit -oder auch ohne -deren Beteiligung und Zustimmung. Aber zu lenken und zu regulieren im Sinne von Governance lässt sich weiter fassen als: zu regieren oder
Soziales Miteinander »Kultur ist gewöhnlich.« Das befand einmal der britische Soziologe Raymond W... more Soziales Miteinander »Kultur ist gewöhnlich.« Das befand einmal der britische Soziologe Raymond Williams. Über Commoning lässt sich dasselbe behaupten. Es ist im Grunde furchtbar gewöhnlich. Commoning ist, was einfache Menschen in ihren jeweiligen Beziehungen und Umgebungen für sich selbst entscheiden und regeln, wenn sie miteinander gut auskommen und so viel Wohlstand wie möglich für alle schaffen wollen. Wenn Commoning als Lebensweise oder als eine Art von Kultur begriffen wird, dann gibt es uns das, was jegliche Kultur gibt: »Bedeutung sowohl in einem formalen als auch in einem zutiefst existenziellen Sinn«, wie der Kultursoziologe Pascal Gielen schreibt. 1 In modernen Gesellschaften wurde Commoning weitgehend vergessen. Wenn wir nun Commons-Ideen in ihrer elementaren Alltäglichkeit vorstellen, können wir sie als Plattform für gelebte Alternativen zum Kapitalismus interpretieren. Wir beginnen die Erkundung der Triade mit dem Bereich des sozialen Lebens. Es ist das beherrschende Motiv aller Commons und drückt sich zugleich in den beiden anderen Sphären aus. Im Laufe von mehr als 15 Jahren haben wir Dutzende Commons besucht, mit Hunderten Menschen gesprochen und in der wissenschaftlichen Literatur zahlreiche Fallbeispiele durchgesehen. Beim gemeinsamen Nachdenken und Analysieren all dessen, begannen wir die Muster zu erkennen, die unseres Erachtens entscheidend für den Erhalt und die Entwicklung der Commons sind. Und die zudem einen Weg weisen, wie die »große Transformation« gelingen kann. Ihre Kraft im Sinne der Commons entfalten diese Muster dann, wenn sie in der Praxis in ausreichender Dichte und Dauer angewendet werden, so die Schwelle bewusster Selbstorganisation erreichen und kohärente soziale Institutionen hervorbringen. Damit ist auch gesagt, dass Commoning nicht wie ein Ein-/Aus-Schalter funktioniert, wie etwas, das entweder existiert oder nicht; eher wie ein Dimmer, der die Intensität des Lichts behutsam regeln kann. So können die Muster des Commoning, die wir in den nächsten Kapiteln vorstellen, eine Praxis schwach oder stark prägen, je nachdem, was die Menschen tatsächlich tun. So wie wir zu jedem Zeitpunkt per Dimmer mehr oder weniger Leuchtkraft erzeugen können, haben wir auch jederzeit die Möglichkeit, das Commoning zu vertiefen, zu verflachen oder gar aufzugeben. Menschen sind sich mancher dieser Muster bewusst, anderer nicht. In den Traditionen und Gewohnheiten indigener Kulturen mag das, was wir als Commoning beschreiben, völlig normal und damit »unsichtbar« erscheinen. In westlichen Industriegesellschaften ist Commoning ebenfalls unsichtbar, aber aus einem anderen Grund: Es wurde von den Normen des Markt-Staats an den Rand gedrängt. Deswegen haben wir Commons in der ganzen Welt gewissermaßen »ausgegraben«: wir möchten die im Dunkeln liegenden, wenig diskutierten Prozesse des Commoning erhellen. Dafür brauchen wir eine Sprache, die uns erlaubt, gezielter zu benennen, was zu tun ist. Und wir brauchen Experimentierfreudigkeit, mit den betreffenden Mustern umzugehen. So können wir Commoning besser verstehen und zugleich ganz praktisch mitgestalten. Das ist ein Weg, der uns erlaubt, auch im Großen zu entwerfen, wie wir künftig gut leben, bedürfnisorientiert wirtschaften und weitgehend »jenseits von Markt und Staat« Probleme lösen können. Es ist eine Möglichkeit, die Verhältnisse zu verändern, sofern gleichzeitig kulturelle, organisatorisch-politische und wertschöpfende Aspekte angegangen werden -sofern also alle drei Sphären der Triade im Blick bleiben. Geschieht dies, transformieren wir Wirtschaft und Politik, unsere Institutionen, aber auch uns selbst. Uns selbst zu verändern bedeute, so J.K. Gibson-Graham, »unsere Welten zu verändern, und wenn die Beziehung wechselseitig ist, dann ist das Projekt, Geschichte zu machen, niemals fern, sondern immer unmittelbar hier, an den Grenzen unserer spürenden, denkenden, fühlenden, sich bewegenden Körper«. 2 Letztlich hat die Politik ihren Ursprung in unserer Subjektivität, sagen Gibson-Graham, und in »der sinnlichen Erfahrung, ein Körper zu sein«. Pascal Gielen bezeichnet Kultur als »ein heimliches Labor für neue Lebensformen, ein allgegenwärtiger Inkubator, der kaum wahrgenommen wird, gerade weil er überall da ist«. 3 Commons sind ein solches Labor; eine Kultur, die schon immer überall existiert hat; sie wird nur derzeit nicht als kohärenter, wertschöpfender Prozess oder als eigenständige soziale Institution anerkannt. Heute schreiben sich die Kategorien der kapitalistischen Marktwirtschaft in unser Denken ein und uns dadurch mehr oder weniger vor, wie wir uns verhalten sollen, in was wir investieren, wie wir unsere Institutionen organisieren sollen usw. Dabei wird angenommen, dass Menschen im Grunde egoistische und materialistische Einzelwesen sind, die stets ihren eigenen Nutzen zu mehren trachten. Commoning beruht auf einem anderen Menschenbild. Kein Wunder, dass es uns ungewöhnlich erscheint. Festzuhalten ist -noch bevor wir unsere Ausgrabungsfunde ausbreiten -wie Commoning seine katalytische Wirkung entfaltet: Je mehr man -wie gesagt -die Commons-Weltsicht verinnerlicht und je mehr man Commoning betreibt, desto mehr wird man Commoner. Mit der Zeit verändert das alles: Kultur, Politik und Wirtschaft. Lassen Sie uns nun mit unserer Erkundung beginnen: mit dem Bereich des Sozialen, dem Miteinander, das Themen aufruft wie Zusammenarbeit, Beziehungsgestaltung oder die gemeinsame Nutzung von dem, was wir zum Leben und Menschsein brauchen. Gemeinsame Absichten & Werte kultivieren Rituale des Miteinanders etablieren Ohne Zwänge beitragen Gegenseitigkeit behutsam ausüben Situiertem Wissen vertrauen Naturverbundensein vertiefen Konflikte beziehungswahrend bearbeiten Eigene Governance reflektieren
Elinor Ostrom und andere haben Design-Prinzipien für die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen... more Elinor Ostrom und andere haben Design-Prinzipien für die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen formuliert. Sie sind die Essenz unzähliger Feldstudien. Sie wurden aus einer wissenschaftlichen Perspektive verfasst und bleiben für die Commons-Bewegung von großer Bedeutung. Unsere Perspektive ist die der aktiven Commoners, der Menschen, die Commons machen. Uns geht es weniger um Institutionen, sondern um Räume der Gemeinschaftlichkeit und Kooperation, die wir uns schaffen. An den Ressourcen interessiert uns weniger ihre Beschaffenheit, sondern wie wir sie erhalten und nutzen können. Wir beziehen uns folglich sowohl auf materielle wie nicht-materielle Ressourcen, auf traditionelle wie neue Commons. Ostroms Design-Prinzipien sind für uns ein Muster für die Entwicklung der folgenden Orientierungspunkte. Wir hoffen, dass sie Anregungen für Commoners sind, die eigene Praxis zu reflektieren. Commons existieren nicht in einer heilen Welt, sondern in einer commonsunfreundlichen Umgebung. Es ist daher wichtig, dass Commoners sich bewusst sind, welchen Schatz sie in den Händen halten, um ihn bewahren und entfalten zu können.
Silke Helfrich: Wie bist Du darauf gekommen? Van Bo Le-Mentzel: Ich frage mich oft, was wohl an M... more Silke Helfrich: Wie bist Du darauf gekommen? Van Bo Le-Mentzel: Ich frage mich oft, was wohl an Möbeln -oder an anderen Dingen -entstehen würde, wenn man sich nicht immer fragt, wie man sie verkaufen kann. Ich glaube, viele Güter würden anders werden. Weniger die Umwelt belasten, weniger Arbeitskräfte verheizen. Und den Konsumenten weniger vorgaukeln. Güter mit Güte, sozusagen. (lacht) Silke Helfrich: So wie die Hartz-IV-Möbel. Van Bo Le-Mentzel: Genau. Silke Helfrich: Welche Rolle spielt dabei die Open-Design-Idee? Sowohl bei den Hartz-IV-Möbeln und den Karma Chakhs als auch bei den »Do it yourself«-Hausprojekten weist Du daraufhin, dass Nachahmen ausdrücklich erwünscht ist. Das sehen andere Kreative anders. Van Bo Le-Mentzel: Ich bekenne mich zu Open Source und unterstütze die Open-Design-Idee, aber ich habe mir dafür andere Begriffe ausgedacht. Begriffe, die Offenheit nicht benennen, aber voraussetzen.
Commons, 2014
Die alte Welt treibt durch stürmische Zeiten. Sie wirkt wie ein aus dem Ruder gelaufener Tanker i... more Die alte Welt treibt durch stürmische Zeiten. Sie wirkt wie ein aus dem Ruder gelaufener Tanker in schwerer See. Eine neue Welt ist nicht in Sicht, aber Leuchtfeuer am Horizont weisen in Richtungen, die wir jederzeit einschlagen können, um dem Sturm zu entkommen. Dieses Buch beschreibt sie. Es handelt von unserer Zukunft. Überall auf der Welt suchen Menschen nach Alternativen zu der überkommenen Ordnung, die sie umgibt: zentralisierte Hierarchien einerseits und entfesselte Märkte andererseits. Diesen Märkten sind die Staaten, am Steuer eines umweltzerstörenden Wachstums stehend, verpflichtet. Die Suche nach Alternativen findet ihren Ausdruck bei den spanischen Indignados, in den sozialen Konflikten Lateinamerikas, in der Occupy-Bewegung und im innovationsberstenden Internet. Menschen wollen sich nicht nur aus Armut oder von schwindenden Teilhabechancen befreien. Sie suchen auch neue Kommunikationsformen, Produktionsweisen und Regeln, die ihnen Stimme geben und Verantwortung zutrauen. Die bestehende Ordnung bietet keinen plausiblen Weg in die Zukunft. Wir selbst müssen diesen Weg bahnen! Das Buchprojekt, das Sie jetzt in den Händen halten, ist Teil dieses Prozesses. Die Essays dieses Bandes entfalten das Potential der Commons (der Allmende oder Gemeingüter). Sie weisen Wege und Strategien, um unsere Zukunft neu zu denken und selbstbestimmt zu gestalten. Die Beiträge der bewusst aus den unterschiedlichsten Sphären ausgewählten Autorinnen und Autoren aus 30 Ländern bilden drei Kategorien: erstens diejenigen, die unser theoretisches Verständnis der Commons festigen und erweitern; zweitens diejenigen, die eindringlich Kritik an der zunehmend dysfunktionalen Verquickung von Markt und Staat formulieren; drittens diejenigen, die konkrete Ideen und Projekte vorstellen und zeigen, wie innovativ, machbar und attraktiv Commons sind. Die Beiträge zur Commons-Theorie und zur politischen Ökonomie (Kapitel I) erkunden unter anderem die »Tragik der Anti-Allmende«, die beschreibt, wie übermäßige, fragmentierte Eigentumsrechte Innovation und Kooperation behindern. Sie erläutern die zentralen Unterschiede zwischen »Gemeingütern« und »öffentlichen Gütern« und analysieren die Weisen, wie Commons elementare Prinzipien der Moderne, des Liberalismus und des Rechts herausfordern. Und sie zeigen, wie das Denken in Commons-Kategorien erkennen lässt, dass die Methodik der Silke Helfrich und David Bollier
Economics After Capitalism
Economics After Capitalism
From the time it was uttered by Margaret Thatcher in the 1980s, “There is no alternative” has bee... more From the time it was uttered by Margaret Thatcher in the 1980s, “There is no alternative” has been the unofficial mantra of the neoliberal order. The illusion of inevitability has long been a bulwark of late capitalism, leaving us unable to imagine anything beyond its crises and inequalities. But as Derek Wall argues in Economics After Capitalism , there is in fact an alternative to our crisis-ridden, austerity-inflicted world—and not just one alternative, but many. Challenging the arguments for markets, mainstream economics, and capitalism from Adam Smith onwards, Economics After Capitalism provides a step-by-step guide to the writers, movements, and schools of thought critical of neoliberal globalization. These thinkers range from Keynesian-inspired reformists such as George Soros and Joseph Stiglitz and critics of inequality like Thomas Piketty and Amartya Sen to more radical voices such as Naomi Klein, Marxists such as David Harvey, anarchists, and autonomists including Antonio Negri and Michael Hardt. Wall explains Marx’s economic system in a twenty-first century context and outlines how we can build a democratic economy that, by drawing on the ideas of Elinor Ostrom, Hugo Chavez and others, can renew socialism. In providing a clear and accessible guide to the economics of anti-capitalism, Wall successfully demonstrates that an alternative to rampant climate change, elite rule and financial chaos is not just necessary, but possible.
Yale Journal on Regulation, 1985
When Elizabeth P.'s' Toyota station wagon skidded off an icy road one foggy winter night and slam... more When Elizabeth P.'s' Toyota station wagon skidded off an icy road one foggy winter night and slammed sideways into a tree, she never knew that Federal Motor Vehicle Safety Standard (FMVSS) 214 had saved her life. The standard, issued by the federal auto safety agency-the U.S. Department of Transportation's National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA)-requires auto makers to build side door beams in cars, as specified in the dry technical language of Volume 49, Section 571.214 of the Code of Federal Regulations. 2 Side-impact protection is not an automotive feature that General Motors or Ford or Chrysler is likely to promote. Most auto dealers don't even know about it.' Yet for the estimated 480 motorists whose lives are saved annually by strong side-impact protection, 4 the design features required by FMVSS 214 are one of the most important components of their cars-even though most of the survivors are oblivious to the role federal regulation played in saving their lives. Indeed, the estimated 10,000 motorists whose lives are spared 5 and the tens of thousands spared injury tJoan Claybrook, former Administrator of the National Highway Traffic Safety Administration (1977-1981), is President of Public Citizen. #fDavid Bollier is a political journalist based in New Haven, Connecticut. We would like to thank Public Citizen and the Democracy Project for support of our research activities. We also wish to express our appreciation to Phyllis McCarthy for invaluable research assistance, and to the many NHTSA employees whose work has made this article possible. 1. Elizabeth P. is a nom emprunte we have chosen to represent the anonymous beneficiaries of FMVSS 214. In order to protect the privacy rights of the victims of auto crashes, the NHTSA system for collecting auto crash statistics is forbidden by law from disclosing the names of people involved in crashes. Crashes such as the one portrayed here, however, are extremely common. 2. "This standard specifies strength requirements for side doors of a motor vehicle to minimize the safety hazard caused by intrusion into the passenger compartments in a side impact accident." 49 C.F.R. § 571.214 (1984). The regulation sets forth specific levels of "crush resistance" that side doors must satisfy and details test procedures to determine compliance with those strength levels. d. at S3, S4. 3. Our assessment is based on six seminars that NHTSA sponsored for 60 auto dealers in 1980 to educate them about the benefits of auto and highway safety regulation. It was apparent that most of the attendees knew very little about such lifesaving regulatory standards as FMVSS 214. 4. OFFICE OF PROGRAM EVALUATION, NAT'L HIGHWAY TRAFFIC SAFETY ADMIN., U.S. DEP'T OF TRANSP., AN EVALUATION OF SIDE STRUCTURE IMPROVEMENTS IN RESPONSE TO FEDERAL
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2015
Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-... more Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-Böll-Stiftung seit Langem. Als wir vor acht Jahren die ersten neugierigen Blicke auf die Commons geworfen haben, ahnten wir noch nicht, auf welch lange Reise wir uns begeben würden. Auf diesem Weg ist neben der politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Commons vor allem eine vertiefte Beschäftigung mit Kulturanthropologie nötig geworden. Wir haben entdeckt, dass die Commons und das Commoning überall in der Welt eine eigene Geschichte und spezifische Ausprägungen haben. Darin liegt auch ihr völkerverbindendes Potential, das auf neokoloniale Gedankenwelten und Politik genauso verzichten kann wie auf den Export von Demokratiemodellen, Institutionsformen und Patentrezepten für Entwicklung. Wenn sich Commons und Commoners Entfaltungsraum erkämpfen können, dann ist das ein großer Schritt für eine demokratische Entwicklung. Unsere Commons-Arbeit ist Teil eines Erkenntnisprozesses und einer Suche. Wir wollen unter anderem wissen: Wie könnte eine gerechte Wirtschaft und Gesellschaft aussehen, die eine sozialökologische Transformation in den planetarischen Grenzen ermöglicht? Wer treibt mit uns gemeinsam die Überlegungen voran, wie wir künftig miteinander leben wollen? Wer denkt nicht nur über Zukunftsfragen nach, sondern probiert hier und heute bereits Neues aus? Commons und Commoning sind Theorie und Praxis zugleich. Deshalb widmen wir beiden besondere Aufmerksamkeit als eine von mehreren möglichen Antworten auf die oben gestellten Fragen. Zu ihrer theoretischen Fundierung tragen wir seit Jahren bei und haben eine Trilogie geplant, deren erster Band im Frühjahr 2012 erschienen ist: Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Er wurde breit rezipiert. In vielen Diskussionen und Netzwerktreffen der letzten beiden Jahre entstanden Ideen für diesen vorliegenden zweiten Band: Die Welt der Commons-Muster gemeinsamen Handelns. Uns ist es wichtig, mit anderen an einer Vision zu arbeiten, die nicht nur Altbekanntes reformieren will, sondern einen wirklich transformativen Charakter hat. Wir unterstützen diesen Prozess, weil wir überzeugt sind, dass daraus Räume für eine andere Logik, eine neue Sprache und neue Denkkategorien entstehen. Solche Räume können sich nur losgelöst vom politischen Alltagsgeschäft und dessen Pragmatismus entfalten. Einen wichtigen Anstoß, in Commons-Theorie und alternative Formen der Wirtschafts-und Gesellschaftsgestaltung in unserem eigenen gesellschaftlichen 3 | Siehe zum Thema Lebendigkeit auch den Beitrag von Andreas Weber am Ende dieses Bandes auf den Seiten 354 ff. (Anm. der Hg.). Kapitel I-Begründen 34 Abbildung 8: Schema einer 4-Stufen-Pyramide mustertheoretischer Forschungsarbeit Muster der Commons und des Commoning Vor der Commons-Bewegung liegt eine Entwicklung, die mit einer weiteren Mobilisierung und Verbreitung des Wissens, das in der Bewegung beziehungsweise in ihren Akteurinnen und Akteuren lebt, verbunden sein muss. Die Situation erscheint komplex, vor allem durch die Vielfalt von historischen und aktuellen Erscheinungsformen von Commons in allen Kulturen. Es ist eine Herausforderung, aus dieser Vielfalt einen Grundstock von Begriffen als Modelle für alle Commons-Projekte ausfindig zu machen. Als wäre das nicht Anspruch genug, stellt sich zusätzlich die Aufgabe, wichtige Problemstellungen der Gegenwart, z.B. den Klimaschutz, als Gemeingut-Projekte zu verstehen und zu Lösungen zu finden. Die Situation ist nicht einfach und doch lässt sich sagen: Die notwendi gen Konzepte und Methoden existieren bereits, und es wird intensiv daran gearbeitet, die Theorie der Muster mit der Praxis der Commons zu verbinden.
Hacking the Law to Open Up Zones for Commoning
Punctum Books, Oct 8, 2020
Foreword to the New Edition
Pluto Press eBooks, Sep 7, 2017
Social Science Research Network, Dec 14, 2015
The International Legal Status of the Human Right to a Clean and Healthy Environment
Trends That Point Toward a New Synthesis
Cambridge University Press eBooks, Jan 21, 2013
Liberty & justice for some : defending a free society from the radical right's holy war on democracy
Green Governance: Epilogue