Hannelore Paflik-Huber - Academia.edu (original) (raw)
Papers by Hannelore Paflik-Huber
Die Materialien, die Kirstin Arndt für ihre künstlerischen Arbeiten auswählt, sucht sie nicht im ... more Die Materialien, die Kirstin Arndt für ihre künstlerischen Arbeiten auswählt, sucht sie nicht im Künstler handel, sondern in Baumärkten, Bauzulieferfirmen oder ähnlichen Verkaufsstätten. Ihre Auswahlkrite rien unterscheiden sich jedoch vom Handwerker oder Hobbybastler, der diese Geschäfte als Käufer aufsucht. Auf ihrem Einkaufszettel stehen präzis vorformulierte Ansprüche hinsichtlich Oberfläche, Farbe und Haptik, die sie an das dort zu findende Material stellt. Diese Eigenschaften haben nicht not wendigerweise etwas mit den vom Handel angebotenen Qualitätszuschreibungen gemeinsam. Der Blick auf die Ware ist der einer Künstlerin. Er ist mehrdimensional und mehrwertig. Uns sind die Mate rialien, die Kirstin Arndt verwendet, folglich nicht unbekannt. Auf der ersten Wahrnehmungsstufe, beim ersten Kontakt mit den Arbeiten, kann die Assoziationskette zu bereits Bekanntem, außerhalb des Kunstfeldes Liegendem, erfolgen. Der Einstieg ins Werk der Künstlerin ist also im Prinzip leicht. Er be ginnt bei dem, was wir kennen. Damit bewegen wir uns allmählich auf der zweiten Wahrnehmungsebe ne, auf der man versucht, eine ästhetische Bedeutungsstruktur des Werkes zu erfassen, und in welcher der Zugang zur Arbeit liegt. Es ist das "Gleiche" und doch etwas "Anderes", sagt Kirstin Arndt und gibt damit einen wichtigen Hinweis für das Verstehen des Werkes. Was ist gleich, was anders? Nehmen wir z.B. das orangerote Absperrgitter von Baustellen, wie es in Italien oder Frankreich verwendet wird. Es wird farblich nicht verändert, nicht zugeschnitten, von der Länge her gekürzt oder um ein paar Meter Les materiaux que choisit Kirstin Arndt pour ses travaux ne proviennent pas d'un magasin de fournitures pour les artistes mais de grandes surfaces de materiaux de construction et d'outillage, de comptoirs pour professionnels du bätiment ou d'autres points de vente semblables. Mais ses criteres de choix sont differents de ceux de l'artisan ou du bricoleur, qui sont les habitues de ces lieux. Sur sa liste d'achats sont notees avec precision ses exigences concernant les surfaces, les couleurs, les textures. Ses criteres ne correspondent pas necessairement aux specifications commerciales. Le regard qu'elle porte sur les marchandises est celui d'une artiste. II est multidimensionnel et polyva lent. Aussi les materiaux qu'utilise Kirstin Arndt ne nous sont-ils pas inconnus. A la premiere rencontre avec les travaux de l'artiste, des associations s'imposent ä nous, qui n'appartiennent pas au champ de l'art. Les oeuvres de Kirstin Arndt sont en principe d'un abord facile. Nous rencontrons ce que nous connaissons. Nous nous acheminons donc progressivement vers un deuxieme niveau de perception et tentons de saisir la structure qui va donner acces ä la signification esthetique de l'oeuvre. C'est «la meme chose» et pourtant «autre chose», declare Kirstin Arndt, qui nous fournit ainsi un indice pour la comprehension de son oeuvre. Qu'est-ce qui est pareil et qu'est-ce qui est autre ? Prenons, par exemple, le grillage souple orange que l'on utilise pour enclore les chantiers en France et en Italie. La couleur n'a pas change, le rouleau n'a pas ete modifie; il n'a ni augmente ni
Zeit-Vorgabe Jede Zeichnung ist per se eine visuelle Manifesta tion von Zeit. Dieses künstlerisch... more Zeit-Vorgabe Jede Zeichnung ist per se eine visuelle Manifesta tion von Zeit. Dieses künstlerische Medium bietet die Option, einen Ablauf, Verlauf, eine zeitliche Un terbrechung, einen Augenblick, Dauer, Simultanei tät, und so weiter direkt und zu jedem Zeitpunkt ab zulesen. Die Dauer des Zeichenvorgangs kann da bei identisch sein mit der Betrachtungszeit.
Eines der übergreifenden Themen in den Arbeiten von Eva Schmeckenbecher ist das der Erinnerung. D... more Eines der übergreifenden Themen in den Arbeiten von Eva Schmeckenbecher ist das der Erinnerung. Das kollektive Gedächtnis ist evident in der Arbeit "Alter Postplatz, Adolf-Hitler-Platz, Alter Postplatz" in Biberach/Riß von 2002. An den früheren Namen des Platzes erinnert nichts mehr, eben außer den Erinnerungen der Bewohner und genau diese befragt die Künstlerin. Die meisten haben diesen Teil unserer Geschichte verdrängt, nur wenige erinnern sich. Eva Schmeckenbecher erstellt hierzu ein Album mit Aufnahmen des Platzes, der so aus den einzelnen Wohnungsräumen heraus wahrgenommen wird. Diese Ausblicke sind als Synomym für persönliches Gedächtnis zu verstehen. Sie werden für den Außenstehenden gleichzeitig zu Platzhaltern der eigenen Erinnerung, die im Unterschied zu den Bewohnern frei von persönlichen Momenten ist, d.h. ein abstrahiertes
Der Künstler Nikolaus Koliusis hat im Linden-Museum Stuttgart sieben Gefäße aus sieben verschiede... more Der Künstler Nikolaus Koliusis hat im Linden-Museum Stuttgart sieben Gefäße aus sieben verschiedenen Kulturen der Welt ausgewählt und fotografiert. Diese Objekte stammen nicht nur aus unterschiedlichen Regionen, sondern auch aus den unter schiedlichsten Epochen und sind Auf bewahrungsgefäße für Wein, Speisen oder Salben. Indem Koliusis sie mit Hilfe des Mediums der Fotografie einheitlich vor einem hellen Hintergrund präsentiert, werden sie auf eine gemeinsame Zeitebene, die Jetzt-Zeit aus Sicht der Betrachter, gestellt. Somit vergleichen wir sie "jetzt" miteinander, schauen auf ihre Gemeinsamkeiten und ihre Differenzen, die sie zu Stellvertretern ihrer jeweiligen Kultur machen. In der Installation im Verwaltungsgebäude des Städtischen Klinikums werden sie Fotografien eigener Arbeiten des Künstlers zugeordnet. Das künstlerische Werk von Koliusis zeich net sich durch eine große ästhetische
Zeit ist, wie lange wir warten...2, dies wäre die wohl unkomplizierteste Antwort auf ein Phänomen... more Zeit ist, wie lange wir warten...2, dies wäre die wohl unkomplizierteste Antwort auf ein Phänomen, das uns auf immer wieder neue und einmalige Weise fasziniert. Der zweite Teil von Feynmans Behaup tung ...worauf es dem Physiker schließlich ankommt, ist nicht, wie man Zeit definiert, sondern wie man sie mißt, zeigt aber gleichzeitig, daß seiner Meinung nach nur die Wissenschaft der Physik imstande ist, das Phänomen Zeit derart einzugrenzen, daß jede wei tere präzisierbare Nachfrage von vorneherein aus geschloßen wird. Auf der anderen Seite zeigen aber zeitgenössische Künstler immer wieder von neuem in ihren Kunstwerken, wie vielfältig die Unfaßbar keit von Zeit darstellbar ist. Zwischen diesen bei den Extremen, der Eingrenzung und der Ausweitung spielt sich aber alles ab. Aus diesen Gründen ist hier zunächst eine differen zierte Annäherung an den Begriff der Zeit von nöten, die es uns dann ermöglicht, die Angebote der Künstlerinnen und Künstler mit einem glei chen gemeinsamen Bewußtsein von Zeit zu sehen. Ziehen wir nun also auf der einen Seite den bedeu tendsten Zeitphilosophen des 20. Jahrhunderts, Edmund Husserl, zu Rate. Er schreibt zu Beginn dieses Jahrhunderts: Natürlich, was Zeit ist, wissen wir alle. Sie ist das Allerbekannteste. Sobald wir aber den Versuch machen, uns über das Zeitbewußtsein Rechen schaft zu geben, objektive Zeit und subjektives Zeitbewußtsein in das rechte Verhältnis zu setzen und uns zum Ver ständnis zu bringen, wie sich zeitliche Objektivität, also individuelle Objektivität überhaupt im subjektiven Zeit bewußtsein konstituieren kann, ja sowie wir auch nur den Versuch machen, das rein subjektive Zeitbewußtsein, den phänomenologischen Gehalt der Zeiterlebnisse einer Analyse zu unterziehen, verwickeln wir uns in die sonder barsten Schwierigkeiten, Widersprüche, Verworrenheiten? Husserls Aussage eröffnet uns nur die immanenten Widersprüchlichkeiten zu dem »Allerbekanntesten« derZeit und zeigt uns, auf welch unsicherem Bo den wir uns befinden, wenn wir uns diesem faszi nierenden Phänomen nähern wollen. Wenn man auf der anderen Seite den Husserlkenner, Video künstler und Zeitphilosophen unter den Künstlern, Nam June Paik, befragt, wird einem auch keine ein deutige Antwort gegeben. Er nimmt einem nicht die Aufgabe ab, sich selbst eingehender mit dem Be griff der Zeit auseinanderzusetzen. Nam June Paik bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: Zeit ist der am schwersten zu definierendste Begriff in unserem Leben, weil sie unser Leben selbst ist. Sie zu zeigen oder über sie nachzudenken ist bereits ein Paradoxon? Schon die Frage nach der Zeit birgt eine gewisse Alogik in sich. Sie ist als solche unstellbar und führt uns letz tendlich nur zu einem Paradoxon. Es bleibt daher als erstes Resultat unserer Annäherung festzustel len, daß der ontologische Begriff Zeit sprachlich schwer faßbar ist. Aber wie verhält es sich dann mit den künstleri schen Werken zum Paradoxon der Zeit? Geben sie uns eine adäquatere Hilfestellung Zeit zu verstehen oder zu definieren? Wäre es etwa vor allem die Kunst als Darstellungsform, die uns immer wieder anschauliche, sinnlich wahrnehmbare und geniess bare Angebote zum Themenkreis Zeit liefert? Hal ten wir also zuerst einmal die wesentlichsten positi ven Merkmale fest, die die künstlerischen Modelle der Zeit von denjenigen Denkmodellen der Wissen schaft unterscheiden. Der Künstler ist nicht an nur ein bestimmtes wis senschaftliches »Denkmuster« gebunden, er muß nicht mit der Logik und Akribie des Wissenschaft lers forschen. Der Künstler ist desweiteren nicht gebunden an wissenschaftliche Axiome gebunden, d.h. seine Konstruktionen und seine Kombinatio nen von Merkmalen sind interdisziplinärer Art, ohne Einschränkungen. Dem Künstler stehen hier zu alle Methoden, alle Materialien und alle Medien 4
Malstücke CLAPEKO van der Heide hat diese Ausstellung mit dem Begriff "Malstücke" beti telt. Sach... more Malstücke CLAPEKO van der Heide hat diese Ausstellung mit dem Begriff "Malstücke" beti telt. Sachlich, präzise und ohne künstlichen Habitus verweist er auf sein gewähl tes Medium. Thema und Motiv sind die Farbe. In seinen Arbeiten untersucht der Künstler die formalen, räumlichen und zeitlichen Bedingungen von Farbe nach ihren Qualitäten und Eigenschaften. Die bildlichen Ergebnisse, die er dabei erzielt, sind sehr different und überraschen, letztendlich auch den Künstler, immer wieder aufs Neue. Seine künstlerische Position einem kunstwissenschaftlichen Begriff zu unterlegen, wäre falsch und würde jeweils nur einen Teilaspekt seiner Arbeit beschreiben. So gesehen entspricht die Wortkombination "Malstücke" viel mehr dem Prinzip eines offenen Systems, das CLAPEKO bewußt nach allen nur denkbaren Seiten unbegrenzt beläßt. Gleichzeitig gibt der Titel eine erste Definition zu CLAPEKOS Kunstauffassung. Er selbst bezeichnet sich in erster und wichtigster Instanz als Maler. Seine Materialien sind Malutensilien: Farbe, Pinsel, Spachtel und Lein wand. Der traditionelle Bildbegriff ist für seine Arbeit zu eng gefaßt. Dagegen ist auch die Bezeichnung "Stück", ähnlich wie das englische "Piece", in seiner Semantik offen. Er verweist auf einen Ausschnitt aus einem Ganzen und läßt sich in seiner Gegenständlichkeit nicht auf etwas Zweidimensionales reduzieren. Das Anliegen des Künstlers wird hier sichtbar: Wie wird aus dem bloßen Material Farbe sichtbare Energie, eine nur dem jeweiligen Abbild zugeschriebene, imma
Das englische Wort beyond ist im Deutschen ein Synonym für die Zeit-und Raumbegriffe Jenseits und... more Das englische Wort beyond ist im Deutschen ein Synonym für die Zeit-und Raumbegriffe Jenseits und außerhalb. Übertragen auf die Kunst heißt dies: Jenseits des Gezeigten und außerhalb des Bildes. Beyond bezieht in der Bildenden Kunst, räumlich gesehen, die Umgebung mit ein, zeitlich das Vergangene und das Zukünftige sowie die Wahrnehmungszeit des Betrach ters. Folglich dasjenige, was visuell vom Künstler nicht gesetzt ist. Die Zeit lässt sich im Vergleich zum Raum nur unter Zuhilfenahme von einzelnen Zeitbegriffen, wie Jetzt, Augenblick, Dauer, Ereignis, Erinnerung, Lebenszeit, Vergäng lichkeit, Unendlichkeit, zyklische Zeit und Urknall, um nur einige zu nennen, begreifen und erfassen. Die künstlerischen Arbeiten von Wolfram Ullrich, im Besonderen die mehrteiligen, sind Repräsentanten für mehrere Zeitbegriffe: für
Die Materialien, die Kirstin Arndt für ihre künstlerischen Arbeiten auswählt, sucht sie nicht im ... more Die Materialien, die Kirstin Arndt für ihre künstlerischen Arbeiten auswählt, sucht sie nicht im Künstler handel, sondern in Baumärkten, Bauzulieferfirmen oder ähnlichen Verkaufsstätten. Ihre Auswahlkrite rien unterscheiden sich jedoch vom Handwerker oder Hobbybastler, der diese Geschäfte als Käufer aufsucht. Auf ihrem Einkaufszettel stehen präzis vorformulierte Ansprüche hinsichtlich Oberfläche, Farbe und Haptik, die sie an das dort zu findende Material stellt. Diese Eigenschaften haben nicht not wendigerweise etwas mit den vom Handel angebotenen Qualitätszuschreibungen gemeinsam. Der Blick auf die Ware ist der einer Künstlerin. Er ist mehrdimensional und mehrwertig. Uns sind die Mate rialien, die Kirstin Arndt verwendet, folglich nicht unbekannt. Auf der ersten Wahrnehmungsstufe, beim ersten Kontakt mit den Arbeiten, kann die Assoziationskette zu bereits Bekanntem, außerhalb des Kunstfeldes Liegendem, erfolgen. Der Einstieg ins Werk der Künstlerin ist also im Prinzip leicht. Er be ginnt bei dem, was wir kennen. Damit bewegen wir uns allmählich auf der zweiten Wahrnehmungsebe ne, auf der man versucht, eine ästhetische Bedeutungsstruktur des Werkes zu erfassen, und in welcher der Zugang zur Arbeit liegt. Es ist das "Gleiche" und doch etwas "Anderes", sagt Kirstin Arndt und gibt damit einen wichtigen Hinweis für das Verstehen des Werkes. Was ist gleich, was anders? Nehmen wir z.B. das orangerote Absperrgitter von Baustellen, wie es in Italien oder Frankreich verwendet wird. Es wird farblich nicht verändert, nicht zugeschnitten, von der Länge her gekürzt oder um ein paar Meter Les materiaux que choisit Kirstin Arndt pour ses travaux ne proviennent pas d'un magasin de fournitures pour les artistes mais de grandes surfaces de materiaux de construction et d'outillage, de comptoirs pour professionnels du bätiment ou d'autres points de vente semblables. Mais ses criteres de choix sont differents de ceux de l'artisan ou du bricoleur, qui sont les habitues de ces lieux. Sur sa liste d'achats sont notees avec precision ses exigences concernant les surfaces, les couleurs, les textures. Ses criteres ne correspondent pas necessairement aux specifications commerciales. Le regard qu'elle porte sur les marchandises est celui d'une artiste. II est multidimensionnel et polyva lent. Aussi les materiaux qu'utilise Kirstin Arndt ne nous sont-ils pas inconnus. A la premiere rencontre avec les travaux de l'artiste, des associations s'imposent ä nous, qui n'appartiennent pas au champ de l'art. Les oeuvres de Kirstin Arndt sont en principe d'un abord facile. Nous rencontrons ce que nous connaissons. Nous nous acheminons donc progressivement vers un deuxieme niveau de perception et tentons de saisir la structure qui va donner acces ä la signification esthetique de l'oeuvre. C'est «la meme chose» et pourtant «autre chose», declare Kirstin Arndt, qui nous fournit ainsi un indice pour la comprehension de son oeuvre. Qu'est-ce qui est pareil et qu'est-ce qui est autre ? Prenons, par exemple, le grillage souple orange que l'on utilise pour enclore les chantiers en France et en Italie. La couleur n'a pas change, le rouleau n'a pas ete modifie; il n'a ni augmente ni
Zeit-Vorgabe Jede Zeichnung ist per se eine visuelle Manifesta tion von Zeit. Dieses künstlerisch... more Zeit-Vorgabe Jede Zeichnung ist per se eine visuelle Manifesta tion von Zeit. Dieses künstlerische Medium bietet die Option, einen Ablauf, Verlauf, eine zeitliche Un terbrechung, einen Augenblick, Dauer, Simultanei tät, und so weiter direkt und zu jedem Zeitpunkt ab zulesen. Die Dauer des Zeichenvorgangs kann da bei identisch sein mit der Betrachtungszeit.
Eines der übergreifenden Themen in den Arbeiten von Eva Schmeckenbecher ist das der Erinnerung. D... more Eines der übergreifenden Themen in den Arbeiten von Eva Schmeckenbecher ist das der Erinnerung. Das kollektive Gedächtnis ist evident in der Arbeit "Alter Postplatz, Adolf-Hitler-Platz, Alter Postplatz" in Biberach/Riß von 2002. An den früheren Namen des Platzes erinnert nichts mehr, eben außer den Erinnerungen der Bewohner und genau diese befragt die Künstlerin. Die meisten haben diesen Teil unserer Geschichte verdrängt, nur wenige erinnern sich. Eva Schmeckenbecher erstellt hierzu ein Album mit Aufnahmen des Platzes, der so aus den einzelnen Wohnungsräumen heraus wahrgenommen wird. Diese Ausblicke sind als Synomym für persönliches Gedächtnis zu verstehen. Sie werden für den Außenstehenden gleichzeitig zu Platzhaltern der eigenen Erinnerung, die im Unterschied zu den Bewohnern frei von persönlichen Momenten ist, d.h. ein abstrahiertes
Der Künstler Nikolaus Koliusis hat im Linden-Museum Stuttgart sieben Gefäße aus sieben verschiede... more Der Künstler Nikolaus Koliusis hat im Linden-Museum Stuttgart sieben Gefäße aus sieben verschiedenen Kulturen der Welt ausgewählt und fotografiert. Diese Objekte stammen nicht nur aus unterschiedlichen Regionen, sondern auch aus den unter schiedlichsten Epochen und sind Auf bewahrungsgefäße für Wein, Speisen oder Salben. Indem Koliusis sie mit Hilfe des Mediums der Fotografie einheitlich vor einem hellen Hintergrund präsentiert, werden sie auf eine gemeinsame Zeitebene, die Jetzt-Zeit aus Sicht der Betrachter, gestellt. Somit vergleichen wir sie "jetzt" miteinander, schauen auf ihre Gemeinsamkeiten und ihre Differenzen, die sie zu Stellvertretern ihrer jeweiligen Kultur machen. In der Installation im Verwaltungsgebäude des Städtischen Klinikums werden sie Fotografien eigener Arbeiten des Künstlers zugeordnet. Das künstlerische Werk von Koliusis zeich net sich durch eine große ästhetische
Zeit ist, wie lange wir warten...2, dies wäre die wohl unkomplizierteste Antwort auf ein Phänomen... more Zeit ist, wie lange wir warten...2, dies wäre die wohl unkomplizierteste Antwort auf ein Phänomen, das uns auf immer wieder neue und einmalige Weise fasziniert. Der zweite Teil von Feynmans Behaup tung ...worauf es dem Physiker schließlich ankommt, ist nicht, wie man Zeit definiert, sondern wie man sie mißt, zeigt aber gleichzeitig, daß seiner Meinung nach nur die Wissenschaft der Physik imstande ist, das Phänomen Zeit derart einzugrenzen, daß jede wei tere präzisierbare Nachfrage von vorneherein aus geschloßen wird. Auf der anderen Seite zeigen aber zeitgenössische Künstler immer wieder von neuem in ihren Kunstwerken, wie vielfältig die Unfaßbar keit von Zeit darstellbar ist. Zwischen diesen bei den Extremen, der Eingrenzung und der Ausweitung spielt sich aber alles ab. Aus diesen Gründen ist hier zunächst eine differen zierte Annäherung an den Begriff der Zeit von nöten, die es uns dann ermöglicht, die Angebote der Künstlerinnen und Künstler mit einem glei chen gemeinsamen Bewußtsein von Zeit zu sehen. Ziehen wir nun also auf der einen Seite den bedeu tendsten Zeitphilosophen des 20. Jahrhunderts, Edmund Husserl, zu Rate. Er schreibt zu Beginn dieses Jahrhunderts: Natürlich, was Zeit ist, wissen wir alle. Sie ist das Allerbekannteste. Sobald wir aber den Versuch machen, uns über das Zeitbewußtsein Rechen schaft zu geben, objektive Zeit und subjektives Zeitbewußtsein in das rechte Verhältnis zu setzen und uns zum Ver ständnis zu bringen, wie sich zeitliche Objektivität, also individuelle Objektivität überhaupt im subjektiven Zeit bewußtsein konstituieren kann, ja sowie wir auch nur den Versuch machen, das rein subjektive Zeitbewußtsein, den phänomenologischen Gehalt der Zeiterlebnisse einer Analyse zu unterziehen, verwickeln wir uns in die sonder barsten Schwierigkeiten, Widersprüche, Verworrenheiten? Husserls Aussage eröffnet uns nur die immanenten Widersprüchlichkeiten zu dem »Allerbekanntesten« derZeit und zeigt uns, auf welch unsicherem Bo den wir uns befinden, wenn wir uns diesem faszi nierenden Phänomen nähern wollen. Wenn man auf der anderen Seite den Husserlkenner, Video künstler und Zeitphilosophen unter den Künstlern, Nam June Paik, befragt, wird einem auch keine ein deutige Antwort gegeben. Er nimmt einem nicht die Aufgabe ab, sich selbst eingehender mit dem Be griff der Zeit auseinanderzusetzen. Nam June Paik bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: Zeit ist der am schwersten zu definierendste Begriff in unserem Leben, weil sie unser Leben selbst ist. Sie zu zeigen oder über sie nachzudenken ist bereits ein Paradoxon? Schon die Frage nach der Zeit birgt eine gewisse Alogik in sich. Sie ist als solche unstellbar und führt uns letz tendlich nur zu einem Paradoxon. Es bleibt daher als erstes Resultat unserer Annäherung festzustel len, daß der ontologische Begriff Zeit sprachlich schwer faßbar ist. Aber wie verhält es sich dann mit den künstleri schen Werken zum Paradoxon der Zeit? Geben sie uns eine adäquatere Hilfestellung Zeit zu verstehen oder zu definieren? Wäre es etwa vor allem die Kunst als Darstellungsform, die uns immer wieder anschauliche, sinnlich wahrnehmbare und geniess bare Angebote zum Themenkreis Zeit liefert? Hal ten wir also zuerst einmal die wesentlichsten positi ven Merkmale fest, die die künstlerischen Modelle der Zeit von denjenigen Denkmodellen der Wissen schaft unterscheiden. Der Künstler ist nicht an nur ein bestimmtes wis senschaftliches »Denkmuster« gebunden, er muß nicht mit der Logik und Akribie des Wissenschaft lers forschen. Der Künstler ist desweiteren nicht gebunden an wissenschaftliche Axiome gebunden, d.h. seine Konstruktionen und seine Kombinatio nen von Merkmalen sind interdisziplinärer Art, ohne Einschränkungen. Dem Künstler stehen hier zu alle Methoden, alle Materialien und alle Medien 4
Malstücke CLAPEKO van der Heide hat diese Ausstellung mit dem Begriff "Malstücke" beti telt. Sach... more Malstücke CLAPEKO van der Heide hat diese Ausstellung mit dem Begriff "Malstücke" beti telt. Sachlich, präzise und ohne künstlichen Habitus verweist er auf sein gewähl tes Medium. Thema und Motiv sind die Farbe. In seinen Arbeiten untersucht der Künstler die formalen, räumlichen und zeitlichen Bedingungen von Farbe nach ihren Qualitäten und Eigenschaften. Die bildlichen Ergebnisse, die er dabei erzielt, sind sehr different und überraschen, letztendlich auch den Künstler, immer wieder aufs Neue. Seine künstlerische Position einem kunstwissenschaftlichen Begriff zu unterlegen, wäre falsch und würde jeweils nur einen Teilaspekt seiner Arbeit beschreiben. So gesehen entspricht die Wortkombination "Malstücke" viel mehr dem Prinzip eines offenen Systems, das CLAPEKO bewußt nach allen nur denkbaren Seiten unbegrenzt beläßt. Gleichzeitig gibt der Titel eine erste Definition zu CLAPEKOS Kunstauffassung. Er selbst bezeichnet sich in erster und wichtigster Instanz als Maler. Seine Materialien sind Malutensilien: Farbe, Pinsel, Spachtel und Lein wand. Der traditionelle Bildbegriff ist für seine Arbeit zu eng gefaßt. Dagegen ist auch die Bezeichnung "Stück", ähnlich wie das englische "Piece", in seiner Semantik offen. Er verweist auf einen Ausschnitt aus einem Ganzen und läßt sich in seiner Gegenständlichkeit nicht auf etwas Zweidimensionales reduzieren. Das Anliegen des Künstlers wird hier sichtbar: Wie wird aus dem bloßen Material Farbe sichtbare Energie, eine nur dem jeweiligen Abbild zugeschriebene, imma
Das englische Wort beyond ist im Deutschen ein Synonym für die Zeit-und Raumbegriffe Jenseits und... more Das englische Wort beyond ist im Deutschen ein Synonym für die Zeit-und Raumbegriffe Jenseits und außerhalb. Übertragen auf die Kunst heißt dies: Jenseits des Gezeigten und außerhalb des Bildes. Beyond bezieht in der Bildenden Kunst, räumlich gesehen, die Umgebung mit ein, zeitlich das Vergangene und das Zukünftige sowie die Wahrnehmungszeit des Betrach ters. Folglich dasjenige, was visuell vom Künstler nicht gesetzt ist. Die Zeit lässt sich im Vergleich zum Raum nur unter Zuhilfenahme von einzelnen Zeitbegriffen, wie Jetzt, Augenblick, Dauer, Ereignis, Erinnerung, Lebenszeit, Vergäng lichkeit, Unendlichkeit, zyklische Zeit und Urknall, um nur einige zu nennen, begreifen und erfassen. Die künstlerischen Arbeiten von Wolfram Ullrich, im Besonderen die mehrteiligen, sind Repräsentanten für mehrere Zeitbegriffe: für