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University of Zagreb, Faculty of Humanities and Social Sciences [Filozofski fakultet]
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Papers by Hrvoje Tokic
I. Einleitung, Ziel und Methode Josip (Joseph) Jelačić de Buzim/Bužimski (1801-1859) ist in der G... more I. Einleitung, Ziel und Methode Josip (Joseph) Jelačić de Buzim/Bužimski (1801-1859) ist in der Geschichtsschreibung bekannt als kroatischer Banus 1 , als Protagonist der kroatischen Nationalbewegung und der Revolution von 1848/49, in der er gegen die ungarische Revolution militärisch vorging. Sein Einsatz für den Erhalt der Habsburgermonarchie in den Jahren 1848/49 brachte ihm den Ruf des "Retters Österreichs" ein. Zugleich gilt er als eine der bedeutendsten Personönlichkeiten der kroatischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. 2 Die moderne kroatische Historiographie war seit ihren Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur (reine) Wissenschaft, sondern sie übernahm auch die Aufgabe der nationalen Identitätsstiftung. 3 In einer Rede, gehalten im Jahr 1851 in einer Sitzung der ersten kroatischen geschichtswissenschaftlichen Institution, der Gesellschaft für südslawische Geschichte und Altertümer (Društvo za jugoslavensku pověstnicu i starine), formulierte Jelačić selbst diese Aufgabe der Geschichtswissenschaft wie folgt: "Es gibt wahrlich keine bessere und zweckmäßigere Art und Weise Nationalbewußtsein und Nationalstolz zu stärken, als der Nation den Spiegel der eigenen Vergangenheit vorzuhalten. Die Geschichte einer jeden Nation kann man als deren Taufschein bezeichnen. Wie ein Taufschein jedem Menschen als Merkmal der menschlichen Gesellschaft, der er angehört, dient, so dient jeder Nation die Geschichte als Merkmal ihres Platzes im großen Kreis der Menschheit. Ohne diese weiß die Nation weder was sie war, noch, was sie zu sein hat!" 4 Dieser Teil der Rede Jelačićs markiert den Beginn der Inanspruchnahme der Geschichte und somit der Geschichtsschreibung zur Propagierung nationalpolitischer Vorstellungen in der aufkeimenden kroatischen Nationalbewegung. Die kroatische Historiographie unterlag seit ihren Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts dem Einfluss verschiedener politischer Ideologien und war "verschiedenen politischen oder nationalen Legitimationszwängen ausgesetzt". 5
I. Einleitung, Ziel und Methode Josip (Joseph) Jelačić de Buzim/Bužimski (1801-1859) ist in der G... more I. Einleitung, Ziel und Methode Josip (Joseph) Jelačić de Buzim/Bužimski (1801-1859) ist in der Geschichtsschreibung bekannt als kroatischer Banus 1 , als Protagonist der kroatischen Nationalbewegung und der Revolution von 1848/49, in der er gegen die ungarische Revolution militärisch vorging. Sein Einsatz für den Erhalt der Habsburgermonarchie in den Jahren 1848/49 brachte ihm den Ruf des "Retters Österreichs" ein. Zugleich gilt er als eine der bedeutendsten Personönlichkeiten der kroatischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. 2 Die moderne kroatische Historiographie war seit ihren Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur (reine) Wissenschaft, sondern sie übernahm auch die Aufgabe der nationalen Identitätsstiftung. 3 In einer Rede, gehalten im Jahr 1851 in einer Sitzung der ersten kroatischen geschichtswissenschaftlichen Institution, der Gesellschaft für südslawische Geschichte und Altertümer (Društvo za jugoslavensku pověstnicu i starine), formulierte Jelačić selbst diese Aufgabe der Geschichtswissenschaft wie folgt: "Es gibt wahrlich keine bessere und zweckmäßigere Art und Weise Nationalbewußtsein und Nationalstolz zu stärken, als der Nation den Spiegel der eigenen Vergangenheit vorzuhalten. Die Geschichte einer jeden Nation kann man als deren Taufschein bezeichnen. Wie ein Taufschein jedem Menschen als Merkmal der menschlichen Gesellschaft, der er angehört, dient, so dient jeder Nation die Geschichte als Merkmal ihres Platzes im großen Kreis der Menschheit. Ohne diese weiß die Nation weder was sie war, noch, was sie zu sein hat!" 4 Dieser Teil der Rede Jelačićs markiert den Beginn der Inanspruchnahme der Geschichte und somit der Geschichtsschreibung zur Propagierung nationalpolitischer Vorstellungen in der aufkeimenden kroatischen Nationalbewegung. Die kroatische Historiographie unterlag seit ihren Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts dem Einfluss verschiedener politischer Ideologien und war "verschiedenen politischen oder nationalen Legitimationszwängen ausgesetzt". 5